Interview vor Auftritt in KölnAls DJ Bobo auf Michael Jackson traf

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DJ Bobo tritt im Mai in der Lanxess-Arena auf.

DJ Bobo tritt im Mai in der Lanxess-Arena auf.

Mit Hits wie „There's a Party“ ist DJ Bobo längst Kult geworden. Auf seiner Jubiläumstour „EVOLUT30N“ hält er auch in Köln. Lia Gasch hat mit ihm gesprochen.

DJ Bobo, die Lanxess-Arena und Sie haben eine besondere Verbindung. Sie haben dort 1998 das erste Konzert nach der Eröffnung gespielt. Irgendwelche Erinnerungen?

Ja, da war noch überall Baustaub auf den Sitzen, die wurden so gut es ging gereinigt. Ein Jahr vorher bin ich noch mit einem Helm auf der Baustelle rumgekraxelt. Wir waren ein bisschen die Versuchskaninchen.

Seitdem haben Sie Stadien auf der ganzen Welt gefüllt. Mittlerweile feiern Sie ihr 30. Bühnenjubiläum. Wie erklären Sie sich die Anziehungskraft ihrer Musik?

Meine Musik hat den Vorteil, dass sie auf Englisch ist. Und in den 90ern war die Euro-Dance-Welle weltweit so stark, dass man auch auf Kontinenten wie Südamerika oder Australien gelandet ist, wo du wahrscheinlich sonst nicht so einfach hingerätst. Und dann kam Youtube: Die Leute konnten danach überall auf der Welt meine Musik hören. Das war vor 20 Jahren.

Wie glauben Sie, kam es damals zur Euro-Dance-Welle?

Im Rückspiegel war die Entstehung ein Stück Lebensgefühl einer ganzen Generation. Ende der 80er war die Techno-Musik recht europäisch geprägt. Amerika hatte keinen Techno. Als der eiserne Vorhang fiel, kamen dann die fröhlichen Melodien dazu. Die Formel waren Techno-Beats mit positiven, lustigen Melodien, gepaart mit harten Raps. Das war ein Stück Zeitgeist.

Gab es während Ihrer Zusammenarbeit mit internationalen Künstlern einen Moment, in dem Sie nervös geworden sind?

Ja, zwei Mal! Einmal bei Stevie Wonder. Da war ich bei seinem Soundcheck mit einem Gospelchor dabei. Das war beeindruckend. Und bei Michael Jackson, weil ich als Teenager selber großer Fan war. Das Gespräch mit ihm war kurz. Wir haben beide auf den Lift im Hotel in Moskau gewartet und sagten „Hi, how are you doing?“ Ich dachte, dass jetzt ein guter Punkt wäre, um ihm Danke zu sagen, weil er mich in sein Vorprogramm geholt hat. Dann wollte ich warten, bis ich ihn in Ruhe Backstage treffe. Das ist aber leider nicht passiert.

Die Entwicklung von Social Media haben Sie seit dem ersten Tag mitbekommen. Wie bewerten Sie die Bedeutung von Instagram, TikTok und Co. für Musiker?

Jüngere Künstler müssen heute noch Marketing-Experten sein. Die müssen so viel mehr mitbringen als wir damals. Wir konnten uns echt auf die Musik konzentrieren. Heute musst du es erstmal schaffen, live auf eine Bühne zu kommen und die Leute so weit zu bringen, dass sie Geld bezahlen, um dich zu sehen. Das ist so ein riesiger Schritt, denn im Netz ist ja alles umsonst. Der Ruhm ist heute sehr vergänglich. Kommt der nächste Trend, spielt jemand schon keine Rolle mehr, obwohl er nichts falsch gemacht hat. Wie schnell hast du heute jemanden gedisliked oder deabonniert. Und dann ist er aus deinen Gedanken. Ein paar hunderttausend Abonnenten bedeuten nicht automatisch, dass du irgendwas erreicht hast.

Wie ist es Ihnen im Hinblick darauf geglückt, 30 Jahre lang Karriere zu machen?

Wenn du in den großen Arenen spielen darfst, hast du schon viele Leute mobilisiert. Es ist schwierig, dieses Level zu halten. Aber wenn man mal da oben ist und Qualität liefert, sind die Leute loyal. Du kannst keine Tourneen machen, wo du nicht ablieferst. Die Leute bezahlen viel Geld und wollen Qualität. Wenn sie die nicht bekommen, dann kommen sie beim nächsten Mal nicht mehr. Du musst immer versuchen, ganz oben zu sein, denn die Konkurrenz ist auch extrem groß.

Was können die Fans von der Evolution-Tour erwarten?

Meine Alben sind seit 15 Jahren jeweils Soundtrack zu einer Tour. Ich mache nicht einfach Songs und versuche sie auf die Bühne zu bringen, sondern weiß vorher, welche Aufgaben die Titel in der Show haben. Dieses mal ist das Bühnenbild ein verwandelbarer, zwölf Meter hoher Kopf. Der ist dreidimensional und begehbar. Dann gibt es noch zwei weitere Bühnen in Form eines Plattenspielers.

Was war für Sie persönlich der größte Erfolg in 30 Jahren?

Dass wir noch da sind! Und immer noch auf dem gleichen Level arbeiten dürfen. Die neue Tour wird wahrscheinlich die erfolgreichste in 30 Jahren. Das kann man schon jetzt absehen, weil die Ticketverkäufe derart gut sind.


Zur Person

René Peter Baumann, wie DJ Bobo mit bürgerlichem Namen heißt, trieb in den 90er Jahren die Entwicklung des Euro-Dance maßgeblich voran. In seiner Musik mischt der 55-Jährige Elemente aus Pop, Rap, und Dancehall. Als DJ und Breakdancer begann seine Karriere in Schweizer Jugendclubs. Der Durchbruch kam 1992 mit dem Hit „Somebody Dance With Me“ – damals trug der Sänger noch eine Langhaar-Frisur. Auf der EVOLUT30N-Tour feiert DJ Bobo 30 erfolgreiche Jahre auf den Bühnen der Welt. Am 26. Mai spielt er in Lanxess-Arena. Tickets gibt es ab 32,50 Euro online.

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