Gaststätte Kenfenheuer60 Pfennig für ein Kölsch

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Geschäftsführer Heinrich Kenfenheuer hinterm Zappes.

Geschäftsführer Heinrich Kenfenheuer hinterm Zappes.

Bergisch Gladbach – Die Gaststätte von Johann Josef Kenfenheuer an der Hauptstraße unweit des Driescher Kreuzes war früher eine beliebte Einkehr. 1926 hatte der Gladbacher die Brennerei gebaut und eröffnet. Im Zweiten Weltkrieg trafen Bomben das Gebäude, das daraufhin lange leer stand. Heute befinden sich an dieser Stelle ein Sanitätshaus und ein Optiker.

In der Gaststätte waren im Laufe der Jahrzehnte alle möglichen Gladbacher Persönlichkeiten zu Gast. Und solche die sich für Persönlichkeiten hielten. So weiß der Enkel des Gaststätten-Gründers, Kurt Kenfenheuer, zu berichten: Saß ein gewisser Gast in Uniform am Tisch, diskutierten die übrigen Besucher lauthals die Nachteile des Dritten Reiches. Familie Kenfenheuer wehrte sich gegen die NS-Diktatur, sie stand politisch der SPD nahe. In einem Sekretär im Saal über den Gasträumen verwahrte Johann

Josef Kenfenheuer seine Unterlagen: „Eines Tages kamen die Nationalsozialisten und haben alles aus dem Fenster im ersten Stock geworfen“, erinnert sich Kenfenheuer.

Gegen Kriegsende wurde die Gaststätte von Bomben zerstört. Erst der örtliche Leiter der alliierten Militärs, Oswald, brachte neues Leben in das Wirtshaus. Er suchte 1948 für seine Mannen eine Kantine und fragte bei Peter Walterscheid an, dem Chef des damaligen Arbeitsamtes. Dieser erinnerte sich an Kenfenheuers Wirtshaus. Trotz der Kriegsschäden nahm Oswald an und beauftragte die Firma Strünker mit den nötigen Bauarbeiten: „Schon einen Tag später war die Instandsetzung erledigt“, erinnert sich Kurt Kenfenheuer. Seine Mutter Martha wurde Beiköchin, Vater Heinrich Geschäftsführer. Wenn die Eltern im Urlaub weilten, führte Kurt das Lokal. Bekannt war es vor allem für seine Frikadellen und Käsehäppchen. Heinrich Kenfenheuer verlangte damals gerade einmal 60 Pfennig für ein Kölsch und einen Schnaps. Bei den Konkurrenten, die zehn Pfennig mehr nahmen, sorgte der Niedrig-Preis für Verärgerung: „Mein Vater hat ihnen immer gesagt, er würde das Geld lieber den Gästen als dem Finanzamt eben“, so der Sohn.

Die letzten Jahre vor dem Aus übernahm Johann Dünn die Kneipe. Bei einer Versteigerung setzte sich der Ortsbauernführer aus Overath gegen Heinrich Kenfenheuer durch. Die angesetzten 41 000 Mark überbot er um 1000 Mark

, wurde aber vertragsbrüchig: „Als Dünn die Brennerei abgebaut und abtransportiert hatte, musste er eine Strafe von 40 000 Mark zahlen“, so der mittlerweile 86-Jährige.

Letzter Wirt war Sohn Hans Dünn, bevor Ende der 1960er endgültig die Lichter der Gaststätte ausgingen.

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