Neuer Treff für EhrentamtlerAltes Hofhaus soll ins Freilichtmuseum umziehen

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Hofhaus Rade für Freilichtmuseum aktuell

Hofhaus Rade für Freilichtmuseum aktuell

Lindlar – Ein über 200 Jahre altes Hofhaus aus Radevormwald-Heide droht zu verschwinden. Doch der Förderverein des LVR-Freilichtmuseums Lindlar will das rund 70 Quadratmeter große Haus vor dem Abrissbagger retten, um es im Museumsgelände neu aufzubauen.

Neuer Ort des Austauschs

„Das Gebäude würde dort mehrere wichtige Funktionen erfüllen: Es soll ein Treffpunkt für die im Museumsgelände aktiven Vereinsmitglieder werden, ein Ort des Austauschs, des Kennenlernens und der Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben“, so beschreiben Museumsleiter Michael Kamp und seine Mitarbeitern Anka Dawid die Ziele. Das Haus solle zudem Raum für die Planung und Umsetzung neuer Projekte bieten, sei aber auch als Ort der Anerkennung und Wertschätzung für die geleistete ehrenamtliche Arbeit gedacht. In der Scheune des Hauses ist ein kleiner Versammlungsraum mit Kaffeeküche für rund 15 Personen vorgesehen, der Museumsförderverein will die Wohnräume als Ausstellungs- und Archivräume nutzen.

Der Förderverein des Freilichtmuseums

Rund 3000 Mitglieder zählen die „Freunde und Förderer des Bergischen Freilichtmuseums Lindlar“ – so der offizielle Name des Vereins. Rund 1600 dieser Mitglieder sind Beitragszahler. Der Förderverein engagiert sich in vielfältiger Weise in der Museumsarbeit. Mitglieder bewirten Besucher des Museums, sie betreiben in eigener Regie die Kleinbahn, pflegen die Gärten und forschen in einem eigenen Arbeitskreis zur Geschichte .

Für den Wiederaufbau des Kleinsthauses im Museum braucht der Verein finanzielle Unterstützung. Ansprechpartner ist Geschäftsführer Werner Hütt, erreichbar per E-Mail an werner.huett@t-online.de

Der Abbau des Hauses ist für April/Mai vorgesehen. Mit dem Wiederaufbau kann der Förderverein aber erst beginnen, wenn genügend Geld zur Verfügung steht. Der Verein ist deshalb auf Spenden angewiesen. „Jeder Mäzen, der dies wünscht, soll im Haus namentlich verewigt werden“, erklärt der Museumsleiter.

Das Hofhaus aus Radevormwald soll Teil der Baugruppe „Am Mühlenberg“ werden und in unmittelbarer Nähe zu Hof Lindscheid aus Nümbrecht aufgebaut werden - dort, wo jetzt ein Toilettencontainer steht. Die vorhandene Toilettenanlage könnte an das Gebäude angefügt werden.

Kamp und Dawid haben die Geschichte des Hauses recherchiert, dass wohl noch im 18. Jahrhundert erbaut wurde. 1828 befanden sich an der Stelle noch zwei sehr kleine Wohnhäuser, die im Lauf der Zeit zusammenwuchsen. Anhand des Fachwerks lassen sich vier Bauphasen nachweisen.

Ein Auszug aus dem Urkataster von 1828, der Pfeil zeigt auf das winzige Doppelhaus Nr. 38/39.

Ein Auszug aus dem Urkataster von 1828, der Pfeil zeigt auf das winzige Doppelhaus Nr. 38/39.

Ursprünglich dienten beide Kleinsthäuser wohl als Altenteil. Als die Industrie im nahen Lennep und Remscheid immer mehr Menschen anzog, verschmolzen beide zu einem Arbeiterwohnhaus mit angegliederter Scheune. 1892, vielleicht auch schon ein paar Jahre früher, erwarb August Brausch, Weber und Fabrikarbeiter, das Haus. 1905 verkaufte er es an den Feilenhauer Rudolf Tacke und seine Frau.

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1911 kam es in der Feilenhauerindustrie zu Streiks, Tacke musste daraufhin wohl seinerseits Haus und Grundstück verkaufen, weil er seine Kredite nicht mehr zurückzahlen konnte. Neuer Eigentümer wurde der direkte Nachbar, der Landwirt Gustav Wilhelm Aldermann, der das neu erworbene Grundstück mit seiner Hofstelle verschmolz und das Häuschen von da an vermietete. Aldermann hatte sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts innerhalb von zehn Jahren vom „Hilfsweichenwächter“ der Preußischen Eisenbahn bis zum selbstständigen Landwirt hochgearbeitet.

Ein Foto aus den 1940er Jahren zeigt das Haus in Radevormwald mit der Besitzerfamilie Aldermann Junior.

Ein Foto aus den 1940er Jahren zeigt das Haus in Radevormwald mit der Besitzerfamilie Aldermann Junior.

Kleinsthäuser waren auf den Dörfern im Bergischen einst weit verbreitet. Sie entstanden infolge der Realerbteilung, die den Grundbesitz immer stärker zersplitterte. Heute sind nur noch wenige dieser Häuser erhalten. „Der zeitweise proletarische Besitzstand und die Koexistenz mit den bäuerlichen Grundstücksnachbarn stellt in Oberberg eine Besonderheit dar“, so Kamp.

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