Nach dem Besuch bei einer Sexarbeiterin kam es zu einer Auseinandersetzung. Der Euskirchener verletzte dabei einen Mann mit drei Messerstichen.
UrteilSchwerer Raub und Körperverletzung: Euskirchener muss viereinhalb Jahre in Haft

Das Landgericht in Bonn
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Mit gefesselten Händen winkte der 33-jährige Angeklagte seiner im Saal 15 des Bonner Landgerichts sitzenden Familie zu. Die Handschellen wurden ihm während dieses letzten Verhandlungstages nicht abgenommen. Die Gefahr, dass er flüchten könne, schien offenbar zu groß.
Vier Justizwachtmeister passten auf den Mann auf, der zwei Jahre nach einer Bluttat auf der Kölner Straße in Euskirchen in seiner Heimatstadt untergetaucht war und erst im Februar bei einer Verkehrskontrolle der Polizei festgenommen wurde.
Gericht ordnet Unterbringung in Entziehungsanstalt an
Wegen des Messerangriffs am späten Abend des 15. März 2023 wurde der ehemalige Koch nun wegen schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung zu einer Freiheitsstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt. Zudem ordnete das Gericht wegen der Drogensucht des Angeklagten die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt an. Der Staatsanwalt hatte in seinem Plädoyer eine fünfjährige Haftstrafe gefordert.
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Die Richter sehen es als erwiesen an, dass der Angeklagte gegen 23.30 Uhr am Tatabend eine Prostituierte in ihrem Appartement aufgesucht und sie gleich gefragt habe, wo seine Badehose sei, die er beim vorherigen Besuch vergessen habe. Die Frau hatte das Kleidungsstück längst im Müll entsorgt und schickte den mit Kokain und Whiskey vollgepumpten Freier – aus Angst vor dessen Aggressivität – nach unten zu den Abfalltonnen, um die Hose zu suchen. Gleichzeitig rief sie ihren Freund an.
So was geht nur in Euskirchen!
Der Zuhälter sorgte dafür, dass die Frau ihre Tür verriegelte, und ging dann nach unten auf die Straße, wo ihn bereits der Angeklagte und ein Kumpel erwarteten. Sie griffen ihn an. Der Koch holte ein Taschenmesser aus der Hosentasche und traf den anderen mit drei Stichen. Die beiden Täter flohen mit seiner Umhängetasche, der Wert der Beute wird mit knapp 1300 Euro angegeben.
Kurz danach rief der Angeklagte die Prostituierte noch während der ersten polizeilichen Maßnahmen an und bedrohte sie. Sollte sie die Polizei eingeschalten, werde ihr „was passieren“. Der Vorsitzende Richter lakonisch: „So was geht nur in Euskirchen!“
Euskirchener tischte Polizei Geschichte auf, die keiner glaubt
Am nächsten Morgen meldete sich der Koch auf der Wache und tischte den Beamten die Geschichte auf, die er auch vor Gericht erzählte. Er sei von dem Zuhälter mit einem Teleskopstock angegriffen worden und habe in Notwehr zugestochen. Die Sexarbeiterin habe in seiner Hose 2000 Euro gesehen, die man ihm habe rauben wollen. Er habe noch aus der Wohnung seinen Kumpel angerufen, damit der ihn abhole.
Der Richter: „Wir glauben das nicht.“ Erstens habe die Funkzellenauswertung seines Handys ergeben, dass der Angeklagte aus dem Appartement kein Telefongespräch geführt habe. Zweitens existiere der Schlagstock nicht und drittens habe ein Zeuge gefilmt, wie die beiden Kumpel das Opfer verprügelt und getreten hätten. Der Kammervorsitzende wunderte sich, warum der Koch nicht gleich nach seiner Aussage wegen Verdunklungsgefahr festgenommen worden sei, sondern verschwinden konnte.