Donald Trump äußert sich zu einer möglichen Lieferung von Tomahawk-Marschflugkörpern. Moskaus Propagandisten wirken derweil nervös.
Schrille Töne aus MoskauTrump trifft Tomahawk-Entscheidung – Selenskyj deutet Flamingo-Angriffe an

US-Präsident Donald Trump scheint zu einer Lieferung von Tomahawk-Marschflugkörpern an die Ukraine zu tendieren. (Archivbild)
Copyright: ANDREW CABALLERO-REYNOLDS / AFP
Gleich zweimal warnte Kremlchef Wladimir Putin in den letzten Tagen die USA vor einer Lieferung von Tomahawk-Marschflugkörpern – doch US-Präsident Donald Trump scheint das nicht abzuhalten. Am Montagabend deutete der Republikaner nun an, dass er zu einer Lieferung der weitreichenden Waffen tendiert – vorbehaltlich einiger offener Fragen.
Er habe „eine Art Entscheidung getroffen“, antwortete der US-Präsident auf die Nachfrage eines Reporters. „Ich möchte wissen, was sie mit den Tomahawks machen. Wohin sie sie schicken. Ich denke, diese Frage muss ich stellen“, fügte Trump an und betonte, dass er keine Eskalation des Krieges anstrebe.
Donald Trump „möchte wissen, was sie mit den Tomahawks machen“
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte die USA zuvor darum gebeten, Tomahawks an europäische Staaten zu verkaufen, die dann an die Ukraine weitergeleitet werden könnten. Die Marschflugkörper könnten unter anderem die russische Hauptstadt Moskau erreichen.
Alles zum Thema Donald Trump
- Hoffnung auf Waffenruhe in Gaza Leiser Optimismus – Gespräche über Trump-Plan gehen weiter
- Präsident des Friedens? Trump beansprucht Friedensnobelpreis – das sagen Experten
- „Wohl erst im nächsten Jahrhundert“ Moskau droht Trump und verhöhnt Deutschland – Selenskyj-Schelte für Europa
- Diplomatie in Ägypten Verhandlungen zwischen Israel und Hamas über Gaza-Krieg beginnen
- Nahostkonflikt Wadephul stärkt Israel den Rücken und stellt sich hinter Trumps Plan
- Schüsse auf Frau Trump schickt Nationalgarde nach Chicago – ins „Kriegsgebiet“
- Trump und die Hamas Ein Höllenbändiger knickt ein
US-Vizepräsident J. D. Vance hatte daraufhin bestätigt, dass eine Lieferung geprüft werde. Die finale Entscheidung liege bei Trump, erklärte Vance in der letzten Woche.
Dass Trump inzwischen offenbar zu einer Lieferung tendiert, brachte dem Republikaner prompt Lob aus der eigenen Partei ein. „Das ist eine großartige und kluge Entscheidung“, kommentierte der Kongressabgeordnete Don Bacon die Äußerungen des US-Präsidenten.
Lob für Trump: „Eine großartige und kluge Entscheidung“
„Russlands militärische und wirtschaftliche Fähigkeiten müssen gezielt geschwächt werden“, erklärte Bacon auf der Plattform X und fügte hinzu: „Wenn Putin erkennt, dass die Kosten dieses von ihm begonnenen Krieges zu hoch sind, wird er ihn beenden.“
Kremlchef Putin hatte sich zuletzt unterdessen gleich zweimal mit Warnungen zu Wort gemeldet. In einem Interview am Sonntag (5. Oktober) drohte der russische Präsident mit einer „Zerstörung“ der russisch-amerikanischen Beziehungen, falls Trump sich zu einer Lieferung von Tomahawks entscheide.
Wladimir Putin warnt gleich zweimal vor Tomahawk-Lieferung
Zuvor hatte der Kremlchef bereits bei seinem Auftritt beim Waldai-Forum in Sotschi in der letzten Woche vor einer Lieferung gewarnt. Tomahawks könnten nicht ohne die Beteiligung der US-Armee eingesetzt werden, behauptete Putin und warnte vor einer neuen Eskalationsstufe im Krieg. Der Kreml kündigte gleichzeitig eine „angemessene“ Reaktion an, falls es zu einer Tomahawk-Lieferung kommen sollte.
