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Laden, wenn es günstig istWie intelligente Stromzähler funktionieren und für wen sie sich lohnen

Lesezeit 5 Minuten
Eine Person hält ein Smart Meter in der Hand

Smart Meter können Verbraucherinnen und Verbrauchern große Ersparnisse bei den Stromkosten bringen.

Der Bund treibt die Nutzung sogenannter Smart Meter voran. Doch wie funktionieren die überhaupt? Und wie kann ich davon profitieren?

Strom beziehen wir aus der Steckdose. Aber wie viel genau? Das sieht man unregelmäßig beim schnellen Blick auf den Stromzähler. In einer Welt zwischen Smart Homes und Smartphones geht das auch effektiver. Und zwar mit, wie sollte es anders sein, Smart Metern, intelligenten Stromzählern. Auch mit Blick auf die immer wichtiger werdenden erneuerbaren Energien sollen diese Stromzähler künftig eine wichtige Rolle spielen. Ab 2025 sollen alle Stromversorger diese intelligenten Zähler und entsprechende Tarife anbieten müssen, das hat der Bundestag beschlossen. Derzeit gibt es diese Pflicht nur für große Versorger. Wir erklären, wie ein Smart Meter funktioniert – und ob sich damit Strom und Geld sparen lassen.

Brauche ich einen intelligenten Stromzähler?

Ein Smart Meter brauchen alle Verbraucherinnen und Verbraucher, die einen dynamischen Stromtarif abschließen möchten.

Was ist ein dynamischer Stromtarif?

Bei einem klassischen Stromtarif vereinbaren Kundinnen und Kunden mit dem Versorger einen fixen Preis pro Kilowattstunde. Dieser gilt dann zunächst einmal.

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Weil der Preis an der Börse, wo die Versorger den Strom einkaufen, aber regelmäßig schwankt, ist in dem fixen Preis für Kundinnen und Kunden eine Art Ausgleich für diese Schwankungen enthalten. Damit sichern sich die Versorger ab, falls der Preis an der Börse während der Vertragslaufzeit stark ansteigen sollte. Dieser Ausgleich ist selten vorteilhaft für Verbraucherinnen und Verbraucher.

Bei dynamischen Tarifen ist solch ein Ausgleich nicht nötig. Denn sie haben keinen fest im Vertrag verankerten Strompreis. Stattdessen passt dieser sich in Echtzeit dem Preis an der Börse an. Laut des Ratgeberportals „Finanztip“ kann das innerhalb eines Tages Schwankungen um bis zu 20 Cent bedeuten. Damit das funktioniert, brauchen Kundinnen und Kunden einen intelligenten Stromzähler.

Lassen sich mit Smart Meter und dynamischem Tarif Strom und Geld sparen?

„Wie viel Strom verbraucht welches Gerät, zu welchen Tageszeiten ist der Verbrauch am höchsten und wo gibt es die größten Einsparpotenziale?“ All das kann ein Smart Meter Verbraucherinnen und Verbrauchern verraten, zählt Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des Digitalverbands Bitkom, auf. „Smart Meter werden die Menschen beim Energiesparen massiv unterstützen. Der eigene Verbrauch wird dann perspektivisch etwa per Smartphone-App so einfach abzulesen sein wie der Spritverbrauch beim Auto oder der Ladestand des Handys.“

Und aufgrund des dynamischen Tarifs lässt sich nicht nur Strom sparen, sondern darüber hinaus auch Geld. Wird zu einem bestimmten Zeitpunkt viel Strom verbraucht, aber wenig Strom ins Netz eingespeist, wird dieser teurer. Das ist zum Beispiel morgens und abends der Fall. Nachmittags und in der Nacht ist es hingegen andersherum, hier können Verbraucherinnen und Verbraucher sogar von negativen Strompreisen profitieren. Ist das Angebot an Strom deutlich höher als die Nachfrage, muss der Stromerzeuger die Abnehmenden bezahlen. Wer beispielsweise das Aufladen des E-Autos daran anpasst, kann Geld sparen.

Wer kann besonders viel Geld mit einem intelligenten Stromzähler sparen?

