Schulen in OberbergCorona-Leugner bedrohen Schulleiter wegen Schutzmaßnahmen

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Schulleiter in Oberberg erhalten Drohungen und Beleidigungen wegen der Corona-Schutzmaßnahmen. (Symbolbild)

Schulleiter in Oberberg erhalten Drohungen und Beleidigungen wegen der Corona-Schutzmaßnahmen. (Symbolbild)

Oberberg – Beschimpfungen, Beleidigungen, ja sogar Bedrohungen, verbunden mit der Forderung, die Corona-Schutzmaßnahmen an den Schulen sofort zu beenden, landen auch bei Schulleitern in Oberberg. Das bestätigt Balthasar Rechner, Leiter des Engelskirchener Aggertal-Gymnasiums auf Anfrage dieser Zeitung.

„Das hatten wir schon sehr oft“, berichtet der Pädagoge. „Es kommen Schreiben – manche sind bis zu 25 Seiten lang – in denen ich als Erfüllungsgehilfe des verbrecherischen Systems bezeichnet und verantwortlich gemacht werde für todbringende Masken, Vergiftung durch Schnelltests und den Raub von Genmaterial der Kinder und für Zwangsimpfungen.“ Damit mache er sich strafbar, heißt es, und: „Wir haben Sie fest im Blick. Sie stehen unter Beobachtung.“

„Rechtliche Konsequenzen“ angekündigt

Auch Ingolf Weber, Leiter der Gesamtschule in Gummersbach-Derschlag, hat im vergangenen halben Jahr mehrere derartige Briefe bekommen, in denen ihm rechtliche Konsequenzen angekündigt werden, weil er sich der Körperverletzung und der Nötigung schuldig mache. „Mir wurde angekündigt, ich würde schon sehen, was ich davon habe.“ Besonders betroffen äußerte sich der Leiter der Marienheider Gesamtschule, Wolfgang Krug, über einen Brief, in dem ihm vor einigen Wochen angekündigt worden sei, alle Schulleiter, also auch er, würden „vergleichbar mit den Nürnberger Prozessen zur Rechenschaft“ gezogen werden, „wenn die Pandemie-Diktatur vorbei wäre“.

Alles zum Thema Impfung

Anfang dieser Woche hatte das Bundesinnenministerium mitgeteilt, dass bundesweit mit derartigen Drohbriefen auf Schulen und selbst Kindertagesstätten Druck ausgeübt werde. „Das zeigt, wie aktiv diese Szene ist“, sagt Schulleiter Weber. Denn in Derschlag ist es nicht bei den meist anonymen E-Mails und Briefen geblieben: Bei einem Stopp des Impfmobils seien mehrere Personen auf das Schulgelände eingedrungen, hätten wartende Schülerinnen und Schüler angesprochen und vor einer Lebensgefahr durch die Impfung gewarnt, berichtet Weber. „Sie wollten die Jugendlichen von der Impfung abhalten. Als mich die Mitarbeiter des Impfmobils darauf aufmerksam machten, habe ich diese Leute sofort vom Gelände verwiesen.“

In Waldbröl wurden Bücher verteilt

Am Waldbröler Busbahnhof mischte sich eine Gruppe von Personen unter die Schulkinder und verteilte Bücher mit angeblich naturwissenschaftlichen Beweisen, die einschlägige Thesen von Querdenkern, Impfgegnern und Coronaleugnern untermauern sollten, berichtet die Leiterin der Waldbröler Gesamtschule, Kirsten Wallbaum-Buchholz. Ihr wurde in einem anonymen Brief angedroht, vor der Strafe nach Impfaktionen könne sie auch das Land Nordrhein-Westfalen nicht schützen. Beeindruckt hat sie das nicht: „Sowas landet bei mir in der Ablage ,P’ – ,P’ wie Papierkorb.“ Sie habe den Vorfall der Bezirksregierung gemeldet und vertraue auf den Schutz ihres Dienstherrn.

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Balthasar Rechner glaubt die meisten Schreiber zu kennen, darunter Eltern. „Ich könnte etliche Namen nennen. Es gibt in Engelskirchen eine bestens vernetzte Gruppe.“ Weil sich der Inhalt bei unterschiedlichen Absendern ähnelte, gehe er davon aus, dass die Schreiben von einschlägig bekannten Internetseiten kopiert werden.

„Das ist keine Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Eltern und Schule “, urteilt er. „Die Stimmung ist sehr angespannt.“ Ingolf Weber, in dessen Schule allein seit Wochenbeginn 25 Schülerinnen und Schüler positiv getestet worden sind, sorgt sich. Und er ärgert sich. „Wir versuchen, alles richtig zu machen, die Situation ist schwierig genug. Und dann muss man sich mit Beschimpfungen und Drohungen herumschlagen. “

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