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Tag der RestaurierungFachleute hauchen beschädigten Archivalien in Pulheim neues Leben ein

3 min
Eine Frau erklärt einer Gruppe von Menschen etwas, dabei gestikuliert sie mit ihren Händen.

Papierrestauratorin Anna Katharina Fahrenkamp erklärte Gästen, wie historische Dokumente wieder aufbereitet werden.

Bei einem Rundgang durch die Werkstatt für Papierrestaurierung gaben Fachleute Einblicke in ihre komplexe Arbeit.

Eines zeigte sich beim Gang durch die Werkstatt für Papierrestaurierung im LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum (LVR-AFZ) auf dem Gelände der Brauweiler schnell - die acht Kolleginnen und Kollegen dort arbeiten mit viel Liebe, Geduld und Akribie, um historische Kulturgüter wieder zum Glänzen zu bringen.

Anna Katharina Fahrenkamp und Lilian Samland führten am Sonntag anlässlich des europäischen Tages der Restaurierung Besucherinnen und Besucher unter anderem aus Pulheim, Frechen und Hürth durch ihre Räumlichkeiten. Unter dem Motto „wir erhalten, was uns bewegt“ erklärten sie, was sie antreibt und wie sie arbeiten. „Wir tauchen immer wieder in tolle fremde Welten ein“, beschrieb Anna Katharina Fahrenkamp ihre Tätigkeit, die sie seit 13 Jahren mit Leidenschaft ausübt.

Pulheim: Kleine Eingriffe und komplexe Restaurierungen

So unterstützt die Werkstatt zahlreiche nicht-staatliche Archive im Rheinland bei der Konservierung und Restaurierung von Archivgut aus Papier, Pergament und Einbandmaterialien. Sie bietet fachliche Hilfe, um Archivalien zu sichern und ihre Langlebigkeit zu gewährleisten, indem sie unter anderem minimalinvasive Eingriffe und komplexe Restaurierungen realisiert.

Dabei wird jeder Vorgang vom ersten bis zum letzten Arbeitsschritt dokumentiert. In den Arbeitsräumen werden vor allem Bücher, Handschriften, Pergamentrollen, Urkunden, Fotografien, Karten, Pläne, Grafiken, Akten und Dokumente restauriert, beispielsweise nach Brand- oder Wasserschäden zu neuem Leben erweckt.

Wir Restauratoren für die Materialien interessieren uns vor allem für die Materialien
Anna Katharina Fahrenkamp, Restauratorin

„Zu den ungewöhnlicheren Objekten, die ich in den Händen hielt, gehörte auch einmal eine Flaschenpost“, berichtete Lilian Samland. „Archivare interessieren sich vor allem für den Inhalt des historischen Objektes, wir Restauratoren für die Materialien“, betonte Anna Katharina Fahrenkamp. Denn die Arbeiten würden individuell bei jedem Objekt an dessen Material angepasst.

Neben bestimmten Trocken- und Feuchtreinigungsverfahren, die angewendet werden, „restaurieren wir Papier mit Papier, Pergament mit Pergament und Leder mit Leder“, erklärte die Fachfrau. Die häufigsten Schadbilder an Dokumenten aus Papier seien Verschmutzungen, mechanische Beschädigungen wie Risse, Knicke und Fehlstellen sowie säurebedingter Zerfall oder Tintenfraß.

Menschen schauen auf eine Maschine.

Papierrestauratorin Lilian Samland erläuterte Interessierten, mit welchen Trocken- und Nassverfahren historische Dokumente behandelt werden.

Eine Papierstabilisierung erfolge meist durch Anfasern, heißt, hier werden fehlende Seitenteile mit Papierbrei ergänzt. Löcher würden auch mit Japanpapier behandelt. „Das ist ein sehr dünnes Papier, kommt eben aus Japan und ist für uns ein wichtiger Werkstoff“, erläuterte Anna Katharina Fahrenkamp.

Wie das in der Restaurierung aussieht, konnten die Gäste an einem Büttenpapier mit einem Einhorn-Wasserzeichen aus einem vergangenen Jahrhundert und an einem Buch aus dem Jahr 1490 sehen. „Risse in den Buchseiten werden auch mit Weizenstärkekleister bearbeitet“, ergänzte die Expertin.

„Um Urkunden zu glätten und zu reinigen, kommen sie häufig erst einmal in die Klimakammer. Dort sollen sie allmählich wieder Feuchtigkeit aufnehmen“, beschrieb die Restauratorin den Konservierungsprozess. Danach könne begonnen werden, die Schäden auf dem empfindlichen Papier zu beseitigen.

Zum Schluss gab es für die Interessierten auch noch Tipps, wie sie ihre Erinnerungsstücke zu Hause, beispielsweise ein Fotoalbum oder ein Lieblingskochbuch, sicher und lange aufbewahren können.