„Enthält so viel Tragik“„Aktenzeichen XY“-Ermittler Alfred Hettmer spricht über bewegendsten Fall

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Alfred Hettmer gehört seit 1986 zum Team der Beamten, die im Studio der Sendung „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ an den Telefonen sitzen und die Anrufe der Zuschauer entgegennehmen.

Alfred Hettmer gehört seit 1986 zum Team der Beamten, die im Studio der Sendung „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ an den Telefonen sitzen und die Anrufe der Zuschauer entgegennehmen. (Archivbild)

Seit 38 Jahren gehört Alfred Hettmer zu „XY“. Nun spricht er über Fälle, die ihn bis heute bewegen – und offenbart, wie er selbst mal Opfer wurde.

Seit 1986 Jahren gehört Kriminalhauptkommissar Alfred Hettmer zum Team aus der Fernsehreihe „Aktenzeichen XY... Ungelöst“ (ZDF) und war ähnlich wie Moderator Rudi Cerne aus dem Format nicht mehr wegzudenken – bis er vor wenigen Monaten dann doch seinen Abschied verkündete. 

20 Jahre lang fasste der inzwischen 69-jährige Hettmer in der Kategorie „Abfrage“ am Ende der Sendung die eingegangenen Hinweise zu ungelösten Kriminalfällen für das Publikum zusammen. Inzwischen ist er laut eigener Aussage nur noch bei ausgewählten Sendungen dabei und hält sich dann auch im Hintergrund auf. Nun hat der Kriminalbeamte, der 2017 pensioniert wurde, offenbart, welche Fälle ihn bis heute beschäftigen. 

„Aktenzeichen XY“: Alfred Hettmer bewegt Fall Maria Bögerl bis heute

Als ersten nennt Hettmer den bis heute ungelösten Fall der Bankiersfrau Maria Bögerl, der gleich mehrmals in der Sendung besprochen wurde. Bögerl wurde 2010 entführt und später tot aufgefunden. „Ihre Familie – Tochter, Sohn und Ehemann – haben sich übers Fernsehen mit einem Appell an die Entführer gewandt. Zwischenzeitig gerieten die Kinder durch unglückliche Umstände dann zu Unrecht selbst unter Verdacht“, schildert Hettmer in einem Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ). 

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„Und rund ein Jahr nach der Entführung hat der Ehemann sich das Leben genommen. Dieser Fall enthält so viel Tragik, dass man es sich kaum vorstellen kann. Und es ist zweifelhaft, ob er sich je wird aufklären lassen“, so Hettmer weiter. 

„Aktenzeichen XY“: Alfred Hettmer erhielt im Fall von Lolita Brieger entscheidende Hinweis

Im Gedächtnis geblieben ist Hettmer außerdem der Fall von Lolita Brieger. Der „Cold Case“ der 1982 verschwundenen 18-Jährigen gab der Polizei 29 Jahre Rätsel auf, denn sie ging von einem Tötungsdelikt aus, fand aber keine Leiche. „Aktenzeichen XY“ stellte den Fall vor – und Hettmer erhielt im Studio den entscheidenden Anruf. 

„Damals habe ich selbst den Anruf einer Frau entgegengenommen, die Hinweise auf einen Mitwisser des Verbrechens geben konnte“, so Hettmer. Der Mitwisser gestand letztlich, und menschliche Überreste von Lolita Brieger konnten gefunden werden. Strafrechtliche Konsequenzen allerdings blieben aus. „Der Mitwisser war inzwischen ohnehin straffrei und auch dem Täter konnte man kein Mordmerkmal mehr nachweisen. Also war es ein Totschlag und der war verjährt“, berichtet Hettmer in der NOZ. 

Alfred Hettmer wurde Opfer von Internet-Betrug

Der Kriminalermittler sprach im Interview zudem darüber, wie er selbst einmal Opfer eines Betrugsdeliktes geworden sei. Demnach ist Alfred Hettmer einem Betrug eines Fake-Anbieters aufgesessen. „Ein Diebstahl ist mir noch nicht passiert. Aber ich bin tatsächlich einmal im Internet auf einen Betrüger reingefallen“, sagte der ehemalige Polizeibeamte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

„Ich wollte für meine Frau ein kleines Weihnachtsgeschenk kaufen, einen Anhänger für den Hals“, erzählte Hettmer. Bei einem vermeintlichen Online-Auftritt eines Markenherstellers, bei dem er bereits mehrfach gekauft hatte, entdeckte und bestellte er ein Sonderangebot. „Angekommen ist dann ein paar Tage später ein primitives Produkt, das keine zehn Cent wert war. Bezahlt hatte ich wohl um die 80 Euro.“

Die Kaufsumme habe ihm sein Kreditkarten-Anbieter erstattet. „Ein Schaden ist mir nicht entstanden“, sagte Hettmer. „Ich habe aber selbst die Erfahrung gemacht, wie leicht man selbst mich an der Nase herumführen kann.“

Alfred Hettmer war über viele Jahre das zweite Gesicht der Sendung nach Moderator Rudi Cerne, Leiter des Aufnahmestudios sowie Kriminalbeamter beim bayerischen LKA. Ende 2023 beendete er seine regelmäßigen Sendungsauftritte und wird nur mehr gelegentlich im Hintergrund mitarbeiten. (pst mit dpa)

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