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Veranstalter in SorgeTeilnehmerrückgang bei Kölner Volksläufen befürchtet

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Basteilauf

Der Basteilauf wird am Sonntag zum zweiten Mal ausgetragen.

Köln – Ausdauersport und Romantik lassen sich durchaus verbinden. Als Heijo Fetten, Vorsitzender der LLG Nordpark, den Countdown anzählt, hängt der Vollmond fahl leuchtend über dem Fühlinger See. Die Dunkelheit hat gerade den Tag verdrängt, als 350 Läuferinnen und Läufer zum „Nachtlauf“ des Vereins starten. Ganz gemütlich, ohne Zeitmessung. Angefeuert werden sie von 150 Pechfackeln, die am Wegesrand brennen, ein Jongleur wirbelt brennende Stäbe durch die Luft.

Noch eine Woche vor dem Lauf waren die Vereinsverantwortlichen erleichtert über 200 Anmeldungen, die angepeilt worden waren, um die Kosten zu decken. Allein am Veranstaltungstag hat der Club 50 Nachmeldungen verzeichnet. „Insgesamt haben wir nun 75 Prozent des Teilnehmerfeldes erreicht, das wir vor der Pandemie hatten“, berichtet Fetten, der mit Mikrofon in der Hand alle Athleten gut gelaunt im Ziel begrüß. „Wunderbar. Willkommen. Schön, dass ihr da seid“, ruft er.

Coronapandemie hinterlässt ihre Spuren in Köln

Mit Beginn der Laufsaison wird Schritt für Schritt erkennbar, welche Folgeschäden die Coronapandemie in der Branche zu hinterlassen droht. Die Frühjahrsmarathons in Bonn und Düsseldorf sind abgesagt worden, in Köln hat der Leichtathletikverein LT DSHS auf die Austragung seines Frühlingslaufs verzichtet. „Zuletzt waren uns wegen kurzfristiger Absagen von Läufen immer wieder Kosten entstanden. Jetzt haben wir uns schweren Herzens entschieden, auf den Lauf zu verzichten“, erklärt Claudia Schneider vom Leichtathletikteam der Sporthochschule. Voriges Jahr hatte sich der Club nur durch einen Spenden-Marathon vor dem finanziellen Aus gerettet. Auch die Anmeldung für den Zoolauf gestalte sich schleppend, „normalerweise war der Lauf immer sofort ausgebucht“, berichtet Schneider.

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Basteilauf am Rheinufer

650 Anmeldungen sind bereits für den Basteilauf am Sonntag, 27. März, eingegangen. Bei der Premiere vor drei Jahren hatten sich rund 1000 Athletinnen und Athleten an den Start für die Distanz über fünf oder zehn Kilometer begeben. „Am Wochenende haben wir eine Vielzahl von Anmeldungen verzeichnet, nachdem die Corona-Bedingungen nun gelockert worden sind“, sagt Jan Broniecki, Sprecher der Köln Marathon Veranstaltungs- und Werbe GmbH. Die Startgebühr beträgt 20 und 25 Euro (10 Kilometer). Am Start des Top-Laufs sind auch Tobias Blum (LC Rehlingen) und Jonathan Dahlke (Bayer Leverkusen).

5 oder 10 Kilometer können Sportlerinnen und Sportler am 24. April beim Dauerlauf im Severinsviertel laufen. Der Wettbewerb soll trotz fehlenden Hauptsponsors stattfinden.

Der Zoolauf steht am 24. Juni an, zwei Tage später folgt der Pax-Bank Stadionlauf. Der Brückenlauf des ASV Köln ist für den 11. September geplant. Saisonhöhepunkt für viele Läuferinnen und Läufer ist der Generali Köln Marathon am 2. Oktober, einschließlich Halbmarathon. (tho)

Holger Wesseln veranstaltet mit seiner Agentur „pulsschlag“ bundesweit zahlreiche Läufe, darunter den Altstadt-Lauf in Köln, Stadionlauf und Köln-Turm Treppenlauf. Er fürchtet, dass sich durch die Pandemie und viele Absagen nicht bloß das Anmeldeverhalten der Läuferinnen und Läufer geändert hat. „Meiner Ansicht nach warten die Kunden nicht ab. Es gibt sie nicht mehr“, lautet die niederschmetternde Theorie des Veranstalters. Mit einer anderen Firma bietet er bei knapp 100 Läufen bundesweit die Zeitmessung an und hat festgestellt: die Anmeldungen sind zwischen 30 und 50 Prozent zurückgegangen.

Lässt sich diese Entwicklung nicht doch mit Anlaufschwierigkeiten erklären? „Der harte Kern hat weiter trainiert. Aber viele Gelegenheitsjogger haben das Laufen aufgegeben“, stellt Detlev Ackermann fest, Laufwart des Leichtathletik-Verbands Nordrhein. Die Zahl der für dieses Jahr angemeldeten Läufe sei zurückgegangen. „Für die nächsten zwei bis vier Jahre könnten die Hobbyläufer verloren sein. Das Produkt Laufen hat nicht stattgefunden, die Menschen sind in andere Sportarten abgewandert“, fürchtet Holger Wesseln. Doch es gibt Lichtblicke. Bei „Rodenkirchen läuft“ rannten am 13. März 950 Sportlerinnen und Sportler durch den Forstbotanischen Garten – so viele wie vor der Pandemie.

Auch hinter der LLG Nordpark liegen zwei harte Jahre. „Teilweise konnten wir nur in Zweiergruppen trainieren – so wie es die Corona-Schutzverordnung gerade zugelassen hat“, sagt Heinz-Josef Fetten. Mit „Kulturläufen“ durch die Stadt oder zu Schloss Arff bei Roggendorf/Thenhoven habe man das Vereinsleben aufrechterhalten. „Das hat die Truppe zusammengehalten“, sagt er.

Zurückhaltung bei zahlreichen Veranstaltungen

Der traditionsreiche ASV Köln hat zwei Jahre keine einzige Laufveranstaltung angeboten. Nun soll am 25. Mai der Nachtlauf stattfinden, der im Tanzbrunnen startet und über Deutzer Brücke und Hohenzollernbrücke führt. „Bei den Anmeldungen spüren wir eine gewisse Zurückhaltung. Aber wir hoffen auf kurzfristige Meldungen“, sagt Anja Wirtz, zuständig für Marketing und Sponsoren. Immerhin hatte der ASV kurz vor Ausbruch der Pandemie noch die Baumarktkette Obi als Geldgeber gewinnen können.

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Als die Fackeln am Fühlinger See längst gelöscht sind, versammeln sich noch einige Sportlerinnen und Sportler um eine Feuerschale. Mit dem ersten Vereinslauf seit mehr als zwei Jahren ist Heijo Fetten zufrieden. „Interessant wird sein, wie sich vor allem die großen Läufe entwickeln“, sagt er.

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