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Kommunalwahl 2025Neues rot-grün Bündnis überrascht Overather CDU

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Die Stichwahlkandidaten Hans Schlömer (Mitte) und Michael Eyer lassen sich auf dem Overather Stadtfest den Notausgang zeigen.

Die Stichwahlkandidaten Hans Schlömer (Mitte) und Michael Eyer lassen sich auf dem Overather Stadtfest den Notausgang zeigen.

Overather Grüne unterstützen SPD-Bürgermeisterkandidat Hans Schlömer und stellen sich damit gegen ihren Kooperationspartner. 

Die Würfel sind gefallen: Die Grünen werden Hans Schlömer (SPD) in der Stichwahl am 28. September unterstützen – und   in den Wahlkampf gegen den CDU-Kandidaten Michael Eyer einsteigen. Das hat die Partei am Montagabend auf ihrer Mitgliederversammlung beschlossen – einstimmig.

Dieses Ergebnis sei „überraschend“ gewesen, weil einige Mitglieder aus der aktuellen Fraktion Schlömer und seinem Vorgehen in Rats- und Ausschusssitzungen gegenüber kritisch eingestellt waren. „Ich rechne es unseren Leuten hoch an, dass sie über ihren Schatten gesprungen sind und wir diese Entscheidung sogar ohne Gegenstimmen getroffen haben“, sagte Grünen-Sprecherin Anka Bliedtner auf Nachfrage.

Damit ist Schlömer in der Stichwahl der gemeinsame Bürgermeisterkandidat von SPD und Grünen. „Das freut mich sehr. Darauf hatte ich gehofft“, sagte Schlömer. Beide Parteien wollen in den kommenden zwei Wochen jetzt gemeinsam Wahlkampf machen, wie der genau aussehen wird, wollen sie noch besprechen.

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Overaths Grüne können Bürgermeisterwahl noch beeinflussen

Obwohl ihre Kandidatin nicht mehr im Rennen ist, könnten die Grünen die Wahl des Bürgermeisters also noch beeinflussen. Denn mit knapp 20 Prozent der Stimmen, hat Dagmar Keller-Bartel einen nicht unerheblichen Teil der Wählerinnen und Wähler von sich überzeugt. Mit diesem Wahlergebnis haben die Grünen gezeigt, dass ihre Ziele und Themen für die Overather durchaus relevant sind. Mit ihrer Wahlempfehlung wollen sie ihren Wählerinnen und Wählern nun eine Alternative nahelegen, die Grüne Themen ebenfalls abgeht. Auch wenn eine Empfehlung keine Garantie ist, könne diese das einen entscheidenden Impuls auf das Wahlergebnis haben. 

Bliedtner berichtete, dass die Grünen im Vorabgespräch mit Schlömer und der SPD die Vorbehalte gegenüber dem Kommunikationsstil des Bürgermeisterkandidaten offen angesprochen hätten. Das habe Schlömer sich zu Herzen genommen. „Jetzt ist es ja auch eine andere Situation“, betonte Schlömer. Im neuen Rat werde es nicht mehr so sein, dass die SPD sich gegen ein Bündnis aus drei anderen Parteien durchsetzen müsse. „Inhaltlich stehe ich den Grünen sehr nahe. Ich möchte gut mit ihnen zusammenarbeiten und ich denke, dass solche Auseinandersetzungen nicht mehr vorkommen werden“, sagte er.

Grüne und SPD sind sich bei vielen Themen einig

Nach längerer Diskussion hätten die Grünen auf ihrer Mitgliederversammlung ähnliche Töne angeschlagen: „Wir haben gesagt, dass es uns um Themen gehen muss“, sagte Bliedtner. Und da gäbe es viele Überschneidungen. Die Parteien hätten beispielsweise ähnliche Ansätze im sozialen Wohnungsbau, bei der Teilhabe von Jugendlichen und natürlich beim Klimaschutz.

Mit der Unterstützung für Schlömer sprechen sich die Grünen allerdings nicht nur gegen Eyer aus, sondern stellen sich auch gegen ihren Kooperationspartner CDU. „Die Zusammenarbeit hat eine Zeit lang gut funktioniert, aber in der letzten Zeit hat sie die Erwartungen an eine partnerschaftliche Kooperation nicht mehr erfüllt“, erläuterte Bliedtner. Die Grünen könnten sich nicht sicher sein, dass die Christdemokraten wirklich hinter einer neuen Kooperation stehen würden. Die Partei sei sehr heterogen, einige Mitglieder seien „relativ rechts“, wohingegen andere den Klimaschutz schon „wirklich ernst“ nehmen würden. Aber: „Die CDU ist ein bisschen wie eine Wundertüte, man weiß nicht so richtig, was man bekommt“, meinte sie.

Neuer Zusammenschluss wird sich auf politische Arbeit auswirken

Dieser neue Zusammenschluss wird sich auch auf die Überlegungen auswirken, wie im neuen Rat Mehrheiten gefunden werden können. SPD und Grüne haben für eine Mehrheit nicht genügend Sitze. Das bringt die CDU doch wieder ins Spiel. Die müsste dann allerdings mit einer der beiden Parteien zusammenarbeiten, die sich für die Stichwahl gegen ihren Kandidaten zusammengetan haben.

Besonders vor diesem Hintergrund und der Zusammenarbeit in den letzten fünf Jahren könne die CDU die Grünen-Entscheidung nicht verstehen: „Wir sind überrascht und perplex“, sagte CDU-Sprecher Klaus Graf. Sie hätten verstanden, wenn die Grünen sich neutral geäußert hätten und weder Schlömer noch Eyer unterstützt hätten.

Aber diesen Schritt der Grünen und dass dieser einstimmig gegangen wurde, treffe die Partei unerwartet. „Wir haben für heute Abend eine außerplanmäßige Vorstandssitzung. Dort werden wir besprechen, wie wir weiter vorgehen“, sagte Graf. Die Entscheidung der Grünen habe Einfluss auf die Entscheidungen, die dort getroffen werden und darauf, wie Eyers weiterer Wahlkampf aussehen werde.