Die befreiende Wirkung eines ToresAndersson feiert ersten Saisontreffer beim FC

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Kölns Sebastian Andersson jubelt über sein 1:1.

Köln  – Es ist erst ein paar Wochen her, da war Sebastian Andersson fast schon weg. Aus Frust über seine Jokerrolle beim 1. FC Köln hatte sich der Mittelstürmer an die türkische Riviera aufgemacht, um einen Wechsel in die Süper Lig zu forcieren. Sein Abgang wäre nach einem frustrierenden Jahr einer Flucht gleichgekommen, zumal so kurz vor Schließung des Sommer-Transferfensters. Doch dann nahm die Geschichte eine geradezu spektakuläre Wende. Die Verhandlungen mit Antalyaspor scheiterten, Andersson kehrte ans Geißbockheim zurück – und eroberte mit Fleiß, Wille und neuer körperlicher Fitness einen Platz in der Startelf.

Andersson: „Tore sind wichtig für Stürmer“

Spätestens seit Freitagabend sieht die Welt für den schwedischen Routinier wieder ganz anders aus. Mit seinem ersehnten ersten Saisontor zum 1:1-Ausgleich (50.) dürfte sich der 30-Jährige von einer großen Last befreit haben. Obendrein ebnete er seiner Mannschaft den Weg zur Spielwende beim 3:1-Heimerfolg über den unbequemen Aufsteiger SpVgg Greuther Fürth. „Es war ein tolles Gefühl. Tore sind wichtig für Stürmer“, zeigte sich Andersson erleichtert.

Es war die Auferstehung des lange am Knie verletzten Stürmers, dessen Fehlen in der vergangenen Saison beinahe zum Abstieg geführt hatte. „Er ist da, er trainiert, er macht – ich glaube besser, als alle erwartet haben“, befand FC-Coach Steffen Baumgart, der den Wechselwunsch Anderssons Ende August demonstrativ verteidigt hatte. Nun zahlt der Held aus dem Relegations-Rückspiel in Kiel die öffentliche Rückendeckung seines Trainers mit Leistung zurück. Das ist überhaupt nur deshalb möglich, weil es sein Körper nach einem Jahr voller Leiden wieder zulässt.

Jakobs: „Seb hat sich durch Arbeit reingebissen“

Hatte sich Sebastian Andersson in seiner ersten Saison in Köln zu den nur 18 Pflichtspiel-Einsätzen (5 Tore) quälen müssen, sieht sein gesamter Bewegungsablauf inzwischen wesentlich runder aus. Die nun regelmäßig möglichen Trainingsteilnahmen sind dabei ein wichtiger Faktor. „Seb hat sich durch Arbeit reingebissen und jetzt eine Physis erreicht, die es ihm ermöglicht, so zu spielen wie heute“, sagte Sportchef Jörg Jakobs am Freitagabend. „Er sammelt momentan Spielminuten ohne Ende und trainiert trotzdem normal. Das spricht für ihn und die Trainingssteuerung.“

Was wiederum auch Baumgart glücklich stimmt: „Ich bin zufrieden, dass er gesund ist, entsprechend arbeitet und man ihm nichts mehr anmerkt. Das ist wichtig.“ Das Platzen von Sebastian Anderssons Knoten hatte sich bereits in der Vorwoche abgezeichnet, als er bei Eintracht Frankfurt (1:1) seine bis dato beste Saisonleistung abrief. Es fehlte lediglich ein Tor zur Belohnung. Baumgart erklärte die immer wieder auftauchende Diskussion um Anderssons Gesundheitszustand daraufhin für beendet: „Bundesligatauglich oder nicht, das können wir glaube ich ad acta legen.“

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Allerdings musste auch Andersson sich erst hineinarbeiten in die schwierig angelaufene Partie gegen Fürth. Den „einen oder anderen versprungenen Ball“ hatte Baumgart bei seinem Stürmer vor dem Seitenwechsel beobachtet. Doch wie die gesamte Kölner Mannschaft legte Andersson mit Beginn der zweiten Halbzeit auf rasante Weise zu. „Der Trainer hat uns in der Pause gesagt, dass wir geduldig bleiben und unser Spiel spielen sollen. Die Chancen würden dann kommen.“ Sie kamen. Anderssons Grätsche im Fünfmeterraum zum 1:1 war eine Aktion in Torjägermanier. Nach Querpass von Benno Schmitz lauerte Andersson genau dort, wo sich gute Stürmer aufhalten, wenn es im Strafraum interessant wird. Beinahe wäre dem Blondschopf sogar ein Doppelschlag geglückt. Nur zwei Minuten später scheiterte er frei stehend.

„Wir waren in der zweiten Halbzeit ein anderes Team. Ich bin stolz auf die Mannschaft“, beschrieb Sebastian Andersson die Rückkehr in den Vollgas-Modus, die Baumgart an der Seitenlinie vehement angeschoben hatte. „Der Trainer ist mehr gerannt als manche Spieler auf dem Feld“, staunte Andersson über das wilde Coaching. „Er hat sehr viel Energie, das ist sehr wichtig für das Team.“ Als der Schwede nach 85 Minuten den Rasen des Rheinenergiestadions verließ, brandete tosender Applaus der 40 000 Zuschauer auf. Antalya war ganz weit weg.

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