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ProtestAktivisten demonstrieren gegen weitere Rodung des Kerpener Sündenwäldchens

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Das Foto zeigt Menschen bei einer Demo vor den Resten des Sündenwäldchens.

Bei einer Kundgebung am Sonntagmittag forderten Naturschützerinnen und Naturschützer den Energiekonzern RWE und die Landesregierung dazu auf, den kleinen Rest des im Bildhintergrund zu erkennenden Sündenwäldchens zu erhalten.

RWE möchte in der Manheimer Bucht zwar keine Kohle mehr fördern, aber Kies und Sand für die Böschungssicherung am Hambacher See.

Die meisten Bäume des Sündenwäldchens nördlich von Alt-Manheim, wo RWE die Manheimer Bucht als Ausläufer des geplanten Hambach-Sees erschaffen möchte, hat der Energiekonzern bereits im vergangenen Jahr fällen lassen. Dutzende mächtige Stieleichen und Hainbuchen stehen allerdings noch. Und sie sollen auch stehen bleiben. Das fordern zumindest die rund 150 Naturschützerinnen und Naturschützer, die sich am Sonntagmittag an einer Kundgebung und einer Pflanzaktion unweit des kleinen Waldes beteiligten.

Kerpen: „Wald statt Kohle, Kies und Schotter“ war das Motto

Zu der Veranstaltung unter dem Motto „Wald statt Kohle, Kies und Schotter“ eingeladen hatten neben den Buirern für Buir, der Initiative 3 Rosen, der Mahnwache Lützerath und anderen Umweltgruppen auch der Landesverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) mit seinem Geschäftsführer Dirk Jansen an der Spitze.

Jansen hob hervor, dass das Sündenwäldchen zwar schon arg geschrumpft sei, aber trotzdem noch einen großen ökologischen Wert im Biotopverbund am Südrand des Hambacher Braunkohlentagebaus besitze. Beispielsweise diene die kleine Bauminsel den streng geschützten Bechsteinfledermäusen als unverzichtbare Raststation auf ihren Flügen zwischen dem Hambacher und dem Steinheider Wald. Auch die ebenfalls streng geschützte Wildkatze sei dort jüngst gesichtet worden.

Das Foto zeigt Aktivisten bei der Demo.

Rund 150 Naturschützerinnen und Naturschützer kamen am Sonntagmittag zu einer Kundgebung für das von der Rodung bedrohte Manheimer Sündchenwäldchen.

Jansen sparte nicht mit Kritik an der Landesregierung: „Es ist die absurde Logik der Braunkohlegewinnung, dass die Landesregierung es RWE gestattet, uraltes Kulturland, wertvolle Biotopverbundstrukturen und kostbare Artenvielfalt hier und jetzt zu zerstören, um irgendwann in ferner Zukunft nach der Braunkohle Neuland vor allem für Freizeit und Tourismus zu schaffen. Leidtragende ist einmal mehr die Natur.“

RWE möchte in der Manheimer Bucht zwar keine Kohle mehr fördern, aber Kies und Sand für die Böschungssicherung am Hambacher See. Ob es umweltfreundlichere Alternativen gebe, sei nie von unabhängigen Gutachtern geprüft worden, klagte Jansen. „Es ist schlimm, dass die Landesregierung es einfach zulässt, dass RWE wieder einmal die wirtschaftlich günstige aller Lösungen umsetzen kann.“

BUND scheiterte mit Klage vor dem Oberverwaltungsgericht

Eine BUND-Klage gegen dieses Vorgehen ist im Januar allerdings vor dem Oberverwaltungsgericht gescheitert. So wurde RWE das Recht zugesprochen, auch die letzten Reste des Sündenwäldchens in der seit dem 1. Oktober laufenden neuen Rodungssaison zu beseitigen.

Die Stadt Kerpen hat laut dem durch seine Hambacher Waldspaziergänge bekannten Aachener Naturführer Michael Zobel inzwischen ein Betretungsverbot für das Sündenwäldchen erlassen. Einige Aktivistinnen und Aktivisten haben sich dort seit einem Jahr baumhäuslich eingerichtet.

„In der Verfügung steht auch, dass dieses Betretungsverbot ab dem 20. Oktober, also ab sofort, mit unmittelbarem Zwang durchgesetzt werden kann“, so Zobel, „es ist also damit zu rechnen, dass in den nächsten Tagen gerodet wird. Wir wollen heute zeigen: Nein, wir nehmen das nicht einfach hin und hoffen bis zum letzten Moment, dass es noch einen Weg gibt, diesen Wald zu retten.“

Als sichtbares Zeichen der Entschlossenheit pflanzte man gestern einige Hundert Meter vom Sündenwäldchen entfernt zahlreiche neue Baumsetzlinge. Zudem wurde auf einem immer noch BUND gehörenden Grundstück an der geplanten Bucht ein neues gelbes Kreuz aufgestellt. Auf dem Grundstück haben Aktivistinnen und Aktivisten zusätzlich zur Mahnwache am Alt-Manheimer Ortsrand inzwischen zudem noch eine weitere Mahnwache eingerichtet.