Vor der Kommunalwahl am 14. September geben wir einen Überblick, wer in welcher Kommune um Stimmen kämpft. Los geht es mit Wiehl.
Kommunalwahl am 14. SeptemberWiehl hat die Wahl mit sieben Parteien

Der Neubau des Gymnasiums wird den Stadtrat auch in der neuen Wahlperiode noch beschäftigen.
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Bei der Kommunalwahl am 14. September kandidieren in der Stadt Wiehl alle sieben bereits im Rat vertretenen Parteien und Wählergruppen: Das sind CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP, UWG Wiehl, Die Linken und AfD. Und alle Gruppierungen haben Kandidaten in allen Wahlbezirken benannt.
Wie ist die Ausgangslage, wie sind die Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat?
Derzeit stellt die CDU mit 16 Mandatsträgern die stärkste Fraktion im 45-köpfigen Wiehler Stadtrat. An deren Spitze steht Larissa Gebser (46). Es folgt die SPD-Fraktion mit zehn Mandaten. Angeführt wird sie von Karl-Ludwig „Carlo“ Riegert (76), der sich aber zum Ende der Wahlperiode zurückzieht. Seine Nachfolge will Ingo Kötter (55) übernehmen. Drittstärkste Fraktion sind die Grünen mit acht Stadtverordneten, es folgen FDP und AfD (mit jeweils drei Mitgliedern) sowie UWG und Linke (jeweils zwei). Bei der Wahl 2020 holte die CDU 15 Direktmandate, die SPD die übrigen drei. In der vergangenen Jahren taten sich die anderen Parteien häufig zusammen, um der mächtigen CDU etwas entgegenzusetzen und waren damit auch erfolgreich, vor allem in Fragen der Schulentwicklung. So scheiterte zum einen der Unionsplan, im Wiehltalstadion ein neues Gymnasium zu bauen. Zum anderen hatten SPD, Grüne und FDP Erfolg mit einer Ampelinitiative und erwirkten grünes Licht dafür, die Sekundarschule zur Gesamtschule hochstufen zu lassen.
Nachdem diese Reizthemen vom Tisch sind, ist wieder ein Geist der Zusammenarbeit eingekehrt. Dieser wird in Wiehl ohnehin traditionell dadurch befördert, dass der Bürgermeister überparteilich auftritt.
Wer tritt am 14. September zur Wahl an?
Am 14. September werden die politische interessierten Wiehler auf den Stimmzetteln viele bekannte Namen entdecken. Die Konkurrenz in einigen Wahlbezirken ist lokalpolitisch prominent. Im Wahllokal in der Wiehler Grundschule beispielsweise können die Wähler ihr Kreuzchen entweder neben dem Namen des früherer BPW-Geschäftsführers Michael Pfeiffer oder bei Roland Adelmann machen, Chefarzt der Gummersbacher Kinderklinik und früherer SPD-Landtagsabgeordneter. Natürlich auch bei dem FDP-Ortsvereins- und früheren Kulturkreisvorsitzenden Erwin Kampf oder einem der drei anderen Namen. Auf dem Sonnenhang konkurriert die CDU-Fraktionssprecherin Larissa Gebser unter anderem mit der Grünen-Vizebürgermeisterin Barbara Degener. Der Grünen-Landtagsabgeordnete Marc Zimmermann, der vor zwei Jahren sein Ratsmandat aufgab, will es jetzt doch wieder wissen, kandidiert im Hillerscheider Wahllokal und steht auf der Liste an Stelle 8.
An erster Stelle der grünen Liste ist die Stadtverordnete Elke Zakaria gesetzt, gefolgt vom amtierenden Fraktionssprecher Jürgen Körber und Ronja Heukelbach. Bei den anderen kleineren Parteien führt der jeweilige Fraktionschef die Liste an. Bei der FDP ist es Dominik Seitz vor Erwin Kampf und Sebastian Franken, bei der Linken Matthias Lammerich vor Michael Schmalbrock und Thomas Scharfenberg, bei der UWG Hans-Peter Stinner vor Klaus Poschner und Heidrun Vogel sowie bei der AfD Daniel Schwach vor Dietmar Rekowski und Bernd Busse. In Wiehl hat die AfD bereits drei Mandate und will mehr. Bei der CDU am besten abgesichert ist ebenfalls die Fraktionschefin Larissa Gebser, gefolgt von Vizebürgermeister Sören Teichmann und Michael Pfeiffer. Die SPD setzt Ingo Kötter, Alice-Franziska Schröder und Udo Kolpe auf die aussichtsreichsten Listenplätze.
Was sind die drängendsten Themen in Wiehl?
Wichtige Weichenstellungen der Stadtentwicklung sind eigentlich erledigt. Der Innenstadtumbau ist abgeschlossen, das neue Gymnasium auf dem Weg, die Gesamtschule auch in ziemlich trockenen Tüchern. Dennoch wird es genug zu tun geben für den neuen Rat. Zum einen werden die genannten Schulentwicklungen noch viele politische Einzelentscheidungen nach sich ziehen. Zum anderen muss auch in der Innenstadt manches Problem gelöst werden, so die Neubebauung des Pro-Markt-Geländes und des Hotel-Platte-Grundstücks.
Und es gibt die ganz großen lokalen Herausforderungen der Zeit, die an keiner Kommune vorbeigehen und in den kommenden Jahren angegangen werden müssen: Wie lassen sich Flächenmangel und sozialer Wohnungsbau vereinbaren? Wie gelingt der Wechsel zur nachhaltigen Mobilität? Und nicht zuletzt: Was kann und will sich die Stadt künftig leisten angesichts schwankender Gewerbesteuereinnahmen? Bei der Wahl kommt es darauf an, wem die Bürger in diesen Fragen die besten Antworten zutrauen.
Bürgermeisterkandidaten
Für das Chefbüro im Wiehler Rathaus gibt es nur zwei Bewerber.
Ulrich Stücker (59) will als Amtsinhaber noch einmal antreten und hat gute Aussichten auf eine dritte Amtszeit. Keine der im Rat vertretene Parteien stellt einen Herausforderer auf. Der parteilose Gummersbacher (59) wurde schon bei seiner ersten Kandidatur von einer breiten Koalition aus CDU, SPD und FDP unterstützt. 2014 bekam Stücker 86,9 Prozent der Stimmen, 2020 waren es 81,1 Prozent. Der gebürtige Wuppertaler ist Diplom-Ingenieur für Raumplanung. Bevor er seinen Job im Wiehler Rathaus antrat, arbeitete er seit Mitte der 90er Jahre für die Stadt Gummersbach, zuletzt als Erster Beigeordneter.
Joel Chamorro (29) tritt für die Partei des Fortschritts (PdF) an. Diese ist 2020 von dem aus Wiehl stammenden späteren Europaparlamentsabgeordneten Lukas Sieper gegründet worden. Chamorro ist beruflich im kaufmännischen Bereich für die Fahrradreifenfirma Schwalbe in Reichshof tätig. Als seine Schwerpunktthemen nennt der Wiehler unter anderem bezahlbaren Wohnraum, um Wiehl für junge Menschen und Familien attraktiv zu halten, die Digitalisierung der Schulen und die Sanierung des Bismarckturms als identitätsstiftendes Projekt.