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Nachfolge von AKKMit wem bei der CDU jetzt zu rechnen ist

Lesezeit 5 Minuten
Daniel Günther

Daniel Günther

  1. Mit ihrem Verzicht auf die Kanzlerkandidatur hat Parteichhefin Annegret Kramp-Karrenbauer das Personalkarussel angestoßen.
  2. Wir werfen einen Blick auf die vier aussichtsreichsten Kandidaten.

Berlin Gerade einmal 14 Monate ist es her, seit drei Kandidaten durch die CDU-Regionen zogen, die sich den Parteivorsitz und damit automatisch die Kanzlerkandidatur zutrauten. Die Zeitspanne ist zu kurz, als dass damit die beiden Kontrahenten Annegret Kramp-Karrenbauers nach deren unerwarteten Aus nicht noch zur Verfügung stünden: Friedrich Merz und Jens Spahn. In Rangordnung, Ambitionen und auch Chancen dürfte NRW-Regierungschef Armin Laschet noch über ihnen rangieren. Nur für den Fall, dass die CDU keine überzeugende Lösung hinbekommt, kann Bayerns CSU-Parteichef Markus Söder Joker-Funktionen bekommen. Einstweilen gilt sein Hauptaugenmerk den bayerischen Landtagswahlen im Herbst 2023. Erst danach dürfte er sich strategisch für anderes interessieren. Aber es gibt auch noch einen vierten im CDU-Boot.

Das mögliche Bewerberfeld der CDU

Armin Laschet

Der 58-Jährige hatte nach weit verbreiteter Einschätzung 2017 kaum Chancen, SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft aus dem Amt zu treiben. Er hat es allen gezeigt: Wie man in Deutschlands bevölkerungsreichstem Bundesland Wahlen gewinnt, wie man mit der FDP ruckfrei eine Koalition zimmert und wie man weitgehend störungsfrei regiert. Daneben nutzte er sein Amt als Vizeparteichef auffällig oft, den Staub, den die Fehler von Kramp-Karrenbauer aufwirbelten, etwas länger in der Luft zu halten und leicht korrigierend einzugreifen.

Armin Laschet

Armin Laschet

Schon von Amt und Bedeutung her kommt ein NRW-CDU-Ministerpräsident auch als Kanzlerkandidat und CDU-Vorsitz in Frage. Bei Laschet darf unterstellt werden, dass der Anspruch von Willen, Taktik und Strategie unterfüttert wird. Schon früh sondierte der einen konsequenten Mitte-Kurs fahrende Merkelianer das Terrain für schwarz-grüne Regierungsoptionen, machte dann selbst Schwarz-Gelb. Er ist so klug, nicht sofort vorzupreschen. Besser, am Ende läuft es automatisch auf ihn zu. Ihr Chef werde als Stellvertreter „stärker gefordert sein“, sagt jedenfalls NRW-Integrationsstaatssekretärin und CDU-Bundesvorstandsmitglied Serap Güler voraus. Laschet selbst rief seine Partei zur Geschlossenheit auf.

Jens Spahn

Der 39-Jährige hat sich mit Positionen und als Person schon bei mehreren CDU-Parteitagen durchgesetzt. Er verkörpert den jungen und konservativen Kern der Union. Beim Rennen um den Parteivorsitz nutzte er als Außenseiter die Podien, um langfristig für sich zu werben. Erfolgreich. Seine Wahrnehmung als ungeduldiger und schnell mal übers Ziel hinausschießender Drängler ist einem anerkennenden Blick auf einen soliden Arbeiter gewichen.

Jens Spahn

Jens Spahn

So nutzt er erneut die Chancen, die ihm die Situation bescherte, in der auch die Kanzlerin nicht mehr an Spahn vorbeizukommen glaubte und dafür sogar ihren Vertrauten Hermann Gröhe als Kabinettsmitglied opferte. Es blieb keine Luftbuchung. Während andere sich in Schaukämpfen ergehen und inhaltlich kaum vorankommen, arbeitet er seine Agenda zielstrebig ab und legt eine Initiative und ein Gesetz nach dem anderen vor. Dabei steht er zu seinen Positionen, auch wenn sie gerade nicht mehrheitsfähig sind. Das gefällt nicht nur Konservativen.

