Nahost-NewsblogIsrael erwägt vor Rafah-Angriff neuen Geisel-Deal

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Eine Menschenmenge steht auf einer Straße und hält Plakate hoch, die einen Mann zeigen, bevor er als Geisel genommen wurde. (Archivbild)

Israel, Tel Aviv: Israelis blockieren eine Hauptstraße, während Demonstranten die Freilassung der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln fordern. (Archivbild)

Nach dem Terror-Angriff der Hamas auf Israel ist die Lage in Nahost eskaliert. Die Entwicklungen in Israel, Gaza und dem Iran im Newsblog.

Am 7. Oktober 2023 überfielen Terroristen der Hamas Israel. Sie richteten ein beispielloses Blutbad an und nahmen zahlreiche Geiseln. Israel antwortete mit einem Krieg im Gazastreifen. Inzwischen ist die humanitäre Lage dort katastrophal, Israels Vorgehen steht international in der Kritik. Nach dem Angriff Israels auf ein Botschaftsgebäude Irans in Damaskus feuerte der Iran erstmals Raketen direkt auf Israel.

Die laufenden Entwicklungen in unserem Newsblog.

+++ Baerbock reist zu Gesprächen über Nahost-Krisen nach Riad +++

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) will an diesem Montag zu Gesprächen über die Konflikte im Nahen Osten in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad reisen. Bei Treffen mit regionalen Gesprächspartnern soll es darum gehen, an einer Deeskalation der verschiedenen Krisenherde und an Fortschritten für eine friedliche Zukunft zu arbeiten, wie ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Freitag in Berlin sagte. Den Golfstaaten komme dabei eine wichtige Rolle zu. Geplant sind etwa Gespräche mit dem Außenminister der Vereinigten Arabischen Emirate und der UN-Koordinatorin der humanitären Hilfe in Gaza, Sigrid Kaag.

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Annalena Baerbock (Bündnis90/Die Grünen), Außenministerin, spricht bei einer Pressekonferenz im Auswärtiges Amt. (Archivbild)

In den Treffen in Riad will Annalena Baerbock (Grüne) über die Deeskalation im Nahost-Konflikt sprechen. (Archivbild)

Das Außenministerium betonte, dass noch immer viele Geiseln in der Gefangenschaft der Hamas im Gaza-Streifen seien, die nach mehr als 200 Tagen endlich freikommen müssten. Die humanitäre Lage in Gaza sei weiter katastrophal. Um die Bedingungen zu verbessern, brauche es besseren Schutz und Zugang für humanitäre Helfer. Auch eine langfristige Perspektive werde benötigt, damit Palästinenserinnen und Palästinenser irgendwann Seite an Seite mit Israel in Sicherheit und Würde in einem eigenen Staat leben könnten.

+++ Israel: Ein Toter bei Beschuss aus dem Libanon +++

Bei Beschuss aus dem Libanon ist nach Angaben der israelischen Armee ein ziviler Arbeiter getötet worden. Terroristen aus dem Nachbarland hätten die Gegend von Har Dov auf den Golanhöhen mit Panzerabwehrraketen beschossen, schrieb die Armee am Freitag. Die israelische Luftwaffe habe ihrerseits militärische Ziele der vom Iran unterstützten Schiitenmiliz Hisbollah im Gebiet des Dorfes Schebaa im Südlibanon angegriffen. Dabei seien ein Waffenlager und eine Abschussrampe für Raketen getroffen worden. Weitere Stellungen der Hisbollah seien in der Nähe der Orte Kfar Schuba und Ain al-Tineh angegriffen worden, teilte die Armee mit.

Nach Angaben der libanesischen Nachrichtenagentur NNA wurden in Schebaa und Kfar Schuba zwei Häuser zerstört und zahlreiche weitere beschädigt. Über Opfer im Libanon wurde zunächst nichts bekannt.

+++ Temporärer Hafen vor Gaza soll Anfang Mai einsatzfähig sein +++

Vor der Küste des umkämpften Gazastreifens sind US-amerikanische Schiffe im Einsatz, um dort eine provisorische Hafenanlage für die Versorgung der Not leidenden Bevölkerung mit Hilfsgütern zu bauen. Das US-Militär habe mit den Arbeiten begonnen und sei mit Schiffen im Einsatz, teilte Pentagon-Sprecher Pat Ryder am Donnerstag (Ortszeit) mit.

Die US-Regierung rechnet damit, dass die vor der nördlichen Küste des Kriegsgebiets entstehende Anlage Anfang Mai einsatzfähig sein wird. Erneut warnte die US-Regierung eindringlich vor einer drohenden Hungersnot in Gaza. Währenddessen protestierten in Israel Angehörige der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln vor Israels Militärhauptquartier in Tel Aviv und forderten lautstark ihre Rückholung, während drinnen das Kriegskabinett tagte.

Die USA, Deutschland und 16 weiterer Länder hatten zuvor die Hamas zur sofortigen Freilassung aller Geiseln aufgerufen, die seit mehr als 200 Tagen im Gazastreifen festgehalten werden. „Das Schicksal der Geiseln und der Zivilbevölkerung in Gaza, die unter dem Schutz des Völkerrechts steht, ist von internationaler Bedeutung“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Die islamistische Terrororganisation hatte unlängst einen Kompromissvorschlag der Vermittlerstaaten, der die Freilassung von 40 Geiseln gegen 900 palästinensische Häftlinge während einer sechswöchigen Waffenruhe vorsah, abgelehnt.

+++ Ringen um Freilassung der Geiseln +++

Demnach hätte die Hamas Frauen, Soldatinnen, Männer über 50 Jahren sowie Männern unter 50 Jahren mit schweren Erkrankungen freilassen sollen. Die Hamas hatte jedoch laut Berichten erklärt, sie habe keine 40 lebenden Geiseln aus diesen Kategorien, woraufhin Israel vorgeschlagen habe, die Lücke mit Soldaten oder Männern unter 50 Jahren zu schließen. Eine Einigung gelang aber nicht. Israel war bis vor einigen Wochen davon ausgegangen, dass knapp 100 der rund 130 in Gaza verbliebenen Geiseln noch am Leben sind. Inzwischen wird befürchtet, dass deutlich mehr von ihnen bereits tot sein könnten.

+++ Israel erwägt vor Rafah-Angriff neuen Geisel-Deal +++

Kurz vor Israels erwarteter Bodenoffensive in Rafah im Süden des Gazastreifens gibt es Medienberichten zufolge neue Anzeichen für Bewegung bei den festgefahrenen Verhandlungen über eine Feuerpause.

Israels Regierung ist demnach bereit, von ihrer ursprünglichen Forderung nach Freilassung von 40 lebenden Geiseln durch die islamistische Hamas als Gegenleistung für eine vorübergehende Waffenruhe abzurücken. Israelische Medien berichteten am Donnerstagabend, Israel sei willens, in einer ersten Phase eines Abkommens die Freilassung von lediglich 20 Geiseln - laut einem ranghohen Beamten 33 Geiseln - zu akzeptieren.

Dabei gehe es um israelische Frauen, Männer über 50 Jahre und schwer Erkrankte, hieß es. An diesem Freitag seien dazu Gespräche zwischen einem israelischen Verhandlungsteam und einer ägyptischen Delegation in Israel geplant. Ägypten wolle eine Einigung erreichen, um Israels Militäreinsatz in Rafah noch abzuwenden.

+++ Pentagon: Bau eines temporären Hafens vor Gaza hat begonnen +++

Das US-Militär hat vor der Küste des Gazastreifens mit dem Bau eines temporären Hafens zur Lieferung von Hilfsgütern begonnen. US-Militärschiffe seien daran beteiligt, sagte Pentagon-Sprecher Pat Ryder am Donnerstag. Realistischerweise solle der Hafen Anfang Mai einsatzfähig sein. In der Zwischenzeit arbeite man weiter mit der internationalen Gemeinschaft zusammen, um Hilfslieferungen in den Gazastreifen zu bringen, so Ryder.

Die US-Regierung hatte Anfang März angekündigt, das US-Militär wolle angesichts der humanitären Notlage in dem Küstengebiet einen temporären Hafen errichten, um Lebensmittel, Wasser und Medikamente in das Kriegsgebiet zu bringen. Damals hieß es, es sei die Errichtung eines schwimmenden Piers vor der Küste geplant, an dem kommerzielle Schiffe mit Hilfsgütern anlegen könnten. Die Güter sollten dann auf andere Schiffe umgeladen und zu einem schwimmenden Damm gebracht werden. Dort sollen sie demnach schließlich entladen werden.

Israels Armee teilte mit, sie werde bei der Logistik und Sicherheit der amerikanischen Initiative, zu der auch der Bau des schwimmenden Piers gehöre, Unterstützung leisten.

+++ Bericht: Stockende Gespräche - Israel erwägt begrenzten Geisel-Deal +++

Israel erwägt einem Medienbericht zufolge ein begrenztes Abkommen mit der islamistischen Hamas, um die Freilassung von zumindest 20 Geiseln zu erreichen. Konkret geht dabei es um weibliche, ältere und kranke Entführte, wie der israelische Fernsehsender Channel 12 am Donnerstag berichtete. Im Gegenzug will Israel demnach Vertriebenen im Gazastreifen die Rückkehr in den Norden des Küstengebiets erlauben. Der Vorschlag sei bei einer Sitzung des Kriegskabinetts besprochen worden. Er soll den Angaben nach in Kürze an die Vermittler weitergeleitet werden. Dem Bericht zufolge will Israel mit dem Vorschlag die Hamas-Forderung nach einem dauerhaften Waffenstillstand umgehen.

Unklar war zunächst, wie lange eine Feuerpause im Rahmen des Deals dauern würde und ob und in welchem Umfang palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen würden. Um die ins Stocken geratenen Geisel-Verhandlungen wieder in Gang zu bringen, sind Medien zufolge für Freitag Gespräche zwischen einem israelischen Verhandlungsteam und einer ägyptischen Delegation in Israel geplant.

+++ USA, Großbritannien und Kanada verhängen neue Sanktionen gegen Iran +++

Wie die US-Regierung mitteilte, wurden 16 Unternehmen, acht Personen, mehrere Schiffe und ein Flugzeug sanktioniert, denen vorgeworfen wird, den Iran bei der Beschaffung unbemannter Luftfahrzeuge unterstützt zu haben. Aus London hieß es, vier Unternehmen und zwei Personen seien wegen ihrer Verwicklung in die iranische Drohnenproduktion mit Sanktionen belegt worden. Zudem sei die Ausfuhr von Komponenten, die zum Bau von Drohnen dienen können, weiter eingeschränkt worden.

„Großbritannien und seine Partner haben heute eine klare Botschaft ausgesandt - wir werden diejenigen, die für Irans destabilisierendes Verhalten verantwortlich sind, zur Rechenschaft ziehen“, sagte der britische Außenminister David Cameron laut der Mitteilung. Man werde die Fähigkeiten Irans weiter einschränken, diese tödlichen Waffen zu entwickeln und zu exportieren, so der konservative Politiker weiter.

+++ Israel: Granaten während UN-Besuchs auf Baustelle in Gaza gefeuert +++

Bei einem Besuch von UN-Mitarbeitern haben palästinensische Extremisten israelischen Angaben zufolge Mörsergranaten auf eine Baustelle für ein humanitäres Projekt im Norden des Gazastreifens gefeuert. Die Armee habe die Beschäftigten der Vereinten Nationen in Sicherheit gebracht, teilten die für Kontakte mit den Palästinensern und humanitäre Hilfe zuständige israelische Cogat-Behörde sowie Israels Militär am Donnerstag mit. Der Vorfall ereignete sich den Angaben zufolge bereits am Mittwoch. Israelischen Medien zufolge wurde niemand verletzt.

Der israelische Kan-Sender berichtete, die Granaten seien auf einen im Bau befindlichen temporären Hafen gefeuert worden. Die US-Regierung hatte im März angekündigt, angesichts der humanitären Notlage in Gaza infolge der Kämpfe zwischen Israel und der islamistischen Hamas über diesen Hafen Lebensmittel, Wasser und Medikamente in das Kriegsgebiet zu bringen. Die USA wollen den Pier gemeinsam mit internationalen Partnern errichten. Wer die Geschosse abfeuerte, stand zunächst nicht fest.

+++ Bericht: Vor Israels Offensive haben Hunderttausende Rafah verlassen +++

Vor einer bevorstehenden israelischen Offensive in Rafah haben einem israelischen Medienbericht zufolge bereits Zehntausende Menschen die Stadt im Süden des Gazastreifens verlassen. 150.000 bis 200.000 palästinensische Zivilisten seien seit dem 7. April aus Rafah weggegangen, berichtete die „Jerusalem Post“ am Donnerstag unter Berufung auf die Armee. Das Militär wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Bericht äußern.

Zeitweilig hielten sich in Rafah rund 1,5 Millionen der mehr als 2,2 Millionen Menschen im Gazastreifen auf. Mehr als eine Million hatte dort nach Angaben von Hilfsorganisationen im Zuge des Gaza-Krieges Zuflucht gesucht.

+++ Belgiens Entwicklungsministerium: Agentur-Mitarbeiter in Gaza getötet +++

Ein Mitarbeiter der belgischen Agentur für Entwicklungszusammenarbeit ist Regierungsangaben zufolge bei einem israelischen Luftangriff in Gaza ums Leben gekommen. Auch sein siebenjähriger Sohn, sein Vater und ein Bruder wurden bei dem Angriff im Ostteil der Stadt Rafah getötet, wie Belgiens Entwicklungsministerin Caroline Gennez am Donnerstag mitteilte. Seine Frau sei im kritischen Zustand im Krankenhaus. Zwei weitere Kinder des Paares erlitten den Angaben zufolge leichte Verletzungen. Insgesamt seien in der Nacht zum Donnerstag mindestens sieben Menschen getötet worden. Von Israels Armee hieß es am Donnerstag, man prüfe die Berichte.

Gennez und die Agentur Enabel verurteilten den Angriff „auf unschuldige Zivilisten“ auf das Schärfste. Sie forderten, „dass die verbleibenden Kollegen, die sich noch im Gazastreifen aufhalten, unverzüglich die Erlaubnis zur Ausreise erhalten“. Für den verstorbenen Mitarbeiter und seine Familie habe diese noch ausgestanden, hieß es. Den Angaben zufolge halten sich derzeit noch sieben Enabel-Mitarbeiter in Gaza auf.

+++ EU-Parlament fordert Iran und Israel zur Zurückhaltung auf +++

Das Europaparlament hat einen iranischen Angriff auf Israel verurteilt und beide Seiten zur Zurückhaltung aufgefordert. In einer Entschließung bekräftigten die Abgeordneten am Donnerstag in Straßburg ihre volle Unterstützung der Sicherheit Israels. Gleichzeitig bedauerten sie die mutmaßlich israelische Attacke auf das iranische Konsulat in der syrischen Hauptstadt Damaskus.

Der Iran hatte am 13. April Israel mit mehr als 300 Drohnen und Raketen angegriffen. Dem war der Tod von zwei iranischen Generälen bei einem Angriff am 1. April auf ein Gebäude der Botschaft in der syrischen Hauptstadt Damaskus vorausgegangen. Dieser Angriff wurde Israel zugeschrieben. Das gilt nach Medienberichten auch für einen begrenzten Militärschlag auf den Iran vom 19. April. Es ist langjährige Praxis, dass Israel Berichte über Auslandseinsätze nicht kommentiert.

Das Europaparlament appellierte an die Konfliktparteien, eine weitere Eskalation zu vermeiden und größtmögliche Zurückhaltung zu zeigen. In der Resolution ist außerdem die Rede von einer „tiefen Besorgnis“ angesichts der destabilisierenden Rolle, die der Iran und sein Netzwerk nicht staatlicher Akteure im Nahen Osten spielten. Die Abgeordneten begrüßten die neuen Sanktionen der EU gegen den Iran und forderten erneut, die iranische Revolutionsgarde als Terrororganisation zu listen.

+++ Israelische Offensive in Rafah: Zu Beginn mehrwöchige Evakuierung +++

Der bevorstehende Militäreinsatz Israels gegen die islamistische Hamas in Rafah im Süden des Gazastreifens dürfte mit einer mehrwöchigen Evakuierung der Zivilbevölkerung beginnen. Es werde erwartet, dass es zwischen vier und fünf Wochen dauern könnte, die Bevölkerung an sicherere Orte zu verlegen, berichtete der israelische Rundfunk am Donnerstag. Dies sei die erste Phase des Bodeneinsatzes in der Stadt an der Grenze zu Ägypten.

+++ Israel treibt Pläne für Rafah-Offensive voran +++

Israel war bis vor wenigen Wochen davon ausgegangen, dass knapp 100 der rund 130 verbliebenen Geiseln noch am Leben sind. Inzwischen wird aber befürchtet, dass deutlich mehr von ihnen bereits tot sein könnten. Israel treibt derweil laut Medienberichten seine Pläne für eine Offensive in der Stadt Rafah im Süden Gazas voran, um dort die letzten verbliebenen Bataillone der Hamas zu zerschlagen. Zudem werden in Hamas-Tunneln unter Rafah Geiseln vermutet. Verbündete wie die USA haben aus Sorge um die etwa 1,5 Millionen Menschen, die in der Stadt Schutz vor den Kämpfen im übrigen Gazastreifen suchen, immer wieder eindringlich vor einer großangelegten Bodenoffensive in Rafah gewarnt. Die Stadt gilt als die einzige in dem abgeriegelten Küstenstreifen, die noch vergleichsweise intakt ist.

Nach Informationen des „Wall Street Journals“ plant Israels Armee nun, vor jeweiligen Angriffen die betroffenen Stadtteile zu evakuieren, bevor das Militär zu neuen Gebieten übergehe. Die Einsätze würden wahrscheinlich auch gezielter als frühere Angriffe in Gaza erfolgen. Zudem sei eine Koordinierung mit Ägypten vorgesehen, um die Grenze zwischen Ägypten und Gaza zu sichern, hieß es weiter. Das Nachrichtenportal „Axios“ berichtete unter Berufung auf israelische Beamte, ranghohe israelische Geheimdienst- und Militärbeamte seien am Mittwoch in Kairo unter anderem mit dem ägyptischen Geheimdienstchef zusammengetroffen, um Israels geplanten Einsatz seiner Armee in Rafah zu besprechen.

Am Vorabend hatte der Vorsitzende des ägyptischen Staatsinformationsdiensts SIS, Diaa Raschwan, noch erklärt, man führe keine Gespräche mit Israel über dessen mögliche Militäroffensive in Rafah. Ägypten lehne Pläne für solch eine Offensive entschieden ab und habe diese Position auch mehrfach klargestellt. Eine Offensive in Rafah würde zu „Massakern, massivem Verlust von Menschenleben und umfassender Zerstörung führen“, sagte Raschwan. Ägypten hat nach einem früheren Bericht des „Wall Street Journal“ angeblich sogar damit gedroht, seinen Friedensvertrag mit Israel aufzukündigen, sollte es zu einem Ansturm von Palästinensern aus dem Gazastreifen über die Grenze kommen.

+++ Proteste in Israel nach Geisel-Video der Hamas +++

Nach der Veröffentlichung eines Geisel-Videos durch die Hamas am Mittwochabend kam es in Israel zu Protesten. Hunderte Menschen versammelten sich in Jerusalem in der Nähe der Residenz von Regierungschef Netanjahu, um für die Freilassung der in Gaza festgehaltenen Geiseln zu demonstrieren, wie mehrere Medien meldeten. Es kam dabei zu Zusammenstößen mit der Polizei. Laut den Beamten legten Demonstranten Feuer, zündeten Feuerwerkskörper, warfen Mülltonnen um und blockierten den Verkehr. Vier Menschen seien festgenommen worden, hieß es. In dem zuvor von der Hamas veröffentlichten Video ist ein 24 Jahre alter Mann zu sehen, der der israelischen Regierung schwere Vorwürfe macht.

Sie habe die israelischen Bürger nicht beschützt und im Stich gelassen, sagt der Mann. Die wie er beim Massaker der Hamas am 7. Oktober aus Israel in den Gazastreifen entführten Menschen befänden sich in einer „unterirdischen Hölle“ ohne Nahrung, Wasser und medizinische Behandlung. Sein Unterarm wurde israelischen Medien zufolge abgerissen, als die Terroristen Granaten in sein Versteck warfen. Berichten zufolge ist er israelischer und amerikanischer Staatsbürger. Unter welchen Umständen das Video entstand und ob der Mann unter Druck und Drohungen sprach, war zunächst unklar. Die Video-Aufnahme war außerdem nicht datiert, das Hamas-Massaker war am Mittwoch 201 Tage her.

+++ Israel enttäuscht über Deutschlands Zusammenarbeit mit UNRWA +++

Israel hat sich enttäuscht über die Ankündigung der Bundesregierung gezeigt, ihre Zusammenarbeit mit dem UN-Palästinenserhilfswerk (UNRWA) im Gazastreifen wieder aufzunehmen. „Die Entscheidung Deutschlands, die Zusammenarbeit mit der UNRWA in Gaza zu erneuern, ist bedauerlich“, schrieb ein Sprecher des israelischen Außenministeriums am Mittwochabend auf der Plattform X (vormals Twitter). Israel habe mit Deutschland und anderen Geberländern detaillierte Informationen über Hunderte UNRWA-Mitarbeiter geteilt, die auch Hamas-Kämpfer seien. Gleiches gelte für Hunderte weitere Beschäftigte des Hilfswerks, die zugleich Mitglieder der Hamas beziehungsweise des Palästinensischen Islamischen Dschihad (PIJ) seien.

„Das sind nicht nur ein paar faule Äpfel – es ist ein fauler und giftiger Baum“, schrieb Sprecher Oren Marmorstein weiter. Deutsche Steuergelder an eine Organisation mit einem so hohen Prozentsatz von Hamas-Mitgliedern zu überweisen, werde nicht zur Sicherheit der Region sowie zum Wohlergehen von Israelis und Palästinensern beitragen. Israel wolle weiterhin eng mit der Bundesregierung zusammenarbeiten, um die humanitäre Hilfe über andere Organisationen in den Gazastreifen zu bringen, so der Sprecher des israelischen Außenministeriums.

+++ Hamas veröffentlicht weiteres Geisel-Video +++

Die islamistische Hamas hat am Mittwoch erneut ein Video einer aus Israel entführten Geisel veröffentlicht. Darin ist ein 24 Jahre alter Mann zu sehen, der der israelischen Regierung schwere Vorwürfe macht. Sie habe die israelischen Bürger nicht beschützt und im Stich gelassen - die Geiseln bereits seit fast 200 Tagen.

Unter welchen Umständen das Video entstanden ist und ob der Mann aus freien Stücken oder unter Drohungen sprach, war zunächst unklar. Die Aufnahme war zudem nicht datiert, das Hamas-Massaker war am Mittwoch allerdings 201 Tage her. Der Mann, der vom Nova-Musikfestival verschleppt wurde, sagte in dem Video weiterhin, durch die Luftangriffe der israelischen Armee seien 70 Geiseln im Gazastreifen getötet worden. Allerdings weiß Israel nach eigenen Angaben derzeit nicht, wie viele der in den Gazastreifen verschleppten Menschen tot sind und unter welchen Bedingungen sie ums Leben kamen.

Israel war bis vor wenigen Wochen davon ausgegangen, dass knapp 100 der rund 130 verbliebenen Geiseln noch am Leben sind. Inzwischen wird aber befürchtet, dass deutlich mehr von ihnen bereits tot sein könnten. Die Nachrichtenseite ynet schrieb kürzlich. „Die Geiseln sterben weg, laut Schätzungen sind schon heute weniger als die Hälfte von ihnen noch am Leben.“

+++ Deutschland setzt Zusammenarbeit mit UN-Palästinenserhilfswerk fort +++

Die Bundesregierung will ihre Zusammenarbeit mit dem umstrittenen UN-Palästinenserhilfswerk (UNRWA) im Gazastreifen fortsetzen. Das teilten das Auswärtige Amt und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung am Mittwoch in Berlin mit. Hintergrund seien die jüngsten Empfehlungen eines Berichts der von den Vereinten Nationen eingesetzten Gruppe unter Leitung der ehemaligen französischen Außenministerin Catherine Colonna. Der kurzfristige Finanzbedarf von UNRWA in Gaza sei derzeit durch vorhandene Gelder gedeckt, hieß es weiter.

UNRWA war im Januar in die Schlagzeilen geraten, weil Israel behauptete, zwölf Mitarbeiter seien in das Massaker der Hamas vom 7. Oktober verwickelt gewesen und die Organisation als Ganzes von der Hamas unterwandert. Einige der wichtigsten Geldgeber, darunter die USA und Deutschland, setzten Zahlungen daraufhin vorübergehend aus. In dem diese Woche in New York vorgestellten Bericht von Colonna kamen unabhängige Experten zum Schluss, UNRWA habe eine Reihe „robuster“ Mechanismen etabliert, um die Wahrung des Neutralitätsgrundsatzes zu gewährleisten. Allerdings gebe es Verbesserungsbedarf.

Die deutsche Zusammenarbeit mit UNRWA im Gazastreifen lag seit Ende Januar auf Eis. Für die Arbeit der Organisation in anderen Regionen floss aber weiter Geld: So stellte die Bundesregierung Ende März dem Palästinenserhilfswerk 45 Millionen Euro für die Arbeit in Jordanien, Libanon, Syrien und im Westjordanland zur Verfügung. Die Bundesregierung unterstützte das UN-Hilfswerk UNRWA eigenen Angaben nach allein im Jahr 2023 mit mehr als 200 Millionen Euro

+++ USA wollen Bau von Gaza-Hafen für humanitäre Hilfe bald beginnen +++

Der von den USA angekündigte Bau eines temporären Hafens zur Lieferung von Hilfsgütern in den umkämpften Gazastreifen wird nach Angaben des Pentagons bald beginnen. „Alle erforderlichen Schiffe befinden sich im Mittelmeerraum“, sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Pat Ryder, am Dienstag (Ortszeit). „Wir sind in der Lage, sehr bald mit dem Bau zu beginnen“. Die US-Regierung hatte im März angekündigt, angesichts der humanitären Notlage in Gaza infolge der Kämpfe zwischen Israel und der islamistischen Hamas einen temporären Hafen einrichten zu wollen, um Lebensmittel, Wasser und Medikamente in das Kriegsgebiet zu bringen. Die USA hatten angesichts der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen kürzlich ihren Verbündeten Israel zur raschen Ausweitung der Hilfslieferungen für die Zivilbevölkerung aufgefordert.

+++ EU-Kommissar fordert Unterstützung für UN-Palästinenser-Hilfswerk +++

Der für humanitäre Hilfe zuständige EU-Kommissar Janez Lenarcic hat angesichts der katastrophalen Lage der Menschen im Gazastreifen dazu aufgerufen, das umstrittene Palästinenserhilfswerk UNRWA zu unterstützen. „Ich rufe die Geberländer auf, das UNRWA zu unterstützen - die Lebensader für die palästinensischen Flüchtlinge“, schrieb er am Dienstag auf der Plattform X (vormals Twitter). Er begrüßte den am Vortag veröffentlichten Untersuchungsbericht über das UNRWA, da dieser „die zahlreichen Systeme des Hilfswerks zur Einhaltung der Vorschriften sowie die Empfehlungen für deren weitere Verbesserung“ hervorhebe.

In dem in New York vorgestellten Bericht kamen unabhängige Experten zum Schluss, UNRWA habe eine Reihe „robuster“ Mechanismen etabliert, um die Wahrung des Neutralitätsgrundsatzes zu gewährleisten. Allerdings gebe es Verbesserungsbedarf. UNRWA war im Januar in die Schlagzeilen geraten, weil Israel behauptete, zwölf Mitarbeiter seien in das Massaker der Hamas vom 7. Oktober verwickelt gewesen und die Organisation als Ganzes von der Hamas unterwandert. Einige der wichtigsten Geldgeber, darunter Deutschland, setzten Zahlungen daraufhin vorübergehend aus.

+++ Irans Präsident Raisi droht Israel erneut mit Zerstörung +++

Irans Präsident Ebrahim Raisi hat Israel erneut mit Zerstörung gedroht. „Die große Nation Iran“ habe Israel für den Angriff auf das Botschaftsgelände in Damaskus Anfang April bestraft, sagte Raisi am Mittwoch bei einem Besuch im Nachbarland Pakistan. Sollte Israel einen Fehler machen und „den heiligen Boden der Islamischen Republik Iran“ angreifen, werde die Situation anders sein. „Und es nicht sicher, dass noch etwas vom zionistischen Regime (Israel) übrig bleibt“, drohte der erzkonservative Geistliche.

Den mutmaßlich israelischen Angriff in der iranischen Stadt Isfahan vom Freitag erwähnte der Präsident nicht. Am 13. April hatten Irans Revolutionsgarden einen Großangriff auf Israel mit Drohnen und Raketen ausgeführt, der auf eine mutmaßlich israelische Attacke auf die iranische Botschaft in der syrischen Hauptstadt Damaskus folgte. Bei jenem Angriff waren zu Beginn des Monats zwei Generäle und fünf weitere Mitglieder der mächtigen Revolutionsgarden (IRGC) getötet worden. Seit der Revolution im Iran 1979 gelten die USA und Israel als Erzfeinde der Islamischen Republik.

+++ Israel bestreitet Vorwürfe zu Massengräbern nahe Krankenhaus im Gazastreifen +++

Die israelische Armee hat Vorwürfe bestritten, hunderte Palästinenser auf dem Gelände eines Krankenhauses im Gazastreifen begraben zu haben. Die Behauptung, israelische Soldaten hätten dort Leichen von Palästinensern begraben, sei „haltlos und entbehrt jeder Grundlage“, erklärte das Militär am Dienstag. Allerdings hätten israelische Soldaten am Nasser-Krankenhaus während eines Militäreinsatzes in der Stadt Chan Junis im Süden des Gazastreifens zuvor von Palästinensern begrabene Leichen untersucht.

Diese Untersuchungen seien „im Rahmen der Suche nach Geiseln und vermissten Personen“ erfolgt, erklärte das Militär weiter. Dies sei „sorgfältig“ und ausschließlich an Orten geschehen, zu denen „nachrichtendienstliche Hinweise auf die mögliche Anwesenheit von Geiseln“ vorgelegen hätten. „Die untersuchten Leichen, die nicht jene der israelischen Geiseln waren, wurden an ihren Platz zurückgebracht“, hieß es weiter.

Die Zivilschutzbehörde des von der Hamas kontrollierten Palästinensergebiets hatte am Dienstag erklärt, sie habe in den vergangenen Tagen insgesamt rund 340 Leichen nahe dem Nasser-Krankenhaus in Chan Junis entdeckt. Am Montag hatte ein Sprecher noch von „200 Märtyrern“ gesprochen, deren sterbliche Überreste gefunden worden seien. Der Sprecher der Hamas-Regierung, Ismail al-Thauabta, hatte der israelischen „Besatzungsarmee“ zudem vorgeworfen, „Massengräber“ ausgehoben zu haben.

+++ Gaza-Proteste an US-Elite-Unis weiten sich aus – Festnahmen +++

Mehrere Elite-Universitäten in den USA ringen seit Tagen damit, aufgeheizte Proteste rund um den Gaza-Krieg unter Kontrolle zu bringen. Am Montag (Ortszeit) wurden an der New York University (NYU) sowie an der Yale University nach Angaben der beiden Hochschulen Dutzende Demonstranten festgenommen, die sich geweigert hatten, nicht genehmigte Proteste zu beenden. An der Columbia University in New York blieben die Unterrichtsräume geschlossen. Die Uni hatte wegen der Proteste Studierende aufgefordert, zu Hause zu bleiben und stellte bis Semesterende auf Online-Unterricht um, wie der Sender CNN meldete.

US-Präsident Joe Biden nahm Stellung zu den Ereignissen an den Unis. „Ich verurteile die antisemitischen Proteste“, sagte er und fügte hinzu: „Ich verurteile auch diejenigen, die nicht verstehen, was mit den Palästinensern los ist.“

An der Yale University seien 60 Protestteilnehmer festgenommen worden, teilte die Uni im US-Bundesstaat Connecticut mit. Begonnen hatte die Protestwelle an der Columbia University. Dort hatte die Polizei am Donnerstag ein Zeltlager auf dem Campus geräumt und gut 100 Teilnehmer festgenommen. Doch die Proteste gingen weiter, weiteten sich auch auf andere Universitäten aus. Demonstranten errichteten den Berichten zufolge Zeltlager, störten Campus-Veranstaltungen. Es herrsche ein „Gefühl von Chaos“, schrieb die „Washington Post“.

Demonstrierende fordern Solidarität mit den Palästinensern und verlangen von ihren Hochschulen, finanzielle Beziehungen mit Israel zu beenden. Im Rahmen der Proteste seien aber einschüchternde Sprechchöre und mehrere antisemitische Vorfälle gemeldet worden, berichteten US-Medien. Jüdische Studierende äußerten Sorge um ihre Sicherheit.

+++ UN-Hochkommissar: Vor allem Frauen und Kinder im Gazastreifen getötet +++

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte hat jüngste Angriffe israelischer Streitkräfte in Rafah im Gazastreifen scharf kritisiert. Dabei seien überwiegend Frauen und Kinder ums Leben gekommen, teilte Volker Türk am Dienstag in Genf mit. Er warnte vor möglichen Kriegsverbrechen.

„Die jüngsten Bilder von einem Frühgeborenen, das aus dem Bauch seiner sterbenden Mutter genommen wurde, (und Bilder) von den beiden benachbarten Häusern, in denen 15 Kinder und fünf Frauen getötet wurden - das hat nichts mehr mit Kriegsführung zu tun“, teilte Türk mit. Das Büro dokumentierte drei Militärschläge seit dem 19. April in Rafah, bei denen mindestens 30 Frauen und Kinder ums Leben gekommen seien.

Nach der Entdeckung von Massengräbern bei verschiedenen Krankenhäusern forderte Türk eine unabhängige Untersuchung. Nach Angaben seines Büros wurden unter anderem Leichen gefunden, die an den Händen gefesselt waren. „Die vorsätzliche Tötung von Zivilisten, Gefangenen und anderen Personen, die sich nicht im Kampf befinden, ist ein Kriegsverbrechen“, teilte Türk mit.

Nach Angaben des Büros halten sich nach Schätzungen noch 1,2 Millionen Vertriebene in Rafah auf. Lange Zeit lag die Schätzung bei 1,7 Millionen. Viele Menschen hätten Rafah aus Angst vor der von Israel angekündigten Offensive in Rafah Richtung Norden verlassen.

+++ „Tief infiltriert“ – Israel kritisiert UNRWA-Untersuchungsbericht zu Terror-Vorwürfen +++

Israel hat deutliche Kritik an einem am Montag vorgelegten Untersuchungsbericht zum Palästinenserhilfswerk UNRWA geübt. Die Hamas habe das Hilfswerk so tief infiltriert, „dass es nicht mehr möglich ist, festzustellen, wo das UNRWA endet und wo die Hamas beginnt“, schrieb das israelische Außenministerium auf der Plattform X (vormals Twitter).

In dem in New York vorgestellten Bericht kamen unabhängige Experten dagegen zum Schluss, UNRWA habe eine Reihe „robuster“ Mechanismen etabliert, um die Wahrung des Neutralitätsgrundsatzes zu gewährleisten. Allerdings gebe es Verbesserungsbedarf. Zugleich hieß es in dem Bericht, Israel habe für manche seiner Behauptungen nie Beweise vorgelegt.

UNRWA war im Januar in die Schlagzeilen geraten, weil Israel behauptete, zwölf Mitarbeiter seien in das Massaker der Hamas vom 7. Oktober verwickelt gewesen und die Organisation als Ganzes von der Hamas unterwandert. Als Reaktion entließ UNRWA mehrere Beschäftigte. Einige der wichtigsten Geldgeber, darunter Deutschland, setzten Zahlungen vorübergehend aus. Der Bericht der mit der Prüfung beauftragten ehemaligen französischen Außenministerin Catherine Colonna „ignoriert die Schwere des Problems“, schrieb das israelische Außenministerium und forderte die Geberländer auf, andere Organisationen in Gaza zu finanzieren. „UNRWA kann nicht Teil der Lösung in Gaza sein, weder jetzt noch in Zukunft“.

