„Bis zur letzten Patrone“ will er kämpfen, damit RWE-Tagebauflächen, Elsdorf übertragen werden. Dies sagte Heller beim Herbstempfang.
Kampfansage ans LandHeller ruft Elsdorfer auf, stolz auf ihre Stadt zu sein

Bürgermeister Andreas Heller setzt in seiner Rede beim Herbstempfang einen Schwerpunkt auf die positive Entwicklung der Stadt und bot gegen Spenden für die Kitas blaue Freibadkacheln an.
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In der Festhalle in Elsdorf-Angelsdorf hatten sich Vertreter von Politik, Gesellschaft, Vereinen, Wirtschaft und Ehrenamt zum städtischen Herbstempfang eingefunden. Bürgermeister Andreas Heller ermunterte in seiner Festrede, stolz auf die Stadt zu sein, und formulierte gut gelaunt die Gründe dafür und angriffslustig die Verteidigung kommunaler gegenüber höheren Interessen.
Auf zehn Dienstjahre als erster Bürger kann der CDU-Mann zurückblicken. In dem Zeitraum zog die Zuckerfabrik weg und der Kohleausstieg wurde vorverlegt, wie er erinnerte. „Da standen wir nun ohne Kohle und ohne Zucker, und niemand hätte auch nur 5 Mark auf uns gewettet“, pflockte er als Ausgangspunkt ein. Die Stadt sei „belächelt“ worden.
Tagebauflächen dürften keinem grünen Umweltminister gehören
Um dann in schillernden Farben den Weg zur Gegenwart („Wir haben uns neu erfunden“) und zur Zukunft („Elsdorf am See wird kommen. Und ich bin überzeugt, es wird großartig werden“) zu zeichnen. „Elsdorf läuft“, zitierte er mehrfach den neuen, therapeutischen Slogan der Stadt, „in aller Bescheidenheit“.
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„Bis zur letzten Patrone“ wolle er sprichwörtlich kämpfen, dass sämtliche Tagebauflächen, die heute RWE gehören, Elsdorf übertragen werden „und niemandem sonst gehören dürfen. Erst recht keinem grünen Umweltminister“. Dafür gab es viel Applaus. Dem Vernehmen nach erwägt Landesminister Oliver Krischer (Grüne), nach dem Ende der Kohle in das Eigentum einzusteigen.
Sonst erklären wir den Strukturwandel für beendet
Und auch das schrieb Heller dem Land mit dicker Tinte ins Stammbuch: „Wenn RWE für die Rheinwasserentnahme zu zahlen hat, steht dieses nur uns in der Region vollständig zu.“ Auch hier gab es ein kategorisches „und niemandem sonst“. Auch nicht dem Land, „um damit möglicherweise Wildnis-Entwicklungsgebiete zu betreiben, wo man dann vom Zaun aus schön hingucken kann“. Er unterstrich den Anspruch mit der Warnung: „Sonst erklären wir den Strukturwandel für beendet.“ Auch dafür gab es viel Applaus.
Auch der Kanzler bekam sein Fett weg: „Das Stadtbild war uns schon immer wichtig. Dafür brauchen wir keinen Bundeskanzler“, konstatierte Heller. Wo es anständig aussehe und der Fortschritt erkennbar sei, „da fühlen Menschen sich wohl und sicher“. Die Verwaltung habe da zuletzt „ordentlich geliefert“. Dazu bedürfe es jedoch künftig einer besseren finanziellen Ausstattung der Kommunen. Die zehn Millionen Euro, die Elsdorf jüngst verteilt auf zehn Jahre vom Bund als Sonder-Fördergelder zur Infrastruktur zugesprochen bekommen hat, seien nicht ausreichend. „Davon können wir lediglich eine Turnhalle bauen. Und es wird so getan, als würden anschließend blühende Landschaften herrschen.“
Erlös des Verkaufs von Freibadkacheln kommt Kitas zugute
Dennoch zog er mit einer Emphase, die an Bundespräsident Roman Herzog und seine 1997er-Ruckrede oder an den2022-er-Energiepreis-„Doppelwumms“ von Exkanzler Olaf Scholz erinnerte, eine gute Entwicklung der Stadt als Fazit: „Heute spricht man eher anerkennend über Elsdorf“, betonte er und forderte auf: „Erzählt jedem stolz, dass ihr aus Elsdorf seid“, etwa im Urlaub. „Seid stolz darauf, wo ihr herkommt“, geriet die Rückgrat-Massage zur drängenden Reflexzonentherapie und „mutige Wette auf die Zukunft“.
Ein Stück der Stadt konnten die Besuchenden mit nach Hause nehmen: Im Foyer bot die Verwaltung „Echte Elsdorfer Freibad-Fliesen“ in himmelblau mit ironisierendem orangefarbenen Zertifikatsaufkleber gegen Spenden an. Der Erlös nach erkennbar guter Nachfrage soll den städtischen Kindertageseinrichtungen zugutekommen.
