Ford verschärft seinen Sparkurs. Seit dem Sommer machten Gerüchte in Köln die Runde, nun gibt es eine Bestätigung für die Beschäftigten am Kölner Standort. 1000 Stellen fallen weg, die zweite Schicht wird ab Januar gestrichen. Um 10 Uhr gab es eine entsprechende Info an die Mitarbeiter.
Ford-Werke in NiehlKölner Autobauer Ford streicht weitere 1000 Stellen

Zahlreiche Roboter fertigen im ehemaligen Motorenwerk von Ford in Köln die Batterien für die E-Autos.
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Die Mitarbeitenden bei den Kölner Ford-Werken waren vorbereitet. Gute Nachrichten waren kaum zu erwarten, als sie um 10 Uhr am Dienstagmorgen vom Management in der Fahrzeugfertigung über die neueste Entwicklung informiert wurden. Es kam dann aber wirklich dicke. 1000 weitere Stellen sollen wegfallen. Ab Januar streicht Ford in Köln die zweite Schicht. Wie lange das gilt, steht noch nicht fest. Später gab es noch eine Mail an die Mitarbeitenden von Kieran Cahill, dem für die Fertigung zuständigen Geschäftsführer.
Entsprechende Gerüchte wabern bereits seit dem Sommer durch das Werk. Jetzt gab es die Bestätigung für die Mitarbeitenden in der Montage und angrenzenden Bereichen. Grund ist der schleppende Verkauf der beiden hier gebauten E-Autos Explorer und Capri. Dabei sieht ein zuletzt mit Arbeitnehmervertretern vereinbarter Sparplan schon der Verlust von 2900 Stellen bis Ende 2027 durch Ausscheiden gegen Abfindungen oder Frühverrentung vor.
Kölner Werk ist nicht ausgelastet
Das Kölner Werk ist bei Weitem nicht ausgelastet. In den ersten acht Monaten des Jahres kamen laut dem Kraftfahrt-Bundesamt 6582 Explorer erstmals auf die deutschen Straßen sowie 1931 Capri. Traditionell hat das Werk eine hohe Exportquote. Damit könnten in den ersten acht Monaten 30.000 bis 35.000 E-Autos aus Kölner Produktion in Europa neu zugelassen worden sein. Jedenfalls sind das weit weniger als geplant.
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Ford selbst nennt keine Zahlen. Das Beratungsunternehmens Jato Dynamics hat für die ersten sechs Monate des Jahres die erstmalige Registrierung von 18.822 Explorer in der EU, Island, Norwegen, der Schweiz und dem Vereinigten Königreich ermittelt. Damit belegt der Wagen Platz 20 unter den am meisten verkauften batterie-elektrischen Autos in Europa.
Ford war spät dran mit der E-Mobilität
An der Spitze liegt im ersten Halbjahr trotz starker Verluste von einem Drittel der Tesla Y mit 68.801 Neuzulassungen vor dem iD 4 von VW und dem Tesla 3 mit um die 40.000 Neuzulassungen.
Autoexperten nennen mehrere Gründe für den schwächer als von Ford erwarteten Absatz. Ford sei zu spät in die E-Mobilität eingestiegen und habe mit den „amerikanischen“ Modellen wie dem „Mustang Mach-E“ auf die falsche Karte gesetzt, so der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Ford wollte auch im Design der europäischen Autos amerikanischer werden. Außerdem sollte die Marke höher positioniert werden. Explorer und Capri sind in Preissegmenten unterwegs, die Mercedes, BMW und Volvo vorbehalten waren. Stefan Bratzel von der Fachhochschule Bergisch Gladbach sieht die Marke auch durch Stellenstreichungen in den letzten Jahren belastet.
Ford hat 2 Milliarden in Köln investiert
Mit dem iD 4 und weiteren VW-Modellen teilen sich Explorer und Capri die Plattform. Antriebsstrang und Fahrwerk kommen von VW. 1,2 Millionen dieser Plattformen hatte sich Ford gesichert. Rechnerisch könnte Ford auf dieser Basis pro Jahr etwa 200.000 Autos bauen. Damit wäre das Werk ausgelastet, hatte sich Betriebsratschef Benjamin Gruschka gefreut, als das Geschäft unter Dach und Fach war.
Zwei Milliarden Dollar hat Ford in Köln investiert, um hier ein hochmodernes Werk zur Produktion von E-Autos und Komponenten zu errichten. Im Sommer 2023 haben Fords Nr. 1, William Clay Ford Jr., und der damalige Bundeskanzler Olaf Scholz das Werk feierlich eingeweiht.
Kurzarbeit wird nicht eingeführt
Die Fertigung der ersten E-Autos verzögerte sich dann aber um fast ein Jahr, weil die Autos eine neue Batterie erhalten sollten. Gefertigt wird der Explorer jetzt seit Sommer des abgelaufenen Jahres, verkauft wird er seit Herbst. Die Fertigung des Capri begann im Herbst, verkauft an Kunden wird er ab Januar.
Kurzarbeit führt Ford jetzt allerdings nicht ein. Die hatte es allerdings schon bald nach Fertigungsstart gegeben. Bis zu den Weihnachtsferien wurde nur jede zweite Woche gearbeitet. Auch im laufenden Jahr wurde zeitweise noch kurz gearbeitet oder es gab kollektiven Urlaub rund um Ostern.
Weiter zwei Schichten im Batteriewerk
Außerdem wurde die Tagesbaurate von 630 auf 480 E-Autos gesenkt. Es dürften aktuell sogar noch etwas weniger sein. Ford baut nicht auf Halde, betonte der Autobauer immer wieder.
Damit ist auch die im Sommer in Betrieb genommene Batteriefertigung im früheren Motorenwerk nicht ausgelastet 370 Batterien pro Schicht können hier gebaut werden, im Zwei-Schicht-Betrieb 740. Hier bleibt es aber bei zwei Schichten.