Für mögliche zweite InfektionswelleEifelhöhen-Klinik als Entlastung im Notfall

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Im schlimmsten Fall einer extremen Infektionswelle könnte das Gebäude der Eifelhöhen-Klinik Entlastung schaffen.

Im schlimmsten Fall einer extremen Infektionswelle könnte das Gebäude der Eifelhöhen-Klinik Entlastung schaffen.

  • Der Krisenstab des Kreises will die leerstehendes Gebäude der Eifelhöhen-Klinik als Reserve für eine mögliche zweite Infektionswelle nutzen.
  • Derzeit sei man dabei, den Zustand und die aktuelle technische Ausstattung des Klinikkomplexes zu erfassen.
  • Der Nettersheimer Bürgermeister befürwortet das Vorhaben.

Nettersheim-Marmagen – Das leerstehende Gebäude der Eifelhöhenklinik in Marmagen soll zur Reserveklinik im Kreis Euskirchen für den Fall werden, dass eine zweite Coronawelle das Kreisgebiet überschwemmt und die Krankenhäuser mit der Behandlung aller Patienten überfordert würden. „Es werden aber keine Corona-Patienten nach Marmagen kommen“, stellte Landrat Günter Rosenke im Gespräch mit dieser Zeitung klar. Der Kreis werde, so Landrat Rosenke, an die Eigentümerin die Betriebskosten bezahlen.

Rosenke und der Vorstandsvorsitzende der in Bonn ansässigen Eifelhöhen-Klinik Aktiengesellschaft, Dr. med. Markus-Michael Küthmann, sprachen von ernsthaften Verhandlungen. Die AG ist die Eigentümerin des Gebäudekomplexes.

Gebäude gehört der AG

Bewirtschaftet worden war die Einrichtung bis zum 30. April von der Eifelhöhen-Klinik Marmagen GmbH, die bis zur Einstellung im Rahmen des Insolvenzverfahrens die Rehaklinik betrieben hat. Die GmbH war bis zu ihrer Abwicklung eine Tochter der AG, zahlte Miete und führte Gewinne an sie ab. Insolvenzverwalter Rechtsanwalt Marc Boddenberg und der Vorstandsvorsitzende der Aktiengesellschaft, Dr. Küthmann, bestätigten, dass die Klinik-GmbH fristgerecht abgewickelt worden sei. Das Gebäude befinde sich im Besitz der AG (siehe „Fristgerecht übergeben“).

Fristgerecht übergeben

Es ist keine leichte Aufgabe, eine Rehaklinik, die jahrzehntelang in Betrieb war, leerzuräumen. Insolvenzverwalter Marc Boddenberg hat es auch mit Hilfe der bis zuletzt mitarbeitenden Belegschaft geschafft, wie er betonte.

Ein auf solche Verfahren spezialisiertes Unternehmen habe gründlich Inventur gemacht und den sogenannten Zerschlagungswert des Mobiliars festgehalten. Es sei gelungen, sogar leicht höhere Erlöse am Markt zu erzielen, sagte Boddenberg. Weil Insolvenzverfahren nicht öffentlich seien, dürfe er aber keine Zahlen nennen.

Mehrere Zehntausend Krankenakten habe man in eine Halle im Kreis Euskirchen auslagern müssen, denn die Akten müssten bis zu 30 Jahre aufgehoben werden. Pünktlich am 30. April habe er als Insolvenzverwalter die Schlüssel an die AG übergeben. (bz)

Derzeit sei man dabei, den Zustand und die aktuelle technische Ausstattung des Klinikkomplexes zu erfassen, so Dr. Küthmann. Es hätten sich mehrere Interessenten für die Übernahme des Komplexes interessiert. „Vielversprechend ist die Nutzung, die der Kreis Euskirchen vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie temporär verfolgt“, sagte Dr. Küthmann. Deshalb habe man beschlossen, die bereits angelaufenen Verhandlungen zu vertiefen, so Dr. Küthmann.

Haus voll funktionsfähig

Das berichtet auch der Nettersheimer Bürgermeister Wilfried Pracht. Er befürworte, wenn das Gebäude wieder genutzt werde. Ein Großteil der Mitarbeiter, so Pracht, habe neue Stellen gefunden. Gerade aus dem medizinischen Bereich und der Pflege sei viele regelrecht abgeworben worden. Andere hätten es nicht so gut getroffen. Dennoch habe die Arbeitsagentur hier gute Arbeit bei der Weitervermittlung geleistet, sagt Pracht.

Klinikkonzept

Ex-Kreisbrandmeister Udo Crespin leitet den Führungsstab im Krisenstab des Kreises. Er hat am Mittwochnachmittag den Chefs der Kreistagsfraktionen ein Konzept vorgestellt, in dem für einen begrenzten Zeitraum Entlastungsszenarien für das Gesundheitswesen im Kreis analysiert werden.

Eine zweite Covid-19-Infektionswelle könne den Kreis überrollen. Auf dieses „Worst-Case-Szenario“ müsse man sich vorbereiten und Entlastungsmöglichkeiten für Kliniken schaffen – im Gebäude der ehemaligen Eifelhöhen-Klinik.

Dort sollen zwei Stockwerke als stationäre Entlastung  für Krankenhäuser dienen, zwei weitere  als Bereiche zur Pflege-Entlastung – als „Bettenhaus Non-Covid“.  In  einem vorgelagerten Gebäude soll möglicherweise ein Covid-19-Behandlungszentrum eingerichtet werden. (bz)

Sinnvoll sei, wenn neue Betreiber auf Ex-Mitarbeiter zurückgriffen, die noch nicht in neuen Jobs seien. „Es geht ja darum, dass sich da jemand mit der Haustechnik und dem Gebäudemanagement auskennt“, so Pracht. Nach seinem Kenntnisstand ist das Haus voll eingerichtet und funktionsfähig. Es könne etwa als Pflegezentrum genutzt werden. Schließlich habe die Eifelhöhen-Klinik einmal über gut 200 Zimmer mit bis zu 300 Betten verfügt.

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„Jetzt, wenn das Gebäude benötigt wird, ist man froh, wenn man auf Insider zurückgreifen kann“, sagte der Bürgermeister. Er wisse, dass der Ständige Vertreter von Landrat Günter Rosenke, Manfred Poth, im Auftrag des Krisenstabes intensive Verhandlungen führe.

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