Interview zur Braunkohle„Ein teurer Kompromiss für vergleichweise wenig Klimaschutz“
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Ein Braunkohlebagger steht vor dem Hambacher Forst.
Copyright: picture alliance/dpa
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Claudia Kemfert ist Energieexpertin beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung.
Im Interview spricht sie über den Kohleausstieg, die Kompensationszahlungen für RWE und die Last für Steuerzahler.
Die Taktik von RWE sei aufgegangen, so Kemfert im Gespräch mit Ralf Arenz.
RWE sieht sich als das Unternehmen, das die Hauptlast bei Braunkohleausstieg trägt. Sehen Sie das auch so oder sind die Lasten gerecht verteilt?
RWE hat anders als andere Konzerne noch immer sehr stark auf Braunkohle gesetzt, dies ist eine der Ursachen warum in NRW die Energiewende so wenig vorankommt. Im Osten werden andere Konzerne wie Vattenfall oder LEAG den Umstieg stemmen. Zudem gibt es noch viele Steinkohlekraftwerke, die in Händen zahlreicher Konzerne sind. RWE wird zudem üppig für eine verschleppte Energiewende entschädigt, somit besteht kein Anlass sich über angeblich einseitige Lasten zu beschweren.
Sind die Kompensationszahlungen für RWE angemessen?
Sie sind üppig, die Kraftwerke sind im Zuge des Klimaschutzes und steigender CO2 Preise nicht mehr viel wert. Für RWE ist die Taktik aufgegangen, man hat den verschleppten Kohleausstieg und die halbherzige Politik für sich nutzen könne. RWE hat für sich viel rausgeholt.
Zahlt der Steuerzahler zu viel für den Kohleausstieg?
Es ist ein teurer Kompromiss für vergleichsweise wenig Klimaschutz. Der verlangsamte Kohleausstieg samt Entschädigungszahlungen macht es teuer, zudem ist der Zubau von Gaskraftwerken vergleichsweise kostspielig.
Die Gelder für die Strukturhilfen sind gut und richtig, sie müssen aber streng gekoppelt werden an innovative Projekte und nachhaltige Technologien.
Droht ein Versorgungsengpass durch den Ausstieg aus der Kohle und aus der Kernkraft?
Nur wenn nicht mit einem deutlich schnelleren Ausbau erneuerbaren Energien gegengesteuert wird, das Ausbautempo der erneuerbaren Energien mindestens verdreifacht wird, der Solardeckel sowie Abstandsregelungen für Windenergie aufgehoben wird und die Rahmenbedingungen für den Ausbau erneuerbarer Energien deutlich verbessert werden. Der Kohleausstieg muss ein Erneuerbarer Energien- Einstieg sind, sonst droht mit einer Ökostromlücke auch eine Versorgungslücke.