Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Vor dem Kölner DomMissbrauchsopfer protestieren mit Karnevalswagen

2 min

Rosenmontag fuhr er durch Düsseldorf, nun prangert der „Eichelbischof“ vor dem Dom Missbrauch in der Kirche an.

Köln – Mit einem provokanten Karnevalswagen prangern Missbrauchsopfer vor dem Dom die Vertuschung der Sexskandale in der katholischen Kirche an. Das Werk „Eichelbischof“ des bekannten Düsseldorfer Wagenbauers Jacques Tilly zeigt einen Bischof, der als Mitra eine Penisspitze trägt. Es symbolisiere die negativen Auswirkungen der kirchlichen Sexualmoral und verdeutliche, dass die katholische Kirche „mit Sexualität ein riesiges Problem hat“, so Tilly.

Staat zum Handeln aufgefordert

„Macht und Sex“ – das seien die Themen, um die es im Kindesmissbrauchskandal gehe, sagte Matthias Katsch, Geschäftsführer des Vereins „Eckiger Tisch“, der die Interessen von Betroffenen sexueller Gewalt an Minderjährigen durch Vertreter der katholischen Kirche vertritt. Gemeinsam mit verschiedenen Betroffenen-Initiativen und der Giordano-Bruno-Stiftung forderte er am Mittwoch den Staat zum Handeln auf. „Die Kirche bekommt es alleine nicht hin. Es wird Zeit, dass wir von der Politik nicht mehr alleine gelassen werden.“

Katsch, der als Jugendlicher selbst in einem Jesuiten-Kolleg sexuell misshandelt wurde, appellierte an den Bundestag, eine Wahrheits- und Gerechtigkeitskommission einzusetzen. Sie solle die Aufarbeitung des jahrzehntelangen systematischen Versagens in der Kirche kritisch begleiten. „Die Kirche kann es nicht allein. Das hat sie in den vergangenen Jahren zur Genüge bewiesen.“ Die Aufarbeitung sei „keine innerkirchliche Angelegenheit“, sondern eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft. Auf der Internet-Plattform „We Act“ hat der Verein die Petition „Aufarbeitung, Hilfe und Entschädigung für die Opfer sexueller Gewalt in der Kirche“ gestartet. Katsch warb um Unterschriften. „Wir brauchen Ihre Unterstützung.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Der Protest geht am heutigen Donnerstag weiter. Die dreitägige Kundgebung am Dom findet parallel zur digital tagenden Frühjahrsversammlung der Deutschen Bischofskonferenz statt. Köln wurde nicht zuletzt deshalb als Ort der Protestaktion ausgesucht, um den Umgang des Kölner Erzbischofs Rainer Maria Kardinal Woelki mit dem Missbrauchsskandal zu thematisieren. „Woelkis Verhalten ist einfach unerträglich“, sagte Martin Schmitz, Vertreter einer Selbsthilfegruppe aus Münster.