Studierenden-ProjektDie Treppe am Ebertplatz bleibt nun länger

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Kulturveranstaltung Freitreppe Ebertplatz

Der Ebertplatz wird mit einem Kulturprogramm bespielt, auch die neue Treppe ist Schauplatz der Darbietungen.

Die Initiative plant, die Treppe noch drei weitere Monate stehen zu lassen und anschließend die Nutzungsmöglichkeiten des Platzes für zwei Jahre als Reallabor zu testen.

Wer schon immer mal seine Meinung zum Ebertplatz kundtun wollte, hat dazu am heutigen Freitag die vorerst letzte Gelegenheit. In den Briefkästen von 500 Anwohnenden lagen in den vergangenen Wochen Umfragebögen, und auf dem Platz finden sich vielerorts QR-Codes, mit denen Menschen im Vorbeigehen auf die Befragung aufmerksam gemacht werden. Initiiert wurde die Aktion von der Technischen Hochschule (TH) Köln, deren Studierende die Holztreppe aufgebaut haben, die seit September auf dem Platz steht. Nun wollen sie wissen, was die Menschen von dem Bauwerk halten.

Gerade erst hat die Stadt die Genehmigung für das Aufstellen des „fliegenden Baus“ um drei Monate bis zum 13. März verlängert. Zuletzt fanden hier Kunstaktionen und Mitsingkonzerte statt, auf der Treppe saßen Dutzende Gäste wie auf einer Freilichttribüne. Im März soll entschieden werden, ob die im September aufgebaute Treppe noch mal drei Monate länger stehen bleibt und auch den Sommer noch auf dem Ebertplatz erlebt. „Länger als ein Jahr möchten wir sie nicht stehen lassen, denn es geht darum einen Impuls für den Platz zu setzen und die Auswirkungen zu beobachten“, erklärt Architektin Susanne Kothe, Dozentin an der Kölner TH.

Umgestaltung soll 2025 im Stadtrat diskutiert werden

Der Ebertplatz soll noch zwei Jahre lang als Reallabor dienen, um Nutzungsmöglichkeiten zu testen, bevor Ende 2025 eine Beschlussvorlage zur dauerhaften Umgestaltung des Platzes im Stadtrat debattiert werden soll. Nach jahrelanger Verwahrlosung war der Platz zum Inbegriff des Angstraums und geworden, an dem der Drogenhandel bizarre Blüten trieb. Zunächst wurde im Sommer 2018 der lange als irreparabel geltende Brunnen wieder eingeschaltet, es folgten Gastronomie und Kunstaktionen. Und nun die Freitreppe hinauf zum Eigelstein.

Länger als ein Jahr möchten wir sie nicht stehen lassen, denn es geht darum einen Impuls für den Platz zu setzen.
Susanne Kohte, TH Köln

Schon vor 15 Jahren hatte Stadtplaner Albert Speer in seinem Masterplan für Köln eine Umgestaltung des Ebertplatzes zu einer ebenerdigen Fläche vorgeschlagen. Nach einem tödlichen Streit in der Drogenszene und zahlreichen Beschwerden aus der Nachbarschaft hatte der Stadtrat 2018 das Konzept zur Zwischennutzung beschlossen. Seit Jahren lässt der Umbau auf sich warten. „Die Zwischennutzung hat für kreative Nutzungsformen gesorgt. Bis der große Umbau beginnt, wünschen wir uns Verbesserungen in kleinen Schritten“, sagt Ruth Wennemar, Sprecherin des Bürgervereins Eigelstein.

Wunsch nach einem Zebrastreifen

Noch immer landen die Menschen nach dem Treppenaufstieg an einer Fußgängerampel – die Initiatoren wünschen sich hier schon lange einen Zebrastreifen. Nun soll eine neue Abstimmung mit der Stadt erfolgen. Ohnehin hofft der Bürgerverein langfristig auf eine Verlegung des Verkehrs auf die Nordseite des Platzes, so dass sich eine direkte Anbindung zum Eigelstein ergäbe.

Nun soll erstmal die Treppe für Belebung sorgen. Weil das Holz nicht pünktlich geliefert werden konnte, eröffnete die Treppe erst Mitte September, als sich der Sommer dem Ende neigte. Doch eine Verschiebung des Projekts auf 2024 hätte den Wegfall von Fördergeldern bedeutet. Das Zwischenergebnis der Bürgerbefragung lässt laut Technischer Hochschule die Zufriedenheit vieler Bürgerinnen und Bürger vermuten. „Die bislang eingegangenen Reaktionen waren zu 75 Prozent positiv, weil die Menschen nicht mehr durch den kurzen Verbindungstunnel Richtung Eigelstein gehen müssen“, sagt Kohte.

Um die Bespielung der Treppe kümmert sich das Kulturamt der Stadt, auch der Bürgerverein Eigelstein beobachtet die Entwicklung sehr genau. „Jeder Schritt zur Belebung des Ebertplatzes ist ein guter Schritt. Der Platz hat sich insgesamt schon zu einem tollen Ort entwickelt, dennoch haben wir nach wie vor ein großes Drogenproblem“, urteilt Wennemar. Die Polizei reagiert mit täglicher Präsenz.


Kultur und Polizeipräsenz

Die Polizei ist Dauergast auf dem Ebertplatz, um dort immer wieder die Drogenszene zu kontrollieren. Allein von Januar bis Oktober wurden mehr als 1200 Platzverweise ausgesprochen, knapp 100 Personen in Gewahrsam und etwa 50 Menschen vorläufig festgenommen. Insgesamt haben die Einsatzkräfte 500 Strafverfahren eingeleitet, meist wegen Drogendelikten. Mit einem Kulturprogramm versucht die Stadt gegenzusteuern. Am Samstag, 16. Dezember beginnt um 13 Uhr die Veranstaltung „Winterpänz 2023“.

Unter anderem tritt der Kinderliederpreis-Gewinner Sven van Thom auf. Ende ist gegen 16.30 Uhr gefragt. Der Musiker Kornelius Heidebrecht spielt Weihnachtslieder. Mitsingen ist am kommenden Dienstag, 19. Dezember, 17.30 Uhr gefragt. Musiker Heidebrecht spielt rund eine Stunde lang Weihnachtslieder in der Passage. Am Donnerstag, 21. Dezember, drei Tage vor Heiligabend, geben die Musiker „LIV ALMA & JKJK“ ein Winterkonzert auf dem Platz. (tho) www.unser-ebertplatz.koeln

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