Kirche fiel dem Tagebau zum Opfer — Gemeinde St. Hubertus ging in der Angelsdorfer Pfarrei St. Lucia auf.
RückblickVor 25 Jahren wurde St. Hubertus in Elsdorf entweiht

Nach Artillerieangriffen wurde der zerstörte Kirchturm 1945 provisorisch repariert.
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Seinen 200. Geburtstag konnte das ehrwürdige Gotteshaus 1988 noch erleben. Zwölf Jahre später – vor 25 Jahren - wurde St. Hubertus im alten Etzweiler entweiht und 2002 abgebrochen. Das im Ort stets festlich begangene Patrozinium am Hubertustag, 3. November, hatten die Kirchenoberen noch abgewartet. Am 5. November 2000 kam Weihbischof Friedhelm Hofmann in die überfüllte Kirche und nahm die Profanierung vor. „Totenstille herrschte bei den Gläubigen, als der damalige Kaplan Thomas Rein das Allerheiligste aus der Kirche trug, um es in die Angelsdorfer Kirche zu überstellen“, erinnert sich Hermann-Josef Kaiser, damals Kirchenrendant von St. Hubertus. „Etwa die Hälfte der Bevölkerung war umgesiedelt, die andere Hälfte lebte noch im Ort“. Rainer Kalina, damals als Elsdorfer Pfarrer, beobachtete, dass „da schon ein paar Tränchen flossen. Die Leute hingen an ihrer Kirche“.

Otto Hoffmann (r.) und Hermann-Josef Kaiser tragen die Figur des heiligen Hubertus aus der Kirche, um sie nach Neu-Etzweiler zu bringen
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Für Otto Hoffmann, zu der Zeit stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstands und vorletzter Bewohner des später abgebaggerten und in den Elsdorfer Norden umgesiedelten Dorfs, war es „nicht ganz einfach und ein heftiger Schlag für uns alle“. 15 Jahre zuvor hatten die Verhandlungen mit Bistum und RWE (Hoffmann: „Das war ein harter Kampf.“) begonnen. „Wir haben dafür gesorgt, dass die Kapelle, die zum großen Teil der Stadt gehört und die nur dank unserer sturen Verhandlungen nicht bloß eine kleine Aussegnungshalle blieb, so groß wurde, dass viele Teile aus der alten Kirche dort Platz finden“, sagt Hoffmann. Übertragen wurden in die fast fertige Kapelle im neuen Ort die bischöflich gewandete Heiligenfigur des Pfarrpatrons Hubertus, daneben Altar, Taufstein, das Hochkreuz von 1492, die Weimbs-Orgel samt Empore und nach einer Idee von Kirchenvorstandsmitglied Paul Pesch der markante Turmhelm samt zweier Glocken.

Hermann-Josef Kaiser hat die Geschichte der Etzweiler St.-Hubertus-Kirche 1988 anlässlich deren 200-jährigen Bestehens zusammengetragen.
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„Die Glocken sind von 1770, die hat Pfarrer Jakob Maybaum nach dem Krieg organisiert, keiner weiß woher“, erinnert sich Hoffmann. Auch der Kreuzweg fand einen Platz in der neuen Kapelle. „Der Deal mit Stadt-Bauamtschef Heinz-Peter Schmitz, zugleich Brudermeister der Elsdorfer Matthias-Pilger, war, dass wir den Kreuzweg in den städtischen Teil hängen dürfen, wenn die Matthias-Bruderschaft im Gegenzug das Matthias-Fenster aus der Hubertus-Kirche bekommt“, schildert Hoffmann eine der Kuriositäten rund um die Umsiedlung. Hermann-Josef-Kaiser, wie Hoffmann Etzweiler Urgestein, hat die Geschichte der Kirche zur 200-Jahr-Feier zusammengetragen.
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1788 stand in der Deckenmalerei
Demnach geht die Errichtung im Jahr 1788 – die Zahl stand in der Deckenmalerei zu lesen – darauf zurück, dass der Etzweiler Landwirt Engelbert Panzer der Kirche Geld für den Bau spendete. Eine Erweiterung fand ab 1885 im Zuge von Reparaturarbeiten nach einem Erdbeben statt. Architekt war damals der Kölner Franz Statz, die Baukosten betrugen 9550 Mark. Gleichzeitig wurde der defekte Kirchturm mit seiner markanten offenen Galerie, die heute in Neu-Etzweiler auf dem Turm thront, versehen. 1920 erhielt die Kirche elektrisches Licht.
1936 wurden 13 neue Kirchenfenster eingebaut, 1945 nach Artilleriebeschuss das Kirchendach notdürftig repariert. Bis 1958 wurden alle Schäden beseitigt. Am 31. Dezember 2000 ging die Gemeinde St. Hubertus in der Angelsdorfer Pfarrei St. Lucia auf, die heute zur pastoralen Einheit Bedburg/Elsdorf gehört. Am 25. September 2002 wurde die St.-Hubertus-Kirche abgebrochen, bevor drei Jahre später die Bagger des Tagebaus Hambach anrückten.

