Nach dem 0:1 an der Hafenstraße bemängelt der Abwehrchef vor allem die offensive Durchschlagskraft.
Viktoria KölnKapitän Greger mit deutlicher Kritik nach Pleite in Essen

Den Ball im Blick: Viktoria Kölns Christoph Greger (l.) und RWE-Angreifer Marvin Obuz
Copyright: IMAGO/frontalvision.com
Auch wenn es nach außen allenfalls vorsichtig kommuniziert wird: Die Ansprüche des FC Viktoria Köln sind nach der vergangenen Drittliga-Rekordsaison und dem bislang guten Saisonstart gewachsen. Anders lässt sich der wütende Auftritt von Christoph Greger nach der 0:1 (0:1)-Niederlage bei Rot-Weiss Essen am Samstag nicht erklären.
„Insgesamt dürfen wir uns jetzt irgendwann mal die Frage stellen, ob wir eine Topmannschaft sein wollen oder nicht. Ich glaube, man hat es heute wieder gesehen: Wir oft wir auf die gegnerische Kette zulaufen und nicht mal zum Abschluss kommen“, kritisierte der Kapitän und Abwehrchef. „Da müssen wir einfach Schritte in der Entwicklung machen. Sonst werden wir vielleicht im Mittelfeld landen, vielleicht rutschen wir auch unten rein.“ Bislang ist das nur ein theoretisches Szenario. Nach elf von 38 Spieltagen hat die Viktoria über ein Drittel der voraussichtlich zum Klassenerhalt benötigten 45 Punkte gesammelt. Die Abstiegsregion ist ein gutes Stück weg, zum Relegationsplatz drei sind es hingegen nur zwei Zähler.
Viktoria gibt nach gutem Beginn die Spielkontrolle ab
An der Hafenstraße lief bei der Viktoria offensiv kaum etwas zusammen. In der Anfangsphase hatten die Kölner das Spiel zumeist im Griff, die einzige nennenswerte Chance vergab Leonhard Münst in der elften Minute. In dieser Phase hätte die Mannschaft mehr Profit aus der Überlegenheit schlagen müssen, meinte Trainer Marian Wilhelm. „Dann haben wir das Heft des Handelns aus der Hand gegeben, obwohl wir es nicht unbedingt müssen. Das ärgert.“ Doch auch RWE hatte kaum Möglichkeiten aus dem Spiel heraus. „Es gab eine gewisse Chancenarmut, das lag auch daran, dass beide Mannschaften sehr konzentriert verteidigt haben. Es war ein Spiel auf hohem Niveau“, so Essens Coach Uwe Koschinat.
Alles zum Thema RWE
- „Richtungsweisendes“ Spiel gegen Viktoria Köln Unruhe an der Essener Hafenstraße
- Mit 140 Kilo Dynamit 280-Meter-Schornstein von Kraftwerk in NRW wird heute gesprengt
- Für Autos noch gesperrt Radweg an der K22n in Bergheim ist fertig
- Sündenwäldchen Aktivisten bei Kerpen bereiten sich auf Räumung vor
- Tagebau Hambach Polizei beendet Besetzung des Schaufelradbaggers
- Blick in die Zukunft Im Rheinischen Revier regiert bald das Wasser
- Erneuerbare Energien RWE darf Windpark im Ärmelkanal bauen
Wie es bei solchen Partien oft der Fall ist, sorgte eine Standardsituation für die Entscheidung. In der 40. Minute traf Ahmet Arslan per Kopf nach einer Ecke – obwohl der nur 1,80 Meter große Essener von Kölner Abwehr-Hünen umringt war. „Wenn wir so den Standard verteidigen, brauchen wir nicht darüber reden, dass wir da verdient ein Tor kassieren. Da stellen wir uns nicht gut an“, kritisierte Wilhelm. Greger sagte: „Am Ende entscheidet eine Aktion das Spiel: Ein Standard, auf den wir eigentlich vorbereitet waren, das ist furchtbar ärgerlich.“ Koschinat lobte die „Wachsamkeit“ Arslans in der Situation.
Tyger Lobinger verpasst den Ausgleich in der Schlussphase
Nach dem Seitenwechsel versuchte die Viktoria, mehr Offensivdrang zu entwickeln. Doch in fast allen Szenen blieb es bei Versuchen. „Wir hatten einige Situationen, in denen wir am oder im Strafraum zum Abschluss kommen können. Aber dann ist es leider in der Regel nur bei Angriffsversuchen geblieben. Der letzte Punch hat uns gefehlt“, gestand Wilhelm. Gleichzeitig hatte Essen Räume zum Kontern, doch Ramien Safi ließ in der 69. Minute die beste Möglichkeit zum 2:0 aus – der Stürmer hatte den Ball nach einem Gegenstoß zu weit an Dudu vorbeigelegt, aus spitzem Winkel verfehlte er anschließend das Tor. Viktorias größte Chance zum Ausgleich hatte Tyger Lobinger nach 81 Minuten, doch der Angreifer scheiterte per Kopf nach einer Flanke von Frank Ronstadt an RWE-Schlussmann Golz. Geholfen hätte der Viktoria vermutlich die Sprint- und Dribbelstärke von Yannick Tonye, doch der 21 Jahre alte Flügelstürmer musste kurzfristig passen, wieder hatte die Muskulatur gezwickt.
„Wenn ein Team am Ende ein Tor mehr auf dem Konto hat, dann ist es immer verdient. Das ist meine Überzeugung“, sagte Wilhelm nach einem von Viktorias schwächeren Auftritten. Koschinat war hochzufrieden – zumal er seinen Viktoria-Fluch brechen konnte: Nach acht sieglosen Duellen als Trainer verschiedener Mannschaften mit den Höhenbergern, gelang ihm wieder ein Sieg. Den letzten hatte Koschinat am 9. November 2013 in der Regionalliga West mit der Fortuna gefeiert.
Viktoria Köln: Dudu - Dietz, Greger, Sponsel - Handle, Kloss, Münst (71. Ronstadt), Wolf (71. Kozuki) - D. Otto, Engelhardt (46. Eisenhuth) - Lobinger (83. Zank). – Zuschauer: 16.307. – Tor: 1:0 Arslan (40.).