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JustizEltern mit Messer bedroht: Euskirchener muss in psychiatrisches Krankenhaus

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Das Gebäude des Bonner Landgerichts.

Vor dem Landgericht in Bonn saß ein 39-jähriger Mann aus Euskirchen auf der Anklagebank.

Richter am Landgericht Bonn konnten nicht ausschließen, dass von dem 39-jährigen Mann aus Euskirchen weitere Gefahr ausgeht.

Vor dem Bonner Landgericht ist ein 39-jähriger Mann aus Euskirchen zu einer unbefristeten Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus verurteilt worden. Er hatte sich vor Gericht dafür verantworten müssen, dass er seine Eltern in deren Haus mit einem Messer bedroht hatte.

Die Richter der 16. Großen Strafkammer hatten in dem Verfahren zu prüfen, ob von dem Mann auch künftig eine Gefahr ausgeht. Sie stellten fest, dass zu erwarten sei, dass der Beschuldigte wegen seiner psychischen Erkrankung weitere schwere Taten begehen werde. Der Mann war in den vergangenen zwölf Jahren bereits vier Mal in stationärer psychiatrischer Behandlung: Er leidet unter einer paranoiden Schizophrenie.

Arnold Schwarzenegger war Teil seiner Wahnvorstellungen

Nach seiner letzten Entlassung aus der Psychiatrie im November vergangenen Jahres war der Mann zunehmend verwahrlost. Seine Eltern sahen sich schließlich kaum noch in der Lage, ihn bei seiner Lebensführung zu unterstützen. Denn aufgrund seiner Wahnvorstellungen nahm er diese Hilfe nicht an.

Am 19. Februar dieses Jahres ereignete sich dann der folgenschwere Vorfall: Der Euskirchener klingelte morgens gegen halb zehn an der Tür seines Elternhauses. Die Mutter öffnete die Tür. Ihr Sohn eilte daraufhin an ihr vorbei schnurstracks zu seinem Vater, der sich zu diesem Zeitpunkt im Badezimmer aufhielt.

Er wolle sein Geld, ließ der 39-Jährige den Vater wissen. Das habe Arnold Schwarzenegger doch für ihn abgegeben, damit er eine neue Wohnung beziehen könne. In der Wohnung, in der der Mann lebte, hatte sich Schimmel gebildet.

Eltern schlossen sich im Schlafzimmer ein

Offenbar wurde dem Vater aus leidvoller Erfahrung sofort klar, dass sein Sohn unter einem Schub akuter Wahnvorstellungen litt. Dessen Vorstellung, dass er – wie die von dem österreichischen Schauspieler mehrfach dargestellte Figur des Terminators – eine Kamera statt eines Auges implantiert habe, kannte der Vater bereits. Mit den schnell angebotenen 100 Euro wollte sich der Sohn aber an diesem Morgen nicht abfinden. Stattdessen zog er ein von zuhause mitgebrachtes Küchenmesser aus seiner Jackentasche.

Die Frage ist nicht, wie ist er zu bestrafen, sondern wie können wir ihm helfen.
Anwalt Moritz Bensberg

Den Eltern gelang es nun geistesgegenwärtig, sich gemeinsam im Schlafzimmer einzuschließen. Ihr Sohn ließ aber nicht locker. Er verließ das Haus und versuchte, das Schlafzimmerfenster von außen mit seinem Messer aufzuhebeln. Als er gerade mit dem Zerschneiden des Fliegengitters beschäftigt war, trat sein noch im Elternhaus lebender Bruder hinzu und versuchte, den 39-Jährigen zu entwaffnen. Das gelang ihm schließlich auch.

Gutachter: 39-jähriger Euskirchener ist nicht schuldfähig

Als Zeuge hatte der Bruder vor Gericht ausgesagt, dass er in den Sekunden der körperlichen Auseinandersetzung um sein Leben gefürchtet habe. Ein Gutachter hatte im Verfahren plastische Worte für die psychische Situation des Beschuldigten gefunden: „Der Terminator kümmert sich nicht um das deutsche Recht“, so der Sachverständige. Der 39-Jährige sei schuldunfähig, da er komplett in seinen Wahnvorstellungen aufgegangen sei.

Mittlerweile unter medikamentöser Behandlung, hat der Beschuldigte im Verfahren selbst die Einsicht gezeigt, dass er erkrankt ist. Mit einem freundlichen Nicken hatte er seine Familie vor der Urteilsverkündung im Publikum begrüßt, als er von zwei Justizwachtmeistern aus der Arrestzelle im Keller des Gerichtskomplexes geführt worden war. Er hatte im Laufe des Verfahrens die Taten eingeräumt und bedauert.

Nicht nur die Vertreterin der Staatsanwaltschaft, sondern auch sein Anwalt Moritz Bensberg hatten zuvor für die Unterbringung plädiert: „Die Frage ist nicht, wie ist er zu bestrafen, sondern wie können wir ihm helfen“, hatte der Anwalt ausgeführt. Und dies sei aktuell nur mit der unbefristeten Unterbringung zu erreichen, da der Euskirchener ohne Unterstützung kaum regelmäßig seine Medikamente nehmen würde.