14.313 Wahlberichtigte wählen in Nümbrecht den neuen Gemeinderat und einen neuen Bürgermeister. Es gibt vier Bewerber.
Kommunalwahl am 14. SeptemberNeuer Bürgermeister für Nümbrecht

Schloss Homburg ist zwar nicht der Sitz der Verwaltung, aber doch ein mehr als ansehnliches und weithin bekanntes Aushängeschild der Gemeinde Nümbrecht.
Copyright: Foto: Andreas Arnold
Bei der Kommunalwahl am 14. September bewerben sich in der Gemeinde Nümbrecht sieben Parteien und Wählergruppen um die Stimmen der 14.313 Wahlberechtigten. In den Gemeinderat einziehen wollen CDU, SPD, FDP, GUD, die Grünen, die Linke und die AfD. Mit Ausnahme der AfD, die in Elsenroth und Harscheid keine Kandidaten aufgestellt hat, treten alle in allen 16 Nümbrechter Wahlbezirken an.
Wie ist die Ausgangslage, wie sind die Mehrheitsverhältnisse im Rat?
Die mit großem Abstand stärkste Ratsfraktion stellt die CDU: Bei der letzten Wahl 2020 gewannen die Christdemokraten alle 16 Wahlbezirke direkt, über die Reserveliste zog sogar noch ein Vertreter in den Rat ein; Bürgermeister Hilko Redenius ist der 18. Christdemokrat im Gremium. Die anderen 19 Sitze verteilten sich ursprünglich auf die Grünen (6), die SPD (5), die GUD (3), die FDP und die WGHL (je 2) sowie die Linke (1). Im Laufe der Zeit verloren aber die Fraktionen von Grünen, SPD und FDP je ein Mitglied.
Weil die Opposition politisch alles andere als eine homogene Einheit abbildete, konnte die CDU in der Schlossgemeinde ihren Gestaltungswillen oft durchsetzen und Projekte auf den Weg bringen.
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Nachdem etliche Reizthemen entschieden waren – Bekenntnis zur Fortführung des Parkhotels, Bau von Windkraftanlagen, der Versuch, ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) zu gründen, der vorerst aber wieder vom Tisch ist, war gegen Ende der Legislaturperiode wieder zunehmend ein Geist der Zusammenarbeit eingekehrt.
Wer tritt zur Wahl an?
Manche Namen auf den Stimmzetteln kennt man in Nümbrecht bereits aus dem lokalpolitischen Geschehen, andere noch nicht. Die CDU hat ihren aktuellen Fraktionschef Henry Daub auf Listenplatz 1 am besten abgesichert. Dahinter folgen der CDU-Bürgermeisterkandidat Thomas Hellbusch und Ulrike Herrgesell.
Die grüne Liste wird von Philippe Bergmann angeführt, zurzeit als sachkundiger Bürger im Planungs-, Umwelt- und Klimaausschuss aktiv. Auf den Plätzen folgen Christian Häußler und Thorsten von Sierakowski. Ganz oben auf der SPD-Liste steht Bürgermeisterkandidat Dennis Hennecken, der dem Rat in der Vergangenheit schon neun Jahre angehörte. Auf zwei und drei folgen Ira Hennecken und Andreas Straßner.
Die GUD hat ihren aktuellen Ratsfraktionssprecher Wilhelm Weber als Nummer 1 aufgestellt, gefolgt vom Ratsherrn Detlev Michalke und Matthias Wetzler. Ganz oben auf der FDP-Liste steht ihr oberbergischer Kreisvorsitzender Dominik Traumann, gefolgt von Carsten Frommhold und Karl-Heinz Theisen. Nachdem Frommhold jüngst die FDP-Ratsfraktion verlassen hat, stehen die Zeichen allerdings auf Abschied – ein etwaiges erneutes Ratsmandat würde er wohl nicht annehmen, wie er auf Anfrage mitteilt.
Für die Linke tritt wieder ihr Bundestagsmitglied Jan Köstering auf Listenplatz 1 an, die Nummern zwei und drei sind Michael Krampe und Uta Albrecht. Die Liste der AfD führt Sebastian Kleinjung an, auf den Plätzen folgen Anne Isabell Kilch und Jasmin Rekowski.
Kein Kreuz können die Nümbrechter bei der WGHL machen; die Wählergemeinschaft um ihren Vorsitzenden Rainer Galunder tritt nicht mehr zur Wahl an. Auch die aktuelle Fraktionsvorsitzende der Grünen, Andrea Saynisch, steht nicht auf der Reserveliste, tritt aber in Marienberghausen an.
Wie einengend sind die klammen Gemeindefinanzen?
Die Finanzen sind in Nümbrecht seit Jahr und Tag ein Dauerbrenner-Thema; die Gemeinde gehört zu jener Handvoll nordrhein-westfälischer Kommunen, die als überschuldet gelten – noch. Sie gehört nämlich auch zu denen, die voraussichtlich deutlich vom jüngst beschlossenen Altschulden-Entlastungsgesetz NRW profitieren werden. Klappt alles, verfügt Nümbrecht bereits ab Ende nächsten Jahres wieder über Eigenkapital, nicht erst ab 2031, wie es zuletzt gehofft wurde. Das eröffnet der Politik mehr Handlungsspielraum, verlangt ihr aber zugleich in besonderer Weise Augenmaß ab, damit die unverhofft gemilderte Schuldenlast nicht direkt wieder durch neue Schulden ersetzt wird – dies freilich vor dem herausfordernden Hintergrund der Unterfinanzierung der NRW-Kommunen .