Neben den ungewöhnlichen öffentlichen Wortmeldungen des Kremlchefs deutet auch die Berichterstattung in den russischen Staatsmedien auf eine gewisse Nervosität in Moskau hin. Die Moskauer Propagandisten thematisierten die Tomahawks in den letzten Tagen immer wieder in ihren Sendungen im Staats-TV.
„Exzellenter Grund, um Großbritannien niederzubrennen“
„Ist es das jetzt? Ist die Zeit der Süßigkeiten und Pralinen mit Trump vorbei? Bekommen wir jetzt die Peitsche? Wird Papa jetzt anfangen, Russland mit Golfschlägern zu schlagen?“, hieß es etwa kürzlich von TV-Moderator Wladimir Solowjow, der kurzerhand forderte, die Ukraine zu „zerstören und in die Steinzeit zurückzuversetzen“.
Eine Tomahawk-Lieferung mache die USA zu einem direkten „Teilnehmer des Konflikts“ befand Solowjow zudem in seiner Sendung am Sonntagabend und brachte als russische Antwort Angriffe auf Europa ins Spiel. „Wir werden einen exzellenten Grund haben, um Großbritannien niederzubrennen“ hieß es von Solowjow mit Blick auf eine mögliche russische Reaktion auf Tomahawk-Angriffe auf Ziele tief in Russland.
Wolodymyr Selenskyj deutet Flamingo-Angriffe an
Während aus Russland schrille Töne kommen, hat der ukrainische Präsident Selenskyj zu Wochenbeginn angedeutet, dass die Ukraine nicht nur auf die amerikanischen Tomahawks hofft, sondern offenbar auch den eigenen Flamingo-Marschflugkörper mittlerweile zum Einsatz bringt.
Der ukrainische Präsident habe „angedeutet, dass die Ukraine begonnen habe, nicht nur Drohnen, sondern auch den neu entwickelten Flamingo einzusetzen“, um Ziele in einer Entfernung von bis zu 3.000 Kilometern innerhalb Russlands anzugreifen, berichtete die ukrainische Zeitung „Kyiv Post“ über die jüngsten Äußerungen des Ukrainers.
Selenskyj verweist auf Videos von Angriffen in sozialen Netzwerken
„Anhand der Fragmente in den sozialen Netzwerken kann man erkennen, wo Drohnen eingesetzt wurden und wo keine Drohnen zum Einsatz kamen“, erklärte Selenskyj dem Bericht zufolge kryptisch am Montag. Er wolle keine „operativen Details“ nennen, betonte der ukrainische Staatschef. Russland solle auf die ukrainischen Taktiken „nicht vorbereitet“ werden, führte Selenskyj bei einer Pressekonferenz mit dem niederländischen Premierminister Dick Schoof in Kyjiw aus.
Das kursierende Filmmaterial von ukrainischen Schlägen auf Ziele in Russland ermögliche es jedoch, Drohnenangriffe von Attacken mit anderen Systemen zu unterscheiden, erklärte Selenskyj – und betonte, dass nur bei etwa 60 Prozent der ukrainischen Angriffe Langstreckendrohnen zum Einsatz gebracht werden.
Auch der Flamingo kann Ziele tief in Russland erreichen
Die ukrainischen Drohnen, die zuletzt oftmals für Schläge gegen die russische Ölindustrie verwendet wurden, sollen über eine Reichweite von bis zu 1.500 Kilometern verfügen. Der neu entwickelte Flamingo-Marschflugkörper soll unterdessen bis zu 3.000 Kilometer weit fliegen können – und könnte somit Ziele tief in Russland erreichen.
Offiziell bestätigen wollten die ukrainischen Streitkräfte den Einsatz der neuen Waffe jedoch auf eine Nachfrage der „Kyiv Post“ zunächst nicht. „Uns liegen derzeit keine Informationen dazu vor“ teilte der Generalstab auf Anfrage lediglich mit. Fire Point, der Hersteller des Flamingos, hatte unterdessen vor wenigen Wochen angekündigt, die Produktionskapazität des Marschflugkörpers bis zum Oktober auf sieben Flamingos pro Tag steigern zu wollen.