+++ Bericht: Israel plant Evakuierung der Bewohner Rafahs +++

Israels Verbündete wie die USA warnen eindringlich vor einer Bodenoffensive in Rafah, weil sich dort derzeit Hunderttausende palästinensischer Binnenflüchtlinge drängen. Die Stadt nahe der ägyptischen Grenze gilt als die einzige in dem abgeriegelten Küstenstreifen, die noch vergleichsweise intakt ist. Unter anderem im nahen Chan Junis sollen für die Bewohner Zelte, Lebensmittelverteilungszentren und Feldlazarette eingerichtet werden, berichtete das „Wall Street Journal“.

Die Evakuierungsaktion würde zwei bis drei Wochen dauern und in Abstimmung mit den USA, Ägypten und anderen arabischen Ländern wie den Vereinigten Arabischen Emiraten durchgeführt. Seit dem Abzug israelischer Truppen aus Chan Junis seien dort in einem Massengrab nahe dem Nasser-Krankenhaus bisher 283 Tote gefunden worden, teilte der von der Hamas kontrollierte Zivilschutz am Montag mit.

+++ Demonstranten verbrennen Tisch vor Haus von Netanjahu +++

In Israel haben Demonstranten am Sederabend zum Auftakt des jüdischen Pessach-Fests vor dem Haus von Regierungschef Benjamin Netanjahu einen Tisch verbrannt, um an die Abwesenheit der immer noch von der Hamas festgehaltenen Geiseln zu erinnern. Etwa 500 Menschen versammelten sich am Montag vor dem Wohnsitz Netanjahus in Caesarea nördlich von Tel Aviv und forderten die Regierung auf, die Freilassung der 129 Menschen zu ermöglichen, die seit dem beispiellosen Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober im Gazastreifen als Geiseln festgehalten werden.

Die Demonstranten stellten einen großen Tisch mit leeren Stühlen und leeren Tellern auf, um daran zu erinnern, dass die Geiseln „an Hunger sterben“, erklärte die Anwältin Yael Ben Pornat, die wegen der Vermissten nicht in der Stimmung war, sich zur Sedermahlzeit mit ihrer Familie zu versammeln. „Wir sind hier, um unsere Trauer und unseren Schmerz zu teilen (...) diese Nacht ist voller Bitterkeit, es gibt keine Freiheit und keine Freude“, fügte die 62-Jährige hinzu. Weiter sagte sie, sie mache Netanjahu für „die schreckliche Katastrophe des 7. Oktober“ verantwortlich.

Netanjahu sei „der schlechteste Ministerpräsident seit der Gründung des Landes im Jahr 1948“, sagte Guy Ben Dror, Angestellter in der Finanzbranche. „Er will nicht, dass die Geiseln zurückkommen, weil er nicht will, dass der Krieg aufhört, da er sonst ins Gefängnis kommt“, fügte er hinzu.

+++ Netanjahu kündigt „schmerzhafte Schläge“ gegen die Hamas an +++

Israel will den militärischen Druck auf die islamistische Hamas im Gazastreifen forcieren - und schürt Sorgen vor einer möglicherweise kurz bevorstehenden Offensive gegen die Stadt Rafah. Generalstabschef Herzi Halevi habe „die weiteren Schritte“ zur Fortsetzung des Krieges am Sonntag gebilligt, sagte Armeesprecher Daniel Hagari. Der israelische Kan-Sender berichtete, Teil der Pläne sei ein Militäreinsatz in Rafah im Süden an der Grenze zu Ägypten. Es sei offenbar in Kürze mit einer Evakuierung der Zivilbevölkerung zu rechnen.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte zuvor in einer Video-Ansprache zum jüdischen Pessach-Fest, das am Montagabend beginnt, „weitere schmerzhafte Schläge“ gegen die Hamas angekündigt. „Und dies wird in Kürze geschehen“. Israels Verbündete hatten eindringlich vor einer Offensive in Rafah gewarnt, weil sich dort Hunderttausende palästinensischer Binnenflüchtlinge drängen. Israel hält einen Einsatz jedoch für nötig, um die verbliebenen Bataillone der Hamas zu zerstören. Anderenfalls könne sie wiedererstarken.

+++ Israels Generalstabschef billigt Fortsetzung des Gaza-Kriegs +++

Der israelische Generalstabschef Herzi Halevi hat nach Militärangaben Pläne zur Fortsetzung des Gaza-Kriegs gebilligt. Halevi habe „die weiteren Schritte“ am Sonntag genehmigt, sagte Armeesprecher Daniel Hagari. Der israelische Kan-Sender berichtete, Teil der Pläne sei auch ein Militäreinsatz in der Stadt Rafah im Süden an der Grenze zu Ägypten. Es sei offenbar in Kürze mit einer Evakuierung der Zivilbevölkerung zu rechnen.

Israels Verbündete hatten eindringlich vor einer Offensive in Rafah gewarnt, weil sich dort Hunderttausende palästinensischer Binnenflüchtlinge drängen. Israel hält einen Einsatz in Rafah jedoch für notwendig, um die verbliebenen Bataillone der islamistischen Terrororganisation Hamas zu zerstören. Anderenfalls sei mit einer Wiedererstarkung der Hamas zu rechnen.

Der israelische Armeesprecher wandte sich am Sonntag direkt an die Geiseln in der Gewalt der Hamas. „Wir werden weiterkämpfen, bis ihr nach Hause kommt“, sagte er. Die Angehörigen der Geiseln befänden sich in einer unerträglichen Situation, man werde alles für die Befreiung ihrer Liebsten unternehmen.

+++ Neue Gefechte an Israels Grenze zum Libanon +++

An Israels Grenze zum Libanon ist es am Sonntag erneut zu Gefechten gekommen. Die israelische Armee teilte mit, zwei Geschosse seien in Richtung der Ortschaft Rosch Hanikra im Norden Israels am Mittelmeer abgefeuert worden. Die israelische Armee habe die Orte angegriffen, von denen aus geschossen wurde. Außerdem hätten israelische Kampfflugzeuge Terror-Infrastruktur nordöstlich von Nabatia angegriffen. Zuvor hätten Kampfjets auch Ziele der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah beschossen.

Sowohl die Hisbollah als auch der militärische Arm der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas reklamierten am Sonntag Angriffe auf Israel für sich.

+++ Scholz telefoniert mit Netanjahu: Weiterhin Eskalation vermeiden +++

In einem Telefonat mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat Bundeskanzler Olaf Scholz erneut vor einer Eskalation der Lage im Nahen Osten gewarnt. Nach Angaben des Sprechers der Bundesregierung, Steffen Hebestreit, informierte Netanjahu den Kanzler in dem Gespräch am Sonntag über die Lage in der Region. „Der Bundeskanzler unterstrich, dass es nun weiterhin darum gehe, eine Eskalation und einen regionalen Flächenbrand zu vermeiden“, teilte Hebestreit mit.

Auch habe der Kanzler die Entscheidung der Staats- und Regierungschefs beim Europäischen Rat erläutert, weitere Sanktionen gegen Iran zu ergreifen. Scholz habe bekräftigt, dass sich die Bundesregierung weiter eng mit den Partnern in der Gruppe der sieben großen Wirtschaftsnationen (G7) und in der EU abstimmen werde.

+++ Israels Militär tötet Palästinenserin bei versuchter Messerattacke +++

Eine Palästinenserin hat am Sonntag nach israelischen Militärangaben versucht, Soldaten an einer Armeesperre im Westjordanland mit einem Messer anzugreifen. Die Soldaten hätten auf die Frau geschossen und sie „ausgeschaltet“, teilte das Militär mit. Das palästinensische Gesundheitsministerium in Ramallah teilte später mit, es sei von der israelischen Seite über den Tod einer 43-jährigen Frau bei dem Vorfall im Nordosten des Westjordanlands informiert worden.

+++ Netanjahu kündigt „weitere schmerzhafte Schläge“ gegen die Hamas an +++

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat „weitere schmerzhafte Schläge“ gegen die islamistische Hamas angekündigt. „Und dies wird in Kürze geschehen“, sagte Netanjahu am Sonntag in einer Video-Ansprache zum jüdischen Pessach-Fest, das am Montagabend beginnt. Israel kündigt seit längerem einen Militäreinsatz in der Stadt Rafah in Süden des Gazastreifens an der Grenze zu Ägypten an, obwohl seine Verbündeten davor gewarnt hatten.

Bei den Verhandlungen um eine Feuerpause im Gegenzug für die Freilassung weiterer Geiseln sowie palästinensischer Häftlinge habe die Hamas ihre Positionen zuletzt verhärtet, erklärte Netanjahu. „Anstatt von ihren radikalen Standpunkten abzuweichen, baut die Hamas jetzt auf die Spaltung unter uns, sie ist ermutigt von dem Druck, der auf die israelische Regierung ausgeübt wird“, sagte Netanjahu.

„In den kommenden Tagen werden wir den militärischen und diplomatischen Druck auf die Hamas erhöhen, weil dies der einzige Weg ist, unsere Geiseln zu befreien und unseren Sieg zu erzielen“, sagte der Regierungschef. Die Hamas habe bisher alle Vermittlungsvorschläge abgelehnt.

+++ Irans Führer lobt Streitkräfte nach Angriffen auf Israel +++

Irans oberster Führer, Ajatollah Ali Chamenei, hat die iranischen Streitkräfte nach ihren Angriffen auf Israel in höchsten Tönen gelobt. „Die Streitkräfte haben nicht nur ihre Machtstellung unter Beweis gestellt, sondern auch das internationale Ansehen und den nationalen Stolz des Landes und Volkes gewahrt“, sagte er am Sonntag. Dabei sei es zweitrangig, wie viele Raketen abgefeuert worden seien oder ob sie ihre Ziele erreicht hätten. Wichtig sei, dass die Streitkräfte weiterhin in Bereitschaft blieben, um den Feinden des Landes Paroli zu bieten.

+++ Israel empört über mögliche US-Sanktionen +++

Trotz der Billigung neuer Hilfen für das Militär in Milliardenhöhe durch das US-Repräsentantenhaus ist die israelische Regierung über ihre wichtigste Schutzmacht USA empört.  Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu befürchtet, die USA könnten gegen ein umstrittenes Bataillon der israelischen Armee Sanktionen erlassen, wie er in der Nacht zu Sonntag auf X (vormals Twitter) schrieb. „In einer Zeit, in der unsere Soldaten die Monster des Terrors bekämpfen, ist die Absicht, eine Einheit der IDF (Israel Defense Forces) mit Sanktionen zu belegen, der Gipfel der Absurdität und ein moralischer Tiefpunkt.“ Nur eine Stunde zuvor noch hatte er mit Blick auf das US-Hilfspaket ebenfalls auf X geschrieben: „Danke, Freunde, danke Amerika!“

Am Samstagabend hatte das US-Repräsentantenhaus ein Hilfspaket von 26 Milliarden US-Dollar für Israel gebilligt. Einerseits sollen damit zum Beispiel Israels Raketenabwehr und die laufenden Militäroperationen der USA in der Region finanziert werden. Andererseits sind davon rund 9 Milliarden US-Dollar für humanitäre Unterstützung gedacht, darunter für die Menschen im Gazastreifen und in anderen Regionen. Die USA sind wichtigste Schutzmacht Israels und unterstützen das Land jährlich mit Milliardenbeträgen, von denen ein beachtlicher Teil in Raketenabwehr und andere Militärtechnik fließt. Die nötige Zustimmung des Senats steht noch aus, gilt aber als sicher.

+++ Bericht: Blinken will Sanktionen gegen Armee-Bataillon verhängen +++

Das US-Nachrichtenportal „Axios“ berichtete unter Berufung auf drei mit der Angelegenheit vertraute Personen, es werde erwartet, dass US-Außenminister Antony Blinken in den nächsten Tagen Sanktionen gegen ein Bataillon der israelischen Streitkräfte wegen Menschenrechtsverletzungen im Westjordanland ankündigen werde. Es wäre das erste Mal, dass die USA Sanktionen gegen eine israelische Militäreinheit verhängen.

Netanjahu reagierte empört und schrieb auf der Plattform X: „Gegen die israelische Armee dürfen keine Sanktionen verhängt werden!“ Seine Regierung werde mit allen Mitteln gegen diese Maßnahmen vorgehen. In den vergangenen Wochen habe er sich gegen die Verhängung von Sanktionen gegen israelische Bürger eingesetzt, auch in seinen Gesprächen mit hohen amerikanischen Regierungsvertretern.

Benny Gantz, Mitglied des israelischen Kriegskabinetts, sagte laut „Times of Israel“, die Verhängung von Sanktionen gegen die Einheit sei ein gefährlicher Präzedenzfall und sende in Zeiten des Krieges die falsche Botschaft „an unsere gemeinsamen Feinde“. Es würden Maßnahmen ergriffen, damit diese Entscheidung nicht durchkomme. Die Infanterieeinheit sei „ein integraler Bestandteil der Armee“ und an das Militär- und Völkerrecht gebunden.  Israel verfüge über „starke und unabhängige“ Gerichte, die in der Lage seien, sich mit angeblichen Verstößen zu befassen.

Die Sanktionen würden die Mitglieder des Bataillons von militärischer Unterstützung oder Ausbildung durch die USA ausschließen, berichtete „Axios“ unter Berufung auf seine Quellen. Ein US-Beamter sagte, Blinkens Entscheidung bezüglich der Einheit basiere auf Vorfällen, die sich vor dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober im Westjordanland ereignet hätten. Das Bataillon wurde laut „Times of Israel“ mit Rechtsextremismus und Gewalt gegen Palästinenser in Verbindung gebracht. Israel zog die Einheit demnach im Dezember 2022 aus dem Westjordanland ab und setzte sie seitdem hauptsächlich im Norden des Landes ein.

Das Verhältnis zwischen Israel und den USA ist ohnehin angespannt. Angesichts der humanitären Katastrophe im Gazastreifen und der hohen Zahl ziviler Opfer in dem Konflikt gibt es auch von den USA Kritik am militärischen Vorgehen Israels. Biden und seine Regierung hatten sich lange mit öffentlichen Einwänden zurückgehalten, in den vergangenen Wochen aber zunehmend die Tonlage gegenüber der israelischen Führung verschärft.

+++ Etliche Tote im Westjordanland +++

Derweil setzte die israelische Armee ihren Kampf gegen die Hamas im Gazastreifen eigenen Angaben zufolge fort. Dutzende Luftangriffe seien dort auf Terrorziele geflogen worden, teilte das Militär am Samstag mit. Auch im Westjordanland führten israelische Einsatzkräfte bis Samstagabend einen größeren Einsatz aus. Dabei töteten sie Armeeangaben zufolge mindestens zehn Bewaffnete. Bei Gefechten in dem Flüchtlingslager Nur Schams in Tulkarem seien auch neun israelische Sicherheitskräfte verletzt worden.

Das Gesundheitsministerium im Westjordanland meldete 14 Tote und mehrere Verletzte bei dem Einsatz, darunter ein 16 Jahre alter Jugendlicher. Nach zunächst nicht offiziell bestätigten Berichten palästinensischer Medien soll unter den Getöteten auch der örtliche Kommandeur der palästinensischen Terrororganisation Islamischer Dschihad, Mohammed Dschaber, sein. Seit Beginn des Gaza-Kriegs haben Zusammenstöße zwischen israelischen Sicherheitskräften und Palästinensern zugenommen.

Gleiches gilt für Gewalttaten von Siedlern gegen palästinensische Bewohner des Westjordanlands. In der Nähe von Nablus wurde am Samstagabend palästinensischen Angaben zufolge ein Krankenwagenfahrer bei Konfrontationen zwischen Siedlern und Palästinensern getötet. Der 50-jährige Palästinenser sei erschossen worden, teilte das palästinensische Gesundheitsministerium mit. Er fuhr demnach Verletzte aus einem Dorf, in das zuvor Siedler eingedrungen waren. Wer den Fahrer des Rettungswagens tötete, war zunächst unklar.

+++ Iran sendet Signale der Deeskalation +++

Nach dem mutmaßlichen Gegenanschlag Israels gegen militärische Ziele im Iran spielt Teheran den Angriff weiter herunter. Der Iran werde darauf nicht reagieren, zitierten iranische Medien Außenminister Hussein Amirabdollahian am Samstag. „Die abgeschossenen Klein-Drohnen waren ja auch mehr wie Spielzeuge“, sagte der iranische Chefdiplomat demnach. Durch die bei Isfahan abgeschossenen kleinen Drohnen habe es weder Schäden noch Opfer gegeben. Auf einen umfassenden israelischen Angriff werde der Iran aber „vehement und konsequent“ reagieren, sagte Amirabdollahian.

Israel hatte am Freitag nach Medienberichten als Reaktion auf einen iranischen Großangriff vom vergangenen Wochenende eine Vergeltungsaktion ausgeführt. Dem massiven Raketen- und Drohnenangriff des Irans auf Israel war ein Raketenangriff auf die iranische Botschaft in der syrischen Hauptstadt Damaskus vorausgegangen, bei dem zwei Generäle und weitere Mitarbeiter getötet wurden. Dieser Angriff wurde Israel zugeschrieben.

In mehreren Städten in Israel protestierten am Samstagabend erneut Tausende für ein Abkommen zur Freilassung der noch immer im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln sowie gegen die israelische Regierung. Angehörige der Entführten werfen ihr vor, kein ernsthaftes Interesse daran zu haben, ein Abkommen mit der islamistischen Hamas zu erzielen.

+++ Israel: Zehn Tote bei Gefechten im Westjordanland +++

Die israelische Armee und Grenzpolizisten haben bei einem größeren Militäreinsatz im Westjordanland eigenen Angaben nach mindestens zehn Bewaffnete getötet. Bei Gefechten in dem Flüchtlingslager Nur Schams in Tulkarem seien auch acht israelische Soldaten und ein Mitglied der verdeckt operierenden Jamas-Sondereinheit der Grenzpolizei Magaw verletzt worden, teilte ein Armeesprecher am Samstag weiter mit. Die Einsatzkräfte seien beschossen und mit Sprengsätzen angegriffen worden.

Das Gesundheitsministerium im Westjordanland meldete zwölf Tote und mehrere Verletzte während des seit zwei Tagen andauernden Militäreinsatzes, darunter ein 16 Jahre alter Jugendlicher. Allerdings gebe es kaum Informationen aus der abgeriegelten Stadt, in der auch das Internet abgestellt sei, meldete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa am Samstag. Die Angaben beider Seiten ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

+++ Iran bestreitet Lieferung neuer Su-35 Kampfjets aus Russland +++

Offizielle iranische Stellen haben Medienberichte über eine baldige Lieferung neuer russischer Suchoi SU-35 Kampfjets an den Iran dementiert. Dem Nachrichtenportal Fararu zufolge sind die Berichte in iranischen Medien, wonach das Land schon in den nächsten Tagen die Maschinen der jüngsten Generation erhalten sollte, nicht korrekt. Die Medien hatten sich auf einen Bericht der Nachrichtenagentur SNN bezogen, die den iranischen Revolutionsgarden nahestehen. Die Agentur selbst dementierte auf ihrer Telegram-Seite den Bericht nach Absprache mit dem Verteidigungsministerium.

Das iranische Verteidigungsministerium hatte letztes Jahr bekannt gegeben, dass das Land von Russland neben den SU-35 Kampfjets auch Mi-28H Kampfhubschrauber und Jak-130 erworben habe. Laut Nachrichtenportal Fararu wurden die Flugzeuge jedoch wegen der Proteste seitens Irans Erzfeind Israel sowie einiger arabischen Staaten am Persischen Golf nicht geliefert. Laut inoffiziellen Berichten sollte es sich bei dem Deal um insgesamt um 24 neue Kampfflugzeuge handeln.

+++ Uno beklagt Zunahme sexueller Gewalt in Konflikten +++

Die sexuelle Gewalt im Zusammenhang mit bewaffneten Konflikten hat nach Angaben der UNO im vergangenen Jahr zugenommen. „Aufgrund der Entstehung neuer Konflikte und der Eskalation bestehender Konflikte war die Zivilbevölkerung im Jahr 2023 einem größeren Ausmaß an konfliktbedingter sexueller Gewalt ausgesetzt“, hieß es in einem am Freitag veröffentlichten UN-Bericht.

Vergewaltigung, sexuelle Sklaverei, Zwangsprostitution, erzwungene Schwangerschaften und Zwangsheirat würden weiterhin als Kriegstaktik eingesetzt, erklärte UN-Generalsekretär António Guterres. Die Opfer seien „in der überwiegenden Mehrheit“ Frauen und Mädchen. Der Bericht befasst sich mit der Lage in Ländern wie Afghanistan, der Zentralafrikanischen Republik, der Demokratischen Republik Kongo, Myanmar, dem Sudan, Mali und Haiti.

+++ Zwei Tote bei israelischem Militäreinsatz im Westjordanland +++

Die israelische Armee hat bei einem größeren Militäreinsatz im Westjordanland nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums mindestens zwei Palästinenser getötet. Zudem seien sieben Bewohner durch Schüsse verletzt worden. Der Einsatz im Flüchtlingslager Nur Schams in Tulkarem habe am Freitag begonnen und dauerte am Samstag noch an, bestätigte die israelische Armee auf Anfrage. Die Armee gehe gegen Bewaffnete vor. Dabei sei sie beschossen und mit Sprengsätzen angegriffen worden, sagte ein Sprecher. Vier Soldaten seien leicht bis mittelschwer verletzt worden.

+++ Vereinte Nationen besorgt über Müllberge im Gazastreifen +++

Die Vereinten Nationen sind besorgt über die großen Müllmengen im Gazastreifen. Diese seien eine Umwelt- und Gesundheitsgefahr, teilte das UN-Nothilfebüro OCHA am Freitag mit. Nach Angaben der Lokalbehörden liegen im gesamten Gazastreifen 270 000 Tonnen Müll herum, die nicht entsorgt werden können. Ursache sei, dass Müllfahrzeuge bei den israelischen Angriffen zerstört wurden oder kein Benzin hätten und die israelischen Behörden keinen Zugang zur wichtigsten Müllhalde im östlichen Teil der Stadt Gaza gewährten.

Es habe schon vor dem Krieg Probleme mit der Müllentsorgung gegeben, sie seien aber seitdem deutlich schlimmer geworden. Durch die Massenvertreibung von Menschen in den südlichen Teil des Gazastreifens habe sich die Müllmenge dort mehr als verdoppelt. Die örtlichen Behörden hätten keine Kapazitäten, um damit umzugehen. In den meisten Lagern für Vertriebene gebe es unkontrollierte Müllhalden.

+++ Nato-Generalsekretär warnt vor weiterem Krieg im Nahen Osten +++

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat sich nach dem mutmaßlichen israelischen Vergeltungsschlag gegen den Iran beunruhigt über die Lage im Nahen Osten gezeigt. „Es ist entscheidend, dass der Konflikt nicht außer Kontrolle gerät, und daher fordern wir alle Parteien auf, Zurückhaltung zu zeigen“, sagte Stoltenberg am Freitag in Brüssel. „Niemand hat etwas davon, wenn ein weiterer Krieg im Nahen Osten ausbricht.“ Er rufe wie die Außenminister der G7-Gruppe demokratischer Industrienationen und andere internationale Spitzenpolitiker zur Deeskalation der Spannungen auf. „Wir sind besorgt“, sagte er.

+++ Israel: 276 Lastwagen mit Hilfsgütern für den Gazastreifen +++

Israel hat nach eigenen Angaben die Anstrengungen zur Versorgung der Menschen im Gazastreifen mit humanitären Hilfsgütern verstärkt. Am Donnerstag seien 276 Lastwagen mit Lebensmitteln und Medikamenten in den umkämpften Küstenstreifen gefahren, teilte die für Kontakte mit den Palästinensern und humanitäre Hilfe zuständige israelische Cogat-Behörde am Freitag mit. Am selben Tag seien zudem 144 Paletten mit Nahrungsmitteln aus der Luft abgeworfen worden.

Weitere 700 Lastwagen hätten die Sicherheitsüberprüfung durchlaufen und warteten hinter dem Kontrollpunkt Kerem Schalom im Gazastreifen darauf, dass UN-Hilfsorganisationen die Verteilung der Hilfsgüter übernähmen, teilte Cogat weiter mit. Insgesamt 100 Lastwagen hätten Hilfsgüter in den Norden des Gazastreifens gebracht, wo die Not nach Angaben von Hilfsorganisationen am größten ist. Über einen neuen Übergang im Norden des Gazastreifens seien nur sechs Lastwagen gefahren. Der Übergang ist nach Informationen aus israelischen Sicherheitskreisen nicht für größere Transporte geeignet.

+++ G7 wollen Krieg zwischen Israel und Iran unbedingt verhindern +++

Nach dem mutmaßlichen israelischen Vergeltungsschlag gegen den Iran setzt der Westen alles daran, jede Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten zu vermeiden. Die Außenminister der Siebenergruppe demokratischer Industrienationen (G7) riefen nach einem Treffen auf Capri am Freitag alle Seiten auf, eine Eskalation unbedingt zu vermeiden. Ausdrücklich galt der Appell auch Israel. Der Ukraine stellten die G7 im Krieg gegen Russland mehr militärische Hilfe gegen Luftangriffe in Aussicht. Konkrete Zusagen gab es aber nicht.

Trotz aller Appelle aus der Ukraine, nicht vergessen zu werden, wurde das Frühjahrstreffen der Außenminister auf der italienischen Mittelmeerinsel vom Konflikt im Nahen Osten dominiert. Groß ist die Sorge, dass Israel auf den massiven Angriff aus dem Iran vom vergangenen Wochenende mit gleicher Münze antwortet. Damit würde der jahrzehntelange Konflikt im Nahen Osten nach mehr als sechs Monaten Krieg im Gazastreifen eine neue Dimension erreichen.

+++ EU verhängt erstmals Sanktionen gegen israelische Siedler +++

Die EU verhängt erstmals Sanktionen wegen der Gewalt radikaler israelischer Siedler gegen Palästinenser im Westjordanland. Die Mitgliedstaaten beschlossen die Strafmaßnahmen am Freitag in einem schriftlichen Verfahren, wie mehrere Diplomaten der Deutschen Presse-Agentur bestätigten.

Die Sanktionen richten sich den Angaben zufolge gegen Personen und Organisationen, die für Gewalt gegen Palästinenser im Westjordanland verantwortlich sein sollen. Sie werden mithilfe des EU-Sanktionsinstruments zur Ahndung von schweren Menschenrechtsverstößen verhängt. Personen, die betroffen sind, dürfen nicht mehr in die EU einreisen und keine Geschäfte mehr mit EU-Bürgern machen. Außerdem müssen ihre in der EU vorhandenen Konten und andere Vermögenswerte eingefroren werden.

+++ Baerbock: Eskalation in Nahost unbedingt verhindern +++

Außenministerin Annalena Baerbock hat nach Israels mutmaßlichem Vergeltungsschlag gegen den Iran mit Nachdruck vor einer Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten gewarnt. Jetzt sei „die Stunde, wo alles dafür getan werden muss, dass keine Eskalationsstufe mit unabsehbaren Folgen für die gesamte Region entsteht“, sagte die Grünen-Politikerin am Freitag zum Abschluss des Treffens der Außenminister aus sieben großen westlichen Industrienationen (G7) auf Capri. Die Siebenergruppe habe die Nacht über dazu auch in ständigem Kontakt gestanden.

Capri: Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesministerin des Auswärtigen, spricht in zwei Mikrofone. Sie wird angeleuchtet und wirft einen Schatten auf einen weißen Hintergrund.

Capri: Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesministerin des Auswärtigen, spricht nach dem Treffen der G7-Außenminister zu den Journalisten.

Baerbock rief „alle Seiten auf, daran zu arbeiten, eine weitere Eskalation zu vermeiden“. „Als G7 tun wir das unermüdlich.“ Die Bundesregierung verfolge die aktuelle Entwicklung genauestens. Im Auswärtigen Amt sei dazu auch der Krisenstab zusammengekommen. Auch von der deutschen Außenministerin gab es keine Bestätigung für den mutmaßlichen israelischen Angriff auf Ziele im Iran in der Nacht zum Freitag. Dem Iran warf sie vor, mit der massiven Attacke auf Israel am vergangenen Wochenende „auf beispiellose Weise eskaliert“ zu haben. Dies dürfe nicht ohne Konsequenzen bleiben.

Weiter sagte Baerbock: „Das ist die Stunde, wo wir als Demokratien und Wertepartner besonders eng zusammenstehen.“ Die G7 bestehen aus den USA, Kanada, Japan, Großbritannien, Frankreich, Italien und Deutschland. Mitte Juni findet in der süditalienischen Region Apulien der alljährliche G7-Gipfel der Staats- und Regierungschefs statt.

+++ Lufthansa stellt Flüge nach Israel vorübergehend ein +++

Die Lufthansa sowie ihre Töchter Swiss und AUA haben am Freitag alle Flüge nach Israel aufgrund der aktuellen Lage eingestellt. Betroffen seien vier Flüge bis einschließlich 7 Uhr am Samstag, sagte ein Lufthansa-Sprecher auf Anfrage.

+++ Von der Leyen fordert Israel und Iran zu Zurückhaltung auf +++

Nach den Berichten über einen mutmaßlichen israelischen Angriff im Iran hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen alle Seiten zur Zurückhaltung aufgefordert. Alle Beteiligten müssten sich darum bemühen, eine Eskalation in der Region zu verhindern, sagte von der Leyen am Freitag bei einem Besuch in Finnland. „Es ist absolut notwendig, dass die Region stabil bleibt und dass alle Seiten von weiteren Aktionen Abstand nehmen“, betonte sie.

In der Nacht hatten nach Berichten iranischer Staatsmedien drei Explosionen die Region Isfahan im Iran erschüttert. US-Fernsehsender berichteten unter Berufung auf Regierungskreise in Washington, es habe sich um eine israelische Vergeltungsaktion für den massiven Angriff des Iran auf Israel am vergangenen Wochenende gehandelt.

China kündigte am Freitag an, sich weiterhin um eine „Deeskalation“ im Nahen Osten zu bemühen. „China lehnt alle Maßnahmen ab, die die Spannungen weiter verschärfen, und wird weiterhin eine konstruktive Rolle bei der Deeskalation der Situation spielen“, sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Lin Jian.

+++ US-Botschaft in Israel schränkt Bewegungsfreiheit von Botschaftspersonal ein +++

Nach Berichten über israelische Angriffe im Iran hat die US-Botschaft in Israel ihre Beschäftigten und deren Familien aufgefordert, auf Reisen innerhalb des Landes zu verzichten. Als Vorsichtsmaßnahme sei es US-Regierungsmitarbeitern und deren Angehörigen „bis auf Weiteres“ untersagt, außerhalb der Großstädte Tel Aviv, Jerusalem und Beerscheba zu reisen, hieß es am Freitag in einem Sicherheitshinweis auf der Website der US-Botschaft.

Die Anordnung bezieht sich auf Reisen „aus persönlichen Gründen“ und betrifft insbesondere den Norden Israels an der Grenze zum Libanon, wo es seit Beginn des Kriegs zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas am 7. Oktober fast täglich zu Gefechten zwischen israelischen Soldaten und Kämpfern der mit der Hamas verbündeten und vom Iran unterstützten Hisbollah-Miliz gibt.

Die US-Botschaft mahnte die US-Bürger im Land auch grundsätzlich zur Vorsicht. „Die Sicherheitslage bleibt komplex und kann sich schnell ändern“, warnte die Botschaft.

Australien forderte seine Staatsangehörigen unterdessen in einem verschärften Reisehinweis auf, nach Möglichkeit aus Israel und den Palästinensergebieten auszureisen. Das Außenministerium verwies darin auf die „hohe Gefahr militärischer Vergeltungsangriffe und Terroranschläge“. Australien hatte bisher empfohlen, auf Reisen nach Israel und in die Palästinensergebieten möglichst zu verzichten und bei Bedenken auszureisen.

„Militärische Angriffe könnten zu Luftraumsperrungen, Flugausfällen und -umleitungen sowie anderen Reiseunterbrechungen führen“, warnte das Ministerium nun in dem verschärften Reisehinweis. Tel Avivs internationaler Flughafen Ben Gurion könne aufgrund einer Verschlechterung der Sicherheitslage „jederzeit und kurzfristig den Betrieb einstellen“.

Das Auswärtige Amt in Berlin warnt bereits vor Reisen nach Israel und in die Palästinensergebiete. Deutschen Staatsangehörigen, die sich im Gazastreifen und im besetzten Westjordanland aufhalten, wird eine Ausreise empfohlen.

+++ US-Bericht: Israel wollte Iran Fähigkeit zu Angriff im Land beweisen +++

Israel hat mit dem mutmaßlichen Luftschlag im Iran einem US-Medienbericht zufolge Teheran zeigen wollen, dass es innerhalb des Landes angreifen kann. Das israelische Militär habe den Angriff als Vergeltung für Teherans Drohnen- und Raketenbeschuss am vergangenen Wochenende ausgeführt, berichtete die „Washington Post“ unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten israelischen Regierungsbeamten am Freitag.

Nach Einschätzung des US-Militärexperten Cedric Leighton habe Israel mit dem Vorgehen, das „ganz klar eine direkte Reaktion auf die iranischen Angriffe vom Wochenende gewesen sei“, bewiesen, dass das iranische Luftabwehrsystem nicht annähernd die Fähigkeiten des israelischen Luftabwehrsystems habe.

Mehrere US-Medien hatten zuvor von einer oder mehreren israelischen Raketen berichtet, die ein Ziel im Iran angegriffen hätten. Berichte über Schäden gab es zunächst nicht. Israel sowie das US-Verteidigungsministerium haben sich bislang nicht geäußert. Irans Staatsmedien wiesen Berichte über Raketenangriffe zurück. Sie berichteten hingegen von der Sichtung und Beschuss mehrerer kleinerer Flugobjekte über der iranischen Provinz Isfahan.

Fox News berichtete unter Berufung auf eine Quelle beim Militär, es habe sich um einen „begrenzten Angriff“ gehandelt. Die USA seien nicht beteiligt gewesen.

+++ IAEA: Keine Atomanlagen im Iran beschädigt +++

Nach Berichten über einen israelischen Angriff auf den Iran hat die Internationale Atomenergiebehörde Entwarnung gegeben. Keine iranischen Atomanlagen seien beschädigt worden, meldete die Organisation am Freitag in Wien. IAEA-Chef Rafael Grossi rufe weiterhin „alle zu äußerster Zurückhaltung auf“, hieß es in einer Stellungnahme auf X (vormals Twitter).  Nukleare Anlagen sollten nie Ziele in militärischen Konflikten sein, betonte er.

Am Himmel über der iranischen Provinz Isfahan wurden in der Nacht Staatsmedien zufolge mehrere kleine Flugobjekte beschossen. Zuvor war über eine Explosion nahe der gleichnamigen Millionenstadt berichtet worden.

In Isfahan befinden sich nicht nur wichtige Einrichtungen der iranischen Rüstungsindustrie, sondern auch das größte nukleare Forschungszentrum des Landes. So wie auch viele westliche Länder befürchtet Israel, dass der Iran Nukleartechnologie unter dem Deckmantel von Forschung und Stromerzeugung nützen könnte, um Atomwaffen herzustellen.

+++ Iranischer Medienbericht: Keine Berichte über Angriff aus dem Ausland +++

Einem iranischen Medienbericht zufolge hat es entgegen anders lautender Berichte keinen Angriff auf den Iran aus dem Ausland gegeben. „Entgegen den Gerüchten und Behauptungen israelischer Medien“ gebe es „keine Berichte über einen Angriff aus dem Ausland auf Isfahan oder einen anderen Teil des Irans“, berichtete die Nachrichtenagentur Tasnim am Freitag unter Verweis auf „informierte Kreise“. Aus der zentraliranischen Provinz Isfahan waren am Freitag Explosionen gemeldeten worden, bei denen es sich US-Medien zufolge um israelische Angriffe handelte.

