„Aufgeben ist langweilig“Gaby Köster im Interview über ihr zweites Buch

Lesezeit 4 Minuten
Die Freude am Leben lässt sich Gaby Köster nicht nehmen.

Die Freude am Leben lässt sich Gaby Köster nicht nehmen.

  • Gaby Köster hat ihr zweites Werk über das Leben nach dem Schlaganfall veröffentlicht.
  • Mit uns redet sie über Motivation, ihren Erfolg in Amerika und anstehende Projekte.
  • Wie hat sich ihr Leben durch den Schlaganfall verändert?

Köln – Sie schreiben in Ihrem Buch, dass der „drecksdrisselige Schlaganfall“ in Ihrem Gehirn „ganze Areale wie ein Hurrikan verwüstet“ habe. Wie gehen die Aufräumarbeiten voran?

Also innerlich bin ich im Moment sehr aufgeräumt. Das kann sich aber auch stündlich ändern (lacht). Aber im Moment bin ich sehr zufrieden.

Was war Ihre Motivation, noch ein Buch über Ihr Leben nach dem Schlaganfall zu schreiben?

Es geht in dem Buch ja gar nicht hauptsächlich um dieses Thema. Das geht mir ja auch selbst ein wenig auf den Koffer. Aber es ist nun einmal eine Zeit vergangen, elf Jahre mittlerweile, und ich fand es gut, aufzuschreiben, was in der Zwischenzeit alles passiert ist. Es hat sich ja einiges getan. . .

Ihr Sohn ist zum Beispiel nach Argentinien gezogen. . .

Der ist inzwischen wieder da. Heile zurückgekommen und ein noch besserer Tangotänzer geworden. Es gab aber zum Beispiel auch einige Reisen. Nach New York , das war der Hammer.

Das könnte Sie auch interessieren:

Dort hat Anna Schudt, die Sie in „Ein Schnupfen hätte auch gereicht“ verkörpert hat, bei der International-Emmy-Verleihung den Preis als beste Schauspielerin gewonnen. Können sie diesen Erfolg mittlerweile eigentlich fassen?

Also eigentlich ist das noch immer nicht so richtig angekommen (lacht). Ich wundere mich tatsächlich immer noch. Nicht über Anna, denn die war wirklich klasse. Viel mehr wunder ich mich immer noch darüber, dass die Amerikaner das auch tatsächlich anerkannt haben.

Ihr Buch liest sich trotz der Thematik ziemlich locker-flockig und heiter.

So soll das ja auch sein. Ich meine, es ist kein scheiß Krebs, sondern es ist ein Schlag, und man ist ein bisschen eingeschränkt, aber ansonsten geht das Leben weiter. Mir haben auch viele Dinge geholfen, die Freude am Leben nicht zu verlieren – meine Familie und meine Fellnasen, also meine Hunde, zum Beispiel. Aber auch das Malen und die vielen lieben Menschen um mich herum. Ich finde es einfach äußerst schade und blöd, dass viele Menschen in solch einer Situation die Hoffnung verlieren. Ich finde es wichtig, den Leuten Mut zu machen, zu zeigen, dass das nicht das Ende ist. Danach geht es eigentlich erst richtig los. Aufgeben ist langweilig. Aber Kraft hat es dennoch gekostet. Ich würde mal sagen, so viel wie etwa sechs großräumige Umzüge.

Würden Sie sagen, dass der Schlaganfall auch positive Seiten hervorgebracht hat?

Also es ist grundsätzlich so, dass ein Schlaganfall nicht zu empfehlen ist. Aber er hat tatsächlich meine Sicht auf viele Dinge grundlegend geändert. Man denkt zum Beispiel immer, dass wir in einer Ellenbogengesellschaft leben. Dem ist nicht so. Wenn man die Leute anspricht, sind sie hilfsbereit und lieb. Das musste ich auch erst lernen.

Besuchen Sie immer noch regelmäßig das Künstlerfrühstück?

Na klar. Das ist ein fester Bestandteil meines Lebens geworden. Die Leute dort sind Freunde, die neu dazugekommen sind – aber richtige. Wir befruchten uns dort gegenseitig. Ich kann jetzt aber nicht verraten, wer da noch so alles ist. Sonst sind wir demnächst nicht mehr alleine dort, Schatz (lacht).

Können Sie schon anstehende Projekte verraten?

Derzeit wird noch überlegt, ob ich mit dem Buch auf Lesereise gehe. Ich arbeite im Moment aber an einem Reisemagazin, wo es ums Reisen mit Rollstuhl geht. In vielen Städten wird diesbezüglich wenig nachgedacht.

Hatten Sie eigentlich Kontakt zu Bömmel Lückerath von den Bläck Fööss nach dessen Schlaganfall aufgenommen?

Nein, ich glaube, ich bin dem Bömmel auch nur einmal über den Weg gelaufen. Ich hatte damals aber mit Wolfgang Niedecken gesprochen, der hatte ja kurz nach mir auch einen Schlaganfall. Ich wollte ihm einfach Tipps geben, der war schon sehr, ja, traurig. Ist ja auch irgendwie klar, wenn du ein Tour-Kind bist und überall unterwegs bist. Da kann man dann schon Panik bekommen.

Rundschau abonnieren