Unternehmen hängen an BraunkohleVerein warnt vor Verlust von Arbeitsplätzen im Rhein-Erft-Kreis

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Ein Grossbagger im Tagebau

Rund um die Tagebaugruben droht ein großer Verlust von Arbeitsplätzen in den Zuliefer- und Dienstleistungsbetrieben.

Der Verein Mine ReWir will den Zulieferern und Dienstleistern von RWE aus dem Umkreis der Tagebaulöcher im Revier eine Stimme geben.

Der Strukturwandel im Revier hat längst begonnen, doch bei den Zuliefererfirmen für RWE hat sich offenbar noch niemand gemeldet. Dabei sind sie es doch, die neben dem Konzern vor den größten Veränderungen stehen. Das geht jedenfalls aus einer Mitteilung von Bürgermeister Sascha Solbach im Bedburger Rat hervor.

Solbach sagte, eine neue Studie der RWTH Aachen habe ergeben, dass es im Kernrevier – das sind die 20 unmittelbar an die Tagebaue und Kraftwerke angrenzenden Gemeinden – rund 400 Firmen gebe, die als direkte Zulieferer oder Dienstleister für RWE tätig seien. „Doch gemeldet hat sich bei diesen Firmen offenbar noch niemand.“

Manche Betriebe haben 250 Mitarbeiter

Dabei hätten manche von ihnen etwa 250 Mitarbeiter und trügen maßgeblich zur Wertschöpfung in der Region bei, betonte Solbach. Ob das auch Betriebe seien, die den Tagebau- und Kraftwerksmitarbeitern ganz alltäglich zuarbeiteten, indem sie ihnen beispielsweise Brötchen oder Wurst verkauften, wollte Markus Giesen von den freien Wählern wissen. Nein, die seien bei der Untersuchung noch nicht einmal eingerechnet worden, sagte Solbach, der viel von der Untersuchung der RWTH Aachen hält.

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Durch diese werde nämlich deutlich, dass die „bisherigen Fördermechanismen da überhaupt noch nicht greifen“. Es seien auch „Hidden Champions“ unter den Firmen in den 20 Städten des Kernreviers – also wenig bekannte, aber in ihrer Branche sehr erfolgreiche Unternehmen. Nutznießer von öffentlich geförderten Projekten sind im Rhein-Erft-Kreis bislang neben Bedburg, Bergheim und Elsdorf auch die Städte Kerpen, Frechen und Hürth.

Verein Mine ReWir will Dienstleistern Stimme geben

Ende vergangenen Jahres hat sich nun der Verein Mine ReWir gegründet, der den Zulieferern und Dienstleistern aus dem Umkreis der Tagebaulöcher eine Stimme geben will. 378 Firmen aus dem Kernrevier wurden bisher von der RWTH ermittelt. 40 Prozent davon bieten RWE Ingenieurleistungen an, 28 Prozent sind im Bauwesen tätig, 13 Prozent in der Gewinnungs- und Fördertechnik und neun Prozent in der Rekultivierung der ausgebaggerten Landschaft.

Betriebe aus E-Technik und Netzbetrieb sind zu sechs Prozent vertreten, Wasserbau zu drei, Bohrtechnik und Bahntechnik zu je einem Prozent. Aarti Sörensen, Geschäftsführerin von Mine ReWir, beschreibt die großen Herausforderungen der Firmen im Strukturwandel: „Viele unserer Mitglieder müssen jetzt sogar noch einmal sehr viel Personal aufbauen, wenn die Tagebaue rekultiviert und die Kraftwerke geschlossen werden, auch weil RWE schon begonnen hat, die Zahl der Arbeitnehmer zu senken.

Doch schon bald müssen die Zulieferer oder Personaldienstleister natürlich selbst auch Personal abbauen. Die Beschäftigungsquote fällt dann steil ab. Das ist nicht einfach für ein Unternehmen.“ Überall mangele es an Berufsnachwuchs. Jetzt können betroffene Firmen aus dem Kernrevier dem gemeinnützigen Verein, der der RWTH Aachen angeschlossen ist, beitreten. Nähere Informationen gibt es im Internet.

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