+++ Keine Berichte über Schäden nach Angriff im Iran +++

Irans Staatsmedien haben Berichte über Raketenangriffe zurückgewiesen. Es habe sich nicht um eine breit angelegte Attacke gehandelt, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Irna am Freitagmorgen. „Vor ein paar Stunden wurden mehrere kleine Flugobjekte am Himmel von Isfahan gesichtet und getroffen“, sagte eine Reporterin in einer Live-Schalte des Staatsfernsehens. Berichte über Schäden gab es zunächst nicht. Der Luftverkehr sei wieder aufgenommen worden. Die iranische Regierung wies zugleich Berichte zurück, denen zufolge der Sicherheitsrat zu einer Notsitzung zusammengekommen sei.

Übereinstimmenden US-Medienberichten zufolge soll Israel den Iran angegriffen haben. Die Sender CNN, ABC News, MSNBC und Fox News und andere Medien berichteten unter Berufung auf US-Regierungsvertreter, Israel habe in der Nacht zum Freitag eine Militäroperation im Iran durchgeführt. Dies sei eine Reaktion auf die iranischen Luftangriffe auf Israel am Wochenende gewesen.

Mehrere US-Medien berichteten von einer oder mehreren israelischen Raketen, die ein Ziel im Iran angegriffen hätten. Das Pentagon bestätigte die Berichte zunächst nicht. Von iranischer Seite gab es keine direkten Schuldzuweisungen.

Fox News berichtete unter Berufung auf eine Quelle beim Militär, es habe sich um einen „begrenzten Angriff“ gehandelt. Die USA seien nicht beteiligt gewesen und die Israelis hätten die US-Regierung vorab informiert. CNN berichtete, die US-Regierung habe kein „grünes Licht“ für den Angriff gegeben. Am Donnerstag hatte es zwischen hochrangigen Vertretern der US-Regierung und der israelischen Seite eine Schalte gegeben, in der nach Angaben des Weißen Hauses auch über den Iran gesprochen worden sei.

Weiter hieß es bei CNN, Atomanlagen im Iran seien kein Ziel der Angriffe gewesen. Israel habe demonstriert, dass die Luftabwehr des Irans nicht an die Israels heranreiche.

+++ Explosionen im Iran – US-Sender meldet israelischen Angriff +++

Iranische Medien haben inmitten gefährlicher Spannungen in Nahost über eine Explosion weit im Landesinneren berichtet. Laut der Nachrichtenagentur Fars war der Grund für die Explosion in der Nacht zu Freitag nahe der Metropole Isfahan noch unbekannt. Sie ereignete sich demnach nahe dem Flughafen der Millionenstadt. Wie Fars auf Telegram berichtete, befindet sich dort auch ein Militärstützpunkt. In mehreren Provinzen des Landes wurde Staatsmedien zufolge die Luftabwehr aktiviert, an mehreren Flughäfen wurde der Betrieb eingestellt.

Mehrere US-Sender, darunter ABC und Fox News, berichteten unter Berufung auf einen US-Regierungsvertreter, israelische Raketen hätten ein - zunächst nicht näher genanntes - Ziel im Iran getroffen. Die staatliche Nachrichtenagentur Irna berichtete in der Nacht zu Freitag auch über eine Explosion in der Provinz Isfahan. Hinweise auf mögliche Schäden oder Opfer gab es zunächst nicht. Im Norden Israels wurde nach Armeeangaben kurz darauf Raketenalarm ausgelöst - Medien zufolge handelte es sich jedoch um einen Fehlalarm. Von iranischer Seite gab es nach dem Vorfall zunächst keine direkten Schuldzuweisungen.

In Isfahan befinden sich wichtige Einrichtungen der iranischen Rüstungsindustrie. Auch das größte nukleare Forschungszentrum des Landes ist in der Kulturstadt angesiedelt.

+++ Irans Außenminister warnt Israel +++

Irans Außenminister Hussein Amirabdollahian warnte Israel vor den jüngsten Ereignissen mit deutlichen Worten vor einem militärischen Vorgehen gegen sein Land. „Für den Fall, dass das israelische Regime erneut zum Abenteurertum übergeht und gegen die Interessen des Irans vorgeht, wird unsere nächste Reaktion sofort und auf höchstem Niveau erfolgen“, sagte er am Donnerstag (Ortszeit) am Sitz des UN-Sicherheitsrats in New York in einem Interview des US-Fernsehsenders CNN.

Der Iran hoffe, dass Israel „den früheren ungeheuerlichen Fehler“ nicht wiederholen werde, sagte Amirabdollahian. Er bezog sich damit auf den Luftangriff auf Irans Botschaftsgelände in Damaskus am 1. April. Israel hatte den iranischen Vergeltungsangriff auch mithilfe von Partnern in der Region abgewehrt.

Der Angriff sei als „legitime Verteidigung nach internationalem Recht“ erfolgt, sagte Amirabdollahian vor dem UN-Sicherheitsrat. Zu befürchten ist, dass es bei einem großen israelischen Gegenschlag zum Flächenbrand in Nahost kommen könnte. Mit Spannung wurde daher erwartet, wie weit die auf der italienischen Mittelmeerinsel Capri tagenden G7-Außenminister in ihrer Abschlusserklärung an diesem Freitag mit Kritik am Iran und der Ankündigung zusätzlicher Sanktionen gegen die Islamische Republik gehen.

Zum iranischen Großangriff auf Israel mit Hunderten Raketen und Drohnen sagte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Donnerstagabend im ZDF-„heute-journal“, die Bundesregierung habe zusammen mit der EU den Ton gegenüber der Führung in Teheran deutlich verschärft und inzwischen „zig Sanktionsregime auf den Weg gebracht“.

Den Kritikpunkt, Sanktionen seien quasi nutzlos und zeugten von Hilflosigkeit, wies sie zurück. Sie zeigten Ländern wie dem Iran und Russland vielmehr, dass ihr Ziel, auf brutale Weise mit der friedlichen Weltordnung zu brechen, nicht toleriert werde.

+++ USA sprechen mit Israel über Rafah: Unverändert Sorge über Offensive +++

Vertreter aus den USA und Israel haben sich nach Angaben der US-Regierung zusammengeschaltet, um über die Situation in der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen zu sprechen. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der US-Regierung, John Kirby, bestätigte am Donnerstag einen entsprechenden Bericht des Nachrichtenportals „Axios“.

Zu den Inhalten und Teilnehmenden an den Gesprächen wollte sich Kirby zunächst nicht näher äußern. Auf Nachfrage einer Reporterin sagte er lediglich, die US-Seite drücke weiterhin ihre Sorge mit Blick auf die Möglichkeit einer israelischen Militäroffensive in Rafah aus. Die USA als wichtigster Verbündeter und auch Deutschland haben Israel wiederholt vor einer großangelegten Offensive in Rafah gewarnt. In dieser Woche war ein Treffen mit einer israelischen Delegation geplant gewesen, um über die Bedenken der US-Seite zu sprechen.

Die Stadt an der Grenze zu Ägypten ist derzeit mit Hunderttausenden Flüchtlingen überfüllt. Vor dem iranischen Großangriff mit Raketen und Drohnen auf Israel hatte Regierungschef Benjamin Netanjahu in der vergangenen Woche angekündigt, es gebe bereits einen Termin für eine Offensive. Israels Verteidigungsministers Joav Galant hatte dem jedoch kurz darauf widersprochen.

+++ UN-Sicherheitsrat: Irans Außenminister verteidigt Angriff auf Israel +++

Irans Außenminister hat den massiven Raketen- und Drohnenangriff auf Israel vor dem UN-Sicherheitsrat verteidigt. Die Attacke sei als „legitime Verteidigung nach internationalem Recht“ erfolgt, sagte Hussein Amirabdollahian am Donnerstag in New York vor dem mächtigsten Gremium der Vereinten Nationen. Als Grund führte er den mutmaßlich israelischen Luftangriff auf Irans Botschaftsgelände in Syrien am 1. April an. Er kritisierte die USA, Großbritannien und Frankreich dafür, diesen Angriff nicht verurteilt zu haben.

Die Islamische Republik Iran habe wegen der „anhaltenden Untätigkeit des Sicherheitsrats“ und angesichts „eines Angriffs auf die Botschaft und unantastbare Souveränität“ des Landes keine Geduld mehr aufbringen können, sagte der Minister. Der Angriff sei „absolut notwendig“ gewesen. Er beteuerte zugleich, dass bei dem Raketenschlag lediglich zwei militärische Ziele angegriffen worden seien, die bei Israels Angriff auf Irans Botschaftsgelände in Syrien eine Rolle gespielt haben sollen.

Der Iran hatte in der Nacht zum Sonntag Israel mit mehr als 300 Drohnen, Marschflugkörpern und Raketen angegriffen. Hintergrund war ein mutmaßlich israelischer Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus, bei dem Anfang April zwei Generäle der iranischen Revolutionsgarden getötet wurden.

+++ EU-Gipfel: Scholz ruft Israel erneut zu Zurückhaltung auf +++

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Israel nach dem weitgehend abgewehrten Angriff aus dem Iran erneut zur Zurückhaltung aufgerufen. Es sei wichtig, dass Israel „diesen Erfolg jetzt nicht gefährdet“, sagte Scholz nach einem Treffen der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union am Donnerstag in Brüssel. „Alle Seiten sollten sich zurückhalten, um einen Flächenbrand zu vermeiden“, erklärte der Bundeskanzler weiter.

Bei ihrem Gipfel hatten die EU-Staaten geschlossen zur „Deeskalation“ in der Region aufgerufen und den iranischen Angriff erneut verurteilt. „Es ist richtig und wichtig, dass wir gemeinsam diesen Angriff auf das Schärfste verurteilen“, betonte Scholz.

Die Staats- und Regierungschefs verständigten sich bei ihrem Treffen auf eine Ausweitung der Sanktionen gegen den Iran. „Das ist ein klares Signal, das wir senden wollen“, sagte EU-Ratspräsident Charles Michel. Der Iran müsse international „isoliert“ werden.

+++ Israel setzt Bombardierungen des Gazastreifens inmitten von Krise mit Iran fort +++

Während die internationale Gemeinschaft mit Befürchtungen über eine mögliche Vergeltung Israels nach dem iranischen Angriff auf die Region blickt, hat die israelische Armee am Donnerstag ihre Luftangriffe im Gazastreifen fortgesetzt. Der Zivilschutz des Palästinensergebiets meldete nächtliche Angriffe vor allem in den Städten Gaza, Chan Junis und Rafah. Auf Capri trafen sich unterdessen die G7-Außenminister zu Gesprächen unter anderem über Sanktionen gegen den Iran. Der EU-Gipfel hatte sich zuvor auf eine Ausweitung der Strafmaßnahmen verständigt.

Die israelische Armee gab am Donnerstag an, in den vergangenen 24 Stunden dutzende „Ziele“ im Gazastreifen getroffen zu haben. Darunter seien „Terroristen, Beobachtungsposten und Militärstrukturen“.

Die Palästinenserin Dschamalat Ramidan sagte der AFP in Rafah, sie sei mit ihren Kindern vor einem Angriff geflohen und darüber überall verstreute „Körperteile und Leichen“ gestolpert. In Rafah an der Grenze zu Ägypten haben nach UN-Angaben seit Kriegsbeginn mehr als 1,5 Millionen Palästinenser aus anderen Teilen des Gazastreifens Zuflucht gesucht. Luftangriffe trafen auch Al-Mawasi im südlichen Gazastreifen, wohin ebenfalls zahlreiche Menschen geflüchtet sind und nun in tausenden Zelten leben.

+++ Washington und London verhängen Sanktionen gegen Irans Drohnenprogramm +++

Die USA und Großbritannien verhängen umfassende Sanktionen gegen das iranische Drohnenprogramm. Wie das Finanzministerium in Washington am Donnerstag mitteilte, richten sich die neuen Strafmaßen zudem gegen die Metall- und Automobilindustrie des Landes. Mit den Sanktionen reagieren die Regierungen in Washington und London auf den iranischen Luftangriff gegen Israel am vergangenen Wochenende.

+++ Lufthansa setzt Flüge nach Teheran und Beirut bis Ende April aus +++

Angesichts der angespannten Lage in Nahost wird Europas größte Fluggesellschaft, die Lufthansa, vorerst auch weiterhin nicht in den Iran und in den Libanon fliegen. Die Flüge in die iranische Hauptstadt Teheran und die libanesische Hauptstadt Beirut seien bis einschließlich 30. April gestrichen, sagte ein Lufthansa-Sprecher am Donnerstag. Bis dahin werde die Airline auch den iranischen Luftraum nicht nutzen.

+++ EU-Gipfel verständigt sich auf Ausweitung von Iran-Sanktionen +++

Die EU-Staats- und Regierungschefs haben sich bei ihrem Gipfeltreffen in Brüssel darauf verständigt, die Sanktionen gegen den Iran auszuweiten. „Die EU wird weitere restriktive Maßnahmen gegen Iran ergreifen, insbesondere in Bezug auf unbemannte Luftfahrzeuge (UAVs) und Raketen“, heißt es in der in der Nacht zum Donnerstag verabschiedeten Gipfel-Erklärung. „Wir müssen den Iran isolieren“, sagte EU-Ratspräsident Charles Michel.

Die Vertreter mehrerer Mitgliedstaaten hatten eingangs die Notwendigkeit weiterer Strafmaßnahmen infolge des iranischen Angriffs auf Israel am vergangenen Wochenende betont. Wie diese genau aussehen sollen, blieb zunächst unklar. Michel zufolge soll der Fokus auf Unternehmen liegen, die an der Herstellung von Drohnen und Raketen für den Iran beteiligt sind. „Das ist ein klares Zeichen, das wir senden wollen“, sagte der Ratspräsident.

+++ Israels Botschafter in Deutschland fordert andere Iran-Politik +++

Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, hat die Europäische Union zur Änderung ihrer Iran-Politik aufgefordert. „Europa ist am Zug. Wir haben gesehen, dass es nicht gelungen ist, die Gefahren des Iran einzudämmen. Wir brauchen einen Kurswechsel“, sagte er der „Rheinischen Post“ (Donnerstagsausgabe).

Auch Europa müsse nach dem Angriff auf Israel „klare Kante zeigen“, fuhr Prosor fort. „Zum Beispiel, indem die Iranische Revolutionsgarde als Terrororganisation gelistet wird. Die Revolutionsgarde verbreitet Terror und Gewalt im Nahen Osten und darüber hinaus.“

„Jeder, der Israel angreift, wird zur Verantwortung gezogen“, sagte der israelische Botschafter in Deutschland. „Es ist wichtig für unsere Sicherheit und die Region, dass das Abschreckungsszenario aufrecht erhalten wird.“ Die USA und Deutschland seien Israels engste Freunde. Die Lehre von leben und leben lassen sei aber nicht besonders weit verbreitet im Nahen Osten. „Das müssen unsere Freunde auch verstehen. Unsere Nachbarschaft ist nicht Liechtenstein oder Luxemburg. Wir müssen uns behaupten.“

Prosor kündigte erneut an, „wir werden zurückschlagen, damit niemand jemals wieder auf die Idee kommt, uns anzugreifen“. Der Angriff auf Israel sei eine „Abnormalität“ gewesen. „Das darf nie zur Norm werden.“

+++ G7-Treffen: Baerbock warnt vor „Eskalationsspirale“ +++

Auf der italienischen Mittelmeerinsel Capri sind am Mittwoch die Außenminister der Siebenergruppe großer Industrienationen (G7) zu ihrem Frühjahrstreffen zusammengekommen. Im Mittelpunkt der Beratungen bis Freitag stehen der Konflikt im Nahen Osten, wo nach dem iranischen Angriff auf Israel eine Ausweitung befürchtet wird, sowie der schon mehr als zwei Jahre dauernde Krieg Russlands gegen die Ukraine. Außenministerin Annalena Baerbock reiste wegen eines weiteren Israel-Besuchs mit Verspätung an. Thema ist auch eine weitere Verschärfung der Sanktionen gegen den Iran.

Vor dem Abflug zum G7-Treffen mahnte die Grünen-Politikerin den Iran und Israel zu „maximaler Zurückhaltung“. Sie warnte: „Mit einer Eskalationsspirale wäre niemandem gedient.“ Dies gelte nicht nur für Israel und die Bevölkerung im Gazastreifen, sondern auch für die „vielen Menschen in Iran, die selbst unter dem Regime leiden“. Verhindert werden müsse, „dass aus der brandgefährlichen Lage in Nahost ein regionaler Flächenbrand wird“. Die Bundesaußenministerin fügte hinzu: „Als G7 sprechen wir mit einer Stimme: Alle Akteure in der Region sind zu maximaler Zurückhaltung aufgefordert.“

+++ US-Repräsentantenhaus stimmt am Samstag über Hilfen für die Ukraine und Israel ab +++

Das US-Repräsentantenhaus wird nach Angaben des Vorsitzenden Mike Johnson am Samstag über separate Gesetzesentwürfe zur Freigabe von Geldern für die Ukraine, Israel und Taiwan abstimmen. „Wir erwarten, dass die abschließende Abstimmung über diese Gesetzesvorschläge am Samstagabend stattfinden wird“, schrieb der Republikaner am Mittwoch in einem Brief an die Abgeordneten.

+++ Armee: Erstmals Gaza-Hilfsgüter über Hafen von Aschdod abgewickelt +++

Erstmals seit der Öffnung des Hafens von Aschdod in Südisrael für Hilfslieferungen in den Gazastreifen sind Hilfsgüter für das Küstengebiet über den Hafen abgewickelt worden. Acht Transporter mit Mehl seien dort kontrolliert und dann in den Gazastreifen gebracht worden, teilte Israels Armee am Mittwochabend mit. Die Lkw des Welternährungsprogramms (WFP) seien allerdings über den Grenzübergang Kerem Schalom im Süden in das Küstengebiet gefahren - nicht über Erez im Norden des Gazastreifens, dessen Öffnung Israel ebenfalls jüngst angekündigt hat. Kerem Schalom wird schon länger für Hilfslieferungen genutzt.

Die USA hatten angesichts der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen jüngst ihren Verbündeten Israel zur raschen Ausweitung der humanitären Hilfe für die Zivilbevölkerung aufgefordert. Das israelische Kriegskabinett beschloss daraufhin Anfang April, den Grenzübergang Erez sowie vorübergehend den Hafen von Aschdod für Hilfslieferungen zu öffnen.

Der Grenzübergang Erez würde eine einfachere Versorgung der besonders von Lebensmittelmangel betroffenen Zivilbevölkerung im Norden ermöglichen. Dieser neue Zugang soll israelischen Angaben zufolge den Druck auf den bestehenden Übergang Kerem Schalom verringern. Es gab am Mittwoch keine Angaben dazu, wann Erez für Hilfslieferungen geöffnet werden könnte.

+++ Macron fordert Ausweitung von Iran-Sanktionen +++

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat sich für eine Ausweitung der bisherigen Sanktionen gegen den Iran ausgesprochen. „Wir müssen sie anpassen, sie ausweiten“, sagte Macron am Mittwoch vor einem Gipfeltreffen der EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel. Die EU müsse all jene sanktionieren, die an der Herstellung von Raketen und Drohnen beteiligt sind, die für Angriffe sowohl auf die Ukraine als auch auf Israel verwendet werden.

+++ Zahlreiche Israelis bei Angriff aus dem Libanon verletzt +++

Bei einem Angriff aus dem Libanon sind im Norden Israels zahlreiche Menschen verletzt worden. Mindestens 14 Soldaten hätten Verletzungen erlitten, teilte das Militär am Mittwoch mit. Sechs von ihnen seien schwer verletzt worden. Israelische Medien berichteten unter Berufung auf eine behandelnde Klinik, es seien insgesamt 18 Menschen verletzt worden. Eine Person befinde sich in kritischem Zustand. Laut der „Times of Israel“ sollen unter den Opfern vier Zivilisten sein. Das Geschoss sei am Mittwoch in dem Beduinendorf Arab al-Aramsche eingeschlagen, hieß es von der Armee weiter. Israelischen Medien zufolge traf es dort ein Gemeindezentrum.

Der von der proiranischen Schiitenmiliz Hisbollah im Libanon kontrollierte Fernsehsender Al-Manar berichtete, es sei ein Gebäude beschossen worden, in dem sich israelische Soldaten aufgehalten hätten. Es habe Opfer unter ihnen gegeben.

Der israelische Rettungsdienst Magen David Adom hatte zuvor von mindestens 13 Verletzten gesprochen, allesamt Männer im Alter von mehr als 30 Jahren.

Israels Armee habe eine Reihe von Raketenstarts aus dem Nachbarland Richtung Arab al-Aramsche identifiziert und die Abschussorte angegriffen, teilte das Militär weiter mit. Die Armee habe zudem unter anderem Militärstützpunkte der Hisbollah im Südlibanon attackiert. Zuvor war es auch schon zu gegenseitigem Beschuss gekommen.

+++ Baerbock in Israel: Humanitäre Hilfe für Gazastreifen ausweiten +++

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat bei ihrem siebten Besuch in Israel erneut eine Ausweitung der Hilfslieferungen in den Gazastreifen gefordert. Es gebe dabei keine Zeit mehr für Hindernisse, sagte die Grünen-Politikerin am Mittwoch am Flughafen von Tel Aviv. „Das kostet Leben.“ Deutschland wolle die Hürden der vergangenen Monate in Zusammenarbeit mit Israel endlich aus dem Weg räumen.

Es fehle vor Ort weiterhin an Nahrung, Wasser und Medikamenten, sagte Baerbock. In den vergangenen Tagen seien zwar bereits mehr Lastwagen mit Gütern in das umkämpfte Gebiet gekommen. Noch immer gelange aber nicht genügend Hilfe vor allem über den wichtigen Landweg dorthin.

Baerbock pochte auch darauf, schnell eine sichere Verteilung von Hilfsgütern vor Ort zu gewährleisten. „Hierzu braucht es verlässlichen Schutz und funktionierende Absprachen, damit humanitäre Helfer ihre lebensrettende Arbeit auch wirklich machen können.“

+++ Abstimmung im UN-Sicherheitsrat über Antrag auf palästinensische UN-Mitgliedschaft +++

Der UN-Sicherheitsrat stimmt am Donnerstag über den Antrag der Palästinenser auf Vollmitgliedschaft in den Vereinten Nationen ab. Das erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus Diplomatenkreisen. Das Vorhaben gilt allerdings als wenig aussichtsreich. Die USA, Israels engster Verbündeter, haben sich gegen die Initiative ausgesprochen. Washington kann gegen eine solche Empfehlung ein Veto einlegen.

Der palästinensische UN-Gesandte Rijad Mansur hatte Anfang des Monats in einem Schreiben an UN-Generalsekretär António Guterres darum gebeten, das Verfahren zur Vollmitgliedschaft der Palästinenser wiederaufzunehmen. Die Palästinenser haben seit 2012 einen Beobachterstatus bei den Vereinten Nationen. Sie fordern seit Jahren eine Vollmitgliedschaft. Die Charta der Vereinten Nationen sieht vor, dass die Aufnahme eines Staates durch einen Beschluss der Vollversammlung mit Zweidrittelmehrheit erfolgt, jedoch nur nach einer entsprechenden Empfehlung des UN-Sicherheitsrates.

+++ Baerbock und Cameron rufen in Israel zu Zurückhaltung auf +++

Bei ihrem Besuch in Israel haben Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und ihr britischer Kollege David Cameron zu einer zurückhaltenden Antwort auf den iranischen Angriff aufgerufen. „Ich rede hier nicht von klein beigeben. Ich rede hier von einer klugen Zurückhaltung, die nichts weniger ist als Stärke“, sagte Baerbock am Mittwoch kurz vor ihrer Abreise in Tel Aviv nach ihren Gesprächen unter anderem mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu. Netanjahu betonte danach, Israel werde die Entscheidung über eine Antwort selbst treffen.

Baerbock sagte, Israel habe seine Stärke mit seinem „Defensivsieg“ am vergangenen Woche gezeigt. Dadurch, dass sich Israel „mit starken Partnern und Staaten der Region verteidigen“ könne, habe es „dem iranischen Regime (...) deutlich gemacht hat, wie sehr Iran sich verrechnet hat und in der Region isoliert dasteht“. Sie fügte an: „Eine der stärksten Waffen gegen Iran ist der Wunsch der Menschen, in allen Ländern der Region einfach nur in Frieden zu leben.“

+++ Erdogan empfängt Hamas-Chef Hanija am Wochenende in der Türkei +++

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wird den Hamas-Chef Ismail Hanija am Wochenende in der Türkei empfangen. „Der Anführer der palästinensischen Sache wird an diesem Wochenende mein Gast sein“, sagte Erdogan am Mittwoch vor den Abgeordneten der türkischen Regierungspartei AKP im Parlament. Der Staatschef machte keine Angaben zum Ort der Begegnung mit dem Chef der radikalislamischen Palästinensergruppe. Der private türkische TV-Sender NTV berichtete aber, dass sich Erdogan und Hanija am Samstag im Dolmabahce-Palast in Istanbul treffen würden.

Solange er lebe, werde er „den palästinensischen Kampf verteidigen“ und sich „zur Stimme des unterdrückten palästinensischen Volkes machen“, sagte Erdogan weiter. Erneut bezeichnete er die Hamas als „Widerstandsgruppe“.

+++ Von der Leyen: Europa muss bei Verteidigung „aufwachen“ +++

Kurz vor Beginn des Gipfels der EU-Staats- und Regierungschefs hat Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mehr Einsatz für die europäische Verteidigung gefordert. Es sei „an der Zeit, dass Europa in Sachen Verteidigung und Sicherheit aufwacht“, sagte von der Leyen in ihrer Rede am Mittwoch bei einer Verteidigungskonferenz in Brüssel. Sie warnte unter anderem vor Drohnen aus dem Iran, die auch Russland einsetze.

„Iranische Drohnen fliegen täglich über ukrainische Städte“, erklärte von der Leyen. Der Iran beliefere zudem Milizen wie die Huthis im Jemen. In der Folge des iranischen Angriffs auf Israel in der Nacht zum Sonntag beraten die EU-Staats- und Regierungschefs bei ihrem Treffen am Abend über eine Verschärfung der Sanktionen gegen den Iran, die unter anderem Drohnenlieferungen an Russland treffen soll.

Die EU müsse ihr Handeln an den „sich wandelnden Sicherheitskontext“ anpassen, betonte von der Leyen. Die 27 Mitgliedstaaten müssten deshalb die Einsatzbereitschaft ihrer Truppen verbessern und mehr in die Verteidigungsindustrie investieren. „Eine Kriegsgefahr mag nicht unmittelbar drohen - ausgeschlossen ist sie aber nicht.“

+++ Not in Gaza: Vereinte Nationen bitten um Milliarden für Hilfseinsätze +++

Das UN-Nothilfebüro OCHA braucht für die Versorgung der Not leidenden Bevölkerung des Gazastreifens und im von Israel besetzten Westjordanland in diesem Jahr nach eigenen Angaben Milliarden. Die Vereinten Nationen bitten Geberländer, bis Jahresende für 3,3 Millionen Menschen zusätzlich 2,8 Milliarden US-Dollar (rund 2,6 Milliarden Euro) zur Verfügung zu stellen, teilte OCHA am Mittwoch in Genf mit.

Der Großteil, rund 2,5 Milliarden Dollar, sei für die Palästinenser im abgeriegelten Gazastreifen vorgesehen. Der Gesamtbedarf sei eigentlich noch höher, rund vier Milliarden Dollar, aber die Experten schätzten, dass in den kommenden Monaten unter den schwierigen Bedingungen nicht alle nötigen Programme umgesetzt werden könnten. In Teilen des Gazastreifens, vor allem im Norden, droht Experten zufolge eine Hungersnot.

+++ Netanjahu: Wir treffen unsere Entscheidungen selbst +++

Im Anschluss an Krisengespräche mit Deutschland und Großbritannien nach dem iranischen Angriff hat Regierungschef Benjamin Netanjahu auf Israels Unabhängigkeit gepocht. „Ich danke unseren Freunden für ihre Unterstützung bei der Verteidigung Israels, in Worten und in Taten“, sagte Netanjahu am Mittwoch nach Treffen mit Außenministerin Annalena Baerbock und dem britischen Außenminister David Cameron. „Sie haben auch alle möglichen Vorschläge und Ratschläge“, sagte Netanjahu zu Beginn einer anschließenden Kabinettssitzung. „Ich schätze das, aber ich möchte klarstellen, dass wir unsere Entscheidungen selbst treffen werden. Der Staat Israel wird alles Notwendige tun, um sich selbst zu verteidigen.“

+++ 13 Israelis bei Angriff aus dem Libanon verletzt +++

Bei einem Angriff aus dem Libanon sind nach Angaben von Sanitätern im Norden Israels mindestens 13 Menschen verletzt worden, vier davon schwer. Das Geschoss sei am Mittwoch in einem Gemeindezentrum in dem Beduinendorf Arab al-Aramsche eingeschlagen, berichteten israelische Medien. Der Rettungsdienst Magen David Adom teilte mit, bei den Verletzten handele es sich um Männer über 30. Sie seien in ein Krankenhaus gebracht worden.

Der von der proiranischen Schiitenmiliz Hisbollah im Libanon kontrollierte Fernsehsender Al-Manar berichtete, es sei ein Gebäude beschossen worden, in dem sich israelische Soldaten aufgehalten hätten. Es habe Opfer unter ihnen gegeben. Dies wurde von israelischer Seite zunächst nicht bestätigt.

+++ Irans Atomchef: IAEA-Chef reist zu Gesprächen nach Teheran +++

Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, wird in Kürze nach Teheran reisen und die Atomgespräche mit der iranischen Seite wieder aufnehmen. Das gab Irans Atomchef Mohammed Eslami am Mittwoch bekannt. „Wir haben eine gute Zusammenarbeit mit der IAEA und der IAEA-Chef wird auch bald nach Teheran kommen, um die bilateralen Gespräche fortzusetzen und sie quasi zu aktualisieren“, sagte Eslami der iranischen Nachrichtenagentur Irna zufolge. Das genaue Datum der Reise steht demnach aber bisher nicht fest.

Auch Grossi sagte am Dienstag in einem Interview mit dem US-Sender CNN, dass er mit Teheran wegen eines Besuchs im Gespräch sei. Allerdings seien bislang weder ein Datum noch eine Agenda vereinbart worden. Grossi versucht seit langem, vom Iran Antworten zu geheimen nuklearen Aktivitäten in der Vergangenheit zu erhalten. „Es bestehen noch immer wichtige Informationslücken“, sagte Grossi. Mit Blick auf die militärischen Spannungen zwischen Israel und dem Iran warnte der IAEA-Generaldirektor, dass Angriffe auf Atomanlagen ein „schrecklicher Fehler“ wären. „Alle Seiten sollten sich extrem zurückhalten“, forderte Grossi.

+++ Berichte: Israels Armee zieht Truppen aus Beit Hanun ab +++

Die israelische Armee hat sich nach Angaben von Einwohnern aus der Ortschaft Beit Hanun im Nordosten des Gazastreifens zurückgezogen. Ein Armeesprecher sagte am Mittwoch, man prüfe die Berichte. Israelische Militäreinsätze in dem Gebiet hätten schwere Zerstörungen hinterlassen, berichteten Augenzeugen. Dutzende Männer seien dort festgenommen und in israelische Gefängnisse zum Verhör gebracht worden.

+++ Irans Präsident: Antwort auf israelischen Gegenangriff wäre verheerend +++

Irans Präsident Ebrahim Raisi hat seine Warnung an Israel vor einem Gegenschlag erneuert. Bei einer Militärparade in Teheran sagte Raisi am Mittwoch mit Blick auf den iranischen Großangriff vom Wochenende: „Der erste Angriff war bewusst limitiert und als Strafmaßnahme gedacht, sonst wäre vom zionistischen Regime nichts übrig geblieben.“ Falls Israel auch nur die geringste „Aggression“ gegen den Iran ausüben sollte, wäre die iranische Antwort „verheerend“ und die Israelis würden es bitter bereuen, sagte der Präsident laut Nachrichtenagentur Tasnim.

+++ Cameron: Israels Reaktion auf Iran darf nicht zu Eskalation führen +++

Der britische Außenminister David Cameron hat sich bei einem Besuch in Israel am Mittwoch für eine maßvolle Reaktion des Landes auf den iranischen Angriff ausgesprochen. Es sei klar, dass die Israelis die Entscheidung über ihr Vorgehen träfen, sagte der konservative Politiker zu Reportern. Er fügte hinzu: „Wir hoffen, dass sie es auf eine Weise tun, die so wenig wie möglich zu einer Eskalation führt.“ Israel müsse sowohl klug als auch hart vorgehen.

Wichtiger sei es aber, sich darauf zu konzentrieren, dass die Geiseln der Hamas befreit würden, Hilfslieferungen in den Gazastreifen gelangten und eine Feuerpause in dem Konflikt erreicht werde, sagte Cameron. Dafür wolle er sich bei Gesprächen mit der israelischen Regierung und der palästinensischen Autonomiebehörde einsetzen. Neben Cameron war am Mittwoch auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) in Israel.

+++ Baerbock und Cameron zu Krisengesprächen in Israel +++

Vor dem Hintergrund eines drohenden Flächenbrandes in Nahost nach dem iranischen Angriff hat Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) in Israel mit ihrem britischen Kollegen David Cameron Krisengespräche begonnen. In Jerusalem traf die Grünen-Politikerin am Mittwoch nach Angaben des Auswärtigen Amtes mit Cameron Staatspräsident Izchak Herzog. Die weiteren Gesprächstermine wollten Baerbock und Cameron getrennt, aber inhaltlich abgestimmt absolvieren. Zu Beginn der Gespräche hätten sich die beiden zur aktuellen Lage ausgetauscht, hieß es weiter. Es ist der siebte Israel-Besuch Baerbocks seit dem Terrorüberfall der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober.

Der israelische Außenminister Israel Katz (r) schüttelt der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock (l, Bündnis90/Grüne) vor den jeweiligen Landesflaggen die Hand.

Jerusalem: Der israelische Außenminister Israel Katz (r) empfängt die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (l, Bündnis90/Grüne) vor einem gemeinsamen Treffen.

Israels Präsident sprach nach Angaben seines Büros von einer „warmen Diskussion“ mit Baerbock und Cameron. „Wir danken Großbritannien und Deutschland dafür, dass sie stark an der Seite Israels stehen angesichts des verwerflichen Angriffs des Irans“, sagte Herzog. „Die ganze Welt muss entschieden und standhaft gegen die Bedrohung vorgehen, die das iranische Regime darstellt, das die Stabilität in der ganzen Region untergraben will.“ Israel sei eindeutig verpflichtet, sein Volk zu verteidigen.

Die Bundesaußenministerin traf auch ihren israelischen Kollegen Israel Katz. Der Besuch fand vor dem Hintergrund der äußerst angespannten Sicherheitslage im Nahen Osten nach dem iranischen Großangriff auf Israel am Wochenende statt. Die Sorge ist groß, dass sich der Konflikt bei einem harten israelischen Gegenschlag weiter ausbreiten könnte.

Doch auch die Bemühungen um die Freilassung der Geiseln aus den Händen der Hamas und die humanitäre Lage der notleidenden Zivilbevölkerung im Gazastreifen, wo Israel die Islamisten bekämpft, waren Themen in Jerusalem. „Die sofortige Rückkehr aller Geiseln, die von der Hamas in Gaza festgehalten werden, hat für uns - und die internationale Gemeinschaft - weiter höchste Priorität“, sagte Herzog nach Angaben seines Büros weiter. Gleichzeitig erhöhe man „dramatisch“ die humanitären Hilfsleistungen für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen. Baerbock hatte Israel in den vergangenen Wochen wiederholt aufgefordert, mehr Hilfslieferungen nach Gaza zuzulassen

+++ Experten warnen vor weiterer Eskalation +++

Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, kündigte einen Vergeltungsschlag gegen militärische Einrichtungen des Irans an. Israels Verteidigungsminister Joav Galant sagte am Dienstag, jeder Feind, der Israel bekämpfe, werde selbst zum Ziel. „Die Iraner werden nicht in der Lage sein, einen neuen Status der Abschreckung gegen den Staat Israel zu schaffen“, so Galant. Sollten sich der Iran und Israel weiter mit Angriffen und Gegenangriffen überziehen, „führt das zu einer echten Eskalation“, warnte Ofer Fridman, israelischer Ex-Offizier und Militärexperte am King's College London, im „Wall Street Journal“.

