Menschen aus 40 Nationen leben in Bergneustadt friedlich zusammen. Das werde man sich nicht kaputtmachen lassen, sagen die Organisatoren.
Demo vor dem RathausBergneustadt steht auf für eine kunterbunte Stadtgesellschaft

Kunterbunte Farben dominierten am Freitagabend auf dem Bergneustädter Rathausplatz.
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Laut, aber friedlich haben am Freitagabend Menschen aus allen Ecken Oberbergs vor dem Bergneustädter Rathaus demonstriert. Mit Trillerpfeifen, Kuhglocken und Musikinstrumenten forderten sie eine bunte Gesellschaft, frei von Hass und Hetze, und formten dabei einen lockeren Zusammenschluss von Vertretern politischer Parteien, der Gewerkschaften, der Kirchen und mehrerer Initiativen.

Besonders freuten sich die Organisatoren über die Teilnahme junger Menschen. Auch diese drei jungen Oberbergerinnen waren auf den Bergneustädter Rathausplatz gekommen.
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Auch Mandatsträger aus dem Bergneustädter Stadtrat und dem Kreistag hatten sich unter die Menschen gemischt, dazu bekannte Persönlichkeiten des Stadtlebens, zum Beispiel der frühere Bürgermeister Wilfried Holberg. Die Polizei schätzte die Zahl der Teilnehmer vor Ort auf rund 220.
„Dieses Format steht allen offen, die für die Demokratie sind“, betonte Organisator Achim Haas zu Beginn der etwa 80-minütigen Kundgebung, bei der sich kurze Reden und Lieder abwechselten. In Bergneustadt seien Frauen, Männer und Kinder aus fast 40 Nationen zu Hause. „Dieses friedliche Miteinander der Kulturen lassen wir uns nicht kaputtmachen“, so Haas, der sich besonders darüber freute, dass viele junge Menschen auf den Rathausplatz gekommen waren.
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Auch Protest auf vier Beinen gab es zu sehen: Labrador-Hündin Tilda war mit Frauchen Gaby aus Gummersbach angereist.
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Die meisten Rednerinnen und Redner nahmen Bezug auf die Wahlkampfveranstaltung im benachbarten Krawinkelsaal, bei der sich der neu gegründete AfD-Ortsverband erstmals öffentlich der Neustädter Bürgerschaft vorstellte. Von dort wurde die bunte Demo gleich gegenüber jedenfalls genau verfolgt. „Wut im Bauch ist bestimmt keine gute Voraussetzung, um die großen Herausforderungen, die vor uns liegen, anzugehen. Dafür braucht es vielmehr einen kühlen und klaren Kopf“, sagte der Bergneustädter SPD-Bürgermeisterkandidat Christian Hannes.
Bergneustadts Grüne fordern Verteidigung der Freiheit
Und Henning Gauer, Ortsverbandssprecher der Grünen, erinnerte daran, dass das Grundgesetz es garantiere, dass man sich zu Veranstaltungen wie der am Freitag treffen könne – diese Freiheit aber sei nicht selbstverständlich und müsse unbedingt verteidigt werden. Viel Applaus erhielt Mehmet Pektas, Fraktionsvorsitzender der Freien Wählergemeinschaft Bergneustadt, der einräumte: „Ja, es sind in der Vergangenheit politische Entscheidungen getroffen worden, die falsch waren.“ Aber: „Nun dafür die Schuld denjenigen zu geben, die anders aussehen, ist nicht in Ordnung.“
Pektas sprach einen zunehmend raueren Umgang mit Menschen mit ausländischen Wurzeln an, auch im eigentlich kunterbunten Bergneustadt. Und er hatte einen eindringlichen Appell an die Bergneustädter mitgebracht: „Im Gegensatz zur Bundestagswahl hatten wir bei den letzten Kommunalwahlen oft nur um die 50 Prozent Wahlbeteiligung. Geht wählen, diesmal ist Wählen wichtiger denn je. Und nehmt auch die mit, die eigentlich nicht wählen gehen wollen. Wir brauchen möglichst viele, die an der Urne unsere Freiheit verteidigen.“