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Vom Dompropst gesegnetNeues Gitter soll den Kölner Dom vor Angriffen schützen

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Weihwasser für den neuen Zaun: Gerd Bachner, ehemaliger Dompropst, segnet das schmiedeeiserne Kunstwerk.

Weihwasser für den neuen Zaun: Gerd Bachner, ehemaliger Dompropst, segnet das schmiedeeiserne Kunstwerk.

Köln – Touristen, die ein Stück Mauerwerk als Andenken wollen, Obdachlose, die im Schutz der Portale ihre Notdurft verrichten: Das soll von jetzt an ein neuer Zaun vor der Nordseite des Domes verhindern. Georg Bachner, in dessen Zeit als Dompropst die Planung und Ausführung des Gitters fiel, segnete es zur Einweihung.

„In diesen Segen wollen wir alle Menschen einschließen, die den Dom betreten“, sagte Bachner – das habe er übrigens schon geschrieben, bevor die Vertreterinnen von Maria 2.0 kamen. Die hatten vor der offiziellen Veranstaltung Plakate mit dem Slogan „Segnet Menschen, keine Gitter“ gezeigt (siehe Kasten).

Protest von Maria 2.0

„Segnet Menschen, keine Gitter!“ – so stand es auf den Schildern und Plakaten, die Frauen aus der Bewegung Maria 2.0 vor der Segnung am Zaun zeigten – bis ein Polizist sie wegschickte. „Gegen den Zaun haben wir nichts“, erklärt Bernadette Rüggeberg, eine von ihnen, auf Nachfrage. „Wir haben etwas dagegen, dass der Zaun gesegnet wird, aber dieser Segen vielen Menschen vorenthalten wird.“ Sie denkt da zum Beispiel an gleichgeschlechtliche Paare, geschiedene oder wiederverheiratete Menschen. Diese Ausgrenzung empört sie: „Das ist nicht christlich und nicht menschenfreundlich.“ Die Kirche sollte keine Zäune bauen, „sondern sich überlegen, wie sie die Menschen erreichen kann, die sich nach ihrem Segen sehnen.“

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Empört ist sie auch über die Art und Weise, wie sich die anwesenden Kirchenvertreter mit ihr und ihren Mitstreiterinnen auseinandersetzten: „Wir waren entsetzt, dass niemand mit uns gesprochen hat.“ Domdechant Robert Kleine ging zwar zu den Frauen, als sie ihre Plakate einrollten, aber: „Da wollten wir dann auch nicht mehr. Das ist so ein Muster: Wenn die Polizei uns weggeschickt hat, dann redet man mit uns.“

Er und auch Stadtdechant Robert Kleine betonten, dass der schmiedeeiserne Zaun nicht die Menschen vom Dom fernhalten soll. Zu nahe sollen sie ihm aber auch nicht kommen. So lässt sich an den Portalen des Querhauses genau sehen, bis wohin Touristen mit ihren Stockschirmen kommen, um ein Stück vom Stein abzuschlagen und mit nach Hause zu nehmen. „Ein Engländer ist sogar mal ein Stück hinaufgeklettert“, erzählt Kleine. Und jeden Morgen müssten die Hinterlassenschaften von Menschen, die dort nächtigen, beseitigt werden. Tagsüber sollen die Türen des Zauns offen stehen, nur nachts geschlossen sein. „Wir müssen den Dom schützen“, bekräftigt Kleine.

Und nicht nur den Dom, sondern auch die steinernen Sterne, die hinter dem Zaun in den Boden gelassen werden, als Erinnerung an wohlmeinende Stifter. Die Kulturstiftung Kölner Dom hat den Zaun auch mit 250 000 Euro maßgeblich finanziert. „Der Kulturstiftung Kölner Dom ist es ein großes Anliegen, die wertvollen Portale des Domes künftig vor Vandalismus schützen zu können“, sagt Helmut Heinen, Vorsitzender der Kulturstiftung und Rundschau-Herausgeber.

Schließlich hat auch die Domschatzkammer im Zuge der Baumaßnahme einen neuen und barrierefreien Eingang bekommen. Der sei bisher immer etwas versteckt gewesen, jetzt diene der Zaun als „Einladung und Wegweiser“, so Kleine.

Gefertigt wurde das Gitter von der Kunstschmiede Johannes Nagel in Wesseling. Der Bildhauer Paul Nagel hatte zusammen mit seinem Sohn Johannes schon das Gitter gestaltet, das seit 1996 die Südseite des Domes einfasst. Erste Überlegungen für den neuen Zaun an der Nordseite stammen noch von Paul Nagel. Robert Kleine erinnerte daran, dass der Künstler unweit des Domes starb, kurz nachdem er dort das Aufmaß für das Gitter genommen hatte. Ein Rabe, den er selbst entworfen hat, erinnert an den Künstler. Eine andere Figur erinnert an Georg Bachner, als er 2015 seinen Dienst als Domprobst antrat und gleich die Kreuzblume erklimmen wollte: „Der erste Dompropst, der auf der Spitze des Domes stand“, so Kleine.

Die im Vergleich zur Südseite schlichte Form des Zaunes spiegelt die Formensprache des Domes wieder: Die zur Stadt gewandte Seite galt als die Vorderseite, die viel prunkvoller gestaltet wurde als die Rückseite. Die sehen heute jedoch Reisende als Erstes, wenn sie aus dem Hauptbahnhof treten. Der Zaun soll sie etwas gepflegter machen.

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