Unvergesslich: Eine Klasse für sichVolleyballerinnen aus Marmagen spielten 2. Liga

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Gerade bei Heimspielen waren die Eifel-Ladys eine Macht.

Marmagen-Nettersheim – Mehr oder weniger einen Durchmarsch von der Landesliga bis in die 2. Bundesliga Nord machen die Volleyballerinnen der SG Sportfreunde 69 Marmagen-Nettersheim zwischen 2007 und 2016. Dies ist auch ein Verdienst von Spielertrainerin Judith Pelzer, 50-fache deutsche Nationalspielerin und Deutschlands Volleyballerin des Jahres 1999. Die erfolgreichen Jahre der Eifel-Ladys erlebt Judith Pönsgen, Marmagener Mädchen, als Spielführerin mit. „Für mich war unser Aufstiegsspiel am 23. März 2014 der absolute Höhepunkt. Wir mussten beim Tabellenletzten in Wietmarschen (Niedersachsen) antreten. Um in die 2. Bundesliga aufzusteigen, mussten wir unser Spiel unbedingt gewinnen“, erinnert sie sich.

Aber die Sportfreundinnen finden nicht so recht ins Spiel, sind nervös und geben den ersten Satz sogar an den Underdog ab. Aber zur richtigen Zeit drehen die Eifelerinnen die Partie und die SG hat plötzlich Matchball. „Daran kann ich mich noch sehr gut erinnern. Ich musste nämlich aufschlagen. Ich war so nervös, dass ich mir fast in die Hose gemacht hätte“, so die Spielführerin. Doch die schlechte Annahme der Gegnerinnen befördert den Ball ins Netz. „Anna Romberg war vorsichtshalber zum Block hochgestiegen, brauchte aber dann nicht mehr einzugreifen“, sagt Pönsgen. Danach brechen alle Dämme.

Freudentränen flossen

„Wir lagen uns mit Freudentränen in den Armen und wurden von den mitgereisten Fans gefeiert. Sogar die Volleyballerinnen von Wietmarschen, die mit der verlorenen Begegnung abgestiegen waren, haben sich mit uns gefreut und uns Sekt spendiert“, sagt die Sportfreundin. Sie hat die Bilder noch vor Augen, als sei es erst kürzlich passiert: „So einen Moment in seinem Leben vergisst man einfach nicht. Deshalb erinnern wir uns in unserer WhatsApp-Gruppe jedes Jahr am 23. März an diesen tollen Tag.“

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Führte die Vollyballerinnen in die 2. Liga: Judith Pönsgen.

Lange feiern nach dem Spiel ist aber nicht drin. Da das Spiel an einem Sonntagnachmittag stattfindet, tritt der frischgebackene Aufsteiger mit dem Reisebus am frühen Abend noch die Rückreise in die Eifel an. Schließlich müssen die meisten Spielerinnen und Fans tags darauf arbeiten. „Wir haben auf der Heimfahrt noch einen kurzen Zwischenstopp in Köln eingelegt und wollten in einer Bar noch was feiern. Weil aber alle zu platt waren, hat das nicht mehr funktioniert“, erzählt Pönsgen.

In der Kreisliga hat sie mit Volleyball angefangen. Als man in der Landesliga spielt, droht die SG abzusteigen. Und der damalige Trainer Michael Schröder will zum Saisonende aufhören. Dann lernt Katrin Reiter - ihr damaliger Freund und jetziger Mann ist mit Sebastian Pelzer befreundet - Judith Pelzer (früher Flemig) kennen.

In ihrer aktiven Zeit als Volleyballerin hat Judith Pelzer, die zuvor Flemig hieß, eine Vielzahl von Erfolgen gefeiert. Die 50-fache deutsche Nationalspielerin beginnt ihre Karriere 1995 im Volleyball-Internat des USC Münster, wo sie zusammen mit Angelina Grün ab 1996 in der Bundesligamannschaft des USC Münster im Angriff spielt und gleich in ihrer ersten Saison deutscher Meister wird. Nur ein Jahr später spielt sie in der A-Nationalmannschaft und erlebt bei der Weltmeisterschaft im Jahr 1998 in Japan ihr erstes internationales Turnier. Die deutsche Mannschaft scheidet jedoch bereits in der Vorrunde aus.

Weitere Erfolge sind Rang vier bei der Europameisterschaft 1999 in Italien und ein Jahr später der sechste Platz bei den Olympischen Spielen in Sydney. Im Jahr 1999 wählen die Fans Judith Pelzer zur Volleyballerin des Jahres. 2002 wechselt sie zu Bayer 04 Leverkusen, wo sie ihre letzten drei Bundesliga-Jahre verbringt. Nach ihrem erfolgreichen Jurastudium in Münster arbeitet Judith Pelzer jetzt als Rechtsanwältin in Schleiden. Im Jahr 2007 übernimmt sie als Spielertrainerin die erste Volleyball-Damenmannschaft der SG Sportfreunde 69 Marmagen-Nettersheim. Aufgrund ihrer Verbindungen formt sie aus ehemaligen Bundesliga-Spielerinnen und den Marmagener Eigengewächsen ein homogenes Team.

Die Eifel-Ladys machen einen Aufstieg nach dem anderen klar. Zunächst von der Landesliga über die Verbands- in die Oberliga. 2010 dann in die Regionalliga West, drei Jahre später in die Dritte Liga. Das absolute Highlight der Sportfreundinnen ist im Jahr 2014 der Aufstieg in die 2. Bundesliga Nord. (mez)

Pelzer soll gesagt haben, sie wolle mal gerne mittrainieren und noch was Volleyball spielen. „Als sie dann in die Halle reinkam, stand uns der Mund weit offen. Bei ihrer Größe haben wir nur Beine gesehen“, erinnert sich die Spielführerin und lacht. Pelzer habe sofort ihren Ehrgeiz durchblicken lassen und Druck aufgebaut. Nur wenn die Mannschaft nicht aus der Landesliga absteige, werde sie das Traineramt übernehmen, soll sie angekündigt haben. Für das Team ist das Ansporn genug. Bereits ein Jahr später ist der Aufstieg in die Verbandsliga eingetütet. Es folgen die Aufstiege in die Oberliga, Regionalliga, 3. Liga und schließlich 2. Bundesliga.

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Lange Zeit waren die Sportfreundinnen das sportliche Aushängeschild des Kreises.

Judith Pelzer habe es verstanden – auch aufgrund ihrer Verbindungen – , einen Mannschaftsmix aus Marmagener Spielerinnen und ehemaligen Profis harmonisch zusammenzustellen. „Es war ein großer Zusammenhalt. Wir haben als Mannschaft viel unternommen. Das hat uns zusammengeschweißt. Menschlich hat es auch super gepasst. Der Beweis ist, dass wir jetzt noch jedes Jahr eine Mannschaftstour machen“, sagt die Spielführerin nicht ganz ohne Stolz.

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Man habe sogar von jeder Spielerin Panini-Hefte gemacht. Außerdem haben die Eifel-Ladys Pantoffeln mit dem Logo „2. Bundesliga“ und einen Siegelring. „Erfolg und Spaß, den wir in der Zeit hatten, kann uns niemand mehr nehmen. Da haben wir in Jahren noch viel zu erzählen“, sagt Judith Pönsgen. Später löst sich das Team komplett auf.

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