„So eine Eskalationsspirale entgleitet sehr schnell und sehr einfach, weil für beide Seiten sowohl Eskalation als auch Deeskalation riskant ist“, sagte der Konflikt- und Protestforscher Tareq Sydiq von der Universität Marburg der Deutschen Presse-Agentur. „Man weiß nicht genau, wie die andere Seite reagieren wird und ab welchem Zeitpunkt ein Krieg auch unausweichlich wird. Das Risiko würde ich sehr hoch einschätzen.“

+++ Israels Außenminister: Der Iran muss gestoppt werden +++

Israels Außenminister Israel Katz sagte am Dienstag, er führe eine „diplomatische Offensive“ an und habe Dutzende von Regierungen angeschrieben, um mehr Sanktionen gegen Teheran zu fordern. Diese sollten eine „militärische Antwort“ flankieren, schrieb er auf der Plattform X (vormals Twitter), ohne Details zu nennen. „Der Iran muss jetzt gestoppt werden - bevor es zu spät ist“, so Katz.

Nach einer Videoschalte der Außenminister der EU-Staaten sagte EU-Chefdiplomat Borrell, er werde sein Team um Vorbereitungen für weitere Strafmaßnahmen bitten. „Wir werden das Sanktionsregime (...) ausweiten und verschärfen.“ Wann die geplanten neuen Sanktionen in Kraft gesetzt werden könnten, sagte er zunächst nicht.

Die von US-Sicherheitsberater Sullivan am Dienstagabend angekündigten neuen Sanktionen Washingtons sollen neben dem iranischen Raketen- und Drohnenprogramm auch Unterstützer der iranischen Revolutionsgarden sowie das iranische Verteidigungsministerium treffen. Die Revolutionsgarden sind die Elitestreitmacht des Irans und einflussreicher als die reguläre Armee des Landes. Schon in den vergangenen Jahren hatten die USA weitreichende Sanktionen verhängt, die unter anderem auf iranischen Ölhandel zielen. Sie sollen den Erzfeind der Atommacht Israel an der Entwicklung von Atomwaffen und ballistischen Raketen hindern.

+++ USA und EU kündigen Sanktionen gegen Iran an +++

Die USA und die EU wollen mit weiteren Sanktionen gegen den Iran nach dessen Großangriff auf Israel einen neuen Krieg im Nahen Osten verhindern. Die Sanktionen richteten sich unter anderem gegen das Raketen- und Drohnenprogramm der Islamischen Republik und würden mit Verbündeten wie den G7-Staaten koordiniert, teilte der Sicherheitsberater des US-Präsidenten, Jake Sullivan, am Dienstagabend (Ortszeit) in Washington mit. Kurz zuvor hatte auch EU-Chefdiplomat Josep Borrell neue Sanktionen angekündigt. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock will sich an diesem Mittwoch in Israel dafür einsetzen, dass die Krise nicht weiter befeuert wird.

„Niemand darf jetzt weiteres Öl ins Feuer gießen“, sagte Baerbock am Dienstag vor ihrer Abreise in Berlin. Das gelte vor allem für den Iran und seine Stellvertreter. Noch ist unklar, wie Israel auf den iranischen Angriff vom Wochenende reagieren wird. Nach ihrem Besuch in Israel reist Baerbock zum G7-Außenministertreffen nach Italien weiter, wo es ebenfalls um die Konfliktlage in Nahost gehen dürfte.

Der Iran hatte Israel in der Nacht zum Sonntag mit Hunderten von Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern angegriffen, die aber fast vollständig abgefangen wurden. Der Angriff war eine Reaktion auf einen mutmaßlich von Israel geführten Luftangriff auf das iranische Botschaftsgelände in Damaskus, bei dem am 1. April zwei Generäle der iranischen Revolutionsgarden getötet wurden. Experten sehen nun eine große Kriegsgefahr in Nahost.

+++ Libanon: Ein Toter nach israelischem Angriff +++

Bei einem israelischen Angriff im Südlibanon ist nach libanesischen Angaben ein Mensch getötet worden. Die staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete, zwei weitere Personen seien verletzt worden. Demnach wurde bei dem Angriff am Dienstag ein Auto in dem Ort Ain Baal nahe der israelischen Grenze getroffen.

Libanesische Medien berichteten unter Berufung auf Sicherheitsquellen aus dem Südlibanon, dass es sich bei dem Getöteten um ein führendes Mitglied der Hisbollah-Miliz handele. Die Person sei für jegliche militärische Aktivitäten der proiranischen Miliz in dem betroffenen Gebiet zuständig gewesen. Das israelische Armeeradio berichtete zuvor, dass es sich um einen hochrangigen Befehlshaber der Hisbollah handelte. Die Hisbollah äußerte sich zu dem Vorfall zunächst nicht. Das israelische Militär teilte mit, die Angelegenheit zu prüfen.

Die Armee in Israel teilte mit, zwei Angriffsdrohnen auf israelischem Territorium registriert zu haben. Sie seien in der Gegend um Beit Hillel explodiert. Die Hisbollah reklamierte den Angriff später für sich. Er zielte nach Angaben der Miliz auf eine Plattform des israelischen Raketenabwehrsystems.

+++ Unicef: Kinder im Gazastreifen leiden unter Krieg besonders stark +++

Schwerst verletzte und traumatisierte Kinder und Jugendliche in den Straßen des Gazastreifens zeigen nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef die verheerenden Folgen des Krieges besonders eindringlich. Unicef-Sprecherin Tess Ingram berichtete nach einem Aufenthalt in Gaza am Dienstag über tragische Schicksale. Sie sprach aus Kairo via Videoschalte mit Reportern in Genf.

Nach Angaben der palästinensischen Behörden sind 14 000 der mehr als 33 000 Todesopfer des Krieges Kinder und Teenager. Mehr als 12 000 Minderjährige seien verletzt worden. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Informationen zurzeit nicht. Nach Einschätzung von Ingram dürften die wahren Zahlen noch höher liegen.

Ingram nannte Einzelschicksale von Kindern, die im Krieg gefangen genommen, angeschossen und schwer verletzt wurden. Viele Kinder bräuchten eigentlich dringende Operationen, die im Gazastreifen nicht durchgeführt werden könnten. Eingriffe wie Amputationen müssten ohne Betäubungsmittel überstanden werden.

+++ Annalena Baerbock reist noch am Dienstag nach Israel +++

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) reist nach dem iranischen Angriff auf Israel nach eigenen Angaben noch am Dienstag erneut dorthin. „Wir werden darüber sprechen, wie eine weitere Eskalation mit Zug um Zug mehr Gewalt verhindert werden kann“, sagte Baerbock am Dienstag nach einem Gespräch mit ihrem jordanischen Amtskollegen Ayman Safadi in Berlin vor Journalisten. Baerbock kündigte zudem an, sich für eine deutliche Ausweitung der Hilfslieferungen in den Gazastreifen einzusetzen.

+++ Chinas Außenminister telefoniert mit iranischem Kollegen +++

Nach dem Angriff des Iran auf Israel hat Chinas Außenminister Wang Yi chinesischen Staatsmedien zufolge mit seinem iranischen Kollegen Hossein Amir-Abdollahian telefoniert. Der iranische Außenminister habe dabei gesagt, dass sein Land bereit sei, Zurückhaltung zu üben, berichtete die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua. Der Iran habe nicht die Absicht, die Spannungen zu verschärfen. Die aktuelle Situation in der Region sei sehr heikel.

Wie Xinhua berichtete, legte Amir-Abdollahian die Position Teherans zu dem tödlichen Angriff auf ein iranisches Konsulargebäude in der syrischen Hauptstadt Damaskus Anfang des Monats dar, der Israel zugeschrieben wird. Amir-Abdollahian habe zu Wang gesagt, dass der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen keine notwendige Antwort auf diesen Angriff gegeben habe, meldete die Nachrichtenagentur weiter. Der Iran habe das Recht auf Selbstverteidigung als Antwort auf die Verletzung seiner Souveränität.

Wang sagte laut Xinhua, China verurteile den Angriff auf das iranische Konsulargebäude aufs Schärfste und lehne ihn entschieden ab. Die Volksrepublik betrachte ihn als schwerwiegende Verletzung des Völkerrechts und als „inakzeptabel“.

Vom Außenministerium in Teheran hieß es, Amir-Abdollahian habe Wang über die „legitimen“ Maßnahmen des Irans als Reaktion auf den Angriff in Damaskus informiert und das Weiße Haus „gewarnt“, dass weitere Angriffe auf die Interessen oder die Sicherheit des Irans eine „entschlossene, sofortige und umfassende“ Antwort nach sich ziehen würden.

+++ Israel wägt Optionen für möglichen Gegenschlag ab +++

Israel will den Iran für dessen Drohnen- und Raketenangriff bestrafen, ohne internationalen Rückhalt zu verlieren. Man wäge die weiteren Schritte ab, sagte der israelische Generalstabschef Herzi Halevi am Montag. Auf einen Angriff mit so vielen Raketen auf Israel werde eine Reaktion folgen. Zugleich fügte Halevi hinzu: „Der Angriff des Irans hat neue Möglichkeiten für die Zusammenarbeit im Nahen Osten geschaffen. Wir bewerten die Lage und halten uns auf höchstem Niveau bereit.“

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu betonte einem Bericht des israelischen Rundfunksenders Kan zufolge bei einem Treffen mit Ministern seiner Likud-Partei, auf den Angriff des Irans müsse eine kluge Reaktion folgen. Der Iran solle nervös warten müssen, wann die Gegenreaktion erfolge, so wie es Israel vor dem Angriff am späten Samstagabend ergangen sei.

+++ USA wollen sich zu möglichem Gegenschlag Israels nicht äußern +++

Am Montag war erneut das israelische Kriegskabinett zusammengetreten. Eine offizielle Stellungnahme zu Ergebnissen des Treffens gab es zunächst nicht. Der Fernsehsender Channel 12 berichtete ohne Angabe von Quellen, es seien verschiedene Szenarien erörtert worden, wie auf den iranischen Großangriff reagiert werden könne. Israels Ziel ist es demnach, dem Iran zu schaden, ohne einen umfassenden Krieg auszulösen.

Die US-Regierung wollte sich nicht öffentlich zu einem möglichen Gegenschlag Israels äußern. „Wir werden den Israelis das Wort überlassen“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, am Montag. Die USA seien nicht an dem Entscheidungsprozess beteiligt.

Israels Militär hatte bei der erfolgreichen Abwehr des iranischen Angriffs Unterstützung der USA, Großbritanniens, Frankreichs und Jordaniens bekommen. Die USA bekräftigten nach dem Angriff auch ihr „eisernes Bekenntnis“ zu Israels Sicherheit. Allerdings will sich Washington an einem möglichen Vergeltungsschlag nicht beteiligen und dringt wie andere Verbündete auf eine Deeskalation.

Auf die Frage, ob die USA besorgt seien, dass ein israelischer Vergeltungsschlag amerikanische Streitkräfte in der Region gefährden könne und die USA sich deshalb nicht beteiligen wollten, erklärte Pentagon-Sprecher Pat Ryder am Montag, es liege an Israel, zu entscheiden, ob es auf den Angriff reagieren werde oder nicht.

+++ Israels Verteidigungsminister diskutiert weiteres Vorgehen in Rafah +++

Der iranische Angriff habe gezeigt, wie wichtig Israels Beziehungen zu den USA wie auch zu anderen Partnern seien, schrieb das „Wall Street Journal“ am Montag. Analysten zufolge werde dies wahrscheinlich ein wichtiger Aspekt sein, wenn Israel - das vorher wegen seines harten Vorgehens im Gaza-Krieg zunehmend isoliert war - seinen nächsten Schritt abwäge.

Auch die Kriegsziele im Kampf gegen die mit dem Iran verbündete Hamas im Gazastreifen dürften demnach Teil der Kalkulationen Israels sein, einschließlich der geplanten Offensive gegen die mit Flüchtlingen überfüllte Stadt Rafah im Süden des abgeriegelten Küstengebiets.

Israels Verteidigungsminister Joav Galant erörterte am Montagabend mit Vertretern seines Ministeriums und der für Kontakte mit den Palästinensern und humanitäre Hilfe zuständigen Cogat-Behörde das weitere Vorgehen in Rafah.

Nach Angaben der Regierungspressestelle ging es bei dem Treffen vor allem um die Evakuierung von Zivilisten aus der Stadt und die Ausweitung von Lebensmittel- und Medikamentenlieferungen. Vor dem iranischen Großangriff auf Israel hatte Regierungschef Netanjahu verkündet, es gebe schon einen Termin für eine Offensive. Galant widersprach dem jedoch kurz darauf.

+++ EU könnte Iran mit neuen Sanktionen belegen +++

In der EU werden unterdessen mögliche neue Sanktionen gegen den Iran erwogen. Wie mehrere Diplomaten am Montagabend nach Gesprächen von Vertretern der Mitgliedstaaten in Brüssel sagten, dürfte das Thema an diesem Dienstag bei einer Videoschalte der Außenminister auf den Tisch kommen.

Neue Strafmaßnahmen könnten demnach über eine Sanktionsregelung verhängt werden, die nach dem Beginn der iranischen Unterstützung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine durch Drohnenlieferungen eingerichtet wurde. Über sie wurde bislang unter anderem die Ausfuhr von Bauteilen in den Iran verboten, die für den Bau und die Produktion von Drohnen verwendet werden. Zudem sind auch Personen und Organisationen von Strafmaßnahmen betroffen.

Gegen neue scharfe Sanktionen könnte laut Diplomaten allerdings das Risiko einer Eskalation sprechen. So will der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell weiter versuchen, den Iran dazu bewegen, wieder ein Abkommen zur Einschränkung seines Nuklearprogramms einzuhalten.

Es soll verhindern, dass der Iran eine Atombombe baut. Bei der wegen des iranischen Angriffs auf Israel einberufenen Videokonferenz am Dienstag soll grundsätzlich darüber gesprochen werden, wie die Europäische Union zu einer Deeskalation in der Region beitragen kann.

+++ Erdogan spricht mit Emir von Katar über Gaza-Krieg +++

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan telefonierte nach Angaben seines Büros mit dem Emir von Katar und forderte angesichts des Gaza-Krieges eine verstärkte Zusammenarbeit islamischer Länder. Diese müssten ihre Bemühungen verstärken, um Israels „brutale Angriffe“ im Gazastreifen zu stoppen und das Land für „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ zur Rechenschaft zu ziehen, hieß es am Montag in einer Mitteilung des Präsidialamts.

Es sei entscheidend, zügelnd auf Israel einzuwirken und mit gesundem Menschenverstand zu handeln, um eine Ausbreitung der Spannungen in der Region zu verhindern. Der iranische Angriff auf Israel wurde nicht explizit erwähnt.

+++ Netanjahu: kluge Reaktion auf Iran-Angriff nötig +++

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hat einem Bericht des Rundfunksenders Kan zufolge bei einem privaten Treffen mit Ministern seiner Likud-Partei betont, auf den Raketenangriff des Irans müsse eine kluge Reaktion folgen. Der Iran solle nervös warten müssen, wann die Gegenreaktion erfolge, so wie es Israel vor dem Angriff am späten Samstagabend ergangen sei.

Der Sender berichtete unter Berufung auf einen hochrangigen Beamten, Israel habe zugesichert, die USA vor einem Gegenschlag zu informieren. Damit solle US-Truppen in der Region Zeit gegeben werden, sich auf iranische Vergeltungsmaßnahmen vorzubereiten.

+++ Israels Armee: Tote des Angriffs in Damaskus waren an „Terrorismus gegen Israel“ beteiligt +++

Die Toten des Angriffs auf das iranische Konsulat in Syrien sind nach Angaben der israelischen Armee an „Terrorismus gegen Israel“ beteiligt gewesen. „Nach meinem Wissen waren diejenigen, die in Damaskus getötet wurden, Mitglieder der Kuds-Brigaden“, sagte Militärsprecher Daniel Hagari am Montag auf eine Frage bei einer Pressekonferenz. „Das waren Leute, die sich am Terrorismus gegen den Staat Israel beteiligt haben“, fügte er hinzu.

Es handelt sich um die erste offizielle Äußerung zum Angriff in Damaskus am 1. April. „Unter diesen Terroristen befanden sich Hisbollah-Mitglieder und iranische Helfer. Dort war nicht ein einziger Diplomat, soweit ich weiß. Ich weiß von keinem Zivilisten, der bei dem Angriff getötet wurde“, fuhr Hagari fort.

Bei dem Israel zugeschriebenen Angriff auf das iranische Konsulatsgebäude in Damaskus waren Anfang April 16 Menschen getötet worden, darunter zwei Generäle der Kuds-Brigaden. Dabei handelt es sich um eine Einheit der iranischen Revolutionsgarden, die für Auslandseinsätze zuständig ist. Israel hatte nie eine Verantwortung für den Angriff bestätigt.

+++ Israels Armeechef: Auf Angriff des Iran wird „eine Antwort“ folgen +++

Israel wird nach den Worten des israelischen Armeechefs Herzi Halevi auf den beispiellosen Großangriff des Iran in der Nacht zum Sonntag reagieren. „Der Abschuss so vieler (iranischer) Raketen, Marschflugkörper und Drohnen auf das Territorium des Staates Israel wird eine Antwort zur Folge haben“, sagte Halevi bei einem Besuch auf der Militärbasis Nevatim im Süden Israels am Montag vor Soldaten, wie es in einer Erklärung der Armee hieß.

Armeesprecher Daniel Hagari erklärte seinerseits: „Wir werden tun, was immer nötig ist, um den Staat Israel zu schützen, und wir werden es bei der Gelegenheit und zu dem Zeitpunkt tun, die wir selbst bestimmen.“

+++ USA: Berichte über konkrete Warnungen des Irans sind „Quatsch“ +++

Der Iran hat die US-Regierung nach Darstellung aus Washington nicht über den Zeitpunkt, Ablauf und Umfang seines Angriffs auf Israel informiert. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der US-Regierung, John Kirby, wies entsprechende Berichte am Montag entschieden zurück. „Die Vereinigten Staaten haben weder vom Iran noch von irgendjemand anderem Nachrichten erhalten, die Aufschluss über einen bestimmten Zeitpunkt, bestimmte Ziele oder Waffentypen, die sie abfeuern würden, gaben“, sagte er.

Berichte darüber, dass das „spektakuläre und peinliche Scheitern“ des Iran beabsichtigt gewesen sei und der Iran eine Frühwarnung abgegeben habe, um Israel bei der Vorbereitung seiner Verteidigung zu helfen und den potenziellen Schaden zu begrenzen, seien alle „kategorisch falsch“. „Das ist Quatsch. Dieser Angriff ist gescheitert, weil er von Israel, den Vereinigten Staaten und einer Koalition anderer Partner, die sich für die Verteidigung Israels einsetzten, niedergeschlagen wurde.“

Angesichts des Ausmaßes dieses Angriffs sei es „eindeutig Irans Absicht“ gewesen, erhebliche Zerstörungen und Opfer zu verursachen“, sagte Kirby.

+++ Iran könnten nach Angriff auf Israel neue EU-Sanktionen drohen +++

In der EU werden nach dem Angriff auf Israel mögliche neue Sanktionen gegen den Iran erwogen. Wie mehrere Diplomaten am Montagabend nach Gesprächen von Vertretern der Mitgliedstaaten in Brüssel sagten, dürfte das Thema an diesem Dienstag bei einer Videoschalte der Außenminister auf den Tisch kommen.

Neue Strafmaßnahmen könnten demnach über eine Sanktionsregelung verhängt werden, die nach dem Beginn der iranischen Unterstützung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine durch Drohnenlieferungen eingerichtet wurde. Über sie wurde bislang unter anderem die Ausfuhr von Bauteilen in den Iran verboten, die für den Bau und die Produktion von unbemannten Luftfahrzeugen verwendet werden. Zudem sind auch Personen und Organisationen von Strafmaßnahmen betroffen.

+++ Iran veröffentlicht Daten über Raketen und Drohnen von Großangriff +++

Irans Staatsmedien haben nach dem Großangriff auf Israel Informationen über die dabei verwendeten Raketen veröffentlicht. Nach Informationen der Staatsagentur Irna kamen unter anderem Mittelstreckenraketen vom Typ „Emad“ und „Cheibarschekan“ zum Einsatz. Letztere hat in der modernen Version eine Reichweite von gut 1800 Kilometern. Die Raketen vom Typ „Emad“ verfügen über einen Sprengkopf mit gut 750 Kilogramm und fliegen mindestens 1700 Kilometer weit. Sie werden laut Irna auch aus unterirdischen Raketensilos gestartet. Die Strecke vom Westen Irans bis Israel beträgt etwa 1000 Kilometer.

Bei der Operation mit dem Titel „Aufrichtiges Versprechen“ hatten Irans Revolutionsgarden dem Bericht zufolge auch Marschflugkörper vom Typ „Paweh“ auf Israel abgefeuert. Sie sollen laut der Staatsagentur bis zu 900 Kilometer pro Stunde fliegen können. Die bei dem Vergeltungsschlag eingesetzten Drohnen waren vom Typ Shahed 136. Dabei handelt es sich um dieselben Kamikazedrohnen, die auch Russland im Kampf gegen die Ukraine einsetzt. Sie zeichnen sich vor allem durch eine günstige Bauweise aus.

+++ Hisbollah: Nach Grenzübertritt israelischer Soldaten Sprengkörper gezündet +++

Die proiranische Hisbollah-Miliz im Libanon hat nach eigenen Angaben nach einem Grenzübertritt israelischer Soldaten „Sprengkörper“ gezündet. Die Hisbollah teilte am Montag mit, Hisbollah-Kämpfer hätten „Sprengsätze im Gebiet Tal Ismail“ in der Nähe der israelischen Grenze platziert, die explodiert seien, als israelische Soldaten „die Grenze überquerten“.

Die israelische Armee erklärte, vier ihrer Soldaten seien in der Nacht „im Einsatz in einem Gebiet an der Nordgrenze“ verletzt worden. Einer von ihnen sei „nach einer Explosion unklarer Herkunft schwer verletzt“. Die israelische Armee machte keine Angaben dazu, auf welcher Seite der Grenze die Soldaten verletzt wurden. Auf Nachfrage der Nachrichtenagentur AFP erklärte sie lediglich, es sei eine „Untersuchung im Gange“.

Es ist das erste Mal, dass die proiranische Miliz einen derartigen Vorfall meldete. Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas am 7. Oktober kommt es im Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon fast täglich zu Gefechten zwischen israelischen Soldaten und Kämpfern der mit der Hamas verbündeten und vom Iran unterstützten schiitischen Hisbollah-Miliz.

+++ Getöteter 14-Jähriger im Westjordanland: Israelische Armee beschlagnahmt Bauernhof +++

Nach der mutmaßlichen Tötung eines vermissten israelischen Hirtenjungens im besetzten Westjordanland hat die israelische Armee am Montag Material auf dem Bauernhof beschlagnahmt, auf dem der 14-Jährige lebte. „Am Tag nach der Beerdigung von Benjamin Achimeir beschlagnahmten Polizei- und Armeekräfte Material in der Siedlung Malachei Haschalom“, sagte ein Sprecher des illegalen Außenpostens der Nachrichtenagentur AFP am Dienstag.

Nach Armeeangaben war der Jugendliche am Samstag tot in der Nähe eines palästinensischen Dorfes in der Region Ramallah aufgefunden worden, wo er seine Schafe weiden ließ. Seine Leiche wies demnach Spuren von Gewalteinwirkung auf, die Armee erklärte, der 14-Jährige sei „ermordet“ worden.

Achimeir war am Freitagmorgen von einem Bauernhof bei Malachei Haschalom nordöstlich von Ramallah mit seinen Schafen losgegangen. Die Armee suchte nach seinem Verschwinden gemeinsam mit der Polizei mit einem Großaufgebot nach dem Jungen und errichtete Straßensperren. Hunderte Zivilisten, darunter zahlreiche jüdische Siedler, schlossen sich der Suche an.

Der Fund der Leiche des Jugendlichen hatte Angriffe israelischer Siedler auf palästinensische Dörfer ausgelöst und zu gewaltsamen Zusammenstößen geführt. Am Freitagnachmittag griffen bewaffnete Siedler das palästinensische Dorf Al-Mughayyir an, das rund 500 Meter von den Bauernhöfen entfernt liegt. Sie schossen mit scharfer Munition und zündeten dutzende Häuser und Fahrzeuge an; die Dorfbewohner wehrten sich mit Steinwürfen, wie ein AFP-Reporter berichtete. Bei den Zusammenstößen wurden mindestens zwei Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt.

Malachei Haschalom ist eine illegale Siedlung, die bereits mehrfach geräumt und regelmäßig von Siedlern wieder besetzt wurde.

+++ Auswärtiges Amt bestellt iranischen Botschafter ein +++

Nach der Verschärfung des Nahost-Konflikts durch den Angriff des Iran auf Israel hat das Auswärtige Amt den Botschafter Teherans einbestellt. Das teilte ein Sprecher am Montagmittag mit. Das Gespräch finde zur Stunde im Ministerium statt, sagte er. Die Bundesregierung reagierte damit auf die Einbestellung des deutschen Botschafters in Teheran in das dortige Außenministerium am Sonntag. Dieses hatte die Einbestellung mit „unverantwortlichen Positionen“ Deutschlands, aber auch Frankreichs und Großbritanniens begründet, deren Botschafter ebenfalls herbeizitiert worden waren.

+++ Kibbuz lehnt Teilnahme an israelischer Staatszeremonie ab +++

Der vom Terror-Überfall der Hamas am 7. Oktober besonders betroffene israelische Kibbuz Be'eri hat eine Mitwirkung an der bevorstehenden Unabhängigkeitsfeier abgelehnt. Die Gemeinschaft, von der 100 Mitglieder getötet und 11 als Geiseln verschleppt wurden, sollte bei der staatlichen Zeremonie eine Fackel entzünden. Sie fühlten sich durch die Einladung geehrt, lautete Medienberichten zufolge die Antwort der Kibbuz-Bewohner. Da es bei der Feier am 13. Mai aber nur um Heldentum gehe, ohne auf Leid und Vernachlässigung der Grenzgemeinden einzugehen, wolle man nicht teilnehmen.

Am 7. Oktober musste das zivile Sicherheitsteam des Kibbuz stundenlang ohne Unterstützung gegen eine überwältigende Zahl von Terroristen kämpfen. Diese töteten auf dem Gelände zehn Prozent der Bewohner und brannten Dutzende Häuser nieder. Die Zeremonien zum 76. israelischen Unabhängigkeitstag auf dem Jerusalemer Herzlberg sollen in diesem Jahr in reduzierter Form stattfinden, ohne Feuerwerk und Publikum.

+++ Iran fordert Anerkennung vom Westen für angebliche „Zurückhaltung“ gegenüber Israel +++

Der Iran hat am Montag Anerkennung von der internationalen Gemeinschaft wegen seiner angeblichen „Zurückhaltung“ gegenüber Israel verlangt. „Statt Anschuldigungen gegen den Iran zu erheben, sollten die (westlichen) Länder sich selbst die Schuld geben und die Frage (...) beantworten, welche Maßnahmen sie gegen die Kriegsverbrechen Israel ergriffen haben“, sagte ein Sprecher des iranischen Außenministeriums am Montag in Teheran. Er fügte hinzu, dass die westlichen Länder „die Zurückhaltung des Iran in den vergangenen Monaten anerkennen“ sollten.

+++ Israel öffnet ab Montag wieder größtenteils die Schulen +++

Nach der erfolgreichen Abwehr des iranischen Angriffs öffnet Israel ab Montag in den meisten Teilen des Landes wieder die Schulen. Nach einer Bewertung der Lage sei beschlossen worden, „die Bildungsaktivitäten im ganzen Land ab Montag wieder aufzunehmen“, allerdings mit „Einschränkungen“ im Grenzgebiet zum Libanon und in Ortschaften nahe des Gazastreifens, teilte Armeesprecher Daniel Hagari am Sonntag im Onlinedienst X mit.

Angesichts eines befürchteten iranischen Angriffs hatte die israelische Armee am Samstag die vorläufige Schließung der Schulen im Land bekanntgegeben. Am Sonntag, dem ersten Tag der Woche in Israel, wurden demnach „Unterrichtsaktivitäten, Reisen und Ausflüge“ an Schulen oder anderen Bildungseinrichtungen ausgesetzt. In der Nacht zum Sonntag hatte der Iran dann seine Drohung wahrgemacht und Israel erstmals in der Geschichte der Islamischen Republik von seinem Staatsgebiet aus direkt angegriffen.

+++ Berichte: Israel noch ohne Entscheidung zu Reaktion auf Irans Angriff +++

Israels Staatsführung hat Medienberichten zufolge noch nicht entschieden, wie sie auf den iranischen Angriff vom Wochenende reagieren soll. Das Kriegskabinett habe bei mehr als dreistündigen Beratungen am Sonntagnachmittag keinen Beschluss über das weitere Vorgehen gefasst, berichtete die Zeitung „Times of Israel“. In den kommenden Tagen sollten weitere Gespräche geführt werden, meldete auch das Nachrichtenportal „Axios“ unter Berufung auf einen israelischen Beamten. Bei der Sitzung seien mehrere Optionen für einen möglichen israelischen Vergeltungsschlag erörtern worden.

+++ NRW-Minister Liminski sagt nach iranischem Angriff Israel-Reise ab +++

Nach dem iranischen Angriff auf Israel hat Nordrhein-Westfalens Minister für Internationales, Nathanael Liminski (CDU), eine für Montag geplante Reise nach Israel abgesagt. Das teilte ein Sprecher des Ministers am Sonntagabend mit. Zuvor hatte die „Rheinische Post“ über die Absage der Reise berichtet.

„Der direkte Angriff des Iran auf Israel unterstreicht auf dramatische Weise die unheilvolle Rolle, die das Mullah-Regime in Teheran in der ganzen Region spielt“, sagte Liminski der Zeitung. „Gleichzeitig hat die erfolgreiche gemeinsame Verteidigung auch mit arabischen Staaten gezeigt, wie belastbar die Partnerschaften Israels mittlerweile sind.“ Die damit offenkundig gewordene Isolation des Iran werfe auch ernsthafte Fragen an die deutsche Iran-Politik auf, so der Minister.

Im Rahmen der Israel-Reise waren laut den Angaben des Ministeriums unter anderem ein Besuch des zerstörten Kibbuz Reim und des Ichilov-Krankenhauses in Tel Aviv geplant. Zudem wollte Liminski Hilfsprojekte für israelische Ortschaften am Gazastreifen besichtigen, die mit Unterstützung nordrhein-westfälischer Kommunen gefördert werden. Auch ein Austausch mit Botschafter Steffen Seibert stand auf dem Programm.

+++ Bericht: Hamas legt Gegenvorschlag für Geisel-Deal vor +++

Bei den indirekten Verhandlungen im Gaza-Krieg soll die islamistische Hamas den Vermittlern einen Gegenvorschlag für einen Geisel-Deal vorgelegt haben. Dieser sehe erst nach Ablauf einer 42-tägigen Feuerpause die Freilassung israelischer Geiseln im Austausch gegen palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen sowie einen schrittweisen Rückzug der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen vor, berichtete die israelische Zeitung „Haaretz“ in der Nacht zum Montag unter Berufung auf palästinensische und arabische Quellen. Einen Kompromissvorschlag der USA, der die Freilassung von 40 Geiseln gegen 900 palästinensische Häftlinge bereits während einer sechswöchigen Waffenruhe vorsah, hatte die Terrororganisation zuvor abgelehnt.

Der Gegenvorschlag der Hamas sieht laut „Haaretz“ vor, dass das israelische Militär in einer ersten sechswöchigen Phase die Kämpfe einstellt und sich aus den städtischen Zentren an die Peripherie des abgeriegelten Küstengebiets zurückzieht. Zugleich würde palästinensischen Vertriebenen die Rückkehr in den nördlichen Gazastreifen ermöglicht, hieß es. Während dieser Zeit würde die Hamas nach allen Geiseln in dem umkämpften Gebiet suchen und herausfinden, in welchem Zustand sie sind. In einer zweiten Phase müsste sich die israelische Armee auf israelisches Gebiet zurückziehen. Erst dann würde der Austausch von israelischen Geiseln gegen palästinensische Häftlinge beginnen, hieß es.

Für jeden israelischen Zivilisten müsste Israel im Gegenzug 30 palästinensische Häftlinge aus Gefängnissen freigelassen, hieß es. Für jede israelische Soldatin oder jeden Soldaten müssten 50 Palästinenser aus israelischen Gefängnissen freikommen, darunter 30, die lebenslange Haftstrafen verbüßen. Die israelischen Soldaten sowie tote Geiseln würden in einer dritten und letzten Phase übergeben, wenn die Belagerung des Gazastreifens durch die israelische Armee beendet sei und der Wiederaufbau des Gebiets beginne.

+++ G7 verurteilen Irans Angriff und rufen zu „Zurückhaltung“ auf +++

Die Gruppe der G7-Staaten hat den Angriff des Iran auf Israel „einhellig“ verurteilt. Wie EU-Ratspräsident Charles Michel am Sonntag nach einer Videokonferenz der Staatengruppe mitteilte, rufen sie zudem alle Seiten zur „Zurückhaltung“ auf. Zur G7-Gruppe wichtiger Industrieländer zählen die USA, Deutschland, Italien, Frankreich, Großbritannien, Kanada und Japan.

+++ Weißes Haus: USA wollen weder „Eskalation“ noch „Krieg“ mit dem Iran +++

Die USA wollen nach eigenen Angaben weder eine „Eskalation“ noch „Krieg“ mit dem Iran. „Wir wollen keine Eskalation. Wir sind nicht auf einen größeren Krieg mit dem Iran aus“, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates im Weißen Haus, John Kirby, am Sonntag dem Sender NBC. Zuvor hatte der Iran Israel erstmals direkt massiv angegriffen - nach israelischen Angaben wurden fast alle der 300 abgefeuerten Drohnen und Raketen abgewehrt.

+++ EU-Außenminister kommen für Sondersitzung zusammen +++

Nach der Attacke Irans gegen Israel kommen die Außenminister der Europäischen Union zu außerplanmäßigen Gesprächen zusammen. Er habe für Dienstag eine außerordentliche Video-Sitzung der EU-Außenminister einberufen, schrieb der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Sonntag auf der Plattform X (ehemals Twitter). „Unser Ziel ist es, zur Deeskalation und Sicherheit in der Region beizutragen.“

+++ Olaf Scholz warnt Iran vor weiteren Angriffen auf Israel +++

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat den Iran vor weiteren Angriffen auf Israel gewarnt. „Wir verurteilen den iranischen Angriff scharf und warnen vor jeder weiteren Eskalation“, sagte Scholz bei einem Besuch im chinesischen Chongqing am Sonntag. „Wir können nur alle warnen, insbesondere den Iran, so weiterzumachen.“

+++ Iran bestellt deutsche, britische und französische Botschafter ein +++

Der Iran hat nach eigenen Angaben die Botschafter Deutschlands, Großbritanniens und Frankreichs einbestellt. Das iranische Außenministerium begründete die Maßnahme am Sonntag mit „unverantwortlichen Positionen“ der Länder bezüglich des iranischen Angriffs auf Israels. Details wurden nicht genannt. Aus Berlin lag zunächst keine Stellungnahme vor.

Bundeskanzler Olaf Scholz hatte die schweren iranischen Luftangriffe auf Israel „mit aller Schärfe“ verurteilt. Auch Großbritannien und Frankreich verurteilten den Angriff, die beiden Länder waren in der Nacht zu Sonntag zudem beim Abfangen von Geschossen gegen Israel aktiv.

Erstmals in der Geschichte der Islamischen Republik hatte der Iran seinen Erzfeind Israel am Samstagabend direkt angegriffen. Die Revolutionsgarden feuerten nach eigenen Angaben Dutzende Drohnen und Raketen ab.

+++ Nato verurteilt direkten Angriff des Irans auf Israel +++ 

Die Nato hat den direkten Angriff des Iran auf Israel als eine „Eskalation“ der Unruhen in der Region verurteilt und alle Beteiligten zur Zurückhaltung aufgerufen. „Wir verurteilen die nächtliche Eskalation durch den Iran, rufen zur Zurückhaltung auf und beobachten die Entwicklungen genau“, erklärte Nato-Sprecherin Farah Dakhallah am Sonntag. Es sei wichtig, „dass der Konflikt im Nahen Osten nicht außer Kontrolle gerät“, betonte sie.

