Der Immobilienbesitzer aus Euskirchen konnte nur durch eine Notoperation gerettet werden und leidet nach eigener Aussage bis heute.
Prozess in BonnSchuss auf Vermieter in Euskirchen – Opfer: „Er wollte mich töten“

Vor dem Landgericht in Bonn muss sich aktuell ein 52-Jähriger aus Flamersheim verantworten.
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Der Mann im Zeugenstand ist auch nach knapp zehn Monaten fassungslos darüber, was am 10. August 2024 geschehen ist. Damals war der 50-Jährige, als er den Mieter seiner Immobilie in Flamersheim zur Rede stellen wollte, von diesem mit einer Druckluftpistole angeschossen worden.
Zwei Meter habe der 52-Jährige von ihm entfernt gestanden, sagte der Zeuge vor der 16. Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts, als dieser plötzlich die Waffe gezogen und ihm direkt auf die Brust gezielt habe. Zunächst habe er einen Schlag gespürt, dann sei er geschockt gewesen, als sein Hemd rot und blutig wurde. Das Projektil war, wie sich später herausstellte, in den Herzbeutel eingedrungen und von dort über die Hauptschlagader zur rechten Niere gewandert, wo es die Arterie verschloss. Die Rettung erfolgte per Notoperation.
Euskirchener Mieter reagierte nicht auf Kündigung und Kontaktversuche
„Warum, warum das alles nur?“ Aufgebracht, voller Zorn, auch mit Unverständnis berichtete der Mann nun von dem fast tödlichen Anschlag. Er habe mit dem Mieter sprechen wollen, doch der 52-Jährige sei ihm immer ausgewichen. Ein Jahr zuvor, so der Immobilienbesitzer, habe er das Eckhaus in Flamersheim gekauft, um mit Frau und zwei Kindern dort einzuziehen. Dem einzigen Mieter wurde schriftlich wegen Eigenbedarfs gekündigt. Aber der 52-jährige Papiermacher, der 21 Jahre lang in dem Haus gelebt hat, habe nicht reagiert, weder auf Briefe noch auf Anrufe.
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Am 10. August sei er mit allen Anwaltsunterlagen vorgefahren, um mit dem Mann zu sprechen: „Ich wollte nur wissen, wann er auszieht, was seine Pläne sind.“ Der Mieter jedoch habe, als er ihn sah, schnell die Haustür zu schließen versucht. Da er einen Fuß dazwischen gestellt habe, sei ihm das nicht gelungen. Aus Angst vor einem Angriff habe er aus seinem Kofferraum eine Metallstange geholt, so der Zeuge, mit einem Schuss habe er nicht gerechnet. Schließlich habe er, trotz Verletzung, mit der Stange dem Schützen die Pistole aus der Hand geschlagen.
Angeklagter sprach von einer Art Notwehr
„Er hat mein Leben komplett kaputtgemacht“, so der 50-Jährige voller Zorn: „Der Schuss hat alles verändert.“ Nach dem Noteingriff war eine Herzoperation notwendig. „Meine einzige Chance zum Leben“ – das sei die Aussage der Ärzte gewesen. Ein halbes Jahr sei er in Reha gewesen, aber die alte Kraft kam nicht mehr zurück. Er dürfe nichts tragen, keinen Sport mehr machen. Sein Geschäft sei gestoppt worden: „So viele Verluste, Schulden und Schufa.“ Die Geschichte habe ihn ruiniert. „Er wollte mich töten. Er hatte alles schon im Kopf“, zeigte sich der Zeuge vor Gericht überzeugt.
Ob er den Mieter zuvor bedroht habe oder auch Kopfnüsse angedeutet habe, will die Vorsitzende Richterin Jessica Kahl wissen. Da schüttelte der Zeuge den Kopf: „Niemals! Ich kenne den Mann persönlich nicht, ich hatte keinen Streit.“
Der Angeklagte jedoch hatte zum Prozessauftakt ausgesagt, dass er sich an dem Tattag vom Hausbesitzer bedroht und angegriffen gefühlt habe, dass er in einer Art Notwehr gehandelt habe. Allerdings habe er den Vermieter niemals töten wollen und nicht damit gerechnet, dass seine Luftpistole, die er im Internet ohne Waffenschein besorgt hatte, so eine schwere Verletzung auslösen konnte.
In sein Haus in Flamersheim will der 50-Jährige nicht mehr einziehen. Seine Frau und die Kinder weigerten sich, an diesem Ort zu leben – er wolle die Immobilie verkaufen.