Prozess in KölnMit der Axt zugeschlagen – Streit unter Rappern vor Gericht

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Landgericht in Köln dpa

Der Eingang zum Landgericht in Köln 

Köln – Auswüchse der sogenannte „rheinischen Rapper-Fehde“ beschäftigen seit Montag das Landgericht. Angeklagt sind drei große, durchtrainierte Männer (24, 38 und 44). Augenscheinlich kann ihnen nichts etwas anhaben. Doch nicht selten scheint diese Sorte Mann, an einer Stelle besonderes arg verletzlich: an der Ehre.

Im Sommer 2016 hatte es zwischen den Rappern KC Rebell und Xatar geknirscht. Wie üblich in der Rap-Szene wurde dabei auch „gedisst„, also in Liedtexten deftig geschmäht. So arbeitet sich KC Rebell in einem Song unter anderem an Xatars krimineller Vergangenheit ab. Xatar hatte mit Komplizen 2009 einen Goldtransporter überfallen und Gold im Wert von 1,7 Millionen Euro erbeutet. Dafür war vom Landgericht Stuttgart zu acht Jahren Haft verurteilt worden. Ab Dezember 2014 befand er sich wieder, vorzeitig aus der Haft entlassen, auf freiem Fuß.

Dünnhäutig auf Video reagiert

Nachdem KC Rebell zu dem Song „Dizz da“ ein Video gedreht hatte, soll der 44-jährige Angeklagte – der dem Vernehmen nach damals zum Xatar-Umfeld gehörte – dünnhäutig reagiert haben. Er habe sich, so heißt es in der Anklageschrift, „in seiner Ehre verletzt“ gesehen. Warum, das ließ die Anklage offen. Jedenfalls habe der 44-Jährige einen Geschäftspartner von KC Rebell vor eine Shisha-Bar in der Flandrischen Straße beordert. Es sollte eine Aussprache geben. Doch als der Mann am 15. August 2016 gegen 3.40 Uhr vor der Bar aus seinem Benz stieg, soll der 44-Jährige ihm unvermittelt von hinten mit der stumpfen Seite einer Axt vor den Kopf geschlagen haben. Der Mann sei zu Boden gegangen, woraufhin der damals 18-Jährige Angeklagte mehrmals gegen den Kopf des am Boden liegenden getreten haben soll. Das Alter des Beschuldigten zur Tatzeit ist der Grund, warum der Fall vor der Jugendkammer verhandelt wird. Anschließend hätten die beiden älteren Angeklagten — ein Brüderpaar — dem Opfer mit einem Messer mehrere Stichverletzungen am Oberschenkel sowie eine Schnittverletzung am Schulterblatt zugefügt haben.

Angeklagte schweigen

Während der 24-Jährige wenige Tage nach der Tat von der Polizei festgenommen werden konnte, befanden sich die beiden älteren Angeklagten zunächst auf der Flucht. Über Ihre Verteidiger ließen die Angeklagte erklären, dass sie sich zunächst nicht zu den Vorwürfen vor Gericht äußern wollten.

Der Fall hatte im August 2016 für Schlagzeilen gesorgt, auch weil Anwohner der Shisha-Bar Schüsse gehört hatten und die Polizei zunächst von einer wilden Schießerei ausgegangen war. Doch es handelte sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Platzpatronen, da die Ermittler weder in Hauswänden, noch im Pkw des Geschädigten Schusslöcher feststellen konnte.

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Auch gegen den von KC Rebell gedissten Xatar war damals wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt worden, wie die Staatsanwaltschaft auf Nachfrage der Rundschau bestätigte. Das Verfahren sei aber mangels hinreichendem Tatverdacht eingestellt worden.

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