+++ Hisbollah meldet israelischen Angriff auf Stellung im Libanon +++

Wenige Stunden nach dem Großangriff des Iran auf Israel ist nach Angaben der pro-iranischen Hisbollah-Miliz eines ihrer Gebäude im Osten des Libanon Ziel eines israelischen Angriffs geworden. „Ein israelischer Luftangriff zielte (...) auf ein zweistöckiges Gebäude der Hisbollah“ in der Bekaa-Ebene, erklärte eine Quelle der Miliz der Nachrichtenagentur AFP. Die Region nahe der syrischen Grenze gilt als Hochburg der Hisbollah.

Die amtliche nationale Nachrichtenagentur Ani berichtete, „der feindliche Angriff“ habe „ein Gebäude im Dorf Nabi Tschit“ unweit der Stadt Baalbek zerstört. Der Iran hatte in der Nacht nach israelischen Angaben mehr als 300 Drohnen und Raketen auf Israel abgefeuert. Demnach wurden die Geschosse zu „99 Prozent“ abgefangen. Bei dem Angriff handelte es sich um eine Reaktion auf einen Angriff auf das iranische Konsulat in Damaskus mit mehreren Toten, der Israel zugeschrieben wird.

Die israelische Armee flog in der Nacht und am frühen Morgen mehrere Angriffe auf Ortschaften im Südlibanon, der an Israel grenzt, wie Ani berichtete. Dabei habe es keine Opfer gegeben. Die Hisbollah erklärte ihrerseits, Raketen auf die von Israel besetzten Golanhöhen abgefeuert zu haben.

+++ Irans Präsident warnt Israel vor „unbesonnenem Verhalten“ +++

Nach dem Angriff seines Landes auf Israel hat der iranische Präsident Ebrahim Raisi die israelische Regierung vor einer Gegenreaktion gewarnt. „Wenn das zionistische Regime oder seine Unterstützer unbesonnenes Verhalten an den Tagen legen, werden sie eine entschiedene und sehr viel stärkere Antwort erhalten“, erklärte Raisi am Sonntag.

Zu den in der Nacht auf Sonntag erfolgten Angriffen auf israelisches Gebiet erklärte Raisi: „Die Bestrafung des Aggressors ist erfolgt.“ Ähnlich hatten sich vor Raisi bereits mehrere Vertreter der iranischen Führung und der Armee geäußert.

Der Iran hatte in der Nacht mehr als 300 Drohnen und Raketen auf Israel abgefeuert, fast alle wurden abgefangen. Teheran sieht darin die Vergeltung für einen Israel zugeschriebenen Angriff auf das iranische Konsulatsgebäude in Syriens Hauptstadt Damaskus. Dabei waren Anfang April 16 Menschen getötet worden, darunter zwei Generäle der iranischen Revolutionsgarden.

+++ Außenminister: Israel will Vorgehen nach Iran-Angriff genau abwägen +++

Israel will nach dem iranischen Großangriff nach den Worten von Außenminister Israel Katz sein Vorgehen genau abwägen. Er betonte in einem Interview des israelischen Armeesenders am Sonntag: „Wir haben gesagt: Wenn der Iran Israel angreift, werden wir im Iran angreifen. Und dieses Bekenntnis ist immer noch gültig.“ Die konkrete Frage einer möglichen Reaktion werde allerdings in einem angemessenen Rahmen unter Vorsitz von Regierungschef Benjamin Netanjahu besprochen. Katz vertraue darauf, dass dort die angemessenen und richtigen Entscheidungen getroffen werden.

Der israelische Fernsehsender Channel 12 und weitere Medien berichteten am Mittag übereinstimmend, dass sich das Kriegskabinett um 14.30 Uhr (MESZ) versammeln werde, um über das weitere Vorgehen zu beraten.

+++ Zentralrat der Juden forder „klare und harte Position“ gegenüber dem Regime in Teheran +++

Nach dem Raketenangriff des Iran auf Israel fordert der Zentralrat der Juden in Deutschland eine „klare und harte Position“ gegenüber dem Regime in Teheran. Deutschland und die EU dürften keinen Zweifel an ihrer Haltung lassen, sagte ein Sprecher des Zentralrats am Sonntag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

In der Nacht hatte der Iran rund 300 ballistische Raketen und Drohnen auf Israel abgefeuert. Bereits seit dem Terrorangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober ziehe der Iran „die Fäden des Terrors gegen Israel und die westliche Welt“, so der Zentralratssprecher weiter. „Nun greift das radikale Regime direkt an.“

Israel befinde sich im Ausnahmezustand. Nun müssten die Sanktionen gegen Teheran „auf ein Maximum erhöht, die iranischen Revolutionsgarden endlich als Terrororganisation gelistet werden“. 99 Prozent des ballistischen Materials wurde laut Medienberichten von Israel, den USA, Großbritannien, Jordanien und offenbar auch Frankreich abgefangen, teilweise bereits über Syrien und Jordanien.

Israel kündigte entschiedene Vergeltung an. Die militärischen Notfallpläne sind verschärft; bis Montagabend sind im Land alle Bildungsaktivitäten und Schulveranstaltungen sowie größere Menschenansammlungen verboten.

+++ Nahostexpertin sieht Angriff des Irans als Wendepunkt im Nahost-Konflikt +++

Die bekannte Nahostexpertin Maha Yahya hat den direkten und massiven Angriff des Irans auf Israel in der Nacht zum Sonntag als Wendepunkt in dem schon seit langem währenden Konflikt dieser beiden Ländern bezeichnet. „Wir stehen offen gesagt am Rande eines gefährlichen Abgrunds“, sagte die Direktorin der US-Denkfabrik Carnegie Middle East Center am Sonntag dem US-Sender CNN. „Wir befinden uns nicht länger in einem Schatten- oder Stellvertreterkrieg zwischen diesen beiden Ländern.“

Dass der Iran gleich mehr als 300 Drohnen und Raketen in Richtung Israel feuerte, bezeichnete Yahya als „riesige Eskalation“. Sie glaube aber, dass „die Iraner wussten, dass das meiste davon gestoppt werden würde, dass die USA, Großbritannien, Frankreich, Jordanien und andere helfen würden, die Drohnen und Raketen abzuschießen“. Die meisten Waffen seien außerhalb des israelischen Luftraums abgefangen worden. „Ich denke also, offen gesagt, ich sah es als einen großen Eskalationsschritt, aber es hatte sehr viel von einer Lichtshow.“

Mit Blick auf die israelische Regierung sagte Yahya: „Sie streben nach einer militärischen Eskalation zu einer Zeit, in der uns nur eine diplomatische Lösung weg vom Abgrund eines umfassenden Krieges in der gesamten Region bringen kann. (...) Niemand kann gewinnen.“ Die USA müssten jetzt ihren Einfluss in der Region unter Beweis stellen, auch wenn dies jetzt noch schwieriger geworden sei. „Ehrlich gesagt, es muss eine regionale Waffenruhe geben.“

+++ Europäische Länder verurteilen Angriff des Irans auf Israel +++

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat den Schlag des Irans gegen Israel verurteilt. Der beispiellose Angriff drohe die Region zu destabilisieren, warnte der Staatschef am Sonntagmorgen auf der Plattform X (früher Twitter): „Frankreich arbeitet mit seinen Partnern an einer Deeskalation und ruft zur Zurückhaltung auf“. Macron sprach in dem Tweet seine Solidarität mit dem israelischen Volk aus und hob die Bedeutung der Sicherheit Israels für Frankreich hervor.

Nach Angaben des israelischen Armeesprechers, Daniel Hagari, gehört Frankreich zu der Koalition, die zur Abwehr des Angriffs beigetragen hat. Hagari zufolge soll das Land Technologien zur Überwachung des Luftraums zur Verfügung gestellt haben.

Auch das EU-Mitglied Irland hat die iranischen Angriffe auf Israel kritisiert und alle Seiten zur Besonnenheit aufgerufen. „Ich verurteile Irans rücksichtslosen und großangelegten Angriff auf Israel auf das Schärfste“, schrieb der neue irische Regierungschef Simon Harris am Samstag bei X (früher Twitter). „Ich fordere alle Seiten auf, jetzt Zurückhaltung zu zeigen und eine Eskalation militärischer Handlungen und die damit verbundene Verwüstung zu vermeiden.“

+++ Jordanien fängt Flugobjekte aus dem Iran ab +++

Israels Nachbarland Jordanien hat beim nächtlichen Angriff des Irans mit Drohnen und Raketen mehrere Flugobjekte abgefangen. Das teilte das jordanische Kabinett dem Fernsehsender Al-Mamlaka zufolge am Sonntag nach einer Sitzung mit. Jordanien liegt zwischen dem Iran und Israel.

Die Armee werde auf alle Bedrohungen antworten, die die Sicherheit der Bürger gefährde oder Jordaniens Territorium und dessen Luftraum. An mehreren Orten seien Teile der Flugkörper vom Himmel gefallen, größeren Schaden oder Verletzte habe es dabei aber nicht gegeben.

Al-Mamlaka berichtete, dass unter anderem im Süden der Hauptstadt Amman Teile einer Rakete vom Himmel fielen. In sozialen Medien machte ein Video die Runde, die ausgebrannte Teile einer Rakete zeigen sollen, die in einer Wohngegend auf der Straße zwischen geparkten Autos liegt.

+++ Israels Luftraum nach Angriff aus Iran wieder geöffnet +++

Nach dem Großangriff des Irans auf Israel ist der israelische Luftraum am Sonntagmorgen wieder geöffnet worden. Der internationale Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv funktioniere wieder normal, berichteten israelische Medien. In der Nacht waren wegen des Angriffs verschiedene Flüge gestoppt worden. Der Luftraum war sieben Stunden lang geschlossen. Der Flughafen Ramon im Süden solle vorerst weiter geschlossen bleiben, hieß es.

Auch Israels Nachbarland Jordanien hat seinen Luftraum nach dem iranischen Angriff auf Israel wieder geöffnet. Das teilte die zivile Luftfahrtbehörde des Landes am Sonntagmorgen mit – nach einer rund zehnstündigen Schließung seit Samstagabend. Flughäfen und Fluggesellschaften seien über den Schritt informiert worden und der Betrieb laufe wieder normal, sagte der Leiter der Behörde dem jordanischen Fernsehsender Al-Mamlaka.

Jordanien hatte seinen Luftraum angesichts militärischer Spannungen am Samstagabend gesperrt. Begründet wurde der Schritt der Behörde mit Sicherheitsbedenken sowie „in Anbetracht der eskalierenden Risiken in der Region“. Während Irans Angriff auf Israel in der Nacht zum Sonntag fielen Berichten zufolge in Jordanien Teile von abgeschossenen Raketen vom Himmel.

+++ Israel: „99 Prozent“ der Geschosse aus Iran abgefangen +++

Israels Militär hat nach eigenen Angaben 99 Prozent der Geschosse aus dem Iran abgefangen. Teheran habe „mehr als 300 Bedrohungen verschiedener Art losgeschickt“, sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari am Sonntag.

Hagari sprach von einem „sehr bedeutsamen strategischen Erfolg“. Von 170 unbemannten Flugkörpern, die der Iran losgeschickt habe, seien „null auf das israelische Gebiet vorgedrungen“. Dutzende seien von israelischen Kampfjets abgeschossen worden, von der israelischen Luftabwehr sowie „der Luftwaffe und Luftabwehr unserer Partner“. Auch von mehr als 30 Marschflugkörpern, die der Iran abgefeuert habe, sei keiner nach Israel eingedrungen.

„Von mehr als 120 ballistischen Raketen sind nur wenige nach Israel vorgedrungen und der Rest wurde abgefangen“, sagte Hagari weiter. „Sie schlugen im Bereich der Flugbasis Nevatim ein und verursachten nur leichten Schaden an der Infrastruktur.“ Die Basis funktioniere normal weiter. Es habe auch Angriffe aus dem Irak und dem Jemen gegeben, aber sie hätten Israel nicht erreicht, sagte der Sprecher. Dutzende Raketen seien vom Libanon auf den Norden Israels gefeuert worden. Dabei sei niemand verletzt worden.

Erstmals in der Geschichte der Islamischen Republik hatte der Iran seinen Erzfeind Israel direkt angegriffen. Die Revolutionsgarden feuerten nach eigenen Angaben Dutzende Drohnen und Raketen ab. Die Operation mit dem Titel „Aufrichtiges Versprechen“ war ein Vergeltungsschlag für die Tötung hochrangiger Offiziere in Syrien. Am 1. April waren bei einem mutmaßlich israelischen Luftangriff auf Irans Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus zwei Brigadegeneräle getötet worden.

+++ Bundeskanzler Olaf Scholz verurteilt iranischen Luftangriff „mit aller Schärfe“ +++

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die iranischen Luftangriffe auf Israel „mit aller Schärfe“ verurteilt. „Mit dieser unverantwortlichen und durch nichts zu rechtfertigenden Attacke riskiert Iran einen regionalen Flächenbrand“, erklärte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am frühen Sonntagmorgen. „In diesen schweren Stunden steht Deutschland eng an der Seite Israels“, fügte er hinzu. Weitere Reaktionen werde die Bundesregierung „nun eng mit unseren G7-Partnern und Verbündeten besprechen“.

Nach Angaben aus Regierungskreisen wurde Scholz in der Nacht auf dem Weg zu einem dreitägigen Besuch in China laufend über die Entwicklungen im Nahen Osten unterrichtet. Die Delegation des Kanzlers stand auf dem Flug in die chinesische Millionenstadt Chongqing demnach in engem Kontakt mit den deutschen Sicherheitsbehörden.

+++ UN-Generalsekretär António Guterres „zutiefst beunruhigt über Zuspitzung der Lage in Nahost“ +++

Nach dem Angriff des Irans auf Israel sieht UN-Generalsekretär António Guterres das Risiko einer katastrophalen Zuspitzung der Lage in Nahost. „Ich bin zutiefst beunruhigt über die sehr reale Gefahr einer verheerenden Eskalation in der gesamten Region. Ich fordere alle Parteien auf, größtmögliche Zurückhaltung zu üben, um Maßnahmen zu vermeiden, die zu größeren militärischen Konfrontationen an mehreren Fronten im Nahen Osten führen könnten“, teilte Guterres am Samstag (Ortszeit) in New York mit. Er verurteilte den Angriff des Irans „aufs Schärfste“ und forderte eine sofortige Einstellung der Feindseligkeiten.

+++ Iran: Angriff auf Israel sei Konflikt „von dem sich die USA fernhalten müssen“ +++

Der Iran hat die USA aufgefordert, sich aus seinem Konflikt mit Israel herauszuhalten. Der iranische Angriff sei eine Reaktion auf die „Aggression“ Israels gegen ein iranisches Konsulargebäude in der syrischen Hauptstadt Damaskus, erklärte die iranische Vertretung bei der UNO am Sonntag im Onlinedienst X. Es handele sich um einen Konflikt zwischen dem Iran und Israel, „von dem sich die USA fernhalten müssen“.

„Die Angelegenheit kann als abgeschlossen betrachtet werden. Sollte das israelische Regime jedoch einen weiteren Fehler begehen, wird die Reaktion Irans deutlich härter ausfallen“, teilte die iranische Vertretung bei den Vereinten Nationen am Samstag (Ortszeit) in New York auf der Plattform X mit.

+++ US-Präsident Joe Biden will nach Angriff des Irans G7-Treffen einberufen +++

US-Präsident Joe Biden telefonierte noch in der Nacht mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Wie die israelische Regierung am frühen Sonntagmorgen mitteilte, führten beide ihr Gespräch nach Beratungen des israelischen Sicherheitskabinetts und des Kriegskabinetts. Das Weiße Haus teilte anschließend mit, Biden habe den iranischen Angriff „auf das Schärfste“ verurteilt und das„eiserne Bekenntnis“ der USA zu Israels Sicherheit bekräftigt.

„Der Iran - und seine vom Jemen, Syrien und dem Irak aus operierenden Stellvertreter - haben einen beispiellosen Luftangriff auf militärische Einrichtungen in Israel gestartet“, erklärte der US-Präsident. „Ich verurteile diese Angriffe aufs Schärfste.“

Für diesen Sonntag kündigte Biden ein Treffen der G7-Gruppe wirtschaftsstarker Demokratien an. Er werde die Staats- und Regierungschefs der G7 zusammenrufen, „um eine gemeinsame diplomatische Reaktion auf den dreisten Angriff des Iran zu koordinieren“.

+++ Hisbollah-Miliz startet Raketenangriff zeitgleich mit Iran +++

Zeitgleich mit dem iranischen Angriff auf Israel hat die pro-iranische Hisbollah-Miliz nach eigenen Angaben eine weitere Raketensalve auf israelische Ziele abgefeuert. Binnen weniger Stunden habe sie wiederholt „dutzende Raketen vom Typ Katjuscha“ auf drei israelische Militärstützpunkte auf den besetzten Golanhöhen abgefeuert, erklärte die vom Iran unterstützte Schiitenmiliz im Libanon am Sonntagmorgen.

Zeitgleich mit dem iranischen Luftangriff führten auch die Hisbollah-Miliz im Libanon sowie die Huthi-Rebellen im Jemen Angriffe gegen israelische Ziele aus.

+++ UN-Sicherheitsrat plant Sondersitzung nach Angriff aus Iran +++

Nach dem Angriff des Irans auf Israel plant der UN-Sicherheitsrat eine Sondersitzung. Per Brief an die maltesische UN-Botschafterin Vanessa Frazier, deren Land derzeit dem Gremium vorsitzt, habe er um ein entsprechendes Treffen des Sicherheitsrats gebeten, teilte der israelische UN-Botschafter Gilad Erdan über die Online-Plattform X, vormals Twitter, mit. Aus Diplomatenkreisen hieß es, das Treffen in New York könne noch am Sonntag stattfinden, wahrscheinlich um 22 Uhr MESZ.

Zuvor hatte der Iran erstmals in der Geschichte der Islamischen Republik seinen Erzfeind Israel direkt angegriffen. Die Revolutionsgarden feuerten nach eigenen Angaben Dutzende Drohnen und Raketen ab. Die Operation mit dem Titel „Aufrichtiges Versprechen“ wurde als Vergeltungsschlag für die Tötung hochrangiger Offiziere in Syrien dargestellt.

+++ Israels Armeesprecher: Gefährliche Eskalation des Irans +++

Der israelische Militärsprecher Daniel Hagari hat die Angriffe aus dem Iran am Samstagabend als „schwerwiegende und gefährliche Eskalation“ beschrieben. Nach Angaben des israelischen Fernsehens hat der Iran eine dritte Welle von Drohnen auf den Weg nach Israel geschickt. Insgesamt gehe Israel von mehr als 100 Drohnen aus. Außerdem hat der Iran Raketen in Richtung Israel abgefeuert. Es ist der erste direkte Angriff des Irans auf seinen Erzfeind Israel. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu versammelte wegen der Angriffe am Samstagabend im Hauptquartier in Tel Aviv das Kriegskabinett.

Die Iran-Expertin Sima Shine im israelischen Fernsehen: „Dies ist ein beispielloses Ereignis. Der Iran hat sein Paradigma verändert.“ Es ist auch das erste Mal seit 1991, dass Israel von einem UN-Mitgliedsstaat angegriffen wird. Damals hatte der Irak Dutzende Scud-Raketen auf israelisches Gebiet gefeuert.

„Wir überwachen die iranischen Killerdrohnen, die nach Israel unterwegs sind, sehr eng“, sagte Hagari. „Unsere defensiven und offensiven Fähigkeiten sind auf dem höchsten Bereitschaftslevel vor diesem Großangriff des Irans.“ Die israelische Armee gehe gemeinsam mit den Verbündeten Israels „mit ganzer Kraft“ vor, um den Staat Israel und das israelische Volk zu verteidigen. (dpa)

+++ Irans Revolutionsgarde hat „Drohnen und Raketen“ auf Israel abgefeuert +++

Der Iran hat nach israelischen Angaben einen Drohnenangriff gegen Israel gestartet. Dies bestätigte Armeesprecher Daniel Hagari am Samstagabend, 13. April. Es werde mehrere Stunden dauern, bis die Drohnen israelisches Gebiet erreichen könnten.

Irans Staatsmedien haben den Vergeltungsschlag gegen Israel bestätigt. „Eine breite Drohnenoperation der Revolutionsgarden gegen Ziele im besetzten Land (Israel) hat vor Minuten begonnen“, hieß es am Samstag in den Untertiteln des Staatsfernsehens kurz vor Mitternacht.

Wegen des Drohnenangriffs aus dem Iran schließt Israel in der Nacht zum Sonntag seinen Luftraum. Dies berichteten israelische Medien am Samstagabend unter Berufung auf die Luftfahrtbehörde. Der Luftraum solle von 00.30 Uhr Ortszeit (Samstag 23.30 MEZ) geschlossen werden.

Auch die US-Regierung hat den Beginn eines iranischen Luftangriffs gegen Israel bestätigt. US-Präsident Joe Biden werde fortlaufend über die Lage informiert und werde sich am Samstagnachmittag mit seinem Sicherheitsteam im Weißen Haus zu Beratungen treffen, teilte eine Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats mit. Der Angriff werde sich „wahrscheinlich über mehrere Stunden hinziehen“.

+++ Vermisster Israeli tot - Weitere Siedlergewalt im Westjordanland +++

Ein im israelisch besetzten Westjordanland vermisster 14-jähriger Junge aus einer israelischen Siedlung ist tot. Seine Leiche sei bei der Siedlung Malachei HaShalom gefunden worden, teilte die Armee am Samstag mit. Über die Todesursache wurde zunächst nichts mitgeteilt. Nach der Todesnachricht kam es erneut in verschiedenen Orten des Westjordanlandes zu gewalttätigen Angriffen jüdischer Siedler gegen Palästinenser, wie Augenzeugen und Medien vor Ort berichteten. Es werde geschossen, Autos würden in Brand gesetzt und Fahrzeuge mit Steinen beworfen. Mindestens 16 Palästinenser seien verletzt worden, teilte der Rote Halbmond mit. Die Angaben beider Seiten ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, äußerte sein Bedauern über den Tod des Jungen. Seine Gedanken seien bei den Angehörigen. Zugleich warnte er, extremistischen Siedlern dürfe es nicht erlaubt werden, die Tragödie als Vorwand für Gewalt gegen Palästinenser zu missbrauchen. „Zurückhaltung auf allen Seiten ist unerlässlich“, schrieb Seibert auf X. Auch Israels Verteidigungsminister Yoav Galant warnte vor Selbstjustiz.

Am Freitag waren Siedler aus einem illegalen Außenposten mit Schusswaffen in das Dorf Al-Mughajir 20 Kilometer nordöstlich von Ramallah eingedrungen, um palästinensisches Eigentum zu zerstören, wie Augenzeugen berichteten. Nach Angaben der Dorfverwaltung setzten sie Autos und mehrere Häuser in Brand, ein Palästinenser wurde getötet.

+++ Fluglinie Qantas meidet iranischen Luftraum wegen Gefahr einer Eskalation in Nahost +++

Die australische Fluglinie Qantas wird ihre Langstreckenflüge von Perth nach London umleiten, um angesichts der zunehmenden Spannungen im Nahen Osten den iranischen Luftraum zu vermeiden. Wie Qantas am Samstag mitteilte, werden die Flugrouten vorübergehend angepasst. Kunden würden direkt kontaktiert, falls ihre Buchung betroffen sei. Qantas folgt mit der Entscheidung anderen Fluglinien wie der Lufthansa oder Austrian Airlines, die den iranischen Flugraum bereits meiden. Die Lufthansa hatte erst am Freitagabend mitgeteilt, dass sie ihre Flüge nach Teheran nun bis kommenden Donnerstag aussetzt. Zuvor war dies bis Samstag vorgesehen.

+++ Auswärtiges Amt: Deutsche sollen den Iran verlassen +++

Das Auswärtige Amt in Berlin hat alle deutsche Staatsangehörige im Iran aufgefordert, das Land zu verlassen. Zugleich warnte es vor Reisen in den Iran. „Die derzeitigen Spannungen in der Region, insbesondere zwischen Israel und Iran, bergen die Gefahr einer plötzlichen Eskalation“, teilte das Auswärtige Amt am Freitagabend mit. Demnach kann sich die Sicherheitslage schnell und ohne Vorwarnung verschlechtern. „Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass von einer Eskalation auch Luft-, Land- und Seetransportwege betroffen sein könnten, mit entsprechenden möglichen Beeinträchtigungen von Ein- und Ausreisen nach Iran“, hieß es weiter.

+++ Polizei nach Ende von „Palästina-Kongress“ in Berlin weiter im Einsatz +++

Nach der Auflösung eines umstrittenen, für drei Tage geplanten „Palästina-Kongress“ in Berlin rechnet die Polizei an diesem Wochenende mit spontanen Protestveranstaltungen. Einsatzkräfte werden weiterhin am Veranstaltungsort in Tempelhof bleiben, wie eine Polizeisprecherin sagte. Auch im Stadtgebiet seien zahlreiche Polizistinnen und Polizisten in dem Kontext unterwegs und beobachteten die Lage, so die Sprecherin. Ursprünglich sollten rund 900 Beamte den zweiten Kongresstag am Samstag begleiten. „Mit welchem Kräfteeinsatz wir nun am Samstag unterwegs sind, hängt von der Situation ab“, erklärte sie. Zunächst war unklar, ob die Veranstalter juristisch gegen die Auflösung vorgehen.

+++ Biden erwartet baldigen Angriff auf Israel +++

US-Präsident Joe Biden erwartet in Kürze einen iranischen Angriffsversuch auf Israel. Er gehe davon aus, „dass es eher früher als später sein wird“, sagte Biden am Freitag. Er richtete auch eine klare Warnung an die Führung in Teheran. Angesichts der befürchteten Eskalation in der Nahost-Region bekräftigte das Auswärtige Amt in Berlin derweil seine Aufforderung an Deutsche, aus dem Iran auszureisen.

Die USA „werden Israel unterstützen, wir werden helfen, Israel zu verteidigen und der Iran wird keinen Erfolg haben“, hob US-Präsident Biden erneut hervor. Nach seiner Botschaft für den Iran gefragt, antwortete er mit Blick auf einen möglichen Angriff: „Tut es nicht.“ Biden hatte Israel bereits am Mittwoch die „unerschütterliche“ Unterstützung der USA zugesichert.

+++ Norwegen unterstützt Anerkennung eines Palästinenserstaats +++

Vor dem Hintergrund des Gaza-Kriegs hat Norwegen erklärt, an der Seite weiterer Staaten einen Palästinenserstaat anerkennen zu wollen. „Norwegen ist bereit, den Staat Palästina anzuerkennen“, sagte Norwegens Ministerpräsident Jonas Gahr Störe am Freitag bei einer Pressekonferenz mit seinem spanischen Kollegen Pedro Sánchez. Für das Vorhaben gebe es allerdings noch keinen konkreten Zeitplan. Zudem müsse die Entscheidung in enger Abstimmung mit „gleichgesinnten Ländern“ getroffen werden.

Bereits im November hatte das norwegische Parlament einen Vorschlag der Regierung angenommen, einen unabhängigen palästinensischen Staat anzuerkennen. Das skandinavische Land richtete Anfang der 1990er Jahre Gespräche zwischen Israel und den Palästinensern aus, die 1993 zum Abschluss des Oslo-Abkommen führten.

+++ 25 Mitglieder einer Familie bei israelischem Angriff in Gaza getötet +++

Bei israelischen Angriffen auf die Stadt Gaza im Norden des Gazastreifens sind am Freitag laut Angaben von Angehörigen 25 Mitglieder einer Familie getötet worden. Wie ein Verwandter der Nachrichtenagentur AFP berichtete, befand sich die Familie Tabatibi zur Zeit des Angriffs am frühen Morgen in einem sechsstöckigen Gebäude im dicht besiedelten Stadtteil Darasch.

„Wir hörten die Raketen nicht kommen, wir haben alle geschlafen“, sagte ein Überlebender der Familie. „Wir wissen nicht, warum sie das Haus ins Visier genommen haben. Es ist ein Massaker, eine Vernichtung.“ Die Toten und Verletzten wurden Berichten zufolge in das Al-Schifa-Krankenhaus in Gaza gebracht, das bei israelischen Angriffen zuletzt größtenteils zerstört worden war.

+++ Scholz warnt Iran vor Militäraktion gegen Israel +++

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich besorgt über einen möglicherweise bevorstehenden Vergeltungsangriff des Irans auf Israel gezeigt. Man nehme die Situation „sehr ernst“, sagte Scholz am Freitag nach einem Treffen mit dem neuen georgischen Ministerpräsidenten Irakli Kobachidse in Berlin. Sowohl er als auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hätten alles unternommen, um dem Iran klarzumachen, „dass es hier nicht (...) zu einer militärischen Aktivität kommen darf“.

+++ Israel: Erste Hilfslieferung über neuen Übergang zum Norden Gazas +++

Israel hat nach Angaben der Armee über einen neuen Übergang zum Norden des Gazastreifens erste Hilfslieferungen in das Gebiet gebracht. Der Übergang sei schon am Donnerstag in Betrieb gegangen und erste Lastwagen seien in den Küstenstreifen eingefahren, teilte die Armee am Freitag mit.

+++ Frankreich: Nächste Tage von Reisen nach Nahost absehen +++

Angesichts einer befürchteten weiteren Eskalation des Nahost-Konflikts empfiehlt Frankreich nachdrücklich, in den kommenden Tagen nicht nach Israel, Libanon, in den Iran oder die palästinensischen Gebiete zu reisen. Außenminister Stéphane Séjourné habe die Empfehlung in einer Krisensitzung veranlasst, hieß es am Freitag aus dem Ministerium in Paris. Französische Funktionäre sollten vorerst nicht auf Missionen in diese Länder geschickt werden. Die Familien des französischen diplomatischen Personals sollten aus Teheran zurückkehren.

+++ Israel: Hamas-Kommandeur im Gazastreifen getötet +++

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben einen Kommandeur der islamistischen Hamas getötet, der für Angriffe auf Hilfskonvois verantwortlich gewesen sei. Ridwan Mohammed Abdullah Ridwan habe in der Ortschaft Dschabalia im Norden des Küstenstreifens bewaffnete Angriffe auf Hilfslieferungen befohlen, um sie unter Kontrolle der Hamas zu bekommen, teilte die Armee am Freitag mit.

Gerade aus dem Norden gibt es immer wieder Berichte über eine Hungersnot. Aus Kreisen der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde im Gazastreifen wurde der Tod des Mannes zwar bestätigt. Nach ihrer Darstellung war der Polizeichef in Dschabalia aber für den Schutz von Hilfslieferungen zuständig. Die Angaben beider Seiten ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Die israelische Armee setzte unterdessen nach eigenen Angaben ihre Angriffe gegen Hamas-Terroristen fort. Unter anderem seien Kommandoposten und Tunnel zerstört sowie eine ungenannte Zahl von Gegnern getötet worden. Allein am Donnerstag habe die israelische Luftwaffe 60 Ziele im Gazastreifen angegriffen. Die Artillerie habe vor allem Gebiete in der Mitte des nur rund 45 Kilometer langen und zwischen 6 und 14 Kilometer breiten Gebiets beschossen.

+++ Minister Cameron warnt Iran: Region nicht in größeren Konflikt ziehen +++

Großbritanniens Außenminister David Cameron hat sich angesichts eines möglichen iranischen Vergeltungsangriffs auf Israel besorgt geäußert und den Iran vor einer Eskalation gewarnt. „Ich habe heute Außenminister (Hussein) Amirabdollahian deutlich gemacht, dass der Iran den Nahen Osten nicht in einen größeren Konflikt hineinziehen darf“, teilte Cameron am Donnerstagabend auf der Plattform X (früher Twitter) mit.

„Ich bin zutiefst besorgt über die Möglichkeit einer Fehlkalkulation, die zu weiterer Gewalt führen könnte. Der Iran sollte stattdessen daran arbeiten, zu deeskalieren und weitere Angriffe zu verhindern“, schrieb Cameron. Auch Außenministerin Annalena Baerbock hatte am Donnerstag mit Amirabdollahian telefoniert.

+++ Sorge vor iranischem Angriff: Blinken telefoniert mit Amtskollegen +++

Angesichts eines möglichen iranischen Vergeltungsangriffs auf Israel hat US-Außenminister Antony Blinken seine Kollegen in China, der Türkei und Saudi-Arabien dazu aufgerufen, den Iran von einer Eskalation abzuhalten. Eine Reihe von Telefonaten hätten in den vergangenen 24 Stunden stattgefunden, teilte der Ministeriumssprecher Matthew Miller am Donnerstag in Washington mit. Ähnliche Gespräche würden mit europäischen Verbündeten und Partnern geführt. Miller verdeutlichte: „Eine Eskalation liegt nicht im Interesse des Irans. Sie liegt nicht im Interesse der Region. Und sie liegt nicht im Interesse der Welt.“

+++ Israel auf Irans Vergeltungsschlag vorbereitet +++

Israel ist nach eigenen Angaben auf einen möglichen Vergeltungsschlag des Irans vorbereitet. „Ein direkter iranischer Angriff wird eine angemessene israelische Antwort gegen den Iran erfordern“, sagte der israelische Verteidigungsminister Joav Galant in einem Gespräch mit seinem US-Kollegen Lloyd Austin, wie die israelische Regierung am Donnerstagabend bekannt gab.

Austin sicherte Galant erneut „die eiserne Unterstützung der USA für Israels Verteidigung angesichts der wachsenden Drohungen durch den Iran und seine regionalen Stellvertreter“ zu, wie das Pentagon mitteilte. Die Armee sei auf einen Angriff gegen Israel und „die daraus folgende Verteidigung“ vorbereitet, sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari am selben Tag. US-Außenminister Antony Blinken rief derweil seine Kollegen in China, der Türkei und Saudi-Arabien auf, den Iran von einer Eskalation abzuhalten. Sie liege nicht im Interesse des Irans.

+++ Diplomatische Bemühungen um Deeskalation +++

Nach einem mutmaßlich israelischen Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in Syrien am 1. April nahmen die Drohungen aus Teheran in Richtung Israel jüngst zu. Der Angriff sei wie ein Angriff auf iranisches Territorium gewesen und Israel müsse bestraft werden, hatte Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei am Mittwoch gesagt.

Eine Reihe von Telefonaten hätten in den vergangenen 24 Stunden stattgefunden, teilte der Sprecher des US-Ministeriums, Matthew Miller, am Donnerstag mit. Ähnliche Gespräche wie mit China, der Türkei und Saudi-Arabien würden auch mit europäischen Verbündeten und Partnern geführt. „Eine Eskalation liegt nicht im Interesse des Irans. Sie liegt nicht im Interesse der Region. Und sie liegt nicht im Interesse der Welt“, sagte der Ministeriumssprecher weiter.

Die US-Botschaft in Israel gab vor dem Hintergrund der Drohungen eine Sicherheitswarnung für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus. Aus Gründen der Vorsicht sei es Mitarbeitern der US-Regierung und ihren Familienangehörigen bis auf Weiteres untersagt, außerhalb der Großräume der Städte Tel Aviv, Jerusalem und Be’er Scheva im Süden des Landes zu reisen, teilte die US-Botschaft in Jerusalem am Donnerstag auf ihrer Internetseite mit. 

+++ Hamas: Feuerpause nötig zum Auffinden von Geiseln +++

Unterdessen wachsen im Gaza-Krieg die Befürchtungen, dass mehr israelische Geiseln in dem umkämpften Küstengebiet tot sein könnten, als bisher angenommen. Das Schicksal der Entführten könne nur während einer Waffenruhe aufgeklärt werden, sagte Basem Naim, Mitglied des Politbüros der islamistischen Hamas, am Donnerstagabend in einer auf Telegram verbreiteten Stellungnahme.

