Markus Lanz„Sensationell“ – Journalistin feiert Scholz für Panzer-„Coup“ und erntet Unverständnis

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Ulrike Herrmann bei Markus Lanz

Ulrike Herrmann bei Markus Lanz

Die Talkrunde begrüßte die Entscheidung, Leopard-Panzer zu liefern. Der Weg von Olaf Scholz dorthin wurde aber unterschiedlich bewertet.

Im ZDF-Talk bei Markus Lanz ging es am Dienstagabend um die offenbar geplante Lieferung von Leopard-Panzern von Deutschland an die Ukraine. Zu Gast waren Michael Roth (SPD-Außenexperte), Christian Mölling (Sicherheitsexperte), Ulrike Herrmann („taz“-Journalistin) und Dmitry Glukhovsky (Autor und Exil-Russe).

Erst wenige Stunden vor der Sendung hatte der „Spiegel“ die Nachricht veröffentlicht, dass die Bundesregierung sich nach langem Zögern dazu durchgerungen habe, den Export zu genehmigen. Insbesondere die SPD hatte sich im Gegensatz zu den Koalitionspartnern Grüne und FDP lange schwergetan, die schon länger die Lieferung weiterer Waffensysteme unterstützt hatten.

Gäste bei Markus Lanz begrüßen Entscheidung zu Panzerlieferungen

Roth, der seine Partei in der Vergangenheit in dieser Frage angetrieben hatte, begrüßte die Entscheidung. Die SPD habe am Montag in einer Präsidiumssitzung darüber beraten. Es sei an der Zeit, den internationalen Partnern deutlich zu machen: „Wir haben viel geleistet und sind bereit, diesen Schritt auch noch zu gehen“, sagte er.

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Die Partei sei in der Frage der Panzerlieferungen ebenso gespalten wie die Gesellschaft. „Da gibt es Menschen, die sind eher ungeduldig und treiben an, so wie ich. Und es gibt andere, die sind etwas behutsamer und zurückhaltender“, sagte Roth.

Michael Roth kritisiert Angriff von Marie-Agnes Strack-Zimmermann

Geärgert habe ihn die öffentliche Debatte am Wochenende innerhalb der Ampel-Koalition, kritisierte der SPD-Politiker mit Blick auf den Koalitionspartner FDP. Deren Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann hatte Olaf Scholz mit harten Worten angegriffen. Putin könne sich aufgrund der Zögerlichkeit Deutschlands auf die Schenkel klopfen, hatte sie geäußert.

Eine ungewöhnliche Lesart der Leopard-Entscheidung äußerte Ulrike Herrmann. Moderator Lanz sagte scherzhaft, die Journalistin sei eingeladen, weil sie potenziell die Dinge immer ganz anders sehe. Und so war es auch.

Talk bei Markus Lanz: Ulrike Herrmann feiert Olaf Scholz für Panzer-Strategie

Herrmann meinte, die Strategie von Scholz sei aufgegangen. Er wollte erreichen, dass die Amerikaner ebenfalls Panzer liefern, wenn Deutschland sich zu einer Leopard-Zusage durchringe. „Scholz wollte unbedingt, dass auch Kampfpanzer anderer Bauart in die Ukraine gehen, damit es ein gemeinsamer Vorstoß ist. Und Scholz hat wahrscheinlich genau dieses Ziel erreicht“, sagte Herrmann. Wenn es stimme, dass die USA jetzt Abrams-Panzer lieferten, sie dies ein „sensationeller diplomatischer Erfolg“, so Herrmann. 

Scholz wollte unbedingt, dass auch Kampfpanzer anderer Bauart in die Ukraine gehen, damit es ein gemeinsamer Vorstoß ist.
Ulrike Herrmann

„Finden Sie das wirklich?“, hakte Lanz mit Blick auf die Leopard-Hängepartie nach. Scholz habe es richtig gemacht, vorher nicht mit allen Beteiligten öffentlich zu reden, sondern Gespräche mit Partnern hinter den Kulissen zu führen, bekräftigte Hermann. „Wenn das so ist, dass Scholz es geschafft hat, Abrams-Kampfpanzer in die Ukraine zu lenken, dann ist das sensationell, dann hat er nämlich den Coup ein zweites Mal wiederholt“, erklärte Herrmann und bezieht sich damit auf die Marder-Debatte.

Das Ergebnis der Scholz-Diplomatie sei, dass in der Ukraine jetzt sehr viel mehr Waffen seien, als da je gewesen wären, „wenn Deutschland sofort immer liefern würde“, betonte sie vehement. „Ja, das ist doch sensationell“, entgegnete sie auf den Lacher von Lanz.

Lanz im ZDF: Michael Roth kann Ulrike Herrmann nicht uneingeschränkt zustimmen

Das sieht aber sogar Scholz' Parteifreund Roth anders. Er sei mit der vergangenen Woche alles andere als glücklich gewesen, meinte der SPD-Politiker. Der Koalitionsstreit sei schädlich gewesen. „Ihre Begeisterung für den eigenen Kanzler hält sich in deutlich engeren Grenzen als die von Frau Herrmann“, resümiert Lanz. Darauf will sich Roth aber nicht festnageln lassen. Am Ende würden die Ergebnisse doch stimmen. (cme mit dpa)

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