Köln-Deutz vor dem AusEntsteht Kölns neues Casino am Flughafen?

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  • Schwarz-Grün will den Standort für das geplante Casino am Ottoplatz in Köln-Deutz aufgeben.
  • Die Entscheidung im Kölner Rat wird wohl im Juli fallen.
  • Doch es gibt eine Alternative.

Köln – Der Standort für das geplante neue Casino am Ottoplatz in Deutz steht endgültig vor dem Aus. Nach der CDU -Fraktion haben sich auch die Grünen am Mittwochabend dafür ausgesprochen, das Bebauungsplanverfahren neben dem Bahnhof Messe/Deutz zu stoppen.

Auf der städtischen Fläche will das landeseigene Glücksspielunternehmen Westspiel eigentlich sein fünftes Casino in NRW bauen, doch die Pläne stocken aufgrund der beschlossenen Privatisierung von Westspiel (wir berichteten). Zweieinhalb Jahre nach dem Architektenwettbewerb hat die Stadt das Areal nach Rundschau-Informationen noch nicht verkauft, es gibt nicht mal eine Absichtserklärung.

Statt des Ottoplatzes bringt das schwarz-grüne Minderheitenbündnis den Flughafen ins Spiel, er liegt rund 13 Kilometer vom Bahnhof Messe/Deutz entfernt (siehe Info-Kasten). Dort könnte es möglicherweise in den Bereich der Hotelneubauten integriert werden. Allerdings stellt sich die Frage, wie attraktiv ein Flughafen ist im Vergleich zur erweiterten Innenstadt.

Die beiden Kooperationspartner bereiten einen gemeinsamen Antrag für die nächste Sitzung des Stadtrates am 9. Juli vor, sie vereinen 43 der 91 Sitze – inklusive Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos). Sie brauchen also weitere Stimmen, das Vorhaben gilt aber zumindest als aussichtsreich.

CDU-Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz erhofft sich eine „städtebauliche Aufwertung“ des Areals, möglicherweise durch ein Hotel. Sein Amtskollege Lino Hammer (Grüne) könnte sich ein Fahrradparkhaus mit Büronutzung vorstellen. Westspiel-Sprecher Marco Lippert teilte mit, dass das Unternehmen die vertrauensvollen Gespräche mit der Stadt fortsetze. „Für Standortspekulationen ist vor diesem Hintergrund kein Raum“, sagte Lippert. Und: „Westspiel ist weiterhin an dem Spielbankstandort interessiert.“

Ursprünglicher Zeitplan ist längt überholt

Tatsächlich steht das Bauvorhaben auch ohne den politischen Vorstoß schon länger zumindest auf der Kippe, aber die schwarz-grüne Idee zeigt, dass die Begeisterung für das Casino abgeflaut ist – trotz geschätzter fünf Millionen Euro jährlicher Steuereinnahmen für die Stadt.

Eigentlich hatte der Bau 2018 beginnen sollen, 2021 stehen sollen. Diese Zeitachse ist längst überholt: Zunächst gab Westspiel Probleme mit dem Baugrund an, zudem ist immer noch nicht die exakte Gestaltung des Hauses geklärt, die Stadt hatte das Unternehmen zum Nacharbeiten aufgefordert. Westspiel will auch die spätere Nutzung offen lassen. Falls das Casino nicht läuft, könnte die Firma es anders nutzen, es bliebe attraktiv. Diese Frage ist weiter ungeklärt.

Die Geschichte des Casinos in Köln

2006: SPD-Politiker bringt Oper als Casino-Standort ins Spiel

2008: Debatte, ob Casino von Aachen nach Köln umzieht

2012: Landtag beschließt, fünfte Casino-Lizenz zu vergeben

2013: Köln wird neue Heimat, Eröffnung für 2015 vorgesehen

2014: Westspiel bevorzugt die Cäcilienstraße als Standort

2015: Projekt verzögert sich, Messe-City als Alternative?

2016: Ottoplatz als neuer Standort, Architektenwettbewerb, geplante Eröffnung 2021.

2018: Westspiel sieht große Probleme mit dem Baugrund. Land beschließt Privatisierung.

2019: Nötige Änderung des Spielbankgesetzes steht aus, Schwarz-Grün wendet sich gegen das Vorhaben an der Stelle.

Die neue Spielbank sollte dem Unternehmen dringend benötigte Einnahmen verschaffen. Westspiel betreibt vier Häuser in NRW: Aachen, Bad Oeynhausen, Dortmund und Duisburg. Doch seit Mai 2018 herrscht Ruhe, damals beschloss die schwarz-gelbe Landesregierung die Privatisierung des Glücksspiels. Nach Rundschau-Informationen hat das dazu geführt, dass der Neubau nicht mehr oben steht auf der Prioritätenliste. Laut einer dem Projekt nahestehenden Person hat das Unternehmen sogar Mitarbeiter entlassen, die mit der Planung beauftragt waren. Westspiel selbst antwortet auf diese Frage nicht, ebenso auf weitere – etwa , ob die geplante Privatisierung die Verzögerungen erklärt. Demnach will Westspiel mögliche Käufer nicht vor vollendete Tatsachen stellen.

Stößt Westspiel dieses Mega-Projekt mit hohen Kosten an, könnte das Käufer abschrecken. Allein der Rohbau war mit 23,17 Millionen Euro taxiert, nach Rundschau-Informationen würde die fertige Spielbank viele Millionen Euro mehr kosten. Branchenkenner winken ab, „das ist nicht zu refinanzieren“.

Ohnehin muss vor der Privatisierung das Spielbankgesetz geändert werden, das ist ein Jahr nach Beschluss nicht geschehen. Laut Pia Leson, Sprecherin des Innenministeriums, wird die Regierung dem Landtag einen Vorschlag unterbreiten. Wann, ließ sie auch auf Nachfrage offen. Als Interessent gilt die Gauselmann-Gruppe, Sprecher Mario Hoffmeister erneuerte das Interesse. Man müsse aber die Ausschreibung abwarten. Es wird spannend zu sehen sein, ob der Ottoplatz darin auftaucht.

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