Der Ruf haftet der Arena seit ihren Anfängen an: Der Sound in der Halle sei schlecht. Auf Ursachenforschung mit dem Arena-Toningenieur Michael Häck.
SoundcheckWarum hat der Klang in der Lanxess Arena einen so schlechten Ruf?

Michael Häck ist der Toningenieur der Lanxess-Arena.
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Ohne sie würden viele große Stars der Musikszene nicht den Weg nach Köln einschlagen: Die Lanxess-Arena bietet Künstlern wie Rod Stewart, Elton John, Eric Clapton oder dem Wu-Tang-Clan eine Bühne. Weltstars, die oftmals im Handumdrehen die große Mehrzweckhalle füllen und legendären Musikgenuss versprechen. Doch immer wieder mal kommen nach großen Konzerten in der Arena Misstöne auf. Der Halle hängt der Ruf an, einen schlechten Sound zu haben. Wie kommt es dazu? Wer ist zuständig für den Sound in der Arena? Und was sind Komponenten für einen guten Klang?
Rock-Legende als Nagativbeispiel
Ein Negativ-Beispiel: Im August machte die Musiklegende Santana auf seiner Welttournee Station in der Lanxess-Arena. Der Woodstock-Veteran und Latino-Rocker zog die Massen an. Die Halle war bis unters Dach gefüllt, rund 15.000 Zuschauer. Der Auftritt war durchaus umjubelt, doch der Sound an diesem Abend setzte oftmals fundierte Kenntnisse des Songs voraus. Über weite Strecken versank das Zusammenspielt der Musiker in einem Klangbrei. Nicht wenige Konzertbesucher sparten nach dem letzten Akkord, beim Verlassen der Halle, in Gesprächen untereinander nicht mit Kritik an dem Sound.
Michael Häck ist der Toningenieur der Lanxess-Arena. Seit 40 Jahren arbeitet er in diesem Beruf, seit dem Jahreswechsel 1999/2000 ist er für die Lanxess-Arena tätig. Sein erster großer Auftrag damals: das Silvesterkonzert mit den Bläck Fööss. Dass der Arena der Ruf anhaftet, einen schlechten Sound zu haben, ist ihm natürlich bekannt. Häck setzt dem entgegen: „70 Prozent der Konzerte laufen gut.“ In den überwiegenden Fällen sei der Sound hervorragend, perfekt abgestimmt auf die Verhältnisse in der Arena.
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Und auch bei den Zuständigkeiten will der Arena-Toningenieur die Verhältnisse geraderücken: „90 Prozent der Künstler kommen mit einer eigenen Anlage.“ Eingestellt und bedient von einem eignen Toningenieur. „Abgesehen von Eigenveranstaltungen ist die Arena-Management GmbH nur der Vermieter der Arena“, erklärt Häck. Allein verantwortlich für den Sound zeichnet er also nur bei Veranstaltungen, die vom Arena-Management in Eigenregie durchgeführt werden, wie beispielsweise die „Lachende Kölnarena“.

Das Konzert von Santana in der Lanxess Arena war umjubelt, aber es gab deutliche Kritik am Sound.
Copyright: Thomas Brill
Die hauseigene Sound-Anlage sei perfekt auf die Arena zugeschnitten. „Die habe ich nach über 20 Jahren Erfahrung mit dieser Halle optimiert.“ Allerdings ist sie für so genannte Center-Stage-Veranstaltungen ausgerichtet. Also für die Veranstaltungen, bei denen sich die Bühne in der Mitte der Halle befindet. Doch die Konzerte sind überwiegend End-Stage-Veranstaltungen, bei denen die Bühne sich am Rand der Innenfläche befindet. Führt die Arena eine End-Stage-Veranstaltung in Eigenregie durch, mietet Häck die Technik dafür an. Wenn die Arena wie bei dem End-Stage-Konzert von Santana bis unter das Dach ausverkauft ist, kann er den Technikern der Band allerdings anbieten, sich auf das Soundsystem für den Oberrang zu schalten.
„Ich kenne alle Eigenheiten der Arena“
Wenn gewünscht, geht die Unterstützung auch über technische Hilfen hinaus. Häck bietet den Bands grundsätzlich an, sich mit seiner Erfahrung einzubringen. „Ich bin hier schon so lange, ich kenne alle Eigenheiten der Arena.“ Die sei als Multifunktionshalle nun mal nicht spezifisch für Konzerte gebaut. Doch wenn der Veranstalter oder der Toningenieur des Künstlers seine Expertise nicht wünsche, dann seien ihm eben die Hände gebunden – selbst wenn er beim Soundcheck vor einem Konzert den Eindruck hat, es gäbe da noch Optimierungsmöglichkeiten. „Doch wenn die Künstler und deren Toningenieur das gut finden, dann ist das auch ihre künstlerische Freiheit, das muss ich akzeptieren“, sagt Häck.

Die Lachende Kölnarena führt das Arena-Management in Eigenregie durch. Bei Rockkonzerten ist das Management zumeist nur Vermieter.
Copyright: Thomas Banneyer
Für ihn selbst ist ein guter Sound das Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Ein nicht unwesentlicher Faktor dabei aus Häcks Sicht: Die Musiker nutzen In-Ear-Kopfhörer, um sich selbst zu hören. Werden stattdessen Lautsprecher auf der Bühne genutzt, um sich selbst spielen oder singen zu hören, sieht der Toningenieur die Gefahr, dass die Klangquelle auf der Bühne zu groß wird und Einfluss ausübt auf den Klang in der Halle. Bei den meisten Auftritten sei es den bandeigenen Toningenieuren sehr wichtig, dass der Sound optimal auf alle Ebenen und Positionen in der der Halle ausgerichtet ist: „Die gehen dann mit mir auf die Oberränge und an jede nur erdenkliche Stelle der Arena und hören sich den Sound mit eigenen Ohren an.“
Störfaktoren minimiert
Und das Arena-Management hat auch aus der jahrzehntelangen Erfahrung gelernt: „Wir haben viel unternommen, um Störfaktoren, die in unserem Verantwortungsbereich liegen, zu minimieren“, betont Häck. Ein Beispiel: „Wir haben nahezu alle Verglasungen der Logen entfernet.“ Über die sei früher der Schall zurückgeworfen worden, was eine Herausforderung für die Soundqualität gewesen sei. Häck gesteht offen, dass ihn diese Maßnahme zum damaligen Zeitpunkt viel Überzeugungskraft gegenüber der Geschäftsleitung gekostet habe. Doch letztlich habe er sich durchsetzen können, damit dem Ruf, die Arena habe einen schlechten Sound, etwas entgegengesetzt werden kann.
Doch bei allen Bemühungen auf Seiten der Arena: „Dass der Sound in der Lanxess-Arena schlecht ist, lässt sich nicht pauschal mit Ja beantworten – viel mehr besteht das Sound-Konstrukt in einer Multifunktionsarena aus vielen internen und externen Faktoren, die perfekt aufeinander abgestimmt sein müssen. Dann ist auch perfekter Sound in Köln-Deutz möglich“, resümiert der Toningenieur.
