Der Kremlchef besucht Russlands Großmanöver in Uniform. Die Ukraine vermutet derweil eindeutige Absichten hinter den jüngsten Eskalationen.
Selenskyj benennt Kreml-PlanPutin posiert mit Pistole – und Moskau prophezeit den Zeitpunkt fürs Kriegsende

Kremlchef Wladimir Putin bei seinem Besuch der gemeinsamen russisch-belarussischen Militärübungen „Sapad 2025“. (Archivbild)
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Kremlchef Wladimir Putin trägt nur selten eine Militäruniform – jetzt war es wieder so weit. Am Dienstag besuchte der russische Autokrat in Begleitung seines Verteidigungsministers Andrej Beloussow und Mitgliedern des Generalstabs ein Übungsgelände in der russischen Region Nischni Nowgorod, um das jüngste russisch-belarussische Großmanöver „Sapad 2025“ zu begutachten. Rund 100.000 Soldaten hätten an den Gefechtsübungen teilgenommen, berichtete der Kremlchef.
Wladimir Putin besucht Großmanöver „Sapad“ in Uniform
Das Manöver habe den Zweck, „potenzielle Aggressionen gegen den Unionsstaat“ abzuwenden, führte Putin aus. Aufnahmen der russischen Staatsmedien zeigten den Staatschef zudem bei der Begutachtung von Waffensystemen. Putin ließ sich dabei auch eine Handfeuerwaffe zeigen – und sorgte damit für seltene Bilder.

Wladimir Putin begutachtet eine Pistole. (Archivbild)
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Das Großmanöver hatte im Westen unterdessen für Unruhe gesorgt – es begann kurz nach der jüngsten Eskalation des russischen Krieges gegen die Ukraine. Erstmals waren russische Drohnen am letzten Mittwoch in den polnischen Luftraum eingedrungen. Nato-Kampfjets schossen einige der Fluggeräte daraufhin ab – ein Novum, seitdem Russland im Februar 2022 die Ukraine überfiel.
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Wolodymyr Selenskyj vermutet Plan hinter Moskaus Provokationen
Der von Warschau als „Angriff“ bezeichnete Vorfall sorgte für Gegenmaßnahmen. Die Nato startete die Operation „Eastern Sentry“ und verstärkte die Luftüberwachung in der Region. Polen schickte unterdessen angesichts des Manövers in Belarus, das zwei Tage nach der Drohnen-Provokation begann, rund 40.000 Soldaten an die Grenze. Vor den russischen Angriffen auf Georgien 2018 und die Ukraine vor drei Jahren hatte Russland ähnliche Manöver abgehalten.
Während die jüngsten Nadelstiche Moskaus bei Trumps Kritikern überwiegend als Zeichen dafür gesehen werden, dass der bisher zurückhaltende Kurs des US-Präsidenten gegenüber Putin gescheitert ist, erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nun, hinter der Attacke stecke ein Plan des Kremls.
Die Russen hätten mit der Eskalation im polnischen Luftraum ein Signal an den Westen gegeben, sagte Selenskyj in einem Interview mit Sky News. „Denken Sie nicht einmal daran, die Ukraine mit zusätzlicher Luftabwehr auszustatten. Sie müssen vielleicht einen Weg finden, sich diese selbst zu besorgen“, laute die Botschaft Moskau an die Unterstützer der Ukraine, erklärte der ukrainische Staatschef weiter.
„Einschüchterung ist ein furchterregendes Mittel“
Selenskyj drängt den Westen angesichts nahezu täglicher Luftangriffe aus Russland schon lange zur Lieferung weiterer Luftabwehrsysteme. Das zu verhindern, sei Moskaus aktueller Plan, erklärte er weiter. „Ob der Plan funktioniert hat, werde ich im Oktober sagen können“, erklärte Selenskyj. „Einschüchterung ist ein furchterregendes Mittel“, fügte der Ukrainer hinzu.
In Deutschland gibt sich Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) derweil unbeeindruckt vom Vorgehen Moskaus. „Putin testet längst Grenzen, sabotiert, spioniert, mordet, verunsichert“, erklärte Merz während der Generaldebatte im Bundestag am Mittwoch. „Russland will unsere freien Gesellschaften schleichend destabilisieren. Wir werden das nicht zulassen – nach außen nicht und nach innen nicht.“
Aus Russland kommen derweil weiterhin eindeutige Hinweise darauf, dass der Kreml seinen Kriegskurs beibehalten will. Ex-Präsident Dmitri Medwedew drohte zu Wochenbeginn mit einem Krieg gegen die Nato, sollte das westliche Verteidigungsbündnis – wie jüngst von Polen ins Spiel gebracht – in Zukunft russische Drohnen über der Ukraine abschießen. Das Nachbarland nannte Medwedew dabei nur in Anführungszeichen, so als würde es eigentlich nicht existieren.
Moskau will weitere Eroberungen
Der Kommandeur der Achmat-Spezialeinheit in den Reihen der russischen Armee, Apti Alaudinow, hatte dazu passend kürzlich im russischen Staatsfernsehen angekündigt, dass fortan die Eroberung der gesamten Ukraine das Ziel Moskaus sei.
Zu Wochenbeginn erklärte nun auch der russische Generalmajor Wladimir Popow, der Krieg gegen die Ukraine werde noch „mindestens zwei Jahre“ andauern, wie die russische Zeitung „Moskowski Komsomolez“ berichtete. Der Generalmajor bezog sich dabei demnach auf eine Prognose, die der russische Militäranalyst Alexander Perendzhiev zuvor aufgestellt hatte. Der Krieg gegen die Ukraine werde im Jahr 2027 enden, wenn die russische Armee bis dahin die beiden ukrainischen Regionen Odessa und Mykolajiw „befreit“ habe, hatte Perendzhiev prophezeit.