Neuer Sportchef, auslaufende VerträgeWie der FC sich hinter den Kulissen entwickelt

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Köln – Der sportliche Erfolg bringt dem 1. FC Köln nicht nur Punkte und einen guten Tabellenplatz. Der beste Bundesliga-Saisonstart seit 2016 sorgt auch dafür, dass Vorstand und Geschäftsführung hinter den Kulissen in Ruhe an der weiteren Entwicklung des Clubs arbeiten können. Ganz oben auf der Agenda stehen aktuell die Suche nach einem neuen Sportchef, die Kaderplanungen für die kommende Saison und die Implementierung der neuen Strategie „Matchplan“ über Workshops in den einzelnen Bereichen.

Es ist schon ungewöhnlich für den 1. FC Köln, wie geräuschlos die Suche nach dem neuen Geschäftsführer Sport abläuft. Vizepräsident Eckhard Sauren und Interims-Sportchef Jörg Jakobs, die den Markt sondiert und erste intensive Gespräche mit Kandidaten geführt haben, lassen sich nichts entlocken. So steht die Marschroute, dass bis Weihnachten eine Entscheidung gefallen sein soll, weiter genauso wie der Plan, dass Jakobs noch die Winter-Transferperiode abwickelt.

FC sucht Sportchef nicht nur in Deutschland

Nach Informationen dieser Zeitung hat der FC seine Suche nicht nur auf die nationalen sondern auch auf mehrere europäische Ligen ausgedehnt. Die schlechten Erfahrungen, die Vorstand und Geschäftsführung bei der Nachfolgeregelung für Armin Veh machen mussten, sind ein warnendes Beispiel. Der FC stand im Herbst 2019 unter enormen Zeitdruck und entschied sich auch mangels eines anderen Kandidaten für Horst Heldt. Ein Beziehung, die nicht einmal zwei Jahre hielt und ein unschönes Ende fand. Angesichts der mindestens zwei Jahre Aufbauarbeit, die im sportlichen Bereich noch vor den Geißböcken liegen, dürfte die Zusammenarbeit mit dem Neuen auf drei Jahre und länger angelegt werden. Kein Geheimnis ist zudem, dass der aktuelle sportliche Erfolg die Suche erleichtert, während die finanziellen Möglichkeiten des FC sie eher erschwert. Das Gehalt des künftiges Sportchefs dürfte jedenfalls unter dem seiner Vorgänger Jörg Schmadtke und Veh liegen.

Sieben Spielerverträge laufen aus

Aus den Zeiten von Schmadtke und Veh stammen auch sechs der sieben Spielerverträge, die zum 30. Juni 2022 auslaufen. Nur Luca Kilian zählt nicht dazu. Der FC hat den Ex-Paderborner im August vom 1. FSV Mainz 05 bis Saisonende ausgeliehen. Die Kölner verfügen über eine Kaufoption in Höhe von etwas zwei Millionen Euro, die sie nach aktuellem Stand auch ziehen dürften. Der Innenverteidiger konnte bislang überzeugen, ist erst 22 Jahre alt und ein Wunschspieler von Trainer Steffen Baumgart.

Gute Aussichten auf einen neuen Vertrag hat Benno Schmitz (26). Der Rechtsverteidiger ist aktuell notenbester Spieler des FC und überrascht die Fachwelt mit seinem Offensivdrang als „kölscher Cafu“. Als junger Vater kann sich der gebürtige Münchner sicher gut vorstellen in Köln zu bleiben. Wie bei dem ebenfalls als Stammkraft unumstrittenen Florian Kainz (28) stellt sich bei Schmitz allerdings die Frage nach den Konditionen. Durch Corona ist der FC derart in finanzielle Schieflage geraten, dass sich für neue Verträge die Verhandlungsbasis geändert hat. Wenn die Spieler in Köln bleiben wollen, auch weil sich durch die Pandemie die Werte eines Fußballprofis verschoben haben könnten, und ihre Berater das Spiel mitspielen, fallen die künftigen Bezüge wahrscheinlich etwas schmaler aus.

Bei Rafael Czichos liegen die Dinge etwas anders als bei Schmitz und Kainz. Der Innenverteidiger, der auch seit 2018 in Köln unter Vertrag steht, überzeugt zumeist durch starke Leistungen, ist aber auch schon 31 Jahre alt. Zudem hat der Vize-Kapitän schon mehrfach erwähnt, dass er sich zum Ende seiner Karriere noch einmal einen neuen Reiz setzen wolle – wie zum Beispiel die US-Profi-Soccerleague MLS. In der Innenverteidigung wäre der FC kommende Saison mit Kilian, Timo Hübers (25), Jorge Meré (24) sowie Sava Cestic (20.) auch ohne Czichos ausreichend und vor allem perspektivisch gut aufgestellt.

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Bei Jannes Horn (24), Louis Schaub (26) und Tomas Ostrak (21) laufen ebenfalls im kommenden Sommer die Verträge aus. In allen drei Fällen werden Jörg Jakobs und Steffen Baumgart wohl die weitere Entwicklung in dieser Saison abwarten. Schaub hat in seiner Joker-Rolle bislang überzeugen können. Ostrak hat erst einen Kurzeinsatz vorzuweisen und Horn bislang aus Verletzungsgründen noch gar nicht gespielt. Für Schaub und Horn gilt aber sicherlich auch, dass sie im Falle eines Verbleibs in Köln Abstriche beim Gehalt machen müssten.

Wie geht es weiter mit Ellyes Skhiri?

Eine wichtige Frage, die der FC in diesen ruhigen Tagen hinter den Kulissen diskutieren muss, dreht sich um Ellyes Skhiri. Der Tunesier, der zuletzt mit drei Toren in zwei Spielen auf sich aufmerksam gemacht hat, steht bis 2023 unter Vertrag. Sollte sich im Winter kein abnehmender Club finden, der bereit ist für den Dauerläufer mindestens 15 Millionen Euro Ablöse auf den Tisch zu legen, bliebe nur noch der kommende Sommer für einen Transfer. Das Risiko, dass die Kölner Skhiri 2023 ablösefrei gehen lassen müssten, würde also steigen. Der FC wäre dann gezwungen dem 26-Jährigen eine Vertragsverlängerung schmackhaft zu machen – zu aufgebesserten Bezügen.

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