Stimmen zu AKK aus der Region

Hermann-Josef Tebroke

Bundestagsabgeordneter aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis

„Die CDU ist eine Partei der Mitte.  In der CDU stehen viele geeignete Personen zur Verfügung. Es kommt darauf an, dass in der Partei das Liberale, das Soziale und das Konservative gleichermaßen zur Geltung kommen und vom Parteivorsitz zusammengeführt werden.“

Detlef Seif

Chef  der CDU im Kreis Euskirchen und Bundestagsabgeordneter

„Friedrich Merz sollte es nicht machen, weil er zu lange aus dem politischen Betrieb war. Um als Kanzlerkandidat antreten zu können, bedarf es nicht nur der Positionen  in politischen Sachfragen, sondern der Kenntnisse des politischen Betriebs, der sich seit seinem Ausscheiden 2009 erheblich verändert hat.“

Simone Baum

Landesvorsitzende der Werte-Union aus Engelskirchen

„Geht es um den Bundesvorsitz ist Dr. Carsten Linnemann mein Favorit. Er vertritt gesunde Standpunkte und hat eine vernünftige Meinung, die er auch gegen Widerstände aus der eigenen Partei vertritt. Als Kanzlerkandidat ist Friedrich Merz herausragend.“

Elisabeth Winkelmeier-Becker

Vorsitzende der CDU Rhein-Sieg und Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium

„Die Union hat nur dann Chancen, Regierungspartei zu bleiben, wenn Sie die Wähler und Wählerinnen dort gewinnt, wo sie in großer Zahl stehen. Und das ist  ein entschiedener Standort in der politischen Mitte. An der Spitze muss deshalb eine Person stehen, die diese Mitte glaubwürdig verkörpern  kann.“

Georg Kippels

CDU-Bundestagsabgeordneter aus dem Rhein-Erft-Kreis

„Für den Parteivorsitz kann ich mir  gut ein Team vorstellen. Die politische Landschaft ist sehr unruhig, vier Augen sehen mehr als zwei.  Jens Spahn, Friedrich Merz und Armin Laschet  haben alle besondere Fähigkeiten“.

Friedrich Merz

Der  64-Jährige kann mit seinen messerscharfen Analysen Konservative, die sich nach der alten CDU zurücksehnen, geradezu in Verzückung versetzen. Er bleibt in Teilen indes auch selbst der alten CDU verhaftet, in der er als Hoffnungsträger galt, bis er von Merkel Anfang des Jahrtausends verdrängt wurde. Seine Ambitionen liegen auf der Hand, und sie werden noch verstärkt, seit er ankündigte, im April seinen Posten als Aufsichtsratschef des US-Finanzkonzerns Blackrock zu räumen, um sich mehr der CDU widmen zu können - Perspektive Bundestag inbegriffen.

Friedrich Merz

Friedrich Merz

Seine knappe Niederlage gegen Kramp-Karrenbauer Ende 2018 wird in seinem Umfeld als Chance bewertet, sich nicht verschlissen zu haben, wenn es darauf ankommt, eine zweite Chance näher am Wahltermin zu bekommen. Die wird nun kommen. Eindeutig zweideutig sicherte er Kramp-Karrenbauer seine Unterstützung zu, den Prozess ihrer Nachfolge und der Kanzlerkandidatur „von vorne“ zu führen.

Daniel Günther

Der 46-Jährige ist für die CDU 2020 das, was Annegret Kramp-Karrenbauer für die CDU 2017 war. Irgendwo in der Provinz eine Regierung anführend, aber kaum einer rechnet damit, dass diese Person auch im Bund was werden könnte. Zumal Günther mit linken Volten (CDU-Bündnisse mit den Linken prüfen) neben der Linie liegt. Mancher sagt: Ohne Scheuklappen vorausdenkt.

Daniel Günther

Daniel Günther

Er hat die unter gescheiterten Kandidaten leidende Schleswig-Holstein-CDU  in die Regierung in Kiel geführt und mit Grünen und FDP eine Koalition neuen Typs und mit ungewohnten Regeln etabliert. Bei Jamaika an der Förde müssen nicht alle ihre Positionen einem Konsens opfern, bis alle frustriert sind, sondern jeder bekommt Themen, bei denen er sich wiederfindet. Mancher hält das für spannend auch im Bund.

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