„Silver Surfer“ in KölnAus kaputter Rolltreppe am Ebertplatz wird eine Rutsche

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Silver Surfer am Ebertplatz

Glänzender Abgang: Nina Ollop und Tochter Nola freuen sich über die neue Rutsche am Ebertplatz.

Köln – Der Ebertplatz sorgt in diesen Tagen für Heiterkeit. Mit Freude schwingen sich sowohl kleine als auch große Kölnerinnen und Kölner hinab in die Passage. Die stillgelegte Rolltreppe, die vom Eigelstein kommt, ist zu einer silbern glänzenden Rutsche geworden. Familie Ollop aus Sülz hat sie nur zufällig entdeckt und die dreijährige Nola ist begeistert: „Nochmal“ ruft sie immer wieder, wenn sie unten angekommen ist, mal mit und mal ohne Mutter Nina.

Diese Rutsche ist Teil einer Kunstinstallation und nennt sich „Silver Surfer“. Am unteren Ende befinden sich mehrere Spiegel an der Wand. Wer daran vorbeikommt, soll laut den Künstlern die Botschaft bekommen: „Du bist Teil des Ebertplatzes, du bist Teil der Stadt.“ Die Spiegelungen auf der Rutsche sollen zudem dafür sorgen, dass die Kunstpassage je nach Sonnschein unterschiedlich beleuchtet wird.

Künstler funktionierten bereits fünf andere Rolltreppen um, eine weitere folgt. Begonnen hat das Projekt im Mai 2019. So zieren pyramidenförmige Spiegelflächen eine andere Treppe, eine weitere ist mit einer Licht- und Toninstallation bestückt. Sie reagiert auf die Treppensteigenden mit Musik und buntem Leuchten. Von der Bushaltestelle kommend schieben sich Holzkeile die Treppe hinunter. Umso greller leuchten die neongrünen Spitzen an der Oberfläche. Diese Installation war die erste von sieben.

Rolltreppen stehen seit 17 Jahren still

Hintergrund dieser Kunstinstallation ist der geplante Umbau des Ebertplatzes. Bereits seit 2004 sind die Rolltreppen stillgelegt. Eine Reparatur lehnte die Politik zu der Zeit ab, weil der Ebertplatz schon damals umgebaut werden sollte. Der Umbau verzögerte sich aber immer wieder, der Platz geriet 2017 bundesweit in die Schlagzeilen, weil ein Streit tödlich endete, später folgte ein zweiter Fall. Ein Zwischenkonzept sollte ab 2018 helfen, den Platz wieder zu beleben, unter anderem sanierte die Stadt den Brunnen, nachdem der Stadtrat Geld genehmigte. Teil des Konzepts war auch die neue Nutzung der defekten Rolltreppen, 53 Entwürfe reichten Künstler ein zum Thema „Neue Zugänge zum Ebertplatz“. Die Rutsche kam von dem Berliner Kreativ-Netzwerk „On/Off“. Aktuell diskutieren der Bürgerverein und die Politik noch, ob der Ebertplatz teilweise oder komplett umgebaut werden soll.

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Ab heute gibt es neben der Rolltreppen-Kunst noch mehr zu entdecken. Ab 17 Uhr startet das Projekt „Transit“. Auf einem 50 Meter langen LED-Laufband werden fünf Wochen lang Kurztexte zu lesen sein. Das LED-Laufband befindet sich auf dem Waschbeton-Fries oberhalb der Kunstpassage. Täglich werden fünf bis sechs Texte von 9 bis 20 Uhr gezeigt. Von 20 bis 23 Uhr laufen alle 31 Texte über das Band. Zu den Autoren gehört der Schriftsteller Thorsten Krämer, ebenso wie die verstorbene Semra Ertan, die sich im Jahre 1984 aus Protest gegen Rassismus öffentlich selbst verbrannte.

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