In Waldbröl und Gummersbach unterhält die gemeinnützige IB West im Internationalen Bund große Standorte. Ein Schutzschirm-Verfahren ist gestartet.
Wirtschaftliche SchieflageProjekte in Oberberg sollen vorerst weiterlaufen wie geplant

An der Bachstraße in Morsbach hat die IB West des Internationalen Bundes im vergangenen September das allererste Familienbüro für Oberberg eingeweiht.
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Kurzfristige Zahlungen, aber langfristige Aufträge, dazu immer striktere Auflagen, die hohe und weiter steigende Ausgaben verlangten, dazu der Sparzwang auf der Seite der Kreise und Kommunen: Nach Angaben von Sprecher Thomas Schulz sind die Gründe vielfältig, warum die gemeinnützige Gesellschaft für Bildung und soziale Dienste West des Internationalen Bundes (IB West) in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten ist.
Jetzt hat die gemeinnützige Gesellschaft, die Standorte in Waldbröl und Gummersbach unterhält, die Reißleine gezogen und sich – nach Genehmigung durch das Kölner Amtsgericht – nun in ein sogenanntes Schutzschirm-Verfahren begeben. Diese Entscheidung sei im Sommer gefallen, seither habe die IB West externe Berater an ihrer Seite.
Allein Waldbröl und Gummersbach haben mehr als 300 Menschen ihren Arbeitsplatz
Das ist ein Verfahren, das es einem Unternehmen nach der Insolvenzordnung erlaubt, die finanzielle Sanierung in Eigenregie vorzunehmen. Dabei werden neue Spielräume geschaffen und das Verfahren bietet zudem die Grundlage, bestehende Verträge, darunter auch Miet- und Arbeitsverträge neu auszuhandeln oder zu kündigen.
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Ob bei dieser Neuordnung Jobs auf der Kippe stehen, lasse sich derzeit weder mit einem Nein noch mit einem Ja seriös beantworten, betont Sprecher Schulz auf Nachfrage dieser Zeitung. „Die IB West ist aber zahlungsfähig“, betont er. „Und sie will ein verlässlicher Partner in der sozialen Arbeit und der beruflichen Aus- und Weiterbildung bleiben.“ Der Standort Gummersbach zähle derzeit 92 Beschäftigte, in Waldbröl gibt es derzeit 211 Arbeitsplätze. Laut Schulz sind dies derzeit die größten Standorte in der IB-Region NRW-Südost.
Zur Region NRW-Südost gehören unter anderem die Kreise Oberberg, Rhein-Sieg und Rhein-Berg
Ziel der IB West sei es, berichtet Schulz, sich bis zum kommenden Frühjahr neu aufzustellen und bis dahin alle Projekte wie gewohnt weiterzuführen. Das Büro in Waldbröl ist zuständig für die gesamte Region Südost mit derzeit rund 490 Beschäftigten, die zum Beispiel an Schulen im Offenen Ganztagsbetrieb, in Jugendzentren (etwa die 1990 eröffnete „Jubs“ in Waldbröl) oder in Bildungszentren tätig sind.
Zu dieser Region gehören unter anderem die Kreise Oberberg, Rhein-Sieg und Rhein-Berg. Die Zahl der Mitarbeitenden pro Projekt beziffert der Kölner Schulz auf jeweils fünf bis 20. Maya Dauth, zuständige Regionalleiterin, war am Dienstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
In Oberberg hat der IB zuletzt nach einer Ausschreibung durch den Oberbergischen Kreis die Trägerschaft für sechs Familienbüros übernommen: Im September hat die IB West das erste in Morsbach eröffnet, nach dem Jahreswechsel soll ein zweites in Waldbröl und dort an der Vennstraße folgen. Dafür soll indes das im November 2009 gegründete Nachbarschaftsbüro im Stadtteil Eichen dichtmachen.
Diese Schließung habe mit dem Schutzschirm-Verfahren aber nichts zu tun, sagt Thomas Schulz: „Dies ist ein alltäglicher Vorgang im operativen Geschäft, weil der Mietvertrag in Eichen ausläuft.“ Bis ins vergangene Jahr durfte die IB West die Räume an der Mecklenburger Straße mietfrei nutzen.
Beim Jugendamt des Oberbergischen Kreises als zuständiger Behörde gehe man zurzeit ebenfalls davon aus, dass die Kooperation mit der IB West von deren Situation nicht beeinträchtigt werde, erklärt Kreissprecher Philipp Ising auf Anfrage.

