Infoveranstaltung zu WindkraftBis zu 32 neue Anlagen in Bornheim geplant

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Auf große Resonanz stieß die von der CDU Bornheim organisierte Infoveranstaltung zum Windpark in der Rheinebene. Lutz Wehrend (stehend) konnte Clara Ukat und Klaus Wildrath von der REA Firmengruppe (links) und den Bornheimer Beigeordneten Manfred Schier (rechts) begrüßen.

Auf große Resonanz stieß die von der CDU Bornheim organisierte Infoveranstaltung zum Windpark in der Rheinebene.

Das Interesse war groß an einer Informationsveranstaltung der CDU Bornheim zu geplanten Windrädern in der Rheinebene.

„Wir werden auf jeden Fall bauen. Bedenken aus Sicht des Denkmalschutzes sind wir gewohnt. Der Bau von Windenergieanlagen ist ein komplexes Verfahren, es gibt immer Überraschungen.“ Klaus Wildrath, Geschäftsführer der REA Firmengruppe aus Düren, zeigte sich beim Informationstermin in Sechtem entspannt, was die Ablehnung der Bornheimer Windkraftpläne angeht. 130 Interessierte aus Sechtem, Wesseling und den Bornheimer Rheinorten waren ins katholische Pfarrheim gekommen, um sich Informationen aus erster Hand anzuhören. Gastgeber war der CDU-Stadtverband.

Die Christdemokraten hatten die potentiellen Betreiber des Windparks in der Rheinebene eingeladen, die Pläne erläuterten Geschäftsführer Klaus Wildrath und Projektleiterin Clara Ukat. Gebaut werde in zwei Abschnitten. Noch in diesem Jahr wird die Baugenehmigung vom Rhein-Sieg-Kreis erwartet, dann könnten 2024 die europaweiten Ausschreibungen, weitere Planungen und schließlich die Auftragsvergabe für den Bau der Anlagen im ersten Bauabschnitt erfolgen. 2025 wäre Baubeginn, 2026 könnten die ersten Windenergieanlagen (WEA) bei Sechtem in Betrieb genommen werden, sagte Wildrath. Geplant seien zunächst sechs Windräder, im zweiten Bauabschnitt Richtung Eichenkamp und südwestlich Richtung Bahnlinie könnten sechs bis acht weitere Anlagen entstehen.

Auch auf dem Villerücken will die Dürener Firmengruppe, die seit 25 Jahren am Markt ist, bauen. Die zweite Konzentrationszone des Teilflächennuzungsplans teilen sich die Stadtwerke Aachen AG (Stawag) und die Firma REA auf. Laut Wildrath plane die REA am Vorgebirgshang acht bis zehn Anlagen, die Stawag weitere acht. Andere Projektierer gebe es nicht. Die Unternehmen hätten bereits Vorverträge mit den entsprechenden Grundstückseigentümern abgeschlossen.

Wir sind da ganz entspannt, die Argumentation der Bezirksregierung verfängt bei uns nicht. Unsere Visualisierungen zeigen, dass von den Schlössern nicht einmal die Spitze eines Rotorblattes zu sehen ist
Manfred Schier, Erster Beigeordneter

Der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Lutz Wehrend hatte die Bürger noch kurz informiert, dass die Bezirksregierung Köln die vom Stadtrat mehrheitlich beschlossenen Konzentrationszonen abgelehnt habe, weil die Sichtachsen vom Schloss Augustusburg als UNESCO-Weltkulturerbe Richtung Siebengebirge eingeschränkt seiten (die Rundschau berichtete).  „Wer sich nun freut, dass keine Windräder gebaut werden, der täuscht sich. Ohne die ausgewiesenen Konzentrationszonen könnte jeder Investor beantragen, an geeigneten Stellen im Stadtgebiet Windenergieanlagen zu errichten.“ Das könne auch bedeuten, dass die Anlagen dann deutlich näher an die Wohnbebauung heranrücken als die derzeit noch vorgegebenen 1000 Meter Abstand. Beigeordneter Manfred Schier dazu:  „Wir sind da ganz entspannt, die Argumentation der Bezirksregierung verfängt bei uns nicht. Unsere Visualisierungen zeigen, dass von den Schlössern nicht einmal die Spitze eines Rotorblattes zu sehen ist.“

Schier kritisierte, dass die Bezirksregierung der Stadt Steuerungsmöglichkeiten aus der Hand nehmen würde, ohne selbst Empfehlungen zu geben, was stattdessen möglich sei. Spannend werde es, wenn der Kreis den Bau der Anlagen genehmige, die Bezirksregierung aber nicht. Die Stadt will jetzt klagen, Schier hofft auf ein schnelles Urteil zugunsten der Stadt. Bis Ende Januar 2024 muss ein rechtskräftiger Teilflächennutzungsplan vorliegen, danach drohe Windrad-Wildwuchs.

Lauststärke wie Blätterrascheln

Die Bürger trieb vor allem die Sorge vor Schallimmission und Schattenwurf der Anlagen um. Mit einer Höhe von 250 Metern werden die neuen Windräder in der Rheinebene deutlich höher als beispielsweise die beiden in den 2000er Jahren gebauten Windräder auf Wesselinger Gebiet mit etwa 147 Metern. Zum Vergleich: der Bonner Posttower misst  162,5 Meter. Wie Clara Ukat erklärte, seien nicht mehr als 35 Dezibel wegen der modernen Anlagentechnik zu erwarten, das entspricht einem Blätterrascheln. „Damit liegen wir absolut im Rahmen, wir erfüllen mehr, als wir eigentlich müssten, und nachts fahren wir sowieso im reduzierten Modus.“ Wildrath ergänzte: „35 Dezibel werden Sie kaum hören können. Das gilt für alle angrenzenden Ortschaften.“

Die Vorbelastungen durch die Industrieanlagen, das Umspannwerk und die Autobahn seien deutlich höher. Auch die beiden kleinen Windräder in Wesseling seien lauter: „Heute würden solche Anlagen nicht mehr genehmigt", sagte Wildrath. Auch der Schattenwurf werde gemäß den gesetzlichen Vorgaben beachtet, sodass die Anwohner auch dadurch nicht übermäßig belastet werden. Wie es mit „Bürgerwindrädern“ und Genossenschaftsmodellen aussehe?  „Wir stehen dem offen gegenüber, das ist auch unsere Philosophie. Dazu verpflichtet sind wir aber nicht“, betonte Klaus Wildrath. Über etwaige Beteiligungsmodelle müsse aber die Politik entscheiden.Lutz Wehrend erklärte: „Die Politik ist an der Sache dran. Das Thema kommt jetzt in die Ausschüsse. Wir möchten alle Interessen der Bürger berücksichtigen.“


Zahlen

Die Gesamthöhe pro Windrad beträgt exakt 246,6 Meter, die Nabenhöhe 166,6 Meter und der Rotordurchmesser 160 Meter. Jede Anlage erreicht eine Leistung von 5560 Kilowattstunden, das sind bei sechs Anlagen 75.000 Kilowattstunden pro Jahr; damit können 21.500 Haushalte versorgt werden. Pro Jahr könne die Stadt mit rund 150.000 Euro aus der kommunalen Teilhabe nach der EEG-Umlage zum Ausbau der Erneuerbaren Energien rechnen. Da keine geeigneten Ausgleichsflächen für die Eingriffe in das Landschaftsbild zur Verfügung stehen, zahle der Betreiber noch einmal zirka 100.000 Euro an das Kreisumweltamt. Ob Bornheim von dem Geld profitiere, müsste noch mit der Behörde in Siegburg geklärt werden.

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