StilkolumneWorauf es bei der perfekten Tischordnung ankommt

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Wer sitzt wo? Eine Tischordnung vermeidet Unsicherheit und Unmut.

  • Aber bitte mit Stil! In unserer Kolumne „Wie geht’s?“ dreht sich alles um das richtige Verhalten. Ob bei offiziellen Anlässen, beim Essen, im Gespräch oder vor dem Kleiderschrank.
  • Protokollchefin i.R. Ingeborg Arians, Modeexpertin Eva Reik, Restaurant-Chef Vincent Moissonnier sowie Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch schreiben abwechselnd über das richtige und stilvolle Auftreten.
  • In dieser Folge gibt Ingeborg Arians Ratschläge, wie Sie bei einer Hochzeitsfeier eine gute Tischordnung festlegen.

Köln – Endlich kann man wieder an große Feste mit vielen Gästen denken. Lange auf Eis gelegte Pläne werden reaktiviert. Wer jetzt eine besondere Feier – sagen wir, eine Hochzeit – vorbereitet, stößt irgendwann auf die Frage: Welcher Gast sitzt wo?

Die Tischordnung! Vielleicht jagt schon das Wort Ihnen einen Schrecken ein: Bloß nicht so eine steife Angelegenheit! Aber führen Sie sich einmal das Gegenteil vor Augen: Alle Gäste bekommen beim Eintreffen gesagt, „Setzt euch hin, wo ihr wollt!“ – Ich garantiere Ihnen: der totale Stimmungskiller. Es entsteht Unsicherheit, Unruhe, schlimmstenfalls sogar ein heilloses Durcheinander. Eine gut durchdachte Platzierung hingegen ist ein Garant für ein gelungenes Fest.

Wer harmonisiert mit wem?

Es gelten dafür drei Kernregeln:

  • Ehre, wem Ehre gebührt.
  • Jeder Gast hat einen guten Gesprächspartner verdient.
  • Streithähne und Lieblingsfeinde gehören voneinander getrennt.

Die beiden letztgenannten Regeln garantieren den Gästen im Handumdrehen einen kurzweiligen, anregenden und stimmungsvollen Abend. Man muss sich dafür nur ein bisschen Arbeit machen und gut überlegen, wer mit wem harmoniert. Welche Gemeinsamkeiten haben die Gäste? Familiäre Bande? Gleiche Herkunft? Gemeinsamer Wohnort? Ähnliche Interessen, Hobbys oder Tätigkeitsfelder? Ein beruflicher Zusammenhang? All das will berücksichtigt sein.

Zur Person

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Ingeborg Arians

Foto: Michael Bause

Ingeborg Arians, geboren 1954, hat Sprachen und Volkswirtschaftslehre studiert und ist Dipl.-Übersetzerin für Französisch, Spanisch und Englisch. Von 1986 bis 2019 war sie Leiterin der Abteilung Repräsentation und Protokoll im Amt der Oberbürgermeisterin der Stadt Köln. In dieser Zeit arbeitete sie für insgesamt vier Oberbürgermeister und die amtierende OB Henriette Reker.

Jenseits dessen – und da bin ich bei Regel 1 – gibt es gewisse Platzierungspflichten. Am leichtesten kommt man ihnen nach, wenn man die Gäste auf mehrere runde Tische verteilt, günstigerweise Achtertische, die eine Konversation aller mit allen erlauben. Der Haupttisch darf größer sein. Hier gehören die Eltern, die Trauzeugen mit ihren Partnern und dann noch einige Gäste hin, deren besondere Bedeutung für das Brautpaar augenfällig ist: der Gast mit der weitesten Anreise, die einzige Schwester des Bräutigams, der alleinstehende Patenonkel der Braut...

Ein Katzentisch für Singles ist ein No Go

Weitere Gäste, die den Brautleuten eng verbunden sind, aber nicht mehr an ihren Tisch passen, kann man zu  „Tisch-Gastgebern“ erklären. Das erleichtert es übrigens auch, den einen oder anderen „hochrangigen Gast“ würdig zuzuordnen. Haben Sie Mut zur bunten Mischung! Setzen Sie niemals nur Gäste zusammen, die ohnehin ständig miteinander zu tun haben. Und variieren Sie mit Paaren und Einzelgästen. Ein Katzen- oder Kuppeltisch für Singles ist ein No Go.

„Wie geht’s?“

In unserer Kolumne beantworten vier Experten abwechselnd in der Zeitung Ihre Fragen zum stilsicheren Auftreten in allen Lebenslagen. Ingeborg Arians, Protokollchefin der Stadt Köln a.D., weiß, wie man sich bei offiziellen Anlässen richtig verhält. Journalistin Eva Reik kennt sich bestens aus mit Mode und der passenden Kleidung zu jeder Gelegenheit. Vincent Moissonnier, Chef des gleichnamigen Kölner Restaurants, hat die perfekten Tipps zu Tischmanieren ohne Etepetete. Und Anatol Stefanowitsch, Professor für Sprachwissenschaft, sagt, wie wir mit Sorgfalt, aber ohne Krampf kommunizieren. (jf)

Senden Sie uns Ihre Fragen bitte per Mail an: Stilkolumne@dumont.de

An den Tischen muss nicht jeder Platz individuell ausgewiesen sein. Dieser Kompromiss zwischen festgelegter Tischordnung und freier Platzwahl am Tisch ermöglicht es Paaren, sich selbstständig zu sortieren, indem sie sich nebeneinander setzen – oder eben auch nicht. Eine alphabetische Namensliste, Tischnummern und eine Saalskizze am Eingang geben den Gästen bereits beim Aperitif eine Orientierung. Originell kreativ gestaltete Tischkarten sind für viele Gäste ein schönes Erinnerungsstück. Wenn Sie alle Gäste bei Ihrer Tischrede namentlich nennen, können sich Tischnachbarn gegenseitig gut einordnen.

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Und dann noch ein letztes Wort an alle Gäste: Nicht erlaubt und unverzeihlich ist die eigenmächtige Veränderung der Tischordnung. In einer Sekunde würde grob der Wunsch der Gastgeber missachtet und buchstäblich vom Tisch gewischt. Hier gilt: Lassen Sie sich darauf ein, was die Gastgeber sich für Sie überlegt haben! Am Ende der Feier werden Sie vermutlich positiv überrascht nach Hause gehen. 

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