Während andere Hersteller wegen Trumps Zollplänen leiden könnten, bleibt Tesla durch sein eigenes Ladenetz unberührt und dominiert den Markt.
ElektromobilitätTrump bremst E-Autos aus - warum das ausgerechnet Musk gefällt

Platzhirsch auf dem US-E-Automarkt: Bei den Verkäufen kommt an erster Stelle Tesla – und dann lange nichts.
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Bereits am ersten Tag seiner Amtszeit stellte Donald Trump klar, was er vom Mobilitätswandel hält: wenig. Er werde die „Vorschrift für Elektrofahrzeuge“ abschaffen, heißt es in einem Erlass vom 20. Januar; alle staatlichen Maßnahmen, „die Elektrofahrzeuge gegenüber anderen Technologien bevorzugen“, sollen beendet werden. Ziel sei „eine echte Wahlfreiheit für Verbraucher“.
Auch Vorgänger Joe Biden hatte ein Ziel. Die USA, schrieb der Ex-Präsident 2021 in einem Erlass, müssten „bei sauberen und effizienten Autos und Lastwagen weltweit führend sein“. Mit entsprechenden Emissionsstandards solle erreicht werden, dass 2030 jeder zweite Neuwagen emissionsfrei sei, schrieb Biden.
Jeder zweite Stromer im Jahr 2024 ein Tesla
Zwei Präsidenten, zwei grundverschiedene Positionen zur E-Mobilität – die in den USA mit 1,3 Millionen verkauften Stromern zuletzt einen Aufschwung erlebte. Der nun womöglich wieder abgewürgt wird: Denn mit dem Erlass will Trump die Steuergutschrift von bis zu 7500 Dollar für E-Auto-Käufer ebenso einkassieren wie ein milliardenschweres Programm zum Ausbau der Ladeinfrastruktur.
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Man könnte vermuten, dass der E-Auto-Milliardär und Trump-Vertraute Elon Musk in diesem Punkt nicht mit dem Staatschef übereinstimmt. Tatsächlich aber begrüßt der Tesla-Chef den Schritt: „Streicht die Subventionen. Das wird Tesla nur helfen“, schrieb Musk vor Monaten auf X. Der Grund: Tesla ist in den USA hochprofitabel und beherrscht trotz zuletzt schwächerer Zahlen den dortigen E-Auto-Markt, während viele Modelle anderer Hersteller es schwer haben, sich zu etablieren.
2024 kam jeder zweite in den USA verkaufte Stromer aus Musks Fabriken. Musk ist der Ansicht, Kaufanreize nützten vor allem seiner aufstrebenden Konkurrenz; und auch das Aus für das Ladepunkt-Programm kann ihn kaltlassen, denn Tesla betreibt sein eigenes Ladenetz. Heißt: Der Wegfall der Förderungen würde den Platzhirschen nicht existenziell treffen, andere wie den VW-Partner Rivian hingegen schon.
Deutsche Hersteller hinken hinterher
Die deutschen Hersteller profitieren ohnehin nicht vom Kaufanreiz der Steuergutschrift: Ihre Modelle erfüllen nicht die behördlichen Vorgaben, die sich etwa nach der Herkunft der Batteriekomponenten richten. Überhaupt spielen VW und Co. mit 100.000 verkauften Elektroautos eine eher marginale Rolle auf dem US-Markt. Ihr Geschäft machen sie mit Verbrennern. Die größere Gefahr stellen Trumps Zollpläne dar – aber Trumps Vorgehen wird es ihnen zumindest nicht leichter machen, den Anteil an Stromern zu steigern.
Zu möglichen Folgen des Erlasses äußert sich der deutsche Branchenverband VDA nicht konkret. Nur so viel: „Für uns sind die Handels- und Investitionsbeziehungen mit den USA von hoher Bedeutung – und jede Änderung der Rahmenbedingungen kann sich auf die wirtschaftliche Situation der Branche, auf Arbeitsplätze und auf die Verbraucherinnen und Verbraucher auswirken“, sagt ein Sprecher auf Anfrage.
Insbesondere für VW birgt der Trump-Erlass ein weiteres Risiko. Mit der Wiederbelebung der Marke Scout unternehmen die Wolfsburger einen neuen, rein auf den US-Markt zielenden Anlauf bei E-Autos und investieren fünf Milliarden Euro in ein neues Werk. Da Scout vor allem für Menschen in ländlichen Regionen interessant sein soll, könnte ein Ausbaustopp der Ladeinfrastruktur die Marke weniger attraktiv machen.
Einiges spricht dafür, dass es dem Republikaner Trump, der im Erlass zugleich die Öl- und Gasförderung stärkt, gar nicht so sehr um Sinn und Unsinn der Klimapolitik geht. Der Mobilitätswandel ist in den USA ein Kernthema der Demokraten. Bundesweite Förderprogramme wie die Steuergutschrift und die Ladesäulenoffensive wurden noch von Biden auf den Weg gebracht. Unter den Bundesstaaten, die eigene Programme aufgelegt haben, ist die Demokraten-Hochburg Kalifornien in Sachen Elektromobilität führend.
Der mit Abstand wirtschaftsstärkste Bundesstaat hat sich ambitionierte Klimaziele gesetzt, etwa Nullemission bis 2045. Außerdem wurden entsprechende Vorgaben auf den Weg gebracht, die andere Staaten weitgehend übernommen haben – ebenfalls auf Initiative Bidens. Ende 2023 waren es 17 Bundesstaaten, nur drei von ihnen von Republikanern regiert.
Erst im Dezember hat die US-Umweltbehörde EPA Kalifornien erlaubt, ein weitgehendes Verbrenner-Aus für das Jahr 2035 auf den Weg zu bringen. Diesem Vorhaben wollten sich weitere Bundesstaaten anschließen oder haben das bereits getan. Da aus Washington nun Gegenwind zu erwarten ist, rechnen Beobachter damit, dass einige „E-Auto-Staaten“ gegen Trump vor Gericht ziehen werden. Und diese Verfahren können Jahre dauern.