Neustart BühnenKöln plant eine eigene Tanzsparte im Depot in Mülheim

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Schauspielhaus in Köln Mülheim
Schauspiel Köln im Depot, seit der Spielzeit 2013/2014 gastiert dort gastiert das Schauspiel Köln auf dem Carlswerk-Gelände.

Schauspielhaus in Köln Mülheim Schauspiel Köln im Depot, seit der Spielzeit 2013/2014 gastiert dort gastiert das Schauspiel Köln auf dem Carlswerk-Gelände. © Thomas Banneyer / KSTA

Die Verwaltung legt ein Konzept zum Neustart am Offenbachplatz vor, das auch den Erhalt und die Weiterentwicklung des Depots auf dem Carlswerk-Gelände vorsieht.

Das Depot als rechtsrheinische Spielstätte soll künftig   weiterhin für das Schauspiel sowie eine   eigene Sparte Tanz gemeinsam mit der freien Szene genutzt werden. Sie Stadt teilte gestern mit, dass die Verwaltung dem Betriebsausschuss der Bühnen ein Konzept auf Grundlage des Gutachtens des Beratungsunternehmens „actori“ vorlegte. Darin geht es um den Neustart am Offenbachplatz, der gleichzeitig Auftakt für die Weiterentwicklung des Depots auf dem Carlswerk-Gelände sein könnte. Die neue Tanzsparte soll   spätestens zur   Spielzeit 2025/26 an den Bühnen etabliert sein.

Künftig ein Dreispartenhaus

Damit wären die Weichen für die Zukunft als Tanzstadt gestellt. Oberbürgermeisterin Henriette Reker sieht Köln vor einer der wichtigsten kulturpolitischen Entscheidungen: „Der Tanz hat schon immer einen wichtigen Stellenwert in der Kölner Kultur“, sagte sie gestern. Der Neustart der vier Spielstätten Opernhaus, Schauspiel, Kinderoper und Kleines Haus am Offenbachplatz sei der richtige Zeitpunkt, um die Bühnen zu einem Dreispartenhaus aus den Bereichen Oper, Schauspiel und künftig auch Tanz zu machen.

„Mit einer internationalen Ausschreibung werden wir nach dem besten Tanzkonzept für Köln suchen und es dann zeitgerecht umsetzen“, versprach Reker. Der Beschluss wird dem Rat am 15. Juni   vorgelegt. „Wir stellen jetzt die Weichen, Köln als Tanzstadt international zu positionieren“, erklärte Kulturdezernent Stefan Charles.

Das Depot auf dem Carlswerkgelände, in dem das Schauspiel seit der Spielzeit 2013/14 gastiert, soll laut Vorlage mit seinen Spielstätten Depot 1 und 2 sowie dem „Carlsgarten“ erhalten bleiben. Die Halle Kalk soll nicht mehr bespielt und aus dem Sondervermögen der Bühnen ins allgemeine Liegenschaftsvermögen der Stadt überführt werden.

Während der langen Hängepartie auf der Bühnenbaustelle   entpuppte sich das Depot als idealer Standort für den Tanz. Köln hat in dieser Disziplin eine imposante Geschichte. Namen wie Pina Bausch, Hans van Manen oder Jirí Kylián schwingen mit, Sommerfestivals zogen tausende Tanzstudenten an. Heute   ist Köln Heimat des namhaften   „Ballet of Difference“ (BoD) des Tänzers Richard Siegal. Die freie Tanzszene boomt.

Bislang gab es keine eigene Tanzsparte. Ohne das Depot als Aufführungsort ist eine solche aber laut Gutachten auch nicht möglich. Die Ratsvorlage empfiehlt nun, dass die Verwaltung   Rahmenbedingungen für den Betrieb   einer eigenen Tanzsparte erstellt. International soll ein Konzept   ausgeschrieben werden. „Auch Richard Siegal lade ich sehr gerne ein, sich in der offenen Ausschreibung mit einem Konzept zur Weiterentwicklung des BoD   einzubringen“, sagte Charles auf Anfrage der Rundschau.   Zum jetzigen Zeitpunkt wolle man sich aber noch nicht festlegen, ob eine Kompanie mit einer festen Zahl an Ensemblemitgliedern das Zukunftsmodell sei. Es sei auch   eine Institution mit Anbindung an das Tanzarchiv denkbar. Oder eine Formation, die sich mit der freien Tanzszene verbinde. „Fachleute, die uns beraten haben, sehen hier gerade die Chance, wenn wir uns inhaltlich noch nicht festlegen.“

Man werde nach der Ausschreibung schauen, welches Konzept tragfähig sei. Liege ein solches vor, sollen Fördergelder insbesondere beim Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW beantragt werden.

Der Betriebskostenzuschuss an die Bühnen in der Spielzeit 2024/25 wird im „actori“-Gutachten auf   maximal 134,9 Millionen Euro beziffert. Als Mehrkosten für eine eigene Tanzsparte als ein Baustein der Bespielung des Depots werden 2,6 Millionen Euro veranschlagt.

Schlüsselprojekt im Rechtsrheinischen

Stefan Charles bezeichnet es als „Schlüsselprojekt“, die rechtsrheinische Spielstätte in Mülheim weiterzuentwickeln. „Wir haben es hier geschafft, mit kultureller Bespielung einen Stadtteil neu zu prägen.“ Mit dem Erhalt des Depots, so Reker, werde Raum für den Tanz und die freien darstellenden Künste geschaffen, sowie für internationale Gastspiele und Festivals. Internationale Tanzgastspiele sollen sowohl im Rechtsrheinischen als auch am Offenbachplatz fortgesetzt werden. Das Gutachten bezieht die freie Tanzszene in der Nutzung des Depots 1 mit ein.

Auch dem künstlerischen Nachwuchs aus den Hochschulen für Tanz in Köln soll die Chance gegeben werden, „zu wachsen und in Probetrainings und Gastauftritten Bühnenerfahrung zu sammeln.“

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