Rechte Trittbrettfahrer bei ProtestenWas der Bauernverband gegen rechte Unterwanderung tun kann

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07.01.2024, Bayern, Wüstenwelsberg: Ein Mann befestigt ein Protestschild mit der Aufschrift «Wir alle halten zusammen! Bauern, Handwerker, Spediteure, Metzger, Bäcker, und viele mehr! Denn nur gemeinsam erreichen wir unser Ziel!» an einem Schlepper. Die Landwirte bereiten sich auf die anstehende Aktionswoche vor. Foto: Pia Bayer/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Vorbereitung zum Protestzug: Im Bayerischen Wüstenwewelsberg befestigt ein Bauer ein Plakat an seinem Traktor.

Seit Jahren schon mischen rechte Gruppen bei Bauernprotesten mit. Der Bauernverband will das nicht, hat sich die Lage zum Teil aber selbst zuzuschreiben.

Werden die Bauernproteste von Rechtsextremen unterwandert? Nachdem aufgebrachte Landwirte eine Fähre mit Wirtschaftsminister Robert Habeck stürmen wollten, wächst beim Bauernverband die Sorge.

„Rechte wollen wir auf unseren Demos nicht haben“, ließ sich Verbandspräsident Joachim Rukwied nun entsprechend zitieren. Das ist zwar aller Ehren wert, kommt aber viel zu spät.

Schon seit Jahren mischen rechte Gruppen bei Bauernprotesten mit, rufen über Telegram und andere Kanäle zu Protesten auf, zeigen Politikern den Galgen oder bei Demos Symbole der historischen Landvolk-Bewegung, die Ende der 1920er Jahren Bombenanschläge verübte.

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Spätestens seit den Protesten während der Coronapandemie weiß aber doch nun jeder: Wo Wut ist, ist die extreme Rechte nicht weit, und zwar egal, worum es geht. Und nicht nur jene Landwirte, die jetzt durch übergriffiges Verhalten gegen Politiker oder das Zeigen extremer Symbole auffallen, sind ein Problem.

Enttäuschung bei

kleinen Betrieben

Es ist auch der Bauernverband selbst, der ein Vakuum in der Landwirtschaft hinterlassen hat: Durch einseitige Politik für die großen Erzeuger hat er die Belange der kleinen Betriebe aus den Augen verloren. Hier ist die Enttäuschung auch über den Bauernverband groß, selbst wenn sich die Landwirte bei der kommenden Protestwoche hinter ihm versammeln.

Dass die Spaltung zwischen Stadt und Land, zwischen Politik und Landwirten nicht ins Extreme abgleitet, dafür stehen jetzt alle Beteiligten in der Pflicht.

Die Bauern selbst, die nicht auf einfache Losungen von Rechten hereinfallen dürfen. Denn die meinen es ja nicht einmal gut mit ihnen – immerhin spricht sich etwa die AfD in ihrem Grundsatzprogramm selbst für Subventionsabbau aus.

Die Politik, die nötige Belastungen für die Landwirte mit Augenmaß kalkulieren muss. Die Bürger, die von dem radikalen Auftreten weniger nicht auf die Bauern in der Gesamtheit schließen dürfen. Und der Bauernverband, der sich daran erinnern muss, wie divers seine Klientel eigentlich ist. Wenn Präsident Rukwied keine Rechten bei seinen Demos will, dann muss sein Verband künftig auch den kleinen Betrieben wieder mehr Beachtung schenken.

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