TNT - Thesen von Thomas und TomKevin Greuel macht den Nagelsmann

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Von der Erft an den Veybach: Auch Torwart Jan Beyers verlässt die JSG Erft 01 und schließt sich im Sommer dem SC Wißkirchen an.

Von der Erft an den Veybach: Auch Torwart Jan Beyers verlässt die JSG Erft 01 und schließt sich im Sommer dem SC Wißkirchen an.

Euskirchen-Wißkirchen – Der SC Wißkirchen wird durch den neuen Trainer Kevin Greuel zur JSG Erft 02.

Thomas: Diesen Eindruck kann man gewinnen, wenn man sich anschaut, wer aktuell und in Zukunft die JSG Erft 01, Greuels bisherigen Verein, verlässt und bereits jetzt oder im Sommer zum SC Wißkirchen geht – allen voran natürlich Torjäger Timo Quast, von dem sein jetziger Trainer Stephan Reimer behauptet, er sei der beste Stürmer im Kreis Euskirchen. Das hat ein bisschen was von Julian Nagelsmann bei dessen Wechsel von RB Leipzig zum FC Bayern. Denn Dayot Upamecano und Marcel Sabitzer begleiteten ihn ja beim Vereinswechsel. Kevin Greuel ist also der Julian Nagelsmann, nur in kleineren Dimensionen. Statt von der Weißen Elster an die Isar wechselt er von der Erft an den Veybach, statt Dayot heißt es bei ihm eher „Da jö“.

Thomas Schmitz

Thomas Schmitz

Tom: Kevin Greuel wird dem SC Wißkirchen guttun. Aber Greuel muss sich – und auch den Kritikern – erst einmal beweisen, dass er auch Seniorentrainer kann. Als Jugendtrainer kann und braucht er sich im Kreis nicht mehr beweisen. Dort formte er talentierte Nachwuchskicker zu hochtalentierten. Ob er das auch mit Kreisliga-Fußballern kann, wird man im kommenden Jahr sehen. Abzuwarten bleibt, in welcher Liga. Aktuell würden fünf Mannschaften aus der Kreisliga A absteigen. Sein neuer Verein Wißkirchen hat nur drei Punkte Vorsprung vor den Abstiegsplätzen. Der Super-GAU dürfte sein, wenn der SCW absteigt und die JSG Erft in die Kreisliga A aufsteigt.

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Spannend, aber mit Risiken

Ein Szenario, auf das sicherlich nicht nur Kevin Greuel keine große Lust hat, sondern auch nicht Torwart Jan Beyers und Stürmer Timo Quast. Beide verlassen zum Saisonende die JSG Erft und schließen sich Wißkirchen an – genau wie zahlreiche andere Kicker, die bereits unter Greuel trainiert haben. Beide Seiten wissen also, auf was sie sich einlassen. Das Projekt des SC Wißkirchen ist spannend, birgt aber auch Risiken. Allein schon, weil die Gegner besonders motiviert sein dürften.

Das Projekt „Stotzkirchen“ wird eine Vorbildfunktion für andere Vereine haben.

Tom: Um das beurteilen zu können, ist es natürlich viel zu früh. Aber: Welche Spielgemeinschaft, welche Fusion hat bisher auf Dauer funktioniert? Das angedachte Projekt in seiner jetzigen Form ist mehr als beachtenswert. Wißkirchen und Stotzheim, zwei in der Vergangenheit sehr stolze Vereine, wollen ihre Kräfte bündeln und einen eigenständigen Verein gründen. Eitelkeiten werden beiseite gelegt, aus Einzelkämpfern werden Teamplayer. Zumindest in der Theorie. In der müsste sich sogar noch der SC Roitzheim anschließen, weil der Verein nach der Flut am Boden liegt und wahrscheinlich auch in drei Jahren noch keinen neuen Sportplatz haben wird. Nach der Flut wurden überall Kräfte gebündelt – warum also nicht auch beim Sport? Warum also nicht auch bei einst stolzen Vereinen, die nun mehr oder weniger ums Überleben kämpfen?

Tom Steinicke

Tom Steinicke

Thomas: Fußballromantikern sind Spielgemeinschaften ein Dorn im Auge. Das geht sogar so weit, dass es Hardliner geben dürfte, die sagen: Lieber gar keine Mannschaft als eine mit Jungs aus den Nachbardörfern. Dabei verkennen sie die Realität. Kaum ein Dorf bringt noch genug Spieler für eigene Jahrgänge zusammen. Und auch wenn die Geburtenrate nicht mehr ganz so niedrig ist wie noch vor Jahren, gibt es heute viel mehr Konkurrenz. Damit meine ich nicht nur Playstation oder Netflix, sondern vor allen Dingen die Tatsache, dass Kinder immer später aus der Schule kommen. Und wenn ich mich an meine erfolglose Fußballerkarriere in der Jugend des SV Frauenberg erinnere, kann ich mich an Kooperationen mit SC Wißkirchen und TuS Ülpenich erinnern. Heute hat das nur einen gemeinsamen Namen, so wie bei der JSG Erft 01.

Trainer sollten einen Schiedsrichterschein haben, um die Unparteiischen besser verstehen zu können.

Tom: Ein klares Ja. Aber: Schiedsrichter sollten auch einen Trainerschein haben, um die Gegenseite ebenfalls besser verstehen zu können. Im Basketball müssen die Trainer der 2. Regionalliga einen entsprechende Schiedsrichterausbildung absolviert haben. Wer sich aber Spiele in dieser Liga anschaut, stellt fest, dass Schiris oft in ihrer eigenen Welt pfeifen, kaum Fingerspitzengefühl beweisen und schon mal gar kein Verständnis für die Coaches aufbringen. Man muss sogar das Gefühl haben, dass sie nur Schiedsrichter geworden sind, weil es sportlich nicht zu höheren Aufgaben gereicht hat. Um beide Welten verstehen zu können, sollte sich im jeweiligen Metier weitergebildet werden. Das T bei Trainer steht schließlich für Schiedsrichter.

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Thomas: Von mir ein klares Jein. Schiris sollten Trainer und Trainer sollten Schiris verstehen. Aber aus rein praktikabler Sicht ist ein Trainerschein als Bedingung für die Spielleiter nicht zu realisieren. Es ist ohnehin schon schwer genug, Schiedsrichter zu finden. Da würde die Einstiegshürde mit einer Pflicht zum Trainerschein nur unnötig erhöht – und umgekehrt. Lieber einen Schiedsrichter ohne Fingerspitzengefühl als gar keinen Unparteiischen.

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