Teil der Verhandlungen sei es, ein Abkommen über eine Feuerpause zu erreichen, „um genügend Zeit und Sicherheit zu haben, um endgültige und genauere Daten über die gefangenen Israelis zu sammeln“. Naim reagierte damit auf Fragen von Medienvertretern, ob die Hamas den jüngsten Vorschlag der USA abgelehnt habe, weil sie in einer ersten Phase keine 40 Geiseln freilassen könne.

Die erste Phase eines dreistufigen Abkommens sah nach Medienberichten die Freilassung von Frauen, Soldatinnen, Männern über 50 Jahren sowie von Männern unter 50 Jahren mit schweren medizinischen Problemen vor. In den jüngsten Verhandlungen habe die Hamas aber erklärt, sie habe keine 40 lebenden Geiseln aus diesen Kategorien.

Die Entführten befänden sich an verschiedenen Orten im umkämpften Gazastreifen und in der Hand von verschiedenen Gruppen, sagte Naim in der Stellungnahme. Einige von ihnen lägen auch zusammen mit getöteten Palästinensern „unter den Trümmern“, sagte der ranghohe Hamas-Funktionär. „Wir verhandeln, um schwere Ausrüstung für diesen Zweck zu bekommen“.

Israel war bislang zuvor davon ausgegangen, dass noch knapp 100 der rund 130 in dem abgeriegelten Küstengebiet verbliebenen Geiseln am Leben sind. Der Kompromissvorschlag der USA war am Sonntagabend nach Medienberichten bei den Verhandlungsgesprächen in Kairo präsentiert worden.

Der Vorschlag sah demnach vor, dass die Hamas im Zuge einer sechswöchigen Feuerpause 40 der Geiseln im Tausch gegen 900 palästinensische Häftlinge freilässt. Israel solle wiederum bis zu 150 000 vertriebenen Palästinensern die Rückkehr in den Norden Gazas gestatten. Die Hamas pocht auf einen dauerhaften Waffenstillstand und den vollständigen Abzug der israelischen Truppen. Israel behält sich die Möglichkeit offen, die Kämpfe nach einer Feuerpause bis zum vollständigen Sieg über die Hamas fortzusetzen.

+++ US-Entwicklungsbehörde geht von Hungersnot im Gazastreifen aus +++

Die Leiterin der US-Behörde für internationale Entwicklung (USAID) geht unterdessen davon aus, dass es in Teilen des Gazastreifens bereits eine Hungersnot gibt. Bei einer Anhörung im Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten des US-Kongresses wurde Samantha Power am Mittwoch danach gefragt, ob diese Einschätzung insbesondere für den Norden des abgeriegelten Küstengebiets zutreffe. Sie antwortete mit „ja“.

Damit ist Power laut US-Medien vom Donnerstag die erste US-Regierungsvertreterin, die öffentlich diese Einschätzung bestätigt. Die offizielle Einstufung als Hungersnot bedeutet, dass mindestens 20 Prozent der Bevölkerung von extremem Mangel an Nahrung betroffen sind. Israel steht wegen der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen international stark in der Kritik.

Nach Angaben der israelischen Behörden hat sich in der vergangenen Woche der Inhalt von etwa 600 Lastwagen mit Hilfsgütern hinter der Grenze zu dem Küstengebiet aufgestaut. In den vergangenen Tagen sei die Menge der Hilfslieferungen über die Grenzübergänge Kerem Schalom und Nitzana erheblich erhöht worden, teilte die für Kontakte mit den Palästinensern und humanitäre Hilfe zuständige israelische Cogat-Behörde am Donnerstag mit.

Allerdings gingen die Abholung und Verteilung der Hilfsgüter durch die UN-Organisationen nur schleppend voran. „Wir haben die Betriebszeiten verlängert und wir haben zusätzliche Mittel für die Sicherheitskontrollen bereitgestellt - jetzt sind Sie an der Reihe, Ihren Job zu machen. Die Engpässe liegen nicht auf der israelischen Seite“, hieß es in einer Mitteilung der israelischen Behörde. Die Angaben konnten unabhängig zunächst nicht überprüft werden.

+++ Keine Einigung über Antrag auf UN-Vollmitgliedschaft für Palästinenser +++

Ein Komitee des UN-Sicherheitsrats hat sich unterdessen nicht auf eine gemeinsame Reaktion auf einen erneuten Antrag auf eine Vollmitgliedschaft für einen Staat Palästina bei den Vereinten Nationen einigen können. Zwei Drittel der Mitglieder hätten den Antrag befürwortet, fünf hätten Einwände gehabt, sagte die UN-Botschafterin Maltas, Vanessa Frazier, die dem Komitee derzeit vorsitzt, nach einer Sitzung am Donnerstag in New York.

Sie werde einen entsprechenden Bericht darüber so bald wie möglich unter den Mitgliedern des Sicherheitsrats verbreiten, hieß es. Dass das Komitee daraufhin eine Abstimmung über den Antrag empfehlen wird, gilt als unwahrscheinlich. Von 193 UN-Mitgliedsstaaten haben bisher 139 Palästina als unabhängigen Staat anerkannt. Deutschland gehört nicht dazu.

+++ Hamas-Geldgeber im Gazastreifen getötet +++

Israel hat nach eigenen Angaben einen wichtigen Geldgeber der islamistischen Hamas bei einem Luftangriff im Gazastreifen getötet. Im Rahmen seiner Tätigkeit bei der Hamas sei Nasser Jakub Dschabber Nasser für die Finanzierung eines großen Teils der militärischen Aktivitäten der Terrororganisation in Rafah im Süden des abgeriegelten Küstengebiets verantwortlich gewesen, teilte die Armee am Donnerstag mit.

Im Dezember vergangenen Jahres hatte Dschabber Nasser demnach Hunderttausende von Dollar an die Hamas für ihre militärischen Aktivitäten überwiesen. Israels Militär teilte weiter mit, er habe sich in Rafah aufgehalten und sei bei dem Angriff „ausgeschaltet“ worden.

+++ Wichtige Wasserleitung im Gazastreifen repariert +++

Eine wichtige Wasserleitung im Süden des Gazastreifens ist nach israelischen Angaben repariert worden. Die Instandsetzung in der Stadt Bani Suhaila soll die Wasserversorgung für etwa 400 000 Menschen im Zentrum des abgeriegelten Küstengebiets gewährleisten, wie die für Kontakte mit den Palästinensern und humanitäre Hilfe zuständige israelische Cogat-Behörde am Donnerstag mitteilte. Palästinensische Quellen in der Stadtverwaltung bestätigten, dass Israel die Reparatur erlaubt habe, um später Wasser in das Gebiet zu leiten.

+++ Israel hofft auf Hamas-Antwort zu Geiseln binnen 24 Stunden +++

Israel hofft laut einem Medienbericht auf eine Antwort der islamistischen Hamas in der Geiselfrage binnen 24 Stunden. Der israelische Kan-Sender berichtete dies am Donnerstag unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten israelischen Repräsentanten, der an den indirekten Gesprächen unter Vermittlung Ägyptens, Katars und der USA beteiligt sei.

Weltweite Hoffnungen, dass bis zum Ende des für Muslime heiligen Fastenmonats Ramadan eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und ein Deal zur Freilassung weiterer Geiseln zustande kommen könnten, hatten sich nicht erfüllt. Nach Gesprächen in Kairo hatten Vertreter der Hamas die ägyptische Hauptstadt am Montag für Beratungen mit ihrer Spitze verlassen. Offizielle Angaben zum Stand der Verhandlungen gibt es nicht.

+++ Sanitäter: Sechs Tote bei Luftangriff Israels in Rafah +++

Bei einem mutmaßlichen israelischen Luftangriff in der Stadt Rafah im Gazastreifen sind nach Angaben von Sanitätern am Donnerstag sechs Menschen getötet worden. Ein israelischer Armeesprecher äußerte sich auf Anfrage nicht zu dem konkreten Vorfall. Er teilte lediglich mit: „Als Reaktion auf die barbarischen Angriffe der Hamas ist die israelische Armee im Einsatz, um die militärischen und administrativen Fähigkeiten der Hamas zu zerstören.“ Anders als die Hamas halte die Armee sich an internationales Recht und bemühe sich darum, Schaden an Zivilisten zu verringern.

+++ Sorge vor iranischem Angriff: Baerbock telefoniert mit Außenminister +++

Angesichts einer möglichen Gewalteskalation zwischen dem Iran und Israel hat Bundesaußenministerin Annalena Baerbock mit ihrem Amtskollegen aus Teheran telefoniert. Details zu Inhalten des Gesprächs der Grünen-Politikerin mit dem iranischen Chefdiplomaten Hussein Amirabdollahian teilte das Auswärtige Amt am Donnerstag zunächst nicht mit. Das Ministerium betonte jedoch, niemand könne „Interesse an einer weiteren regionalen Eskalation haben.“ Alle Akteure in der Region seien aufgefordert, verantwortlich zu handeln und Zurückhaltung zu üben.

+++ Netanjahu: Wer uns angreift, den greifen wir an +++

Israel bereitet sich neben dem Gaza-Krieg nach Worten des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu auch auf „Herausforderungen an anderen Schauplätzen“ vor. Bei einem Besuch des Luftwaffenstützpunktes Tel Nof sprach Netanjahu am Donnerstag von „herausfordernden Tagen“.

Offenbar auch mit Blick auf einen möglichen Angriff des Irans auf Israel sagte Netanjahu: „Wir haben ein einfaches Prinzip festgelegt - wer uns angreift, den greifen wir an. Wir sind darauf vorbereitet, die Sicherheitsbedürfnisse des Staates Israel im Bereich der Verteidigung und des Angriffs zu gewährleisten.“

Netanjahu sagte israelischen Kampfpiloten: „Ich und das israelische Volk vertrauen euch.“ Er wünschte „uns allen viel Erfolg“.

+++ Israel beginnt neuen Militäreinsatz im zentralen Teil Gazas +++

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben in der Nacht zum Donnerstag einen Militäreinsatz im zentralen Abschnitt des Gazastreifens begonnen. In einer Mitteilung der Armee war die Rede von einer „präzisen Operation auf der Basis von Geheimdienstinformationen, mit dem Ziel, Terroraktivisten auszuschalten und Terror-Infrastruktur im Zentralabschnitt Gazas zu treffen“. Vor dem Vorrücken von Bodentruppen hätten israelische Kampfflugzeuge Terrorziele über und unter der Erde angegriffen.

Nach Angaben von Sanitätern wurden bei einem Luftangriff auf ein Wohnhaus in dem Flüchtlingsviertel Nuseirat im zentralen Teil des Gazastreifens mindestens fünf Palästinenser getötet.

+++ USA stehen nach Irans Drohung „eisern“ zu Israel+++

Die USA haben Israel angesichts von Drohungen des Irans ihren Beistand zugesichert. Wie er Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu gesagt habe, sei das Bekenntnis der USA für die Sicherheit Israels „gegen diese Bedrohungen durch den Iran und seine Stellvertreter eisern“, sagte US-Präsident Joe Biden am Mittwoch. „Lassen Sie es mich noch einmal sagen: eisern“. Auch sein Außenminister Antony Blinken bekräftigte in einem Gespräch mit dem israelischen Verteidigungsminister Joav Galant, dass die USA ihrem Verbündeten Israel bei „jeglichen Bedrohungen durch den Iran und seinen Stellvertretern“ zur Seite stehen würden, teilte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, am späten Mittwochabend (Ortszeit) mit. US-Geheimdienstberichte zeigten, dass ein Angriff auf israelische Einrichtungen durch den Iran oder seine Stellvertreter unmittelbar bevorstehen könnte, berichtete am selben Tag das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf US-Beamte.

+++ Israels Verteidigungsminister kündigt Öffnung neuen Gaza-Übergangs an +++

Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant hat am Mittwoch die Öffnung eines neuen Übergangs im Norden des Gazastreifens angekündigt. Dies sei einer von mehreren Schritten, der die Lieferung von deutlich mehr Hilfsgütern in das umkämpfte Palästinensergebiet erleichtern solle, sagte Galant vor Journalisten in Tel Aviv. Ziel sei, Güter auch über den Hafen von Aschdod rascher in den Gazastreifen zu bringen und die Sicherheitskontrollen zu erleichtern. Durch den neuen Zugang im Norden solle der Druck auf den bestehenden Übergang Kerem Schalom im Süden des Gazastreifens verringert werden.

+++ Biden ermahnt Netanjahu: Hilfslieferungen für Gaza reichen nicht +++

US-Präsident Joe Biden hat Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu aufgefordert, seine Zusagen zur Verbesserung der humanitären Versorgung im Gazastreifen einzuhalten. Was an Hilfsgütern in das Küstengebiet gelange, sei noch nicht genug und müsse mehr werden, sagte Biden am Mittwoch bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem japanischen Ministerpräsidenten Fumio Kishida in Washington. Außerdem stehe die Öffnung eines Grenzübergangs im Norden weiter aus.

Biden reagierte auf die Frage, welche Konsequenzen er ziehen werde, wenn Netanjahu seinen Kurs nicht ändere, und ob er erwäge, weitere Waffenlieferungen an Israel im Zweifel an Bedingungen zu knüpfen. Der Demokrat sagte dazu: „Wir werden sehen, was er tut, um die Zusagen einzuhalten, die er mir gegenüber gemacht hat.“ Biden hatte Netanjahu zuletzt mehrfach auch öffentlich scharf kritisiert und ihm unter anderem vorgeworfen, sein Vorgehen in Gaza sei ein „Fehler“.

+++ Söhne und Enkel von Hamas-Chef Hanija bei Angriff Israels getötet +++

Bei einem israelischen Angriff im Gazastreifen sind am Mittwoch nach Hamas-Angaben drei Söhne und drei Enkelkinder des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija getötet worden. Hamas-Kreise in Beirut bestätigten einen entsprechenden Bericht der Nachrichtenagentur Schihab. Sie seien demnach in einem Fahrzeug in dem Flüchtlingslager Al-Schati im Nordteil des Küstenstreifens getroffen worden.

„Ich danke Gott für diese Ehre, die er uns mit dem Märtyrertod meiner drei Söhne und einiger Enkelkinder erwiesen hat“, zitierte der katarische Fernsehsender Al-Dschasira den Hamas-Chef. Ein israelischer Armeesprecher sagte, man prüfe den Bericht. Hanija, Vorsitzender des Hamas-Politbüros, lebt mit einem Teil seiner Familie seit Jahren in Katar.

+++ Spanien kündigt baldige Anerkennung eines Palästinenserstaates an +++

Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez hat eine baldige Anerkennung eines Palästinenserstaates angekündigt und Israel heftig kritisiert. „Spanien ist bereit, den palästinensischen Staat anzuerkennen“, sagte der Sozialist am Mittwoch im Parlament in Madrid. Er habe sich mit den Regierungschefs von Irland und Malta getroffen, um diesen bedeutenden Schritt voranzutreiben. Die Anerkennung sei richtig, „weil die gesellschaftliche Mehrheit es verlangt, sie im geopolitischen Interesse Europas liegt und weil die internationale Gemeinschaft dem palästinensischen Staat nicht helfen kann, wenn sie ihn nicht anerkennt“, betonte Sánchez.

Zugleich griff er die israelische Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu an. „Die völlig unverhältnismäßige Reaktion der israelischen Regierung auf den Terroranschlag der Hamas setzt Jahrzehnte des humanitären Rechts außer Kraft und droht, den Nahen Osten und damit die ganze Welt zu destabilisieren“, sagte er.

In der Region spiele sich eine der beklagenswertesten humanitären Katastrophen dieses Jahrhunderts ab. „Zusätzlich zu den mehr als 33.000 Toten im Gazastreifen leiden jeden Tag eine Million unschuldiger Zivilisten Hunger, eine halbe Million Menschen hat Angstzustände oder Depressionen und jeden Tag verlieren zehn Kinder ein Bein oder einen Arm, oft ohne Betäubung amputiert“, klagte Sánchez.

+++ Irans Staatsoberhaupt bekräftigt Drohung gegen Israel +++

Nach dem mutmaßlich israelischen Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in Syrien hat Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei seine Drohung gegen Israel bekräftigt. Der Angriff sei wie ein Angriff auf iranisches Territorium gewesen, sagte der Religionsführer am Mittwoch bei einer Gebetszeremonie zum Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan. Israel habe einen Fehler gemacht und „muss und wird bestraft werden“.

Ajatollah Ali Chamenei spricht in ein Mikrofon. (Archivbild)

Tehran: Ajatollah Ali Chamenei, Oberster Führer und geistliches Oberhaupt des Iran. (Archivbild)

Chamenei ist der mächtigste Mann in der Islamischen Republik und hat in allen strategischen Belangen das letzte Wort. Er ist zugleich Oberbefehlshaber der Streitkräfte.

Chamenei richtete zudem deutliche Kritik an westliche Staaten, die im Gaza-Krieg als Verbündete Israels auftreten, insbesondere an die USA und Großbritannien. Sie hätten Israel aufhalten sollen, jedoch ihre Pflicht nicht erfüllt. „Diese Regierungen haben der Welt die böse Natur der westlichen Zivilisation gezeigt.“

+++ Bericht: Israel kauft 40.000 Zelte für geplante Räumung von Rafah +++

Als Vorbereitung einer Offensive kauft Israel laut einem Medienbericht jedoch schon mal rund 40.000 Zelte für die Unterbringung evakuierter Zivilisten. Die „Jerusalem Post“ berichtete am Dienstag, der Kauf diene dazu, den Weg für einen Militäreinsatz in der Stadt an der Grenze zu Ägypten „in der nahen Zukunft“ zu ebnen. Es gab keine offizielle Mitteilung über den Erwerb der Zelte. Ein israelischer Repräsentant bestätigte lediglich die Vorbereitung von Tausenden von „Unterkünften“. Nach UN-Schätzungen drängen sich in Rafah mehr als eine Million Flüchtlinge aus anderen Teilen des umkämpften Küstengebiets.

+++ Ramadan endet ohne Waffenruhe in Gaza +++

Die weltweiten Hoffnungen, dass bis zum Ende des für Muslime heiligen Fastenmonats Ramadan eine Waffenruhe im Gaza-Krieg zustande kommt, haben sich nicht erfüllt. Während Millionen Muslime in aller Welt an diesem Mittwoch das Fest des Fastenbrechens begehen, dauern die zähen indirekten Verhandlungen über eine Feuerpause und Freilassung von Geiseln in Gaza an - mit ungewissem Ausgang.

Derweil treibt Israel sein umstrittenes Vorhaben für eine Bodenoffensive in der Stadt Rafah im Süden Gazas voran. Allerdings teilte Israels Verteidigungsminister Joav Galant Medienberichten zufolge seinem US-Kollegen Llyod Austin mit, dass es noch keinen Termin für eine Offensive gebe. Damit habe Galant seinem Regierungschef Benjamin Netanjahu widersprochen, hieß es. Netanjahu hatte am Montag noch öffentlich erklärt, der Termin für eine Offensive in Rafah stehe fest.

+++ Israels Militär: Hisbollah-Stellungen in Syrien angegriffen +++

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben erneut Stellungen der proiranischen Hisbollah-Miliz in Syrien angegriffen. Wie die Armee am Dienstagabend bekannt gab, wurde militärische Infrastruktur der Miliz attackiert, die diese nach präzisen geheimdienstlichen Erkenntnissen „an der syrischen Front“ genutzt habe. Man mache „das syrische Regime für alle Aktivitäten verantwortlich, die auf seinem Territorium stattfinden“, hieß es. Die Angaben konnten unabhängig zunächst nicht überprüft werden. Israels Luftwaffe bombardiert immer wieder Ziele im benachbarten Syrien und will damit verhindern, dass der Iran und mit ihm verbündete Milizen wie die libanesische Hisbollah ihren militärischen Einfluss in dem Land ausweiten. Seit Beginn des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der Hamas vor gut sechs Monaten haben die Angriffe zugenommen.

Nach dem mutmaßlich israelischen Luftangriff vor wenigen Tagen auf ein Gebäude der iranischen Botschaft in Syrien hatte die Hisbollah-Miliz erklärt, dass der Angriff nicht ohne Folgen bleiben werde. Auch der Iran hat mit Vergeltung gedroht. Der Iran ist der größte Unterstützer der Hisbollah. Die Schiitenmiliz kämpft politisch, aber auch mit Gewalt gegen Israel. Sie zählt zu Irans „Achse des Widerstands“. Mit ihrer eigenen Miliz kontrolliert sie vor allem den Süden des Libanons an der Grenze zu Israel. Auch in Syrien ist die Hisbollah-Miliz aktiv. Dort kämpft sie an der Seite der Regierungstruppen von Machthaber Baschar al-Assad. Der Iran und Russland sind Assads wichtigste Verbündete im syrischen Bürgerkrieg.

+++ Berichte: Laut Israels Verteidigungsminister kein Rafah-Termin +++

Tel Aviv/Washington (dpa) - Israels Verteidigungsminister Joav Galant hat Medienberichten zufolge seinem US-Kollegen Llyod Austin mitgeteilt, dass es noch keinen Termin für eine Bodenoffensive gegen die Stadt Rafah im Gazastreifen gibt. Galant habe damit der Darstellung seines Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu widersprochen, berichteten am Dienstagabend übereinstimmend die israelischen Zeitungen „Haaretz“, „Times of Israel“ sowie das Nachrichtenportal „Axios“ unter Berufung auf informierte Quellen.

Netanjahu hatte am Montag noch öffentlich erklärt, der Termin für die geplante Offensive in der derzeit mit Hunderttausenden Flüchtlingen überfüllten Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten stehe fest. Galant sagte dagegen den Berichten zufolge in einem Telefonat mit Austin, Israel sei derzeit noch dabei, Pläne für die Evakuierung der dortigen Zivilbevölkerung fertigzustellen.

+++ Biden: Netanjahu macht „Fehler“ im Gazastreifen +++

US-Präsident Joe Biden hat die Politik von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu im Gazastreifen als einen „Fehler“ bezeichnet. „Ich denke, was er macht, ist ein Fehler. Ich bin mit seinem Ansatz nicht einverstanden“, sagte Biden dem US-Sender Univision in einem am Dienstag (Ortszeit) ausgestrahlten Interview angesprochen auf Netanjahus Vorgehen in dem Krieg. Der US-Präsident forderte Israel zudem auf, eine Waffenruhe zu schließen.

Biden hat Israel im Krieg gegen die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas bislang durchgehend unterstützt, unter anderem mit Rüstungslieferungen. Allerdings übte der US-Präsident zuletzt angesichts der humanitären Not im Gazastreifen immer deutlichere Kritik an der israelischen Kriegsführung.

+++ Netanjahu will alle Hamas-Bataillone zerstören +++

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat am Dienstag bekräftigt, dass die Armee alle Bataillone der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas zerstören werde. Dies gelte auch für die Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten, sagte der 74-Jährige nach Angaben seines Büros vor Rekruten in einer Militärbasis bei Tel Aviv. „Keine Macht der Welt wird uns stoppen.“

Es gebe „viele Kräfte, die versuchen, dies zu tun, aber es wird nichts helfen“, sagte Netanjahu demnach. Israel sei verpflichtet, die Hamas daran zu hindern, einen Angriff wie am 7. Oktober vergangenen Jahres zu wiederholen.

Ein Sieg über die Hamas sei nicht nur ein Sieg über die Terrororganisation selbst, sondern gleichzeitig über „die Achse des Bösen des Irans, der uns zerstören will“, erklärte Netanjahu. „Alle im Nahen Osten, und auch darüber hinaus, sitzen auf der Zuschauerbühne und beobachten, wer auf diesem Feld siegen wird, Israel oder der Iran und seine Ableger.“

+++ Baerbock fordert raschen Kompromiss bei Verhandlungen zu Gaza +++

Außenministerin Annalena Baerbock hat die islamistische Hamas und Israel eindringlich zu einem Kompromiss bei den Gesprächen über eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln aufgerufen. Es brauche dringend einen Durchbruch bei den indirekten Verhandlungen der Konfliktparteien in Kairo, forderte die Grünen-Politikerin am Dienstag bei einem Treffen mit dem moldauischen Außenminister Mihai Popsoi in Berlin. „Dazu müssen sich jetzt alle durchringen, auch wenn das wehtut.“ Besonders seien aktuell „diejenigen gefordert, die noch Einfluss auf die Hamas haben“, betonte die Bundesaußenministerin.

Die noch in der Hand der Hamas verbliebenen Geiseln müssten endlich freikommen, verlangte Baerbock. „Nur so werden wir auch zu einer humanitären Feuerpause kommen, die zu einem nachhaltigen Waffenstillstand führt, damit das Sterben in Gaza endlich aufhört, damit die Gewalt, damit das Leid für Israel und für die Palästinenser endlich aufhört.“

+++ Israel laut Hamas nicht an Waffenruhe interessiert +++

Die indirekten Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg laufen nach Informationen aus Hamas-Kreisen in der libanesischen Hauptstadt Beirut „nicht gut“. Die Israelis seien demnach nur am „Geisel-Thema“ interessiert, nicht aber an einer Waffenruhe. Offizielle Angaben zum gegenwärtigen Verhandlungsstand gibt es bisher nicht. Nach Gesprächen in Kairo hatten Vertreter der Hamas die ägyptische Hauptstadt am Montag für Beratungen mit ihrer Spitze verlassen.

Da Israel und die Hamas nicht direkt miteinander reden, treten die USA, Katar und Ägypten als Vermittler auf.  Das „Wall Street Journal“ berichtete unter Berufung auf arabische Vermittler von einem aktuellen Kompromissvorschlag der USA. In dem Bericht hieß es, der von CIA-Direktor William Burns in Kairo am Sonntagabend präsentierte Vorschlag sehe vor, dass die islamistische Hamas im Zuge einer sechswöchigen Feuerpause 40 der mehr als 100 im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln im Tausch gegen 900 palästinensische Häftlinge freilässt - darunter 100, die wegen Mordes an Israelis zu lebenslanger Haft verurteilt wurden. Israel solle wiederum bis zu 150.000 vertriebenen Palästinensern die Rückkehr in den Norden des Küstengebiets gestatten.

+++ Deutschland weist vor UN-Gericht Vorwürfe Nicaraguas zu Palästinensern zurück +++

Deutschland hat vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) den von Nicaragua erhobenen Vorwurf der Begünstigung eines „Völkermords“ im Gazastreifen entschieden zurückgewiesen. Die Anschuldigungen hätten „weder eine faktische noch eine rechtliche Grundlage“, sagte die Leiterin der Rechtsabteilung und Völkerrechtsberaterin des Auswärtigen Amts, Tania von Uslar-Gleichen, am Dienstag in Den Haag. Sie betonte auch, dass Israels Sicherheit „im Zentrum der deutschen Außenpolitik“ stehe.

Vor Gericht nannte der Vertreter Nicaraguas, der deutsche Anwalt Daniel Müller, die deutsche Haltung „erbärmlich“: Einerseits liefere Berlin Waffen an Israel, gleichzeitig leiste es humanitäre Hilfe an die Zivilbevölkerung im Gazastreifen, sagte er.

„Deutschland liefert Waffen nur auf der Grundlage einer sorgfältigen Prüfung, die weit über die Anforderungen des Völkerrechts hinausgeht“, sagte von Uslar-Gleichen. Die Lieferung von Waffen und anderer militärischer Ausrüstung durch Deutschland an Israel unterlägen einer ständigen Bewertung der Lage vor Ort. „Das Handeln Deutschlands in diesem Konflikt ist fest im Völkerrecht verankert“, betonte von Uslar-Gleichen.

+++ Israel: Weiterer Hamas-Kommandeur im Gazastreifen getötet +++

Israel hat nach eigenen Angaben bei einem Luftangriff einen weiteren Kommandeur der islamistischen Hamas im Gazastreifen getötet. Hatem Alramery habe zum militärischen Flügel der Hamas gehört und sei in dem Flüchtlingslager Magasi im Zentrum des Küstenstreifens für den Beschuss Israels zuständig gewesen, teilte die Armee am Dienstag mit.

Die Hamas betonte hingegen, bei einem Luftangriff auf ein Gebäude in Magasi seien fünf Menschen getötet worden, darunter der Bürgermeister der Stadt, Hatem al-Ghamri. Eine militärische Führungsrolle des Mannes wurde von der Terrororganisation nicht bestätigt.

Die israelische Armee veröffentlichte ein Foto des Getöteten, das Al-Ghamri zeigt, und betonte, die leicht unterschiedliche Schreibweise seines Namens sei Folge der Übersetzung aus dem Arabischen. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

+++ Roth nennt Völkermord-Klage Nicaraguas „populistisches Spiel“ +++

Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Michael Roth, hat den von Nicaragua erhobenen Vorwurf der deutschen Beihilfe zu einem Völkermord im Gazastreifen scharf zurückgewiesen. „Das ist ein sehr, sehr populistisches Spiel, leider auf dem Rücken von unschuldigen Menschen“, sagte der SPD-Politiker am Dienstag im RTL/ntv Frühstart. „Es ist schon frustrierend, dass ein autoritäres Regime wie Nicaragua eine Demokratie wie Deutschland anklagt, weil wir einem angegriffenen Staat zur Hilfe eilen.“

Nicaragua beschuldigt Deutschland vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag der Beihilfe zum Völkermord im Gaza-Krieg. Mit Waffenlieferungen an Israel ermögliche Deutschland einen Genozid und verstoße gegen internationales Recht, erklärten die Rechtsvertreter Nicaraguas am Montag vor dem Gericht. Deutschland will an diesem Dienstag seine Position darlegen. Eine Entscheidung wird in etwa zwei Wochen erwartet.

+++ Türkei erlässt Exportbeschränkungen gegen Israel +++

Die türkische Regierung hat Beschränkungen für den Handel mit Israel beschlossen und diese mit dem Vorgehen des Landes im Gazastreifen begründet. Künftig gelten zunächst Exportbeschränkungen auf mehrere Güter, darunter etwa Stahl-, Aluminium- und Eisenprodukte sowie weitere Baustoffe, wie aus einer Mitteilung des türkischen Handelsministeriums von Dienstag hervorging.

Das Ministerium beschuldigte Israel in der Mitteilung, für ein „Massaker an den Palästinensern“ verantwortlich zu sein. Die Beschränkungen würden gelten, bis Israel eine Waffenruhe verkünde und ungehindert Hilfe in den Gazastreifen komme.

+++ Frankreich, Jordanien und Ägypten fordern Feuerpause +++

Gaza (dpa) - Die Staatsoberhäupter Frankreichs, Jordaniens und Ägyptens haben in einem gemeinsamen Zeitungsbeitrag zu einer sofortigen Waffenruhe im Gaza-Krieg aufgerufen. „Der Krieg in Gaza und das katastrophale humanitäre Leid, das er verursacht, müssen jetzt beendet werden“, fordern Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Jordaniens König Abdullah II. und Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi in einem gemeinsamen Beitrag, der unter anderem in der US-Zeitung „Washington Post“ erschien.

Eine Zweistaatenlösung sei „der einzige glaubwürdige Weg, um Frieden und Sicherheit für alle zu gewährleisten und sicherzustellen, dass weder die Palästinenser noch die Israelis jemals wieder die Schrecken erleben müssen, die sie seit dem Angriff vom 7. Oktober erlebt haben“. 

„Wir unterstreichen die dringende Notwendigkeit, einen dauerhaften Waffenstillstand im Gazastreifen herbeizuführen.“ Zudem müssten alle dort festgehaltenen Geiseln freigelassen werden, hieß es. Man unterstütze die laufenden Bemühungen der Vermittler USA, Katar und Ägypten, eine Feuerpause und einen Austausch von Geiseln gegen Häftlinge zu bewirken.

+++ Marineversion des Iron Dome: Israel setzt erstmals Raketenabwehrsystem C-Dome ein +++

Die israelische Armee hat eigenen Angaben zufolge erstmals ihr neues Abwehrsystem C-Dome eingesetzt, die Marineversion des Raketenabwehrsystems Iron Dome. Nach einem Alarm im Bereich Eilat im Süden Israels wegen eines „feindlichen Flugzeugs“ hätten die Seestreitkräfte ein „verdächtiges Luftziel“ identifiziert, das israelisches Territorium überquert habe, teilte die Armee am Dienstag mit. Das Ziel sei erfolgreich vom Marineverteidigungssystem C-Dome abgefangen worden. Es habe weder Verletzte noch Schäden gegeben.

Auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP gab die israelische Armee nicht an, ob es sich bei dem Luftziel um eine Drohne handelte oder nicht. Sie bestätigte jedoch den „ersten operativen Einsatz des C-Dome“.

Das Raketenabwehrsystem ist auf Korvetten der Sa'ar-6-Klasse - Kriegsschiffe aus deutscher Produktion - eingebaut. Der C-Dome ist die Marineversion des Iron Dome, der seit über einem Jahrzehnt von Israel eingesetzt wird - insbesondere, um von der islamistischen Hamas und vom Islamischen Dschihad aus dem Gazastreifen gestartete Raketen abzufangen. Die israelische Armee hat in den vergangenen Jahren in die Technologie investiert, um insbesondere die Gasvorkommen des Landes im östlichen Mittelmeer zu schützen.

+++ Umfrage: 57 Prozent der Deutschen für härtere Kritik an Israel +++

Eine Mehrheit der Deutschen ist laut einer Umfrage dafür, dass die Bundesregierung Israel für sein Vorgehen im Gazastreifen stärker als bisher kritisieren sollte. In einer Umfrage des Instituts Forsa für den „Stern“ und RTL sprachen sich 57 Prozent für deutlichere Worte aus. 36 Prozent gaben an, dass sich die Ampel-Koalition mit Kritik zurückhalten sollte. 7 Prozent äußern keine Meinung.

Zuletzt war Israel wegen des Militäreinsatzes nach dem Terrorangriff der Hamas international stärker unter Druck geraten – unter anderem wegen der großen Zahl an zivilen Opfern und der schlechten Versorgung der Bevölkerung. Vertreter der Bundesregierung hatten vor allem mehr Lebensmittellieferungen angemahnt.

+++ Auslandspresse fordert ungehinderten Zugang nach Gaza +++

Die Vereinigung der Auslandspresse (FPA) hat die israelischen Behörden aufgerufen, internationalen Berichterstattern ungehinderten Zugang zum Gazastreifen zu ermöglichen. „Sechs Monate sind zu lang“, hieß es in einer am Montag veröffentlichten Stellungnahme über die Beschränkungen. Seit Monaten hätten die Behörden Bitten um Zugang abgeschlagen und mit Sicherheits- und logistischen Problemen begründet. Unabhängige Journalisten so lange von einem Kriegsgebiet fernzuhalten, sei in der israelischen Geschichte ein noch nicht dagewesener Vorgang. „Es stellt sich die Frage, was Israel internationale Journalisten nicht sehen lassen will.“

„Die Entscheidung, vor Ort in Gaza zu sein, sollte bei dem individuellen Medienunternehmen liegen“, teilte die FPA mit. Ohne Zugang könne die Welt nicht „den wahren Preis des Krieges für alle Seiten“ sehen. Bisher habe es nur in wenigen Fällen für eine begrenzte Anzahl von Medien die Möglichkeit gegeben, in Begleitung des Militärs aus Gaza zu berichten. Gleichzeitig seien palästinensische Journalisten in Gaza großen Gefahren ausgesetzt.

+++ Hamas-Kreise: Sechswöchige Feuerpause und Austausch von Geiseln werden geprüft +++

Die Hamas prüft nach Angaben aus Kreisen der radikalislamischen Palästinenserorganisation derzeit einen Vermittlervorschlag, wonach es im Gazastreifen eine sechswöchige Feuerpause geben soll. Zugleich sollten dem Vorschlag zufolge die Frauen und Kinder unter den aus Israel in den Gazastreifen verschleppten Geiseln freigelassen werden, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP am Montag. Im Gegenzug solle Israel bis zu 900 inhaftierte Palästinenser freilassen.

Seit dem Wochenende verhandeln Israel und die Hamas erneut unter der Vermittlung der USA, Ägyptens und Katars in Kairo über ein Abkommen zur Geiselfreilassung und einer Feuerpause im Gazastreifen. Dabei wurde nach US-Angaben der Hamas „am Ende des Wochenendes ein Vorschlag unterbreitet“. „Nun liegt es an der Hamas, diesen Vorschlag umzusetzen“, sagte in Washington der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby. Inhaltliche Details zu dem Vorschlag nannte er nicht.

