„Viele sind einfach durch“Wie Personalnot die Intensivstationen in Köln bedroht

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Fordernd ist die Behandlung von Covid-19-Patienten auf Intensivstationen wie hier in der Uniklinik Köln.

Köln – Die Auslastung der Intensivstationen mit Covid-19-Patienten soll künftig bei Entscheidungen zu Corona-Maßnahmen als wichtiges Kriterium dienen. Doch wie ernst ist die Lage wirklich? Prof. Dr. Christian Karagiannidis, Leiter des Ecmo-Zentrums der Lungenklinik am Klinikum Merheim und wissenschaftlicher Leiter des bundesweiten Divi-Intensivregisters, warnt auf Twitter, dass die Kapazitäten wegen Personalmangels knapp werden. „Der Pflegenotstand nimmt zu! Selbst Zeitarbeit ist aktuell nicht mehr zu bekommen. Freie Betten gehen gen null – vor dem Herbst mit Covid-19“, schrieb er am Freitag.

Sorge um Impfbereitschaft der Kölner

Die rückläufige Impfbereitschaft macht den Kölner Klinikärzten Sorgen. „Wenn wir nicht noch mal einen Quantensprung bei den Impfungen erreichen, dann kriegen wir im Herbst ein Problem auf den Intensivstationen“, betont Horst Kierdorf, Klinischer Direktor der städtischen Kliniken. Als Grund nennt er nicht nur die mutmaßlich steigenden Zahlen schwerer Covid-Verläufe, sondern auch eine deutliche Abnahme der Intensivbetten in Köln. „Im Vergleich zum Maximalwert im Frühjahr sind jetzt deutlich weniger Intensivbetten in Köln gemeldet“, sagt Kierberg. Das Divi-Intensivregister weist aktuell 306 Intensivbetten in Köln aus, im April 2021 waren – so teilt ein Sprecher der Krankenhausgesellschaft NRW mit – rund 460 gemeldet. Grund für den Rückgang bei der Bettenzahl ist laut Kierdorf auch Personalknappheit. „Viele Intensivkräfte sind einfach durch. Viele sagen, sie brauchen eine Auszeit, und es gibt einen relativ hohen Krankenstand.“

44 Covid-Patienten derzeit in Köln

Am Freitag waren in Kölns Krankenhäusern 17 Intensivbetten frei. 44 Covid-Patienten wurden behandelt, sie belegten 14,4 Prozent der Kapazitäten. Während im Frühjahr nicht dringend notwendige Operationen verschoben wurden, werden sie derzeit nachgeholt. „Die nachgeholten Operationen führen auch dazu, dass die Intensivstationen gut belegt sind“, so Kierdorf. Bei den städtischen Kliniken liegt die Auslastung zurzeit zwischen 85 und 90 Prozent.

Ähnlich sieht es in der Uniklinik aus. „Auch die Intensivstationen der Uniklinik Köln sind aktuell sehr stark ausgelastet. Das ist generell nicht ungewöhnlich. Ungewöhnlich ist jedoch der vergleichsweise frühe Zeitpunkt im Jahr. Normalerweise erleben wir eine solche Auslastung im Winter korrelierend mit der Grippewelle“, sagt Christoph Wanko, stellvertretender Pressesprecher der Uniklinik. Zudem könnten viele Patienten nicht zeitnah in Anschlussbehandlungen überführt werden.

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Seit Beginn der Pandemie im Februar 2020 ist es in Köln allerdings niemals zu einer Überlastung der Intensivkapazitäten der Krankenhäuser wegen Covid-19-Patienten gekommen. Das hat Gesundheitsdezernent Harald Rau am Donnerstag in der Sitzung des Stadtrats klargestellt: „Wir waren zu keinem Zeitpunkt auch nur an der Grenze der zahlenmäßigen Auslastung. Das ist einfach gesichert so“, sagte Rau. Wenn die Auslastung der Intensivstationen durch Covid-Fälle weiter zunehme, würden planbare Eingriffe reduziert, damit wieder intensivmedizinische Kapazität zur Verfügung stehe. Außerdem gebe es über das „Kleeblatt“-Konzept eine deutschlandweite Organisation, um einen Notstand zu verhindern.

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