Historische DampflokMit Sechtemer Wasser ins Ahrtal und zurück

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Die Dampflokomotive 78 468 legt am Bahnhof in Sechtem einen Stopp zum Nachtanken ein und lockt zahlreiche Eisenbahnbegeisterte an.

  • Auf ihrer Fahrt von Münster ins Ahrtal machte eine historische Lok in Bornheim-Sechtem Station.
  • Dort pumpte die Freiwillige Feuerwehr acht Kubikmeter Wasser in den Zug.
  • Der Halt des historischen Zuges wurde von Hunderten Schaulustigen gefeiert.

Bornheim-Sechtem – Was für ein Empfang: Hunderte Eisenbahnfans waren am Samstagvormittag zum Bahnhof nach Sechtem gekommen. Viele winkten, andere jubelten sogar, als mit etwa 20 Minuten Verspätung Triebfahrzeugführer Stephan Jeggle mit der Dampflokomotive 78 468 und neun Personenwaggons im Schlepp in den Bahnhof einlief.

Auf ihrer Sonderfahrt von Münster ins Ahrtal und wieder zurück musste die Dampflok in Sechtem auf der Hin- und Rückfahrt einen Zwischenstopp einlegen um Wasser aufzutanken. „Ohne Wasser können wir keinen Dampf produzieren, und ohne Dampf fährt die Dampflok nicht“, erklärte Jannik Mählmann.

Heizer Jannik Mählmann schippt die Kohle in den Ofen, der Dampf steigt überall entlang der Lok auf.

Heizer Jannik Mählmann schippt die Kohle in den Ofen, der Dampf steigt überall entlang der Lok auf.

So wie das gesamte Zugpersonal arbeitet auch er ehrenamtlich. „Ich bin Heizer und für die Spätschicht eingeteilt“, erklärte er und deutete dann auf seinen Kollegen Burkhard Rassat. Dessen Aufgabe war es, den Kohleofen der historischen Lokomotive auf der Hinreise heiß zu halten. „Wir haben 4,5 Tonnen Steinkohle an Bord“, berichtete Mählmann. In den Wasserkessel der Lok passen zwölf Kubikmeter Wasser. Weitere 25 Kubik könnten in einem separaten Kessel mitgenommen werden.

Freiwillige Feuerwehr Sechtem betankte die Dampflok

„Wir haben die Lok mit insgesamt 8000 Liter Wasser betankt“, erklärte Markus Braun von der Freiwilligen Feuerwehr Sechtem. Zusammen mit vier seiner Kollegen und der gesamten Jugendgruppe hatte die Freiwillige Feuerwehr die Aufgabe übernommen, die Lok am Bahnhof Sechtem mit Wasser zu versorgen.

Das Wasser haben sie vom Hydranten mit Schläuchen zum Kessel geführt. „Das ist für uns alle schon eine feine Aufgabe“, sagte Braun. Und Spaß habe sie den Feuerwehrleuten auch gemacht.

Fast 100 Jahre alt

1923 ist die Dampflok mit der Nummer 78 468 gebaut worden – bei der Firma Henschel in Kassel. Anfang 1924 nahm sie die Reichsbahndirektion Oppeln im Bahnbetriebswerk Gleiwitz in Dienst. 1944 kam sie ins Betriebswerk Hagen-Eckesey und überdauerte dort den Krieg.

Bis 1966 dampfte die Lok durch den Wuppertaler Raum, ehe sie nach Hamburg verlegt wurde. Ihre letzte Station für die Deutsche Bundesbahn war Hamburg-Altona, wo sie 1969 ausgemustert und ins Museum gebracht wurde.

Museumsbahner machten sie 1998 wieder betriebsbereit. Seitdem ist sie die einzige preußische T18, so die originale Typenbezeichnung, die derzeit in Deutschland noch fährt. Immer wieder wird sie für Sonderfahrten von Münster an die Ahr eingesetzt. (mfr)

Schon früh am Samstagvormittag hatten sich auch die Vereinsmitglieder des Eisenbahn-Amateurclubs Bonn/Sechtem an ihrem Vereinshaus am Bahnhof in Sechtem getroffen. „Das ist auch für uns heute ein Festtag, ein richtiges Highlight“, sagte Vereinsvorsitzender Werner Radwansky.

Er weiß alles von dieser besonderen Lokomotive. „Dieser Lok-Typ wurde nur bis 1927 gebaut“, sagte er. Die 78 468 sei die einzige ihrer Art, die noch betriebsfähig sei. Einige Modelle stünden zwar noch in Museen. „Aber die hier ist die einzige die noch fährt“, so Radwansky. Sie sei im Eigentum des Vereins Eisenbahntradition Lengerich und fahre nur im Kundenauftrag.

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Historische Lok, historische Waggons - und überall dampf und zischt es. 

Mit an Bord waren Corona-bedingt nur rund 300 Passagiere. Doch Spaß hatten auch sie alle. „Dieses Zischen klingt wie Musik in meinen Ohren“, freute sich zum Beispiel Fahrgast Beatrix Haferkamp (57) aus Duisburg. Dabei sei für sie die Geräuschkulisse der Dampflokomotive, das Schnaufen und Zischen etwa, nur eines von vielen Besonderheit, auf der insgesamt zwölfstündigen Zugreise.

„Wenn die Lok pfeift, dann fühle ich mich wie mitten in die Geschichte von Jim Knopf hineinversetzt“, erzählte sie. Öfter schon war sie in der Vergangenheit bereits in historischen Zügen unterwegs gewesen. Dabei habe sie dieses Pfeifen auch schon mit dem Handy für ihr Enkelkind aufgenommen.

Zugführer Dirk Breite kennt die Begeisterung der Fahrgäste. Es sei einfach auch fantastisch mitzuerleben, wie gut diese alte einfache Technik funktioniert. „Das ist noch eine Technik die man fühlen, spüren und sogar riechen kann – eine Technik zum Anfassen“, sagte er.

Aus Walberberg waren unter anderem Georg Bunte und Rainer Löb zum Bahnhof gekommen. In ihrer Kindheit sind solche Dampflokomotiven noch ganz regulär unterwegs gewesen. „Damals hat man die Züge noch nicht gesehen, da hat man sie schon gehört und gerochen“, lachte Löb.

Auch er liebe diesen besonderen Duft der Lokomotiven. „Und schön ist es bis heute diese dampfenden Lokomotiven zu sehen“, ergänzte Bunte. Das findet auch Achim Keuth aus Wesseling. Zusammen mit seinem Patenkind war er zum Sechtemer Bahnhof gekommen. „Ein richtiger Eisenbahnfan lässt sich einen solchen Augenblick nicht entgehen“, sagte er.

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Keuth ist auch Mitglied im Verein der Wesselinger Eisenbahnfreunde. Und ein bisschen bedauerte er am Wochenende, dass er nicht in der Zeit herangewachsen ist, in der zumeist solche und ähnliche Dampflokomotiven auf dem Schienennetz in Deutschland unterwegs waren.

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