Dennoch vermochten Politik und Verwaltung auch in den letzten Jahren, notwendige Investitionen zu tätigen, so dass vieles bereits im Fluss ist: Die Grundschulen wachsen, ebenso der Schulcampus im Hauptort und das benachbarte Sportplatz-Areal. Und wird die Gründung eines Medizinischen Versorgungszentrums in kommunaler Trägerschaft Thema für den neuen Rat sein? Vielleicht.
Wann tagt der neue Gemeinderat erstmals?
Der Sitzungskalender weist als Datum für die konstituierende Sitzung Donnerstag, 20. November, aus. Das Datum würde auch gelten, falls es bei der Wahl des Bürgermeisters einer Stichwahl bedarf. Vorher tagen alle Ausschüsse und auch der Rat noch einmal in alter Besetzung.
Der dann bald scheidende Bürgermeister Hilko Redenius will in der Oktobersitzung den Haushalt für 2026 einbringen, falls bis dahin alle Daten vorliegen. Die Haushaltsberatungen würden dann natürlich dem neuen Rat obliegen. Wenn sich die neuen Fraktionen konstituiert haben, so Redenius auf Anfrage, will er die Fraktionsspitzen und den neuen Bürgermeister zu einer Ältestenratssitzung einladen.
Die vier Bürgermeisterkandidaten
Thomas Hellbusch (CDU, 55) ist Kriminalhauptkommissar und engagiert sich politisch in der CDU, unter anderem als stellvertretender Vorsitzender des Ortsverbandes und im Gemeinderat als stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Als zentrale Ziele für seine Amtszeit nennt er Klima- und Naturschutz, Bildung, familienfreundliche Infrastruktur und öffentliche Sicherheit, aber auch Transparenz und Kommunikation. Hellbusch: „Gerade in der aktuellen Zeit ist es wichtig, politische und Verwaltungsentscheidungen zu erläutern und transparent zu machen.“ Um sich auf die besonderen Aufgaben und Herausforderungen als Verwaltungschef vorzubereiten, habe er schon in den letzten Jahren Seminare und Fortbildungen besucht, so Hellbusch.
Dennis Hennecken (SPD, 38) gehörte dem Nümbrechter Gemeinderat bereits in den Jahren 2009 bis 2018 an. Der Verwaltungsbeamte ist nun nach Jahren in Berlin und Bonn wieder in seine Heimat gezogen. Seine Vision: „Nümbrecht durch bessere Daseinsvorsorge und gezielte Wirtschaftsförderung voranbringen.“ Um Ersteres umzusetzen, müsse auf den Ausbau der örtlichen Infrastruktur gesetzt werden. „Die zweite Säule fokussiert auf gezielte Wirtschaftsförderung.“ Es gelte, der örtlichen Wirtschaft zuzuhören, ihre Interessen mit einer starken Verwaltung zu unterstützen und die durch höhere Gewinne aufgestockte Gewerbesteuer abzuschöpfen. Sein Wahlspruch: „Verbessern statt Schlechtreden.“
Markus Schauf (52) warf im Januar seinen Hut in den Ring. „Meine Vision ist klar: Ich möchte unser Nümbrecht zu einem Vorreiter in den Bereichen Transparenz, erneuerbare Energien und sozial gerechtes Wohnen machen“ und die „gefühlte Trennung“ zwischen Bürgern, Verwaltung und Politik überwinden. Der Elsenrother hat Seminare und Fortbildungen zu den Themen Verwaltung und Verwaltungsspitze besucht. Ein kleines Beben löste Schauf aus, als er ein Gutachten (erstellt im Auftrag einer immer noch anonymen Bürgerinitiative) zum Nümbrechter Haushalt öffentlich machte, in dem die Haushaltsführung „fehlerhaft“ und „irreführend“ genannt wurde – wofür er harschen Gegenwind und den Vorwurf der „politischen Meinungsmache“ kassierte.
Ciprian Buda wurde 1977 in Rumänien geboren, kam als 13-Jähriger nach Deutschland, „ohne Deutschkenntnisse, ohne Sicherheit, mit nichts als einer Plastiktüte in der Hand. Heute bin ich Unternehmer, berate Firmen in mehreren Ländern – und bin Nüm-brechter mit Herz und Haltung“, heißt es auf seiner Webseite. Dort beschreibt er seine eigene Art: „Ich bin direkt. Manchmal unbequem. Aber immer klar.“ Er wolle keine Wunder versprechen, aber alles tun, „um Nümbrecht wieder gerecht, modern und menschlich zu machen. Dafür baue er u. a. auf unkomplizierte Soforthilfen bei Notlagen, Investitionen in Schulen, Sprachförderung und Integrationsangebote sowie die Stärkung lokaler Betriebe und Bürokratieabbau.