„Besonders Menschen mit hohen Stromkosten durch verbrauchsintensive Einzelgeräte“ könnten stark profitieren, sagt Sandra Duy. Sie ist Energieexpertin bei „Finanztip“, das eine Musterrechnung zum dynamischen Stromtarif erstellt hat.

Bei einem angenommenen Höchststrompreis von 45 Cent je Kilowattstunde (kWh) und einem niedrigsten Preis von 25 Cent je kWh sei bei Stromkunden mit einem durchschnittlichen Verbrauch, der mit E-Auto und Wärmepumpe bei etwa 7700 kWh läge, eine Ersparnis von 1500 Euro im Jahr drin. Für Haushalte ohne einzelne große „Stromfresser“ ist die Ersparnis bei dynamischen Tarifen laut „Finanztip“ dagegen wesentlich geringer.

Voraussetzung ist den Angaben zufolge, dass die Geräte, bei denen eine dynamische Nutzung möglich ist, wirklich immer nur zum günstigsten statt zum teuersten Stromtarif betrieben werden. Kühlgeräte, Leuchten oder der Computer sind also etwa ausgenommen.

Was lässt sich mit dem Smart Meter noch alles machen?

Der Name lässt es schon erahnen: Natürlich kann man ein Smart Meter mit dem Smartphone verbinden. Der Stromverbrauch wird nicht nur an den Versorger weitergegeben, sondern ist auch bequem von Kundinnen und Kunden einzusehen – mitsamt dem aktuell zu bezahlenden Strompreis.

In der Theorie bietet diese Verbindung viele Möglichkeiten, um den eigenen Haushalt energieeffizient zu halten. So kann ein Smart Meter auch erkennen, wenn ein Gerät übermäßig viel Strom verbraucht. Das kann auf einen Defekt hindeuten. Oder im Falle eines Kühlschranks, dass dieser mal wieder enteist werden sollte.

Welche Rolle spielen erneuerbare Energien beim Thema Smart Meter?

Die von Windrädern sowie Solaranlagen produzierte Menge an Strom schwankt mit dem Wetter – und sorgt damit wohl für noch größere Schwankungen an der Börse. Ab 2025 sollen alle Stromversorger dynamische Tarife anbieten müssen, bei denen der Strompreis je nach Angebot steigt oder sinkt. Derzeit gibt es diese Pflicht nur für große Versorger.

Dynamische Tarife sollen dann Anreize setzen, Wäsche zu waschen oder das Elektroauto zu laden, wenn gerade viel Strom vorhanden und der Preis günstig ist. Das könnten Verbraucher künftig per App steuern. Zudem werde ein gezielterer Verbrauch dazu beitragen, das Stromsystem insgesamt zu stabilisieren, so die Grünen-Abgeordnete Ingrid Nestle.

Welche Mehrkosten kann ein intelligenter Stromzähler verursachen?

Die in Echtzeit weitergegebenen Preisschwankungen sorgen natürlich für mehr Tiefen, aber auch Höhen. So kann es sein, dass der Strompreis zwischenzeitlich überproportional teuer ist. Die Ausgaben für Strom sind so schlechter zu planen. Zudem fallen Mehrkosten durch das intelligente Messsystem an. Die Kosten für den Einbau trägt zwar der Messstellenbetreiber, dieser kann in der Folge jedoch die Zählergebühr erhöhen.

Hier will die Bundesregierung aber eingreifen: Privatleute und kleine Verbraucher sollen für einen intelligenten Stromzähler künftig nicht mehr als 20 Euro pro Jahr zahlen müssen. Für Haushalte mit steuerbaren Verbrauchseinrichtungen wie Wärmepumpen sollen es 50 Euro pro Jahr sein. Das Einsparpotenzial liegt, wie „Finanztip“ gezeigt hat, je nach Haushalt deutlich darüber.

Wird ein intelligenter Stromzähler installiert, kann der Einbau eines neuen Zählerschranks erforderlich werden. Der Deutsche Mieterbund betont, dass Vermieter diese Kosten tragen und sie nicht auf die Mieter umlegen dürften. „Außerdem müssen alle Anforderungen an den Datenschutz und die Datensicherheit von Mietenden gewährleistet werden.“ Hierzu haben Abgeordnete der Regierung bereits versichert, dass der Datenschutz gewahrt und sogar noch verbessert werde. (mit dpa)

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