+++ Netanjahu: Es gibt ein Datum für den Angriff auf Rafah +++

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat eine bevorstehende Offensive im Süden des Gazastreifens bestätigt. Der Sieg über die radikalislamische Hamas erfordere „den Einmarsch in Rafah und die Eliminierung der dortigen Terroristenbataillone“, sagte Netanjahu am Montag in einer Videobotschaft. „Das wird geschehen - es gibt ein Datum“, fügte der Ministerpräsident hinzu.

Israel zufolge ist die Stadt an der Grenze zu Ägypten die letzte verbliebene Hamas-Hochburg in dem Palästinensergebiet. Ungeachtet internationaler Kritik hält Israel an seinen Plänen für eine Offensive fest.

Die westlichen Verbündeten Israels, darunter die USA und Deutschland, hatten sich gegen eine Offensive in Rafah ausgesprochen. In der an der Grenze zu Ägypten gelegenen Stadt befinden sich mehr als 1,5 Millionen geflüchtete Bewohner des Gazastreifens.

+++ Israels Verteidigungsminister: Zeitpunkt für neues Geisel-Abkommen „günstig“ +++

Vor dem Hintergrund laufender Verhandlungen in Kairo über Geiselfreilassungen und eine Feuerpause im Gazastreifen hält Israels Verteidigungsminister Joav Gallant den Zeitpunkt für ein Abkommen mit der radikalislamischen Hamas für „günstig“. „Ich denke, wir sind an einem geeigneten Zeitpunkt“ für einen Geisel-Deal, sagte Gallant am Montag vor israelischen Rekruten laut einer von seinem Büro veröffentlichen Erklärung. Ein solcher Schritt erfordere aber „schwierige Entscheidungen“.

Der „unerbittliche Druck auf die Hamas“ habe Israel nach sechs Monaten Krieg in eine „starke Verhandlungsposition“ gebracht, die „Flexibilität und Handlungsfreiheit“ ermögliche, sagte Gallant demnach weiter. Israel müsse aber „bereit sein, den Preis zu zahlen, um die Geiseln zurückzuholen, bevor wir wieder in den Kampf ziehen“.

Seit dem Wochenende verhandeln Israel und die Hamas erneut unter der Vermittlung der USA, Ägyptens und Katars über ein Abkommen zur Geiselfreilassung und einer Feuerpause im Gazastreifen - bislang jedoch ohne Erfolg. Zwar hatte am Montag der staatsnahe ägyptische Fernsehsender Al-Kahera News unter Berufung auf einen ranghohen Vertreter Ägyptens berichtet, bei den Gesprächen in Kairo seien bei mehreren strittigen Punkten des zur Diskussion stehenden Abkommens „bedeutende Fortschritte“ erzielt worden.

Doch Vertreter beider Seiten äußerten sich hinsichtlich einer baldigen Einigung zurückhaltender. Ein israelischer Regierungsvertreter sagte laut einem israelischen Medienbericht: „Wir sehen noch keine Einigung am Horizont.“ Auch ein Vertreter der radikalislamischen Hamas wies gegenüber der Nachrichtenagentur AFP angebliche „Fortschritte“ bei den Gesprächen zurück.

+++ Deutschland verteidigt sich vor IGH gegen Vorwurf der Völkermord-Begünstigung +++

Deutschland verteidigt sich am Dienstag vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag gegen den von Nicaragua erhobenen Vorwurf der Begünstigung von „Völkermord“ im Gazastreifen. Die Plädoyers für Deutschland sollen ab 10.00 Uhr stattfinden. Die Bundesrepublik wird vor dem IGH unter anderem von Tania von Uslar-Gleichen, Leiterin der Rechtsabteilung und Völkerrechtsberaterin des Auswärtigen Amts, vertreten.

Deutschland weise die Vorwürfe Nicaraguas „umfassend zurück“, hatte von Uslar bereits nach den Ausführungen Nicaraguas am Montag am Rande des Verfahrens gesagt. Nicaragua fordert in dem Verfahren unter anderem, Deutschland mit einstweiligen Anordnungen dazu zu bringen, seine Waffenlieferungen an Israel einzustellen. Zudem soll aus Sicht Nicaraguas die Aussetzung der Finanzierung des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA im Gazastreifen durch Berlin rückgängig gemacht werden.

+++ Israels Armee trifft weitere Vorbereitungen für möglichen „Krieg“ an Grenze zum Libanon +++

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben weitere Vorbereitungen für einen möglichen Krieg an der Grenze zum Libanon getroffen. Es sei „eine neue Phase in der Vorbereitung des Nordkommandos auf den Krieg abgeschlossen“ worden, teilte das Militär am Sonntag mit. Die Armee sei damit in der Lage, „alle benötigten Soldaten innerhalb weniger Stunden einzuberufen und auszurüsten und sie für defensive und offensive Einsätze an die Front zu bringen“.

Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas am 7. Oktober kommt es im Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon fast täglich zu Gefechten zwischen israelischen Soldaten und Kämpfern der mit der Hamas verbündeten schiitischen Hisbollah-Miliz, die über ein großes Arsenal an Kurz- und Mittelstreckenraketen verfügen soll.

Am Sonntag flog Israel Luftangriffe auf den Osten des Libanons, eine Hochburg der Hisbollah-Miliz. Die Angriffe seien eine „Vergeltungsmaßnahme“ für den Abschuss einer israelischen Drohne gewesen, erklärte die israelische Armee im Online-Dienst Telegram. Auch aus dem Hisbollah-Umfeld wurden die morgendlichen Angriffe Israels bestätigt.

+++ Nicaragua beschuldigt Deutschland der Beihilfe zum Völkermord +++

Nicaragua hat Deutschland vor dem höchsten UN-Gericht der Beihilfe zum Völkermord im Gazastreifen beschuldigt. Durch Waffenlieferungen an Israel ermögliche Deutschland einen Genozid und verstoße gegen internationales Recht, erklärten die Rechtsvertreter Nicaraguas am Montag in den Haag vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag.

Deutschland hat den Vorwürfen bereits klar widersprochen. Auch Israel weist jeglichen Verstoß gegen die Völkermord-Konvention entschieden zurück und beruft sich auf sein Recht zur Selbstverteidigung nach den Massakern der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Palästinenserorganisationen am 7. Oktober.

Nicaragua will zunächst im Eilverfahren erreichen, dass Deutschland die Waffenlieferungen an Israel stoppen muss. Außerdem sollen die Richter anordnen, dass die Deutschland die Unterstützung des UN-Hilfswerks für Palästina-Flüchtlinge UNRWA  im Gazastreifen wieder aufnimmt. Nicaragua argumentiert, dass Deutschland durch „politische, finanzielle und militärische Unterstützung“ Israels und durch Aussetzung der Mittel für UNRWA einen Genozid ermöglicht und seiner Pflicht nicht nachkommt, Völkermord zu verhindern.

Deutsche Vertreter werden sich vor Gericht offiziell erst am Dienstag äußern. Die Anhörungen sind auf zwei Tage angesetzt. Eine Entscheidung wird in etwa zwei Wochen erwartet. Diese Entscheidungen sind bindend. Beide Staaten sind zwar nicht direkt am Krieg beteiligt, aber haben die UN-Völkermordkonvention unterzeichnet. Darin verpflichten sie sich, Taten von Völkermord zu verhindern.

+++ Angehörige der Hamas-Geiseln fordern von Deutschland mehr Druck +++

Ein halbes Jahr nach dem Angriff der Terrororganisation Hamas haben Angehörige der in den Gazastreifen verschleppten Geiseln Deutschland gebeten, mehr für die Freilassung der Menschen zu tun. Bei einer Protestaktion in Berlin stellten sie am Montag eine überdimensionale Sanduhr zwischen Kanzleramt und Bundestag auf mit der Aufschrift: „Die Zeit läuft davon“.

„Wir sind hier, um die Leute daran zu erinnern, dass wir immer noch darauf warten, dass meine Schwester Carmel aus Gaza nach Hause kommt, denn sie haben keine Zeit mehr“, sagte der Angehörige Alon Gat. Seine 39 Jahre alte Schwester war am 7. Oktober aus dem Kibbuz Beeri in der Nähe der Grenze zum Gazastreifen von Hamas-Terroristen verschleppt worden - ebenso wie Alon Gat selbst, dessen Frau Yarden Roman-Gat und ihre dreijährige Tochter. Alon Gat gelang mit der Tochter während der Geiselnahme die Flucht. Yarden kam nach 54 Tagen in Geiselhaft im Zuge einer Vereinbarung Israels mit der Hamas frei.

+++ Israels Generalstabschef nach Teilabzug: Gaza-Krieg lange nicht vorbei +++

„Wir sind hier, um die Leute daran zu erinnern, dass wir immer noch darauf warten, dass meine Schwester Carmel aus Gaza nach Hause kommt, denn sie haben keine Zeit mehr“, sagte der Angehörige Alon Gat. Seine 39 Jahre alte Schwester war am 7. Oktober aus dem Kibbuz Beeri in der Nähe der Grenze zum Gazastreifen von Hamas-Terroristen verschleppt worden - ebenso wie Alon Gat selbst, dessen Frau Yarden Roman-Gat und ihre dreijährige Tochter. Alon Gat gelang mit der Tochter während der Geiselnahme die Flucht. Yarden kam nach 54 Tagen in Geiselhaft im Zuge einer Vereinbarung Israels mit der Hamas frei.

Trotz eines Teilabzugs israelischer Truppen im Gazastreifen ist nach Angaben von Israels Generalstabschef Herzi Halevi ein Ende des Gaza-Kriegs noch lange nicht in Sicht. „Der Krieg in Gaza dauert an, und wir sind weit davon entfernt, aufzuhören“, sagte Halevi am Sonntag. Hochrangige Funktionäre der islamistischen Hamas hielten sich in dem Küstengebiet weiter versteckt. „Wir werden sie früher oder später erreichen“, sagte er. „Wir werden keine Hamas-Brigaden aktiv lassen – in keinem Teil des Gazastreifens.“

Als Generalstabschef fühle er sich persönlich dafür verantwortlich, alle Geiseln, die in dem Küstengebiet festgehalten werden, „so schnell wie möglich zurückzubringen“, sagte Halevi. Trotz aller militärischen Fortschritte in Gaza in den vergangenen sechs Monaten seien nicht alle Ziele erreicht worden – „alle Geiseln nach Hause zu bringen, die Einwohner aus dem Norden (Israels) in Sicherheit in ihre Häuser zurückkehren zu lassen und die Hamas im ganzen Gazastreifen zu zerschlagen.“

+++ Israel hält nach Abzug aus südlichem Gazastreifen an Rafah-Offensive fest +++

Israel hält nach dem Abzug seiner Armee aus dem südlichen Gazastreifen an den Plänen für eine Offensive in der Stadt Rafah im Süden des Palästinensergebiets fest. „Unsere Streitkräfte bereiten sich auf die Fortsetzung ihrer Missionen in der Region Rafah vor“, erklärte Verteidigungsminister Joav Gallant einer am Sonntag von seinem Büro versandten Mitteilung zufolge.

Ähnlich hatte sich zuvor bereits Regierungschef Benjamin Netanjahu geäußert. Er sei entschlossen, die islamistische Palästinenserorganisation Hamas „im gesamten Gazastreifen“ auszulöschen, „einschließlich Rafah“. Die westlichen Verbündeten Israels, darunter die USA, hatten sich zuletzt gegen eine Offensive in Rafah ausgesprochen. In der an der Grenze zu Ägypten gelegenen Stadt befinden sich mehr als 1,5 Millionen geflüchtete Bewohner des Gazastreifens.

+++ CIA-Chef und Hamas-Vertreter in Kairo zu Gesprächen über Waffenruhe +++

CIA-Direktor William Burns und eine Delegation der islamistischen Hamas sind für indirekte Gespräche über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und die mögliche Freilassung weiterer Geiseln in Kairo eingetroffen. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Sonntag aus Kreisen des Flughafens in der ägyptischen Hauptstadt. Burns landete demnach am Samstagabend, am Sonntag traf die Hamas-Delegation ein, angeführt vom ranghohen Funktionär Chalil al-Haja. Die Hamas-Vertreter reisten demnach auf Einladung Ägyptens an. Auch der Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea, sollte israelischen Berichten zufolge nach einer Entscheidung des Kriegskabinetts noch anreisen.

Ein Knackpunkt in den indirekten Verhandlungen war bis zuletzt die Frage, ob und wie viele durch Kämpfe vertriebene Zivilisten in den Norden Gazas zurückkehren dürfen. Einem Bericht des „Wall Street Journal“ zufolge drängen die USA Israel in der Frage zu neuen Zugeständnissen. Damit wollen die USA als Israels wichtigster Verbündeter einen Durchbruch in den Verhandlungen ermöglichen, die seit Wochen in einer Sackgasse stecken. Auch Bemühungen, vor Beginn des laufenden muslimischen Fastenmonats Ramadan zu einer Einigung zu kommen, blieben erfolglos. Der Ramadan endet voraussichtlich am Dienstagabend.

+++ Israel zieht Truppen aus Chan Junis im Süden des Gazastreifens ab +++

Die israelische Armee hat am Sonntag nach eigenen Angaben ihre Truppen aus der Stadt Chan Junis im Süden des Gazastreifens abgezogen. „Die 98. Kommando-Abteilung hat ihren Einsatz in Chan Junis beendet“, hieß es in einer Mitteilung der Armee. Sie habe den Gazastreifen verlassen, „um sich zu erholen und auf weitere Operationen vorzubereiten“.

Erhebliche Truppen verblieben jedoch im Gazastreifen, „und werden die Aktionsfreiheit der israelischen Armee bewahren und ihre Fähigkeiten, präzise Operationen auf der Basis von Geheimdienstinformationen auszuführen“, hieß es weiter.

Es war zunächst unklar, ob der Abzug aus Chan Junis eine wichtige Wende im Krieg oder ein neues Zwischenstadium auf dem Weg zu einem möglichen Einsatz in der Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten bedeutet.

Israelische Medien deuteten den Abzug jedoch als Ende der großen Bodenoffensive, die am 27. Oktober vergangenen Jahres begonnen hatte. Künftig seien in Chan Junis nur noch gezielte, punktuelle Einsätze geplant, schrieb die Nachrichtenseite ynet. Die Armee werde es den Einwohnern, die Chan Junis verlassen haben, erlauben, in ihre Wohnungen zurückzukehren. Der Abzug umfasse drei Brigaden, nun solle nur noch eine Brigade in dem Küstenstreifen bleiben, berichtete die „Jerusalem Post“.

+++ Sechs Monate Gaza-Krieg und kein Ende in Sicht – Proteste in Israel +++

In dem seit nun schon sechs Monaten andauernden Gaza-Krieg mit Zehntausenden von Toten ist weiterhin kein Ende der Feindseligkeiten zwischen Israel und der islamistischen Hamas in Sicht. Während die USA den seit Wochen stockenden Verhandlungen über eine Feuerpause und Freilassung von Geiseln in der Gewalt der Hamas mit einem neuen Vorstoß in Kairo zum Durchbruch verhelfen wollen, sieht sich Israels Führung unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu international, aber auch im eigenen Land immer stärker unter Druck.

Zehntausende Menschen gingen am Samstagabend in Tel Aviv und anderen israelischen Städten gegen Netanjahus Regierung auf die Straße und forderten ernsthaftere Bemühungen um die Freilassung der von der Hamas verschleppten Geiseln. Nach Medienberichten handelte es sich um die größten Proteste seit dem 7. Oktober, als ein Massaker der Hamas und anderer extremistischer Gruppen in Israel den Gaza-Krieg auslöste. Dabei kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei, wie Medien berichteten. Angehörige der Verschleppten werfen Netanjahu vor, einem Geisel-Deal im Wege zu stehen.

+++ Israels Justizministerium bestätigt Hacker-Angriff auf seine Server +++

Das israelische Justizministerium hat einen Hacker-Angriff auf seine Server bestätigt. Ursache und Ausmaß des Datenlecks würden noch überprüft, teilte das Ministerium am Freitag dem Fernsehsender Kan mit. Die Untersuchung werde einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Arbeit des Ministeriums und seiner Dienstleistungen sei nicht beeinträchtigt.

Am Vortag hatte eine Gruppe mit dem Namen Anonymous for Justice für sich in Anspruch genommen, die Server des israelischen Justizministeriums gehackt zu haben. Dabei habe sie Daten im Umfang von fast 300 Gigabyte erbeutet, darunter offizielle Briefe und Dokumente, Adressbücher, Telefonlisten und E-Mails, teilte die Gruppe auf X, vormals Twitter, mit. Der Datenraub sei aus Vergeltung für Israels Krieg im Gazastreifen erfolgt. Die Angaben der Gruppe ließen sich nicht überprüfen.

+++ Nach Tod von Helfer: Israels Botschafter in Polen erhält Protestnote +++

Nach dem Tod eines polnischen Mitarbeiters der Hilfsorganisation World Central Kitchen bei einem israelischen Luftangriff im Gazastreifen hat Polens Außenministerium eine Protestnote an Israels Botschafter überreicht. Botschafter Jakov Livne habe sich für den Angriff entschuldigt, sagte Vize-Außenminister Andrzej Szejna am Freitag nach der Unterredung. Zuvor hatten Äußerungen des Diplomaten sowie des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu eine neue Krise in den schwierigen israelisch-polnischen Beziehungen ausgelöst.

In der Protestnote habe man deutlich gemacht, dass Israel gegen die für den Angriff auf den humanitären Konvoi verantwortlichen Soldaten nicht nur disziplinarrechtlich, sondern auch strafrechtlich ermitteln müsse, sagte Szejna. „Das war keine Kriegshandlung, das war Mord.“ Außerdem fordert Polen die Zahlung einer Entschädigung für die Familie des getöteten Helfers. Das Außenministerium wies zudem die Antisemitismus-Vorwürfe Livnes zurück. „Kritik der Öffentlichkeit oder der polnischen Regierung an Israels Führung und seinen Streitkräften im Zusammenhang mit (...) diesem Mord an sieben Freiwilligen ist kein Ausdruck von Antisemitismus“, betonte Szejna.

Livne schrieb am Freitag auf der Plattform X, er habe gegenüber dem Vize-Außenminister erneut sein persönliches tiefes Bedauern und seine aufrichtige Entschuldigung über den tragischen Tod der Freiwilligen zum Ausdruck gebracht. Er verwies auch auf die Erkenntnisse aus Ermittlungen der israelischen Armee, die am Freitag veröffentlicht wurden. Diese kamen zu dem Ergebnis, dass der Vorfall ein „schwerwiegendes Versagen“ der israelischen Einsatzkräfte darstellte.

+++ EU-Kommission fordert schnelle Umsetzung von Gaza-Hilfsankündigung +++

Die EU-Kommission hat Israel aufgefordert, angekündigte Maßnahmen für mehr Hilfslieferungen in den Gazastreifen schnell umzusetzen. Man habe zur Kenntnis genommen, dass Israel weitere Zugangsstellen für humanitäre Hilfe in den Gazastreifen - insbesondere den Hafen von Aschdod und den Grenzübergang Erez - öffnen wolle, damit Hilfsgüter direkt in den nördlichen Gazastreifen fließen können und man auch die Lieferungen aus Jordanien erheblich steigern wolle, hieß es von der Brüsseler Behörde. Diese Schritte sollten rasch und vollständig umgesetzt werden.

Man appelliere auch an alle Akteure in der Region, den Zustrom humanitärer Hilfe in den Gazastreifen dringend deutlich zu erhöhen. Die Kommission werde „ihre intensive Arbeit mit regionalen und globalen Partnern, den Vereinten Nationen und Partner-Nichtregierungsorganisationen fortsetzen, um die Hilfslieferungen nach Gaza über alle möglichen Wege“ zu erhöhen.

EU-Ratspräsident Charles Michel gehen die geplanten Maßnahmen Israels nicht weit genug. „Die Ankündigung Israels, den Grenzübergang Erez vorübergehend wieder zu öffnen und die Einfuhr von Hilfsgütern über den Hafen Aschdod zuzulassen, reicht nicht aus“, teilte er auf der Plattform X (früher Twitter) mit. „Kinder und Kleinkinder im Gazastreifen sterben an Unterernährung. Um dem Hunger als Kriegsinstrument im Gazastreifen ein Ende zu setzen, bedarf es dringender und erheblicher Anstrengungen.“

+++ World Central Kitchen fordert systemischen Wandel bei Israels Militär +++

Die Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) hat die Untersuchung des israelischen Militärs zu ihren getöteten Helfern im Gazastreifen und die Entlassung zweier Offiziere von ihren Positionen als „wichtige Schritte nach vorn“ bezeichnet, gleichzeitig aber grundlegende Veränderungen gefordert. „Ohne einen systemischen Wandel wird es weitere militärische Fehlschläge, weitere Entschuldigungen und weitere trauernde Familien geben“, schrieb die Organisation mit Sitz in Hauptstadt Washington am Freitag.

Der Bericht zeige, dass das Militär „tödliche Gewalt ohne Rücksicht auf ihre eigenen Protokolle, ihre Befehlskette und ihre Regeln eingesetzt“ habe. Das Militär habe darin auch eingeräumt, dass das Team der Hilfsorganisation „alle ordnungsgemäßen Kommunikationsverfahren“ eingehalten habe.

Die Organisation bekräftigte einmal mehr ihre Forderung nach einer unabhängigen Untersuchung des Vorfalls durch Dritte. Ihre Einsätze im Gazastreifen blieben weiter ausgesetzt.

+++UN-Menschenrechtsrat fordert Stopp von Waffenverkäufen an Israel +++

Der UN-Menschenrechtsrat hat angesichts der Lage im Gazastreifen einen Stopp der Waffenverkäufe an Israel gefordert. In einer am Freitag verabschiedeten Resolution verlangte das in Genf ansässige Gremium, wegen der „möglichen Gefahr eines Völkermords im Gazastreifen“ jegliche Waffenlieferungen nach Israel einzustellen. Für die Resolution stimmten 28 der 47 Mitglieder des Menschenrechtsrats, sechs votierten dagegen und 13 enthielten sich der Stimme.

Es ist das erste Mal, dass der UN-Menschenrechtsrat Position zu dem seit einem halben Jahr andauernden Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen bezieht. Der Rat hat keine Möglichkeit, die Einhaltung seiner Resolutionen durchzusetzen.

+++ Israel erlaubt „vorübergehend“ Hilfslieferungen in den Gazastreifen +++

Israel hat angekündigt, „vorübergehend“ Hilfslieferungen in den Gazastreifen über den Grenzübergang Erez und den Hafen von Aschdod zu erlauben. Das Kriegskabinett habe die Regierung ermächtigt, „sofortige Maßnahmen zur Aufstockung der humanitären Hilfe zu ergreifen“, um „eine humanitäre Krise zu vermeiden“ und „die Fortsetzung der Kämpfe zu gewährleisten“, hieß es in einer Erklärung des Büros von Regierungschef Benjamin Netanjahu am Freitag. Die USA forderten daraufhin eine schnelle Öffnung der Routen.

Die angekündigten Schritte müssten nun „schnell und vollständig umgesetzt werden“, sagte Adrienne Watson, Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats der USA.

Neben Lieferungen über den 40 Kilometer nördlich des Gazastreifens gelegenen Hafen Aschdod und den Grenzübergang Erez würden die Behörden auch die Aufstockung von direkten Hilfslieferungen aus Jordanien über den Grenzübergang Kerem Schalom im Süden ermöglichen, hieß es von israelischer Seite weiter.

+++ Wieder Raketenalarm in mehreren südisraelischen Grenzorten +++

Erstmals seit fast drei Monaten hat es am Donnerstagabend in der südisraelischen Stadt Netivot wieder Raketenalarm gegeben. Auch in den Städten Sderot und Aschkelon heulten Armeeangaben zufolge die Sirenen. Der Palästinensische Islamische Dschihad (PIJ) reklamierte den Angriff für sich. Mehrere Geschosse seien abgefangen worden, meldeten israelische Medien. Berichte über Verletzte gab es zunächst nicht. In Sderot schlug Berichten zufolge eine Rakete auf einer Straße ein.

+++ Blinken: Hilfe für Zivilisten im Gazastreifen „völlig unzureichend“ +++

Die US-Regierung hält Israels Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung im Gazastreifen für nicht ausreichend. „Trotz wichtiger Schritte, die Israel unternommen hat, um Hilfe im Gazastreifen zu ermöglichen, sind die Ergebnisse vor Ort völlig unzureichend und inakzeptabel“, sagte US-Außenminister Antony Blinken am Donnerstag in Brüssel. Derzeit gebe es keine höhere Priorität als den Schutz der Zivilbevölkerung und die Ausweitung humanitärer Hilfe, betonte Blinken.

Blinken verwies in diesem Kontext auf den tödlichen Angriff auf sieben Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen, die das israelische Militär zu Wochenbeginn bei einem Luftangriff getötet hatte. Die Helfer waren im Gazastreifen für die Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln unterwegs. „Der schreckliche Angriff auf World Central Kitchen in dieser Woche war nicht der erste derartige Vorfall“, sagte Blinken. „Es muss der letzte sein.“

+++ Israel verstärkt nach Angriff auf iranisches Konsulat in Syrien Verteidigung +++

Israel hat wegen des Krieges im Gazastreifen und zunehmender Spannungen mit dem Iran eine Stärkung seiner Verteidigungskräfte angekündigt. Die Armee verhängte am Donnerstag eine Urlaubssperre für ihre Kampfeinheiten, blockierte GPS-Signale an bestimmten Orten und stärkte die „Wachsamkeit“ des Militärs. Die Armee befinde sich „im Krieg, und die Frage des Einsatzes der Streitkräfte wird ständig nach Bedarf überprüft“, erklärte das Militär.

„Der Urlaub wird für alle Kampfeinheiten vorübergehend ausgesetzt“, teilte das Militär im Onlinedienst Telegram mit. Außerdem würden zusätzliche Reservisten unter anderem für die Lufteinheiten einberufen. Die Armee gehe diese Schritt „vor dem Hintergrund sichtbarer Drohungen aus dem Iran“, berichteten israelische Medien.

+++ NGO wirft Israel „vorsätzliche Zerstörung“ des Gesundheitssystems im Gazastreifen vor +++

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat Israel die „systematische und vorsätzliche Zerstörung“ des Gesundheitssystems im Gazastreifen vorgeworfen. „Kein Gesundheitssystem der Welt kann mit dem Ausmaß und der Art von Verletzungen umgehen, mit denen wir täglich konfrontiert sind“, sagte MSF-Vertreterin Amber Alayyan am Donnerstag. Die meisten Verletzungen seien Folgen von Luftangriffen.

„Die Patienten haben Quetschungen am Bauch und am Brustkorb, es müssen Arme und Beine amputiert werden, viele haben schwere Verbrennungen“, schilderte sie. Manche Operationen müssten auf dem Fußboden durchgeführt werden, Wunden fingen an zu faulen. „Wir sehen jetzt auch Kinder mit Schusswunden von bewaffneten Drohnen“, sagte Alayyan.

Die tödlichen Angriffe auf Mitarbeiter von Hilfsorganisationen zeigten „entweder völlige Absicht oder rücksichtslose Inkompetenz“, sagte MSF-Generalsekretär Christopher Lockyear.

+++ Biden spricht in Telefonat Warnung an Netanjahu aus +++

US-Präsident Joe Biden hat Israels Premierminister Benjamin Netanjahu dazu aufgefordert, eine Reihe „spezifischer, konkreter und messbarer Schritte“ zu unternehmen, um das Leid für die Menschen im Gazastreifen zu verringern. In einem Telefonat am Donnerstag sprach Biden auch die Warnung aus, dass die künftige US-Politik in Bezug auf den Gazastreifen davon abhänge, wie Israel diese Maßnahmen umsetze, teilte das Weiße Haus mit. Es gehe bei den Maßnahmen auch darum, die Mitarbeiter von Hilfsorganisation in dem abgeriegelten Küstenstreifen zu schützen.

Biden bekräftigte den Angaben zufolge auch seine Forderung nach einer sofortigen Feuerpause, die für eine Verbesserung der humanitären Lage unerlässlich sei. Israel müsse „unverzüglich“ ein Abkommen erreichen, um die zur Rückführung der Geiseln zu erreichen. Laut der US-Regierungszentrale sprachen Biden und Netanjahu auch die Bedrohung Israels durch den Iran.

+++ UN-Menschenrechtsrat befasst sich mit Resolution über Waffenembargo für Israel +++

Der UN-Menschenrechtsrat berät am Freitag über einen Resolutionsentwurf, in dem angesichts der „möglichen Gefahr eines Völkermords im Gazastreifen“ ein Embargo für Waffenlieferungen nach Israel gefordert wird. Der von Pakistan im Namen der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIZ) eingebrachte Text wird auch von Bolivien, Kuba und der palästinensischen Autonomiebehörde unterstützt.

In dem Resolutionsentwurf wird Israel aufgefordert, „seiner rechtlichen Verantwortung zur Verhinderung eines Völkermords nachzukommen“. Jeglicher Transfer von Waffen, Munition und anderer militärischer Ausrüstung nach Israel solle gestoppt werden, heißt es mit Verweis auf die „mögliche Gefahr eines Völkermords“.

Neben einem Waffenembargo gegen Israel ruft der Text zudem zu einer sofortigen Waffenruhe im Gazastreifen auf. Zudem wird das Aushungern von Zivilisten als „Methode der Kriegsführung“ verurteilt.

+++ Nach Angriff auf Hilfskonvoi: Telefonat zwischen Biden und Netanjahu geplant +++

Nach der von Washington bekundeten „Empörung“ über die Tötung von sieben humanitären Helfern im Gazastreifen werden US-Präsident Joe Biden und der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu am Donnerstag ein Telefonat führen. Es handele sich um das erste Gespräch der beiden seit der Tötung mehrerer Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) bei einem Luftangriff im Gazastreifen, sagte ein US-Beamter. Während der israelische Minister Benny Gantz vorgezogene Neuwahlen forderte, erhöhte Israel angesichts zunehmender Spannungen mit dem Iran seine militärische Bereitschaft.

„Ich kann bestätigen, dass Präsident Biden und Ministerpräsident Netanjahu morgen miteinander sprechen werden“, sagte ein mit der Angelegenheit vertrauter US-Beamter am Mittwoch (Ortszeit). Die sechs am Montag getöteten WCK-Mitarbeiter stammten aus Australien, Großbritannien, Polen und Kanada. Außerdem starb ein Palästinenser, der als Fahrer und Übersetzer für die Hilfsorganisation gearbeitet hatte.

+++ 64.000 Palästinenser mit Zweitpass haben Gaza verlassen +++

Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor einem halben Jahr haben mehr als 64.000 Palästinenser mit Zweitpass das abgeriegelte Küstengebiet verlassen. Das berichtete der staatsnahe ägyptische Fernsehsender Al-Kahira News am Donnerstag.

Das ist nur ein sehr kleiner Teil der fast 1,9 Millionen Menschen, die nach UN-Angaben durch Kämpfe innerhalb des Gazastreifens vertrieben wurden. Dies sind mehr als 80 Prozent der Bevölkerung.

Anfang November hatten erstmals seit Kriegsbeginn Palästinenser mit Zweitpass sowie Ausländer den Gazastreifen verlassen. Einige Palästinenser zahlen angesichts von Hunger, Krieg und Obdachlosigkeit bis zu 10.000 US-Dollar (etwa 9200 Euro) pro Person an sogenannte Vermittler, um den Grenzübergang Rafah in Richtung Ägypten passieren zu dürfen. Wer Gaza verlassen darf, wird streng kontrolliert. Israel kontrolliert die Grenzübergänge gemeinsam mit Ägypten.

Riad Mansur, der palästinensische Vertreter bei den Vereinten Nationen, hatte zuvor gesagt, die Palästinenser hätten angesichts des Kriegs nur drei Optionen: Tod, Abwanderung oder Unterwerfung.

+++ Wegen Sicherheitslage: Israel stoppt Urlaube in allen Kampfeinheiten +++

Angesichts der angespannten Sicherheitslage hat Israel Urlaube in allen Kampfeinheiten zeitweilig gestoppt. „Die israelische Armee ist im Krieg und die Aufstellung der Streitkräfte wird ständig entsprechend der Notwendigkeiten angepasst“, hieß es am Donnerstag in einer Mitteilung der Armee. Die Entscheidung sei in Einklang mit einer Lagebewertung getroffen worden. Ob sich dies auf die neuen Spannungen mit dem Iran oder die Lage im Gaza-Krieg bezog, war zunächst unklar.

Israels Armee hatte am Mittwochabend bereits mitgeteilt, sie wolle Reservisten der Raketenabwehr mobilisieren. Nach einer Lagebeurteilung sei beschlossen worden, die Personalstärke zu erhöhen und Reservisten für die Luftverteidigung einzuberufen. Die Gründe dafür nannte die Armee nicht explizit. Israelische Medien berichteten, Hintergrund seien Drohungen aus Teheran.

+++ US-Verteidigungsminister empört über Angriff Israels auf Gaza-Helfer +++

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat im Gespräch mit seinem israelischen Amtskollegen Empörung über den tödlichen Angriff Israels auf Helfer im Gazastreifen geäußert. Austin habe bei dem Telefonat mit Joav Galant die Notwendigkeit betont, „sofortige Schritte zum Schutz humanitärer Helfer und palästinensischer Zivilisten in Gaza zu unternehmen, nach dem mehrfachen Scheitern der Koordinierung mit ausländischen Hilfsorganisationen“, teilte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Pat Ryder, am Mittwoch (Ortszeit) mit.

Austin drängte Galant demnach zu einer „raschen und transparenten Untersuchung“ des tödlichen Vorfalls, bei dem am Montag sieben Mitarbeiter der Hilfsorganisation Central Kitchen getötet worden waren. Die Ergebnisse müssten öffentlich geteilt und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden, forderte er.

Der tragische Vorfall vertiefe die Sorge über einen potenziellen militärischen Einsatz Israels in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens, sagte Austin seinem Kollegen. Er habe die Notwendigkeit betont, die Evakuierung palästinensischer Zivilisten und die Einfuhr humanitärer Hilfe sicherzustellen.

+++ Israel stärkt nach Irans Drohung Luftverteidigung +++

Israel will vor dem Hintergrund ernster Drohungen aus dem Iran seine Luftverteidigung verstärken. Nach einer Lagebeurteilung sei beschlossen worden, die Personalstärke zu erhöhen und Reservisten der Raketenabwehr einzuberufen, teilte das israelische Militär am Mittwochabend mit. Gründe dafür nannte die Armee nicht explizit. Israelische Medien berichteten aber, Hintergrund seien die Drohungen aus Teheran. Nach dem mutmaßlich israelischen Luftangriff auf ein Gebäude der iranischen Botschaft in Syriens Hauptstadt Damaskus mit mehreren Toten hatte der iranische Präsident Ebrahim Raisi gesagt, die Attacke werde „nicht unbeantwortet bleiben“. Auch Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei drohte mit Vergeltung.

+++ Iran droht mit Vergeltung +++

Bei dem Angriff am Montag waren zwei Brigadegeneräle und fünf weitere Mitglieder der mächtigen iranischen Revolutionsgarden getötet worden. Zudem kamen nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim sechs syrische Staatsbürger ums Leben. Die Revolutionsgarden sind Irans Elitestreitmacht, sie werden mächtiger eingeschätzt als die konventionellen Streitkräfte des Landes. Das iranische Außenministerium geht davon aus, dass der Erzfeind Israel den Angriff ausgeführt hat. Auch nach Einschätzung der US-Regierung war Israel dafür verantwortlich. Von israelischer Seite wurde der Vorfall nicht kommentiert.

+++ USA nach Tod von Gaza-Helfern „frustriert“ über Vorgehen Israels +++

Unterdessen sieht sich Israel weiter mit den Folgen seines tödlichen Luftangriffs auf ausländische Helfer der Organisation World Center Kitchen im umkämpften Gazastreifen konfrontiert. Israels wichtigster Verbündete USA zeigte sich über das Vorgehen der israelischen Armee offen frustriert. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, sagte am Mittwoch, der Vorfall markiere „den Höhepunkt ähnlicher Ereignisse“ und US-Präsident Joe Biden habe „seine Empörung, seine Frustration“ darüber zum Ausdruck gebracht. Es sei nicht das erste Mal, dass so etwas passiert sei, so Kirby. „Und ja, wir sind darüber frustriert.“

Sieben Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen waren am Montagabend im Gazastreifen durch einen Luftangriff des israelischen Militärs getötet worden. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu und die Armee sprachen von einem unabsichtlichen Treffer und einem schweren Fehler. Biden machte Israel daraufhin schwere Vorhaltungen. „Das ist kein Einzelfall“, beklagte Biden am Dienstagabend (Ortszeit) in einer schriftlichen Stellungnahme. „Dieser Konflikt ist einer der schlimmsten in jüngerer Zeit, was die Zahl der getöteten Mitarbeiter von Hilfsorganisationen angeht.“

Kirby machte mit Blick auf die Israelis deutlich: „Wir unterstützen nach wie vor ihr Recht, sich zu verteidigen. Und das werden wir auch weiterhin tun.“ Dennoch sei die US-Regierung besorgt über das Vorgehen Israels. Jeden Tag spreche man über die Art und Weise der Kriegsführung.

+++ USA halten an Plänen für temporären Hafen vor Gaza fest +++

Trotz des Todes der Helfer halten die USA an den Plänen für einen temporären Hafen im Meer vor dem Gazastreifen fest. Der Vorfall habe keinen Einfluss auf die Bemühungen, den Pier zu errichten, um Hilfsgüter über den Seeweg nach Gaza zu liefern, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, am Mittwoch. Man wolle mit dem Vorhaben so schnell wie möglich vorankommen.

Unterdessen wurden sechs der sieben Leichen der Helfer nach Ägypten überführt. Das berichtete der staatsnahe Fernsehsender Al-Kahira News am Mittwoch. Krankenwagen hätten die Leichen über den Übergang Rafah nach Ägypten gebracht. Die getöteten Helfer stammen aus Großbritannien, Polen und Australien, eines der Opfer hatte zudem die kanadische und amerikanische Staatsbürgerschaft. Ihre Leichen sollten in die jeweiligen Heimatländer überführt werden. Die Leiche des palästinensischen Fahrers wurde an dessen Familie zur Bestattung in Gaza übergeben.

+++ US-Regierung: Zweistaatenlösung muss durch Verhandlungen geschehen +++

Washington hält unterdessen weiter an einer Verhandlungslösung für einen unabhängigen Palästinenserstaat fest. Das erklärte Außenamtssprecher Miller am Mittwoch in Washington. Die palästinensische UN-Mission hatte am Vortag mitgeteilt, sich erneut um eine Vollmitgliedschaft bei den Vereinten Nationen bemühen zu wollen - 2011 war dieses Anliegen gescheitert. Die Veto-Macht USA und andere wollten damals, dass die Palästinenser zuvor mit Israel Frieden schließen. Im November 2012 räumten die Vereinten Nationen den Palästinensern gegen den Widerstand der USA einen Beobachterstatus ein.

Von 193 UN-Mitgliedsstaaten haben bisher 139 Palästina als unabhängigen Staat anerkannt. Die USA und Deutschland gehören nicht dazu. In einem Brief an UN-Generalsekretär António Guterres bat der palästinensische UN-Botschafter Riad Mansur nun darum, dem Sicherheitsrat den Antrag von 2011 erneut vorzulegen. Auf die Frage, ob die USA dieses Mal ein Veto einlegen würden, sagte Miller: „Ich spekuliere nicht darüber, was in Zukunft passieren könnte.“ Gleichzeitig betonte er, die US-Regierung habe immer deutlich gemacht, dass sie zwar die Gründung eines unabhängigen palästinensischen Staates mit Sicherheitsgarantien für Israel unterstütze. Dies müsse jedoch durch direkte Verhandlungen zwischen den betroffenen Parteien geschehen, „und nicht bei den Vereinten Nationen“.

Die islamistische Hamas im Gazastreifen und Israels Ministerpräsident Netanjahu lehnen eine Zweistaatenlösung ab. Damit ist gemeint, dass ein unabhängiger, demokratischer und friedlicher Palästinenserstaat an der Seite von Israel existiert.

+++ Israels Minister Gantz fordert Neuwahl im September +++

Das Mitglied des israelischen Kriegskabinetts, Benny Gantz, hat zu Neuwahlen im September aufgerufen. Diese werde Israel international Unterstützung verschaffen und die Spaltung innerhalb der Gesellschaft verringern, sagte Gantz am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Konsequenzen haben Gantz' Forderungen zunächst nicht. Der Minister drohte auch nicht damit, das Kriegskabinett zu verlassen, sollte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu seiner Forderung nicht nachkommen.

+++ Linke: Keine Waffen mehr an Israel +++

Nach dem Tod von Mitarbeitern einer Hilfsorganisation im Gazastreifen fordert die Linke den Stopp aller Waffenlieferungen nach Israel. „Humanitäre Organisationen und die Zivilbevölkerung müssen geschützt werden und schnellstmöglich ausreichend Hilfslieferungen in den Gazastreifen gebracht werden“, erklärten Parteichef Martin Schirdewan und der Außenpolitiker Gregor Gysi am Mittwoch gemeinsam. Dazu müsse Israel seine Angriffe einstellen. Da sich die israelische Regierung von diplomatischen Appellen nicht beeindrucken lasse, „muss mit Hilfe eines sofortigen Stopps von Waffenlieferungen Druck aufgebaut werden“, verlangten die beiden Linken.

+++ Elf regierungstreue Kämpfer bei Huthi-Angriff im Jemen getötet +++

Bei einem Angriff der Huthi-Miliz im Süden des Jemen sind elf regierungstreue Kämpfer getötet worden. Die Attacke habe sich am frühen Mittwoch in der Provinz Lahidsch ereignet, sagte ein Sprecher des mit Jemens Regierung verbündeten Übergangsrats des Südens (STC) der Nachrichtenagentur AFP. Elf Kämpfer seien bei der Abwehr des Huthi-Angriff getötet worden. „Die Huthis sind keinen einzigen Schritt vorangerückt“, sagte der STC-Sprecher.

Ein Vertreter des Militärs bestätigte die Zahl der Opfer und gab an, dass die regierungstreuen Kämpfer den Angriff vereitelt hätten. Dieser habe fünf Stunden gedauert. Es seien auch mehrere Huthi-Rebellen getötet worden, sagte der Armeevertreter weiter. Er nannte aber keine Gesamtzahl.

+++ Britischer Premier zu Israels Regierung: Lage zunehmend intolerabel +++

Großbritanniens Premierminister Rishi Sunak hat nach dem tödlichen Angriff auf Mitarbeiter einer Hilfsorganisation im Gazastreifen an die israelische Regierung appelliert und eine umfassende Untersuchung gefordert. Er habe Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in einem Gespräch sehr deutlich gesagt, dass die Lage zunehmend intolerabel sei, sagte Sunak am Mittwoch der britischen Zeitung „Sun“. In den Gazastreifen müssten deutlich mehr Hilfsgüter gelangen. Es brauche auch eine engere Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen, damit so etwas nicht wieder passiere.

+++ Getöte Helfer im Gazastreifen – Israels Armee spricht von „schwerem Fehler“ +++

Die israelische Armee hat die Tötung von sieben Hilfskräften der US-Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) bei einem Luftangriff im Gazastreifen als „schweren Fehler“ bezeichnet. „Dieser Vorfall war ein schwerer Fehler“, sagte Israels Generalstabschef Herzi Halevi in einer am Mittwoch im Onlinedienst X veröffentlichten Videobotschaft. US-Präsident Joe Biden kritisierte Israel derweil scharf und warf dem Land vor, nicht genug zum Schutz solcher Helfer getan zu haben.

„Es war ein Fehler, der auf eine falsche Identifizierung in der Nacht folgte, während eines Krieges, unter sehr komplexen Bedingungen“, fuhr Halevi fort. „Das hätte nicht passieren dürfen.“ Eine unabhängige Stelle werde den Vorfall gründlich untersuchen und ihre Ergebnisse in den kommenden Tagen vorlegen.

Bei dem Angriff auf einen Konvoi von WCK waren am Montag nach Angaben der Organisation sieben Helfer aus Australien, Polen und Großbritannien getötet worden. Unter den Opfern befanden sich demnach auch ein Mensch mit US-kanadischer Staatsangehörigkeit und ein Palästinenser. Der Vorfall ereignete sich den Angaben zufolge, als der Konvoi aus drei Fahrzeugen ein Warenlager in Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens verließ. Die Hilfsorganisation kündigte an, sämtliche Aktivitäten in der Region einzustellen.

+++ Hunderte antisemtische Vorfälle in NRW infolge des Gaza-Krieges +++

Der Terror-Angriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober und der anschließende Gaza-Krieg hat in Nordrhein-Westfalen Judenfeindlichkeit genährt. Bis zum 4. Dezember sind seitdem schon 320 antisemitische Vorfälle in NRW dokumentiert worden. Das geht aus einer Antwort der Landesregierung auf eine SPD-Anfrage hervor, die der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf vorliegt.

„Rassistische Ressentiments und Taten nehmen immer weiter zu“, sagte die Vizevorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Lisa-Kristin Kapteinat, der dpa. „Das geht uns alle an und das macht mir große Sorgen.“ Die Zahlen seien erschreckend, zumal „die Dunkelziffer noch wesentlich höher sein dürfte“. Jetzt gehe es darum, ein umfassendes Lagebild zu erhalten, aus dem die Landesregierung schnellstmöglich Schlüsse für die Interventions- und Präventionsarbeit ziehen müsse.

+++ Staatsmedien: Zahl der Toten nach Angriff auf iranisches Konsulat steigt auf 13 +++

Die Zahl der Todesopfer bei einem Israel zugeschriebenen Angriff auf ein iranisches Botschaftsgebäude in Damaskus ist Staatsmedien zufolge auf 13 gestiegen. Bei dem Angriff auf das Konsulargebäude in Syriens Hauptstadt seien sieben Iraner und sechs Syrer getötet worden, berichtete das iranische Staatsfernsehen am Dienstag. Bei den sieben Iranern handele es sich um Mitglieder der Revolutionsgarde. Der Luftangriff war am Montag erfolgt. Der Iran und seine Verbündeten machen Israel dafür verantwortlich. Israel äußerte sich zunächst nicht zu dem Vorfall. In ersten Angaben war von elf Toten die Rede gewesen.

+++ Netanjahu: Israel verantwortlich für tödlichen Angriff auf Hilfsorganisation +++

Israel ist nach Angaben von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu für den tödlichen Angriff auf ausländische Helfer im Gazastreifen verantwortlich. Er sprach am Dienstag in einer Videobotschaft von einem „tragischen Fall eines unabsichtlichen Treffers unserer Streitkräfte gegen Unschuldige im Gazastreifen“. Man prüfe den Vorfall und werde alles tun, damit er sich nicht wiederhole.

+++ Irans Staatsoberhaupt Chamenei droht Israel mit Vergeltung +++

Nach dem mutmaßlich israelischen Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in Syriens Hauptstadt Damaskus hat Irans Staatsoberhaupt mit Vergeltung gedroht. „Das boshafte Regime wird durch unsere tapferen Männer bestraft werden“, sagte Ajatollah Ali Chamenei am Dienstag laut einer Mitteilung.

+++ Ausländische Helfer bei Luftangriff im Gazastreifen getötet +++

Bei einem mutmaßlich israelischen Luftangriff im Gazastreifen sind palästinensischen Medienberichten zufolge mindestens fünf Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen getötet worden. Unter den Opfern des Angriffs auf ein Fahrzeug südlich von Dair al-Balah im Zentrum des abgeriegelten Küstenstreifens befänden sich demnach vier ausländische Staatsangehörige aus Polen, Australien, Irland und Großbritannien sowie ihr palästinensischer Fahrer, berichtete die „Times of Israel“.

Der australische Premierminister Anthony Albanese bestätigte den Tod einer australischen Mitarbeiterin der Hilfsorganisation und verurteilte den Angriff scharf. „Dies ist eine Tragödie, die niemals hätte passieren dürfen“, zitierten australische Medien Albanese am Dienstag. Seine Regierung habe die israelische Regierung wegen des Vorfalls direkt kontaktiert.

Die israelische Armee schrieb in der Nacht zum Dienstag auf Telegram, das Militär führe „eine gründliche Untersuchung auf höchster Ebene durch, um die Umstände dieses tragischen Vorfalls zu verstehen“. Die Hilfsorganisation World Central Kitchen, die der in den USA lebende spanische Starkoch José Andrés gründete, schrieb auf der Plattform X (ehemals Twitter), ihr seien die Berichte bekannt.

„Das ist eine Tragödie“. Humanitäre Helfer und Zivilisten sollten niemals zur Zielscheibe werden, hieß es. World Central Kitchen betreibt im Gazastreifen zusammen mit örtlichen Partnern Gemeinschaftsküchen, die Mahlzeiten für die palästinensische Bevölkerung zubereiten. Derzeit beteiligt sich die Organisation auch an Hilfslieferungen, die seit März von Zypern aus über das Meer in das Kriegsgebiet gelangen.

Sie hat dabei auch die Verteilung der Hilfsgüter vor Ort übernommen. Foto- und Videoaufnahmen, die in der Nacht in sozialen Medien kursierten, sollen die getöteten Mitarbeiter von World Central Kitchen zeigen. Zu sehen seien ihre Leichen in Schutzwesten und ihre blutverschmierten Pässe.

Palästinensischen Angaben zufolge seien die Australierin und ihre Kollegen sowie ihr palästinensischer Fahrer zum Zeitpunkt des Luftangriffs gerade dabei gewesen, Hilfsgüter auszuliefern, schrieb die Zeitung „The Sydney Morning Herald“. Diese seien nur wenige Stunden zuvor mit einem Schiff aus Zypern in Gaza eingetroffen.

In der Stellungnahme der israelischen Armee hieß es unterdessen, die eigenen Streitkräfte unternähmen umfangreiche Anstrengungen, um die sichere Lieferung von humanitärer Hilfe zu ermöglichen und arbeiteten eng mit World Central Kitchen zusammen, um die Menschen im umkämpften Gazastreifen mit Nahrungsmitteln und humanitärer Hilfe zu versorgen.

+++ Japan will Zahlung an UN-Palästinenserhilfswerk wieder aufnehmen +++

Die japanische Regierung will derweil das UN-Palästinenserhilfswerk wieder finanziell unterstützen. Das kündigte Außenministerin Yoko Kamikawa am Dienstag laut der Nachrichtenagentur Kyodo an. Die Entscheidung erfolgte angesichts der akuten humanitären Situation im Gazastreifen.

Das UN-Hilfswerk UNRWA war stark in die Kritik geraten. Einigen Mitarbeitern wurde vorgeworfen, am Massaker der islamistischen Hamas vom 7. Oktober vergangenen Jahres in Israel beteiligt gewesen zu sein. UN-Generalsekretär António Guterres hatte umfassende Aufklärung der Vorwürfe versprochen.

Die Zusammenarbeit mit mehreren Angestellten wurde beendet. Mehrere Länder stellten wegen der Anschuldigungen vorübergehend die Zahlungen an UNRWA ein, darunter die größten Geldgeber, die USA und Deutschland. Auch Japan hatte eine geplante Zahlung von 35 Millionen Dollar eingefroren.

+++ Netanjahu will Israel-kritischen Sender Al-Dschasira stoppen +++

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte unterdessen eine rasche Schließung des arabischen TV-Senders Al-Dschasira im Land an. Al-Dschasira habe der Sicherheit Israels geschadet, gegen israelische Soldaten gehetzt und sei ein „Terror-Kanal“, erklärte Netanjahu die Vorwürfe.

Israels Parlament hatte unmittelbar zuvor das sogenannte Al-Dschasira-Gesetz gebilligt, das eine Schließung ausländischer TV-Sender ermöglicht, falls diese als Risiko für die Staatssicherheit eingestuft werden sollten. Al-Dschasira hat seit Beginn des Gaza-Kriegs ausführlich über die katastrophale Lage in Gaza berichtet und Bilder von Tod und Zerstörung gezeigt, die in israelischen TV-Sendern kaum zu sehen sind.

+++ USA und Israel planen Treffen zu Rafah-Offensive +++

Vertreter der US-Regierung und der israelischen Führung wollen voraussichtlich in der kommenden Woche bei einem Treffen über Israels geplante Bodenoffensive in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifen beraten. Nach einer Video-Schalte mit Vertretern beider Seiten veröffentlichte das Weiße Haus am Montag eine gemeinsame Stellungnahme, in der ein persönliches Treffen in der kommenden Woche in Aussicht gestellt wurde.

Beide Seiten verfolgten das gemeinsame Ziel, die Hamas in Rafah zu besiegen, hieß es. „Die US-Seite äußerte ihre Bedenken gegenüber verschiedenen Vorgehensweisen in Rafah.“ Die israelische Seite wiederum habe sich bereiterklärt, diese Bedenken zu berücksichtigen und weitere Gespräche zu führen. Israel will in Rafah nahe der ägyptischen Grenze die letzten Bataillone der Hamas zerschlagen. Die US-Regierung hält eine großangelegte Bodenoffensive wegen der Hunderttausenden palästinensischen Zivilisten, die dort Schutz vor den Kämpfen gesucht haben, aber für falsch und möchte Israel Alternativen aufzeigen.

+++ Irans Revolutionswächter bestätigen Tod von Generälen in Syrien +++

Nach dem mutmaßlich israelischen Luftangriff in Syrien haben Irans Revolutionswächter (IRGC) den Tod von zwei Generälen aus ihren Reihen bestätigt. Bei der Attacke auf die Konsularabteilung der iranischen Botschaft in der Hauptstadt Damaskus seien die beiden Brigadegeneräle Mohammed-Resa Sahedi und Mohammed Hadi Hadschi Rahimi ums Leben gekommen, erklärten die IRGC am Montagabend. Fünf weitere Mitglieder der Revolutionsgarden seien bei dem Angriff getötet worden. Irans Außenamtssprecher Nasser Kanaani verurteilte die Attacke scharf und machte den Erzfeind Israel für die Tötung der Generäle verantwortlich. „Die Dimensionen dieses hasserfüllten Angriffs werden untersucht, und die Verantwortung für seine Folgen liegt beim aggressiven zionistischen Regime“, sagte der Sprecher laut Mitteilung seines Ministeriums. „Die Islamische Republik Iran behält sich das Recht vor, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, und entscheidet über die Art der Reaktion“.

+++ USA: Israel hat jedes Recht zur Verteidigung +++

Die USA sind die wichtigste Schutzmacht Israels und unterstützen das Land jährlich mit Milliardenbeträgen, von denen ein beachtlicher Teil in Raketenabwehr und andere Militärtechnik fließt. Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern sind angesichts der hohen Zahl ziviler Opfer im Gaza-Krieg derzeit jedoch sehr angespannt. Als Reaktion auf Israels Kriegsführung werden Forderungen lauter, Waffenlieferungen an den Verbündeten zu beschränken. Rüstungslieferungen an das Land zögen sich mitunter über mehrere Jahre hin, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums Matthew Miller am Montag in Washington.

Israel sei umgeben von Akteuren, die auf dessen Zerstörung aus seien, nicht nur die Hamas, sondern auch der Iran und seine Stellvertreter, etwa die libanesische Hisbollah-Miliz. „Wir glauben, dass Israel jedes Recht hat, sich gegen diese Gegner zu verteidigen“, sagte Miller. Die „Washington Post“ hatte am Freitag unter Berufung auf namentlich nicht genannte Beamte im Pentagon und Außenministerium berichtet, die US-Regierung habe in den vergangenen Tagen „in aller Stille“ neue Bomben und Kampfflugzeuge für Israel genehmigt.

+++ Iranischer General bei Explosion in Damaskus getötet +++

Bei einer Explosion in der syrischen Hauptstadt Damaskus ist ein General der iranischen Revolutionsgarden (IRGC) getötet worden. Mohammad Resa Sahedi, Brigadegeneral der IRGC-Auslandseinheit, sei am Montag ums Leben gekommen, berichtete Irans staatlicher Rundfunk. Der Iran macht Israel für den tödlichen Angriff auf die Konsularabteilung der iranischen Botschaft in Damaskus verantwortlich.

+++ Netanjahu nach Operation wohlauf +++

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ist nach Angaben seines Büros nach einer Operation mit Vollnarkose wohlauf. Er fühle sich sehr gut und setze seine übliche Routine vom Krankenhaus aus fort, hieß es in der Mitteilung am Montag. Auf Rat seiner Ärzte werde der Regierungschef die Klinik am Dienstagnachmittag wieder verlassen.

Der 74-Jährige war den Angaben zufolge am Sonntag wegen einer Hernie operiert worden, die bei einer Routineuntersuchung am Samstag entdeckt worden war. Netanjahus Büro machte keine Angaben dazu, welche Hernie genau bei dem Ministerpräsidenten diagnostiziert wurde. Die am häufigsten vorkommende Hernie ist der sogenannte Leistenbruch.  Bei einer Hernie treten zum Beispiel Teile des Darms, Organteile oder Fettgewebe durch eine Lücke in der Bauchwand hervor.

+++ Aktivisten: Sechs Tote nach Explosion neben Irans Botschaft in Syrien +++

Bei einer Explosion unmittelbar neben der iranischen Botschaft in der syrischen Hauptstadt Damaskus sind Aktivisten zufolge sechs Menschen ums Leben gekommen. Das berichtete die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montag. Die genaue Ursache der Explosion war zunächst unklar. Syrische und iranische Medien sprachen von einem Luftangriff des israelischen Militärs.

Laut der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana war die Konsularabteilung der iranischen Botschaft Ziel der Explosion. Die syrische Luftverteidigung habe auf den Angriff reagiert und einige Raketen abgeschossen, hieß es. Den Angaben zufolge wurde das gesamte Gebäude zerstört. Irans Staatsfernsehen zufolge befand sich im Erdgeschoss die Residenz des Botschafters.

Dem staatlichen iranischen Rundfunk zufolge dürften sich in dem Botschaftsgebäude wegen eines religiösen Feiertags wahrscheinlich keine Angestellten aufgehalten haben. Staatliche Medien berichteten, Irans Botschafter Hussein Akbari und dessen Familie seien unversehrt.

Israels Luftwaffe bombardiert immer wieder Ziele im benachbarten Syrien und will damit verhindern, dass der Iran und mit ihm verbündete Milizen wie die libanesische Hisbollah ihren militärischen Einfluss in dem Land ausweiten. Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor knapp sechs Monaten haben die Angriffe zugenommen. Bereits am Sonntag wurden Ziele bei Damaskus bombardiert.

+++ Polizei: Schwester von Hamas-Chef Hanija in Israel festgenommen +++

In Israel ist nach israelischen Polizeiangaben die Schwester von Hamas-Chef Ismail Hanija festgenommen worden. Wie die Polizei der Nachrichtenagentur AFP am Montag mitteilte, wurde Sabah Abdel Salam Hanija in Tel Scheva nahe der südlichen Stadt Beerscheva im Rahmen einer „Terrorermittlung“ festgenommen, an der auch der israelische Innengeheimdienst Schin Bet beteiligt war. Die 57-Jährige, die israelische Staatsbürgerin ist, werde „verdächtigt, Kontakte zu Hamas-Funktionären zu haben und sich mit der Organisation zu identifizieren, während sie zu Terroranschlägen in Israel aufruft und diese unterstützt“.

Die Polizei stellte dem Sprecher zufolge in Hanijas Haus „Dokumente, Telefone und Beweise“ sicher, die sie „mit der Begehung von schweren Sicherheitsdelikten gegen den Staat Israel in Verbindung“ bringen.

Ismail Hanija gilt als Nummer eins der Hamas, allerdings führt er deren Politbüro vom Golfemirat Katar aus. Neben Jahja Sinwar, dem politischer Hamas-Anführer im Gazastreifen, und dem militärischen Hamas-Anführer Mohammed Deif soll er nach israelischen Angaben einer der Drahtzieher des brutalen Hamas-Überfalls auf Israel am 7. Oktober sein.

+++ Israelische Armee zieht Panzer von Komplex von Al-Schifa-Krankenhaus im Gazastreifen ab +++

Die israelische Armee hat offenbar Panzer vom Komplex des Al-Schifa-Krankenhauses im Gazastreifen abgezogen. Ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP, der sich in der Nähe der Klinik aufhielt, beobachtete am Montagmorgen, wie Panzer und Fahrzeuge das Gelände verließen. Die israelische Armee bestätigte den Abzug von Panzern zunächst nicht.

Auch das von der islamistischen Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium im Gazastreifen erklärte, Israel habe Panzer und Fahrzeuge abgezogen. Es seien Dutzende Leichen im und am Al-Schifa-Krankenhaus gefunden worden. Es gebe sehr große Sachschäden. Ein Arzt sagte AFP, mehr als 20 Leichen seien geborgen worden. Manche von ihnen seien von abziehenden Fahrzeugen überrollt worden.

Die israelische Armee hatte am 18. März einen Großeinsatz im Al-Schifa-Krankenhaus im Norden des Gazastreifens gestartet, der größten Klinik des Küstengebiets. Der Einsatz richtete sich nach israelischen Angaben gegen ranghohe Hamas-Mitglieder in dem Komplex in der Stadt Gaza, es seien in dem Gebiet „etwa 200 Terroristen eliminiert“ worden.

+++ Israels Armee meldet Tötung eines Hisbollah-Chefs bei Angriff im Libanon +++

Israels Militär hat eigenen Angaben zufolge bei einem Luftangriff einen hochrangigen Kommandeur der Hisbollah-Miliz im Libanon getötet. Ein Flugzeug der Luftwaffe habe ein Fahrzeug in der südlibanesischen Region Kunin getroffen, „in dem sich Ismail Al-Sin befand“, der „eliminiert“ worden sei, erklärte die Armee am Sonntag. Al-Sin sei „Kommandeur der Panzerabwehrraketeneinheit“ der Hisbollah gewesen, die „für Dutzende von Angriffen“ gegen Israel verantwortlich sei. Die Hisbollah bestätigte den Tod von Al-Sin in einer Erklärung.

Aus libanesischen Militärkreisen war zuvor ein Angriff auf ein Auto in Kunin mit einem Toten gemeldet worden. Der Ort liegt rund zehn Kilometer von der Grenze zu Israel entfernt.

+++ Bericht: USA und Israel planen virtuelles Treffen zu Rafah-Offensive +++

Vertreter Israels und der USA sollen laut einem Medienbericht an diesem Montag virtuell zu Gesprächen über Israels geplante Bodenoffensive gegen die Stadt Rafah im Gazastreifen zusammenkommen. Das Treffen werde über eine gesicherte Verbindung als Video-Konferenz stattfinden, berichtete das Nachrichtenportal „Axios“ in der Nacht zum Montag unter Berufung auf vier israelische und US-Beamte. Das Weiße Haus und das Büro von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu äußerten sich demnach bislang nicht zu dem möglichen Treffen.

Eigentlich hatte eine israelische Delegation bereits in der vergangenen Woche nach Washington reisen sollen, um die Bedenken der USA zu der geplanten Bodenoffensive anzuhören und Alternativen aufgezeigt zu bekommen. Doch Israels Regierungschef Netanjahu sagte die Reise ab, nachdem der UN-Sicherheitsrat ohne Widerstand der USA eine Resolution mit der Forderung nach einer sofortigen Waffenruhe verabschiedet hatte. Die Israelis hätten danach vorgeschlagen, die Gespräche auf Montag zu verschieben, hatte der US-Sender CNN bereits am Freitag berichtet. Die Terminplanung wurde unter anderem durch innenpolitische Angelegenheiten Israels erschwert.

Dass das Treffen nun virtuell stattfinden soll, könnte Netanjahu helfen, „sein Gesicht zu wahren“, berichtete „Axios“ unter Berufung auf hohe israelische Beamte weiter. So könne er die Diskussion mit dem Weißen Haus fortsetzen, ohne eine Delegation nach Washington senden zu müssen. Das Verhältnis von US-Präsident Joe Biden und Israels Präsident Netanjahu ist angespannt. Washington hält eine großangelegte Bodenoffensive in Rafah wegen der Hunderttausenden Zivilisten dort für falsch und möchte Israel Alternativen aufzeigen.

+++ Zehntausende Israelis demonstrieren erneut gegen Regierung Netanjahu +++

Zehntausende von Menschen haben am Sonntag in Israel den zweiten Tag in Folge gegen die Regierung des rechtskonservativen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu demonstriert. Demonstranten und Demonstrantinnen forderten bei wütenden Protesten in der Nähe des Parlaments in Jerusalem einen Rücktritt der Regierung, eine Neuwahl sowie einen raschen Deal zur Freilassung der Geiseln in der Gewalt der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas.

Oppositionsführer Jair Lapid kritisierte Netanjahu bei der Demonstration scharf. Der Regierungschef zerstöre Israels Beziehungen zu den USA und überlasse die Hamas-Geiseln ihrem Schicksal, sagte er unter anderem. „Alles für die Politik, nichts für das Land.“

+++ Gewalt in Gaza: Israel bombardiert mutmaßliches Terrornest +++

Das israelische Militär bombardierte eine mutmaßliche PIJ-Kommandozentrale im Innenhof des Al-Aksa-Krankenhauses in Dair al-Balah, wie die Streitkräfte am Sonntag mitteilten. Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde berichtete zu dem Angriff, 17 Menschen seien verletzt, vier Journalisten getötet worden.

Nach palästinensischen Medien wurde ein Zelt im Innenhof attackiert. Dort hielten sich laut israelischer Armee Mitglieder der Terrororganisation auf. Das von der Hamas kontrollierte Medienbüro im Gazastreifen wiederum sagte, das angegriffene Zelt habe Schutzsuchenden gehört. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

+++ Geisel-Familien rufen zu Massenprotest vor Israels Parlament auf +++

Tausende Menschen haben in Tel Aviv gegen den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu und für eine Rückkehr der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln demonstriert. Die Familien der Geiseln riefen bei ihrer wöchentlichen Kundgebung am Samstagabend dazu auf, kommende Woche vor dem Parlamentsgebäude in Jerusalem zu demonstrieren.

Shira Elbag, deren 19-jährige Tochter Liri während des Angriffs der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober von Hamas-Kämpfern in den Gazastreifen verschleppt wurde, rief ihre Landsleute in einer emotionalen Ansprache auf, den Druck auf Netanjahu zu erhöhen. „Es ist an der Zeit, hinauszugehen und gegen die Gleichgültigkeit und für das Leben zu kämpfen“, sagte sie. „Ich bitte Sie jetzt, mit uns auf die Straße zu gehen und mit einer einheitlichen und klaren Stimme zu sagen: ‚Bringt sie jetzt nach Hause!‘“

+++ Neue Verhandlungen über Gaza-Feuerpause in Kairo erwartet +++

Die indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der islamistischen Hamas über eine Feuerpause im Gaza-Krieg sowie eine Freilassung weiterer Geiseln sollen offenbar am Sonntag in Kairo weitergehen. Der staatsnahe ägyptische Sender Al-Kahira News berichtete dies am Samstag unter Berufung auf einen ägyptischen Sicherheitsrepräsentanten.

+++ Ägypten, Jordanien und Frankreich fordern erneut Waffenruhe in Gaza +++

Die Außenminister warnten demnach erneut vor der geplanten israelischen Bodenoffensive in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens gewarnt. Der jordanische Chefdiplomat Aiman Safadi warnte außerdem vor einer sich zuspitzenden Lage im Westjordanland und kritisierte die „systematische israelische Politik, die Siedlungen ausweitet und noch mehr palästinensisches Land beschlagnahmt“. Auf diese Weise werde jede Aussicht auf eine Zweistaatenlösung zunichtegemacht. „Was die Region braucht, ist ein Ende des Tötens und Hungerns.“

+++ Rettungsdienst: Mindestens fünf Tote bei Ausgabe von Hilfsgütern im Gazastreifen +++

Bei Schüssen und einer Massenpanik während der Ausgabe von Hilfslieferungen im Gazastreifen sind nach Angaben des Palästinensischen Roten Halbmondes am Samstag mindestens fünf Menschen getötet und 30 weitere verletzt worden. Wie die Organisation mitteilte, hatten sich angesichts der Ankunft von rund 15 unter anderem mit Mehl beladenen Lastwagen tausende Menschen am frühen Morgen an einem Kreisverkehr in der Stadt Gaza versammelt. Drei der Getöteten seien erschossen worden.

Augenzeugen berichteten der Nachrichtenagentur AFP, dass Bewohner des Gazastreifens, welche die Verteilung beaufsichtigten, in die Luft geschossen hätten. Aber auch in der Gegend positionierte israelische Soldaten eröffneten demnach das Feuer. Den Berichten zufolge wurden Menschen bei dem Versuch, an Lebensmittel zu gelangen, von Lastwagen überfahren.

Videos der Nachrichtenagentur AFP zeigten einen Lastwagenkonvoi, der sich in der Dunkelheit schnell an brennenden Trümmern in der Nähe des Verteilungspunktes vorbei bewegt, während Menschen schreien und Schüsse zu hören sind.

+++ Zypern: Drei Schiffe mit Hilfsgütern für Gaza gestartet +++

Ein Frachter und zwei kleinere Schiffe mit etwa 875 Tonnen Hilfsgütern für die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen sind am Samstagnachmittag aus dem zyprischen Hafen Larnaka ausgelaufen. Dies berichteten der zyprische Rundfunk und das Nachrichtenportal Cyprus Times.  Vor dem Start des Frachters „Jennifer“ und der Schlepper „Open Arms“ und „Ledra Dynamic“ überprüften israelische Inspekteure die Ladung, wie der zyprische Regierungssprecher Giannis Antoniou sagte.

Einer der zwei Schlepper, die das Frachtschiff begleiten, zieht eine Plattform mit Hilfsgütern hinter sich her. Alle drei Schiffe fahren deswegen sehr langsam. Mit dieser Plattform soll die Hilfslieferung an die Küste des Gazastreifens geschafft werden, wo seit Oktober ein israelischer Militäreinsatz gegen die islamistische Hamas läuft. Der Gazastreifen verfügt über keinen Hafen, in dem größere Schiffe einlaufen können, und die Küstengewässer sind seicht.

+++ 13-Jähriger bei Kämpfen im Westjordanland getötet +++

Bei einem Einsatz des israelischen Militärs in der Ortschaft Kabatia im besetzten Westjordanland ist ein 13-jähriger Palästinenser getötet worden. Ein weiterer Jugendlicher sei bei dem Gefecht am frühen Samstagmorgen schwer verletzt worden, teilten Ärzte im Krankenhaus der nahe gelegenen Stadt Dschenin mit. Augenzeugen zufolge hatten israelische Soldaten den Ort gestürmt, Scharfschützen auf Dächern postiert, mehrere Häuser durchsucht und einen Vater mit seinem Sohn festgenommen.

Bewaffnete Palästinenser widersetzten sich den israelischen Soldaten, es kam zu einem Schusswechsel, so die Berichte, die sich zunächst nicht unabhängig überprüfen ließen. Das israelische Militär äußerte sich zunächst nicht zu dem Vorfall. Dschenin und seine Umgebung gelten als Hochburgen militanter Palästinenser. Das israelische Militär führt regelmäßig Razzien durch.

+++Bericht: USA liefern Israel Tausende Bomben +++

Trotz der Bedenken der USA wegen Israels geplanter Bodenoffensive gegen die mit Flüchtlingen überfüllte Stadt Rafah im Gazastreifen liefert Washington einem Zeitungsbericht zufolge Israel weitere Tausende schwerer Bomben und Kampfflugzeuge. US-Präsident Joe Biden habe ungeachtet der angespannten Beziehungen der beiden Länder in den vergangenen Tagen „in aller Stille“ die Lieferung unter anderem von mehr als 1800 der 2000-Pfund-Bomben (etwa 907 kg) vom Typ MK84 sowie 500 MK82-Bomben genehmigt, berichtete die „Washington Post“ unter Berufung auf US-Beamte.

Laut dem US-Fernsehsender CNN werden ranghohe Vertreter beider Verbündeter möglicherweise schon am kommenden Montag in Washington Gespräche über Israels geplantes Vorgehen gegen Rafah nachholen. Washington hält eine großangelegte Bodenoffensive in Rafah wegen der Hunderttausenden Zivilisten dort für falsch und möchte Israel Alternativen aufzeigen.

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