Paar aus Mechernich feiert Diamantene Hochzeit„Er hatte Hunger und kein Geld"

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In den 60 Jahren ihrer Ehe hat das Paar aus Denrath viele glückliche, aber auch schwere Momente geteilt.

In den 60 Jahren ihrer Ehe hat das Paar aus Denrath viele glückliche, aber auch schwere Momente geteilt.

Mechernich – Es wird viel gelacht im Hause Pauschert am Ortsrand von Denrath. „60 Jahre und kein bisschen weise“, zitiert Heinz Pauschert den Schauspieler Curd Jürgens kurz vor seiner diamantenen Hochzeit, die er mit seiner Frau Elisabeth an diesem Wochenende gefeiert hat. Mit Freunden und Familie haben sie den Tag begangen, an dem sie auf ein erfülltes Eheleben zurückblicken konnten.

Karneval 1959 haben die beiden sich kennengelernt. Mit einer Gruppe von Freunden war Heinz Pauschert nach Roggendorf gekommen, um mit einem Wagen am Karnevalszug teilzunehmen. „Unser Motto war ,Der letzte Mann von Spandau’, erinnert er sich an das Thema des Wagens, das sich auf die Schließung des Bleibergwerks in Mechernich bezog.

In Mechernich aufgewachsen

Der gebürtige Siegener war er im Alter von zwei Jahren nach Mechernich gekommen und in der Stadt aufgewachsen. An diesem Tag im Jahr 1959 kam der Moment, an dem Heinz Pauschert in Roggendorf stand und tüchtigen Hunger hatte. „Ich bin dann in den kleinen Lebensmittelladen gegangen, der damals im Ort war und wollte einen Rollmops kaufen“, erzählt er. Doch leider habe er keinen Pfennig in der Tasche gehabt. „Das nette Mädchen in dem Laden hat mir den Rollmops geschenkt“, freut sich Pauschert noch heute.

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„Er hat mir leid getan. Er hatte Hunger und kein Geld“, fügt sein Frau hinzu, die damals das „nette Mädchen“ war. „An dem Rollmops bezahle ich heute noch “, erwidert der Ehemann und lacht. Denn wenige Wochen nach diesem ersten Treffen hätten sie sich dann an einem Sonntag durch Zufall wiedergesehen. Während sie mit Freundinnen in Roggendorf spazieren ging, fuhr er mit seinem Motorroller durch die Stadt: „Ich habe sie direkt erkannt und angesprochen.“ Sie haben sich verabredet und so sei die Liebe fürs Leben entstanden.

Zwei Söhne und eine Tochter haben die beiden. Mittlerweile sind noch fünf Enkel und ein Urenkel hinzugekommen. Während Elisabeth Pauschert als Hausfrau aktiv war, war der gelernte Schreiner als Rollladenbauer unterwegs. „Wer mich nicht kennt, hat keine Rollladen“, scherzt er. Nach zwischenzeitlichen Beschäftigungen beim RWE und den Rheinischen Olefin-Werken fand er schließlich sein Auskommen bei der Bundeswehr in Mechernich.

Über 14 Jahre Dialyse

Doch nicht alles war eitel Sonnenschein. Denn mit 21 Jahren erkrankte sein Frau und erlitt ein Nierenversagen. Mehr als 14 Jahre musste sie zu Hause die Dialyse machen, bevor sie ein Spenderorgan erhielt. „Wir hätten für die Dialyse immer nach Aachen gemusst, in Mechernich gab es das nicht“, erinnert sich Heinz Pauschert. Dreimal in der Woche führte er mit seiner Frau mehr als acht Stunden die lebensrettende Blutwäsche durch. „Das war eine harte Zeit“, sagt er.

Nach der Transplantation wurde es besser. Seit 33 Jahren lebt Elisabeth mittlerweile mit dem Spenderorgan. „Ich würde nicht mehr leben, wenn ich die Niere nicht bekommen hätte“, sagt die Seniorin unmissverständlich. Deshalb sei es so wichtig, dass Menschen sich als Organspender zur Verfügung stellten.

Häkeln und Stricken waren die Hobbys, denen die Mechernicherin nachging. Für ihren Mann entwickelte sich die Zucht von Geflügel zur Leidenschaft, vor allem von Araukanern, einer Hühnerrasse, die grünschalige Eier legt. „Wir sind auf der Europaschau in Gent gewesen und haben dort hervorragend abgeschnitten“, sagt er stolz.

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Gern ging die Familie auch auf Reisen, auch als Elisabeth Pauscher t noch regelmäßig zur Dialyse musste. Da ging es in die Niederlande, nach Dänemark oder Österreich. „Ich habe Krankenhäuser organisiert, in denen die Dialyse möglich war“, erzählt er. Das sei nur durch die Unterstützung des Kuratoriums für Heimdialyse in Aachen möglich gewesen. „Ärzte und Pfleger haben uns sehr geholfen, da muss man dankbar sein“, sagt er, und seine Frau fügt hinzu: „Es ist schön, wenn man ein Organ bekommt und weiterleben kann“.

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