Kanzler auf KnienSo verspottet ein chinesischer Exil-Cartoonist Olaf Scholz

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Badiucao imago 061122

Der chinesische Cartoonist und Aktivist Badiucao (Archivbild)

Sydney – Der China-Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz hat hohe Wellen geschlagen – auch bei chinesischen Dissidenten. Der SPD-Politiker musste sich bereits im Vorfeld viel Kritik für seine Reise nach Peking, und damit zu Russlands engstem Verbündeten, gefallen lassen.

Künstler verspottet Olaf Scholz wegen China-Besuch

Während es innenpolitisch überwiegend bei gut gemeinten Mahnungen blieb, Scholz müsse in Peking auch unangenehme Themen ansprechen, scheint die China-Reise des Kanzlers bei dem bekannten chinesischen Cartoonisten „Badiucao“ weniger gut angekommen zu sein. Der Künstler, der seinen echten Namen geheim hält, veröffentlichte am Freitag eine Karikatur – und zeigte so, was er von Scholz‘ Treffen mit dem chinesischen Machthaber Xi Jinping hält.

Die Zeichnung zeigt Scholz auf einem roten Teppich auf Knien, wie er mit erhobener Hand in Richtung des stehenden Xi Jinping kriecht, hinter dem chinesischen Präsidenten liegt ein Skelett. „Mein Cartoon zu Scholz‘ China-Besuch“, schrieb der Zeichner, der sich als „bei der chinesischen Regierung unbeliebtester Künstler“ bezeichnet.

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Badiucao: Besuch von Olaf Scholz in China ein „großer Sieg für Xi“

„Badiucao“ wies in einem weiteren Tweet daraufhin, dass Xi Scholz „nicht einmal mit Namen oder Titel“ begrüßt habe. Der chinesische Staatschef habe lediglich „Ah, hallo“, zu Scholz gesagt. Der Besuch des deutschen Kanzlers sei „ein großer Sieg für Xi“, da ein „hochrangiger westlicher Führer seine Diktatur direkt nach dem 20. Parteikongress durch eine Pilgerreise zu ihm anerkennt und normalisiert“. Die Reise sei eine „große Schande und ein Versagen der Demokratie und der Menschenrechte“, schrieb der Künstler weiter.

Der 36-Jährige Badiucao gehört zu den bekanntesten chinesischen politischen Karikaturisten, Künstlern und Menschenrechtsaktivisten. Er lebt nicht in China, sondern betreibt seinen Aktivismus von Australien aus, dort ist er Karikaturist für den „Sydney Morning Herald“.

Chinesische Dissidenten warnten Scholz vor China-Reise: „Diktatur im Stil der Nazis“

Bereits vor Abflug nach Peking hatten sich unterdessen chinesische Dissidenten zu Wort gemeldet – und sich so wohl selbst in Gefahr gebracht. Eine Gruppe von „chinesischen Ex-Studenten, Künstlern, Schriftstellern, Dichtern und Intellektuellen“ hatte Scholz mit einem offenen Brief zum Verzicht auf die Reise aufgefordert.

China entwickle sich „allmählich zu einer neuen Diktatur im Stil der Nazis“, hieß es in dem von 185 Dissidenten unterschriebenen Brief, aus dem der Fachinformationsdienst Table.Media am Mittwoch zitierte. Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem der Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, Liao Yiwu, sowie Zhou Fengsuo, der zum Kern der Anführer der blutig niedergeschlagenen Studentenproteste von 1989